Toyota steht seit dem Eintritt in die Formel 1 besonders im Fokus der Öffentlichkeit. Doch auch bei Toyota haben Motorsport und speziell Sportwagen bereits eine lange Tradition. Der 2000 GT war nicht nur für Toyota ein Ausnahmefahrzeug, sondern auch der erste Supersportwagen Japans, der auf der 12. Tokio Motorshow 1965 erstmalig vorgestellt wurde.
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Das Coupé verband zeitlose Eleganz, modernste Technik und überragende Leistung mit eindrucksvollen Fahrleistungen. Damit katapultierte sich der 2000 GT auf Augenhöhe mit der Sportwagenelite seiner Zeit. Bis zum Beginn der Serienproduktion vergingen noch einmal zwei Jahre. In der Produktionszeit von 1967 bis 1970 entstanden lediglich 351 Exemplare. Der Erfolg des 2000 GT lag weniger im kommerziellen Bereich. Er sammelte Ruhm auf Rennstrecken, im Film und wurde der erste Imageträger Toyotas und Botschafter der japanischen Autoindustrie. Rüstig und rennfähig zählt der Toyota 2000 GT nunmehr zu den exklusivsten Oldtimern der Welt und ist ein gern gesehener Star bei allen wichtigen Treffen automobiler Klassiker.
© Foto: Speed Heads
Ein Glanzlicht zum Jubiläum
Mit der Vorstellung des 2000 GT als Prototyp auf der zwölften Tokio Motorshow feierte Toyota nicht nur den 30. Geburtstag seiner Autoproduktion. 1935 entstand unter der Leitung von Kiichiro Toyoda mit dem Toyota A-1 das erste Auto des Unternehmens. 1965 bestand die Modellpalette von Toyota aus Limousinen, die Namen trugen wie „Publica“, „Crown“ oder „Corona“ - allesamt brave Alltagsautos, deren „Brot-und-Butter-Status“ der 2000 GT Ruhm und Glanz verleihen sollte.
Für die Ambitionen, die Toyota mit dem 2000 GT verfolgte, existierte im Programm kein Fahrzeug, das eine brauchbare technische Basis geliefert hätte. Der 2000 GT begann mit leeren Blättern auf den Zeichenbrettern, an die Chefingenieur Jiro Kawano seine Mitarbeiter schickte.
Alle Schönheitsideale des Sportwagenbaus
Saturo Nozaki, für das Design des 2000 GT verantwortlich, huldigte mit der Form dem damaligen Schönheitsideal sportlicher Coupés vom Schlage eines Jaguar E-Type, Ferrari GTO oder Chevrolet Corvette. Der Designer hatte sich als Absolvent des Art Center College of Design in Los Angeles gründlich mit dem westlichem Design vertraut gemacht. Den größten Teil der 4.175 Millimeter Außenlänge scheint die Motorhaube einzunehmen. Das flache Dach ruht auf einer zierlichen, chromgefassten A-Säule, die – weit hinten an der Seite angebracht – eine extrem gerundete Panoramascheibe begrenzt. Die sanft abfallende Dachlinie mündet in einer markanten Abrisskante. Als „Fastback“ bezeichneten Zeitgenossen die Karosserieform.
Das dynamische Erscheinungsbild des 2000 GT resultiert nicht zuletzt aus seiner geringen Höhe von 1.160 Millimetern. Mit 1.600 Millimeter Breite wirkt der Toyota aus heutiger Sicht ausgesprochen zierlich. Größtes Kopfzerbrechen bereiteten den Designern die Hauptscheinwerfer, die im Hinblick auf den angestrebten US-Markt zu einem aus rein ästhetischen Aspekten nicht restlos gelungenen Kompromiss führten. Ein amerikanisches Gesetz damaliger Zeit schrieb die Lage von Hauptscheinwerfern in einer Höhe von mindestens 24 Zoll vor.
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Im Innenraum des 2000 GT finden sich alle Attribute wieder, die einen Sportwagen der Sechziger auszeichneten. Zwei große sowie fünf kleine Rundinstrumente informieren übersichtlich über Geschwindigkeit, Drehzahl, Bordspannung, Druckzahlen und Temperaturen. Mit einem feinen Chromring begrenzt, sind Instrumente und Bedienelemente in einen voluminösen Armaturenträger aus Rosenholz gebettet, der sich vom Blickfeld des Fahrers zur Mittelkonsole schwingt und die Hochwertigkeit des Ambientes im 2000 GT unterstreicht. Den kurzen Schalthebel des Fünfgang-Getriebes umhüllt eine Manschette aus Leder. Drei filigrane Metallspeichen und ein Kranz aus Edelholz bilden das Lenkrad. Die Sitze sind mit Kunstleder überzogen.
