500 kW/680 PS, schneller als ein Formel-1-Rennwagen und dazu ein unglaublicher Rekordjäger: Der VW ID.R ist der erste elektrische Rennwagen von Volkswagen und fährt auf den legendärsten sowie schwierigsten Strecken der Welt eine Bestzeit nach der anderen ein. Ob Nürburgring-Nordschleife, Pikes Peak, Goodwood oder Tianmen - der ID.R beweist die technische Leistungsfähigkeit der E-Mobilität und zeigt, dass auch sportliche Fahrer mit künftigen, sportlich ausgelegten Serien-Elektroautos viel Spaß bekommen werden. Den Beginn markiert der VW ID.3 R. Grund genug, sich die Rekordserie genauer anzuschauen und einen Blick auf das künftige Performance-Modell in der Serie zu werfen.
VW ID.R: 680 PS und schneller als ein Formel-1-Rennwagen
Die Leistungsdaten des VW ID.R beeindrucken: Zwei separate Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse generieren zusammen eine Systemleistung von mächtigen 500 kW/680 PS und ermöglichen obendrein einen Allradantrieb. Dazu kommt ein maximales Drehmoment von 650 Nm, das - wie bei Elektromotoren üblich - sofort anliegt und atemberaubende Beschleunigungswerte realisiert. In nur 2,25 Sekunden sprintet der VW ID.R von 0 auf 100 km/h. Das ist schneller als ein Formel-1-Rennwagen, der ca. 2,6 Sekunden benötigt. Die Rennwagen in der Formel E brauchen etwa 2,9 Sekunden. Erst bei einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 270 km/h beendet der VW ID.R seinen Vortrieb.
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Der Elektro-Rennwagen erzeugt sogar so viel Abtrieb (Anpressdruck), dass dieser bei 180 km/h an der Decke fahren könnte. In der Praxis bedeutet dies: Der ID.R klebt geradezu auf dem Asphalt und baut in Kurven immens hohe Geschwindigkeiten auf.
24.06.2018 - Pikes Peak: Fabel-Rekord beim „Heiligen Gral“ der Bergrennen
Das ist das wohl spektakulärste Bergrennen auf der Welt: der seit 1916 ausgetragene „Pike Peak Hill Climb“ in den USA. 19,99 Kilometer, 156 Kurven, 1.440 Meter Höhenunterschied und nur ein Versuch. Kaum Leitplanken und direkt neben der Straße befinden sich Abhänge mit bis zu einigen Hundert Metern Tiefe. Das ehrfurchtsvoll „Race to the Clouds“ („Rennen zu den Wolken“) genannte Event startet auf 2.862 Metern und endet erst 4.302 Meter über Meereshöhe. Darüber hinaus ist es bitterkalt: Die Durchschnittstemperatur beträgt auf dem Gipfel des „Pikes Peak“ im hochsommerlichen Juni nur 0 Grad Celsius.
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Was es noch schwieriger macht: Erst beim Rennen selbst kann ein Teilnehmer die gesamte Strecke fahren - und es gibt nur einen einzigen Wertungslauf. Im Vorfeld stehen für alle Teams auf einem Abschnitt lediglich zwei Test-Sessions über eine Dauer von drei Stunden zur Verfügung. Das Auto muss demzufolge beim Start des Rennens mit seiner ganzen Technik auf Abruf zuverlässig funktionieren.
Am 24. Juni 2018 geht der VW ID.R in die Extreme: Mit einer Zeit von 7:57,148 Minuten verbessert Rennfahrer Romain Dumas den „Pikes Peak“-Rekord von Sébastien Loeb aus dem Jahr 2013 um gleich 16,730 Sekunden. Loeb stellte den alten Rekord mit einem 875 PS starken Peugeot 208 T16 auf. Mehr noch: Der VW ID.R ist das erste Fahrzeug in der langen Historie des seit 1916 ausgetragenen Bergrennens, das die schwierige Strecke zum Gipfel in unter acht Minuten bezwingt.
03.06.2019 - Nürburgring-Nordschleife: VW ID.R pulverisiert den alten Rekord
Zu den bekanntesten und anspruchsvollsten Rennstrecken der Welt zählt zweifellos die legendäre Nürburgring-Nordschleife in Deutschland. Seit 1927 schlängelt sich das heute 20,832 Kilometer lange Asphaltband wie eine Berg-und-Tal-Bahn mit 73 Kurven durch die Eifel. Der frühere Formel-1-Weltmeister Sir Jackie Stewart bezeichnete die Nordschleife gar als „Grüne Hölle“. Kein Wunder: Eine Bestzeit auf der Nordschleife gilt weltweit als Ritterschlag für Rennwagen und sportliche Serienfahrzeuge.
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Volkswagen hat den Rundenrekord für das schnellste Elektroauto im Auge. Am Steuer des VW ID.R sitzt erneut Romain Dumas. Was mitreißt: Etliche Kurven lassen sich durch den hohen Abtrieb fast so schnell wie eine Gerade fahren. Als die Zeit stoppt, ist die alte Rekordmarke von Peter Dumbreck im NIO EP9 aus dem Jahr 2017 geradezu pulverisiert. Der VW ID.R braucht am 3. Juni 2019 für die Nordschleifen-Runde nur 6:05,336 Minuten und deutliche 40,564 Sekunden weniger als der NIO EP9 aus China. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Volkswagens beträgt auf der Nordschleife 204,96 km/h.