Modernste Motorenkonstruktion
Der Sinn für feinste Gestaltung und Liebe bis ins Detail zeigt sich auch bei einem Blick unter die Motorhaube. Neben den akkurat verlegten Leitungen und Kabeln fallen die beiden Deckel der Nockenwellen aus Leichtmetall auf. Sie sind mit schwarzem Schrumpflack überzogen. Der Deckel der Einlassseite trägt die Aufschrift „Toyota“, der der Auslassseite die Modellbezeichnung „2000“.
Beim Motor zogen die Entwickler alle Register und schufen das modernste und leistungsstärkste Triebwerk seiner Leistungsklasse. Die Grundlage bildete der Block aus Grauguss des Toyota Crown mit zwei Liter Hubraum. Der Sechszylinder-Reihenmotor mit Flüssigkeitskühlung hat einen Hubraum von 1.988 cm3.
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Spektakuläre Fahrleistungen
Das Triebwerk leistet 110 kW/150 PS bei 6.600 U/min. Das maximale Drehmoment von 177 Newtonmetern steht bei 5.000 U/min bereit. Für den Wettbewerb entwickelte Yamaha eine zweite Stufe des Motors, die bei gleichem Hubraum 148 kW/200 PS bei 7.200 U/min erzielt. Für den Leistungszuwachs sorgten unter anderem eine höhere Verdichtung, geänderte Steuerzeiten und 45-Millimeter-Dreifachvergaser von Weber.
Schon die Leistung der Straßenversion sorgte damals für eindrucksvolle Fahrwerte. 1967 ermittelte die renommierte amerikanische Fachzeitschrift „Road & Track“ für den Toyota 2000 GT eine Beschleunigung von zehn Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und 24 Sekunden von 0 bis 160 km/h. Als Höchstgeschwindigkeit erreichte der Toyota 2000 GT 210 km/h.
Konkurrenzloser technischer Aufwand
Der technische Standard des 2000 GT- Triebwerks war zu seiner Zeit in der Leistungsklasse unerreicht. Im Europa der Sechziger bildeten Vierzylinder mit einer seitlichen Nockenwelle die Standardmotorisierung, in den USA V8 mit einer zentralen Nockenwelle. Einen vergleichbar modernen Sechszylindermotor mit obenliegenden Nockenwellen bot weltweit lediglich Alfa Romeo. Der italienische Reihensechszylinder mit 2,4 Liter Hubraum leistete 130 beziehungsweise 145 PS. Mitte der sechziger Jahre fanden sich Reihensechszylinder mit doppelten obenliegenden Nockenwellen nur noch bei Jaguar, wo sie mit Hubräumen zwischen 2,5 und 4,2 Litern 120 bis 269 (SAE)-PS leisteten sowie bei Aston Martin. Deren Vierliter- Aggregate erzeugten 286 beziehungsweise 330 PS. Die Kombination aus einem Reihensechszylinder vergleichbarer Bauart und einem Fünfgang-Schaltgetriebe für die Kraftübertragung war beim 2000 GT weltweit einmalig.
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Aufwändigste Fahrwerkstechnik
Die Konstruktion des Fahrwerks steht in Komplexität und Leistungsfähigkeit dem Motor in nichts nach. Die Wahl eines Kastenrahmens mit Quertraversen fiel zugunsten einer hohen Karosseriesteifigkeit, die die Fahrstabilität günstig beeinflusst und nicht zuletzt für einen ordentlichen Komfort im allgemeinen Straßenverkehr sorgt. Vorne sind die Räder einzeln an doppelten Querlenkern mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern aufgehängt. Ein Querstabilisator vermindert die Seitenneigung der Karosserie. An der Hinterachse sind die Räder ebenfalls einzeln aufgehängt und zwar an doppelten Dreiecksquerlenkern sowie Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern. Die Bremsanlage des 2000 GT mit Scheibenbremsen rundum übernahm Toyota von Dunlop. Die Serienausstattung der Bereifung trägt das Format 165 HR 15 auf Felgen mit 15 Zoll Durchmesser.
Weltrekorde und Rennerfolge
Nach der eindrucksvollen Premiere des Prototypen bei der zwölften Tokio Motorshow steigerte Toyota bis zum Serienbeginn im Frühsommer 1967 die Spannung des Publikums durch drei spektakuläre Weltrekorde und dreizehn internationale Rekorde, die der 2000 GT am 1. Oktober 1966 auf der Hochgeschwindigkeitsteststrecke von Yatabe in der Präfektur Saitama nahe Tokio aufstellte.
Im gleichen Jahr erzielte der Toyota 2000 GT auch bemerkenswerte Erfolge auf der Rennstrecke. Beim ersten Auftritt im Wettbewerb anlässlich des dritten Japan Grand Prix erreichte der GT einen dritten Platz. Im Juni 1966 fand in Suzuka das erste Langstreckenrennen Japans über 1.000 Kilometer statt. Die beiden ersten Plätze belegte jeweils ein Toyota 2000 GT.
Die texanische Rennsportlegende Caroll Shelby, Schöpfer der unvergesslichen Shelby Cobra, bereitete für die Saison 1968 des SCCA (Sports Car Club of America) drei Toyota 2000 GT vor, die in der Klasse C für Produktionswagen gegen Hersteller wie Porsche, Triumph oder Datsun antraten. Dabei tat sich besonders Pilot Scooter Patrick hervor, der regelmäßig das Ziel sah und den letzten Lauf im kalifornischen Laguna Seca sogar gewinnen konnte.
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Teuer wie ein Porsche
Der enorme technische Aufwand und die Kleinserienfertigung in weitgehender Handarbeit schlugen sich zu Beginn der Kundenauslieferung im Frühsommer 1967 im Preis nieder. Mit 2,38 Millionen Yen war der Toyota 2000 GT das weitaus teuerste japanische Auto seiner Zeit und für die Normalverdiener des „Landes der aufgehenden Sonne“, wie die wörtliche Übersetzung von „Nippon“ lautet, unerschwinglich. Die Oberklasse-Limousine von Toyota, der „Crown“ MS 41 mit einem 125 PS starken Zweiliter-Sechszylinder kostete gerade die Hälfte. In D-Mark lag der Preis bei umgerechnet 20.000 Mark. Zum Vergleich: 1965 kostete ein Opel Diplomat V8 17.500 Mark, ein Mercedes 300 SE 21.500 Mark oder ein Porsche 911 L (130 PS) 21.900 Mark. Nach Deutschland kam der Toyota 2000 GT offiziell nie. In der Schweiz kostete er als Importmodell 33.000 Franken.
Trotz der geringen Auflage erfolgte 1969 eine Modellpflege für den 2000 GT. Das Coupé erhielt unter anderem einen geänderten Grill und modifizierte Scheinwerfer sowie orangefarbene Blinker und Räder aus Leichtmetall.
Das Aus wegen der Kosten
1970 brachten die USA neue verschärfte Gesetze für die Fahrzeugsicherheit heraus. Die dafür notwendigen Änderungen am 2000 GT hätten die Kosten für Toyota noch einmal in unkalkulierbare Höhen wachsen lassen. Darum endete die Produktion nach 351 Einheiten. Diese Zahl schließt die Modelle mit Leichtbaukarosserie für den Rennsport und zwei Exemplare für Filmarbeiten ein. Die Aufteilung der Produktionszahl lässt sich heute nicht mehr nach Links- und Rechtslenkern quantifizieren.
Einer der gesuchtesten Oldtimer
Einige der raren GT fanden ihren Weg nach Europa über die Vereinigten Staaten. GIs mit Marschbefehl in die alte Welt brachten ihren Toyota aus den USA mit und verkauften ihn nach der Versetzung aus Europa. In den Achtzigern und Neunzigern verschwand der Toyota 2000 GT vollkommen von den Straßen und aus dem Bewusstsein. Noch vor 15 Jahren schätzten Experten die Zahl der noch weltweit existierenden Fahrzeuge auf rund ein Dutzend.