Wenn das noch nicht genug ist: Der NIO EP9 besitzt eine Systemleistung von 1000 kW/1360 PS. Allerdings atomisiert Volkswagen nicht nur die alte Rekordzeit des chinesischen Elektro-Supersportwagens, sondern zeigt darüber hinaus, dass dies mit einer deutlich kleineren Antriebseinheit möglich ist. Der VW ID.R benötigt nur die Hälfte der Power für den neuen Rekord.
Die schnellste, jemals gemessene Zeit auf der Nordschleife, losgelöst von einer Straßenzulassung und technischen Regularien, erzielte am 29. Juni 2018 der deutsche Timo Bernhard in einem Porsche 919 Hybrid Evo. Der Hybrid-Racer mit einer Systemleistung von 853 kW/1160 PS brauchte nur 5:19,546 Minuten für eine Runde.
06.07.2019 - Goodwood Festival of Speed: VW ID.R setzt nach 20 Jahren neuen Rekord
Eng, wellig und nur 1,86 Kilometer lang: Das ist die berüchtigte Bergrennstrecke des „Goodwood Festival of Speed Hillclimb“ in England. Für das seit 1993 ausgetragene Bergrennen verantwortlich zeichnet der motorsportbegeisterte Charles Henry Gordon-Lennox, Duke of Richmond, der das berühmte „Festival of Speed“ alljährlich auf seinem eigenen Anwesen veranstaltet. Zu sehen sind beim Renn- und Sportwagen, Rennmotorräder und Rallye-Autos aus allen Epochen der Motorsportgeschichte - von Vorkriegsmodellen bis hin zu modernen Formel-1-Boliden.
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Genau 20 Jahre hält die Bestzeit des deutschen Nick Heidfeld, der 1999 mit einem Formel-1-Rennwagen, genau genommen einem 574 kW/780 PS starken McLaren-Mercedes MP4/13, den Hügel von Goodwood in nur 41,60 Sekunden erklimmt. Viele denken, dass diese Zeit in Stein gemeißelt sei.
Doch am 6. Juli 2019 soll sich alles ändern: Volkswagen tritt mit dem VW ID.R in Goodwood an. Rennfahrer Romain Dumas verbessert mit dem ID.R die Rekordzeit des Goodwood Hillclimb auf nur 39,90 Sekunden. Damit unterbietet Volkswagen mit einem Elektro-Rennwagen die langjährige Formel-1-Bestzeit um deutliche 1,7 Sekunden und schreibt erneut Motorsport-Geschichte.
02.09.2019 - Tianmen Mountain: Dieser Rekord ist nichts für schwache Nerven
Die bislang spektakulärste Herausforderung des VW ID.R erfolgt auf dem Tianmen Mountain in China. Nach acht Jahren Bauzeit wurde 2006 die „Tianmen Shan Big Gate Road“ fertiggestellt und zählt seitdem zu den eindrucksvollsten Straßen der Welt. Über 3.000 mächtige Kalksandsteinsäulen ragen senkrecht in den Himmel, viele über mehrere Hundert Meter. Oft verstecken sich die Gipfel in dichtem Nebel oder tief hängenden Wolken. Die außerirdisch wirkende Landschaft soll Regisseur James Cameron zu den fantastischen Kulissen seines Kinohits „Avatar“ inspiriert haben.
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Wie eine riesige, asphaltgewordene Schlange windet sich die 10,906 Kilometer lange „Tianmen Shan Big Gate Road“ mit 99 Haarnadelkurven den steilen Anstieg hinauf. Kaum eine Gerade ist länger als 50 Meter. So faszinierend all das klingt: Die Strecke ist unglaublich eng, dazu sehr uneben und führt teilweise durch extrem schmale Tunnel. Auf der einen Seite der Straße befinden sich steile Felswände, auf der anderen Seite geht es fast senkrecht hinab. Die Fahrbahn und den Abhang trennt lediglich eine Reihe kleiner Betonblöcke. Ein kleiner Fahrfehler - und es gibt einen sehr langen Sturz nach unten.
Dann kommt ein krasser Fahrer wie Romain Dumas, der mit dem VW ID.R im Renntempo den Tianmen Mountain hochprescht. Die Zeit: 7:38,585 Minuten - und damit so schnell wie kein Mensch zuvor. Geht auch nicht anders, da zuvor noch niemand die Strecke in Renngeschwindigkeit hochfuhr. Sollte ein chinesischer Hersteller wie NIO versuchen, den Tianmen-Rekord zu knacken: es wird mit der heutigen Technik sehr schwierig.
Ziel des Höllenritts ist das mythische „Himmelstor“, ein natürlicher, 131,5 Meter hoher Durchbruch Tianmenshan („Himmelstorberg“). Nach chinesischem