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Aus heutiger Sicht zeigt sich der Bestand jedoch erfreulich umfangreicher; denn tatsächlich überstand eine dreistellige Zahl von 2000 GT die Jahrzehnte. Als erster japanischer Supersportwagen gilt er in seiner Heimat als eine Ikone des Sportwagenbaus. Bei japanischen Autoenthusiasten und Sammlern errang der Toyota 2000 GT längst den Status eines bedeutenden Kulturdenkmals. Dementsprechend hoch fallen auch die Preise für gut erhaltene Exemplare aus. Für einen 2000 GT in Top-Zustand sind mindestens 300.000 Euro zu kalkulieren; vorausgesetzt, es findet sich überhaupt ein Besitzer in Verkaufslaune. Das Preisniveau entspricht raren Modellen von Ferrari aus den Sechzigern oder einem Mercedes-Benz 300 SL „Gullwing“.
Der 2000 GT als Dienstwagen von James Bond
Toyota ist der einzige japanische Autohersteller, der sich rühmen kann, einen Dienstwagen für den berühmtesten Geheimagenten aller Zeiten gestellt zu haben: James Bond 007. Eine Ehre, die sich Toyota nur mit Aston Martin, Lotus und BMW teilt. Im fünften Abenteuer mit dem Titel „Man lebt nur zweimal“ (Original: „You only live twice.“) entkommt 007 zahllosen Schurken in einem 2000 GT. Der Toyota ist bis heute das einzige „James-Bond-Auto“, bei dem der Geheimagent Ihrer Majestät mit der Lizenz zum Töten nicht selbst haarsträubend ins Volant greift. Bond-Darsteller Sean Connery nahm auf der linken Beifahrerseite des Roadsters Platz und überließ das Fahren seiner bezaubernden japanischen Kollegin Aki.
Nach langem Überlegen entschloss sich Produzent Albert R. Broccoli für den Toyota, da ein großer Teil des Abenteuers in Japan spielte. Der enge Zeitplan erlaubte nicht die Konstruktion eines echten Cabrios. Der Film-GT entstand direkt aus einem Coupé, dessen Dach entfernt wurde. Dank des steifen Kastenrahmens blieb der 2000 GT auch ohne zusätzliche Versteifungen als Cabrio fahrstabil und dynamisch. Aus Zeit- und Kostengründen entfiel zudem die Konstruktion eines Verdecks. Da Akiko Wakabayashi, die Darstellerin der Agentin Aki, gar nicht Auto fahren konnte, waren zwei Fahrzeuge erforderlich. Eines für die Nahaufnahmen in den Londoner Pinewood Studios und ein zweites für die Actionsequenzen, bei denen eine Stuntfrau den Toyota auf japanischen Straßen pilotierte. Um den 1,90 Meter großen Connery einigermaßen bequem transportieren zu können, musste der Beifahrersitz gegenüber der Serie deutlich nach hinten wandern.
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War das erste Bond-Auto, ein Aston Martin DB 5, noch mit zahlreichen martialischen Sonderausstattungen wie Kanonen, Panzerplatten, Reifenschlitzern und einem Schleudersitz ausgestattet, so folgte der Toyota 2000 GT mit seinem Geheimequipment der Technikbegeisterung seiner Heimat. Die elektronische Ausrüstung bestand unter anderem aus einem Farbbildschirm in der Mittelkonsole, Kameras hinter den Nummernschildern, drahtloser Telefonverbindung, Hifi-Empfänger, einem Tonband mit selbstständiger Betätigung beim Ertönen von Stimmen und einem Videorecorder.
Das Filmteam setzte den 2000 GT zwischen Juli und Oktober 1966 an 14 verschiedenen Drehorten in Japan ein. Ein großer Teil der spektakulären Aufnahmen fiel zum Verdruss der japanischen Partner der Schere zum Opfer. In der 116-minütigen Kinoversion erscheint der 2000 GT nur für knapp sechs Minuten in drei verschiedenen Szenen. Toyotas Projektleiter Toshihiro Okada, verantwortlich für den offenen 2000 GT, zeigte sich persönlich besonders über den Wegfall jener Szene auf Tokios Prachtstraße Ginza enttäuscht, für deren Dreh am frühen Morgen mehrere Straßenzüge gesperrt worden waren.
Die beiden offenen 2000 GT reisten nach Abschluss der Dreharbeiten in doppelter Mission durch Europa und Amerika. Einmal, um den Film zu bewerben, aber auch, um für die Marke Toyota die Werbetrommel zu rühren. Regisseur Lewis Gilbert hatte mit 9,6 Millionen Dollar eines der damals größten Budgets der Filmgeschichte zur Verfügung und mit exotischen Drehorten wie Japan, Hongkong oder den Bahamas sowie einem erloschenen Vulkan für furiose Finale eines der größten Sets aller Zeiten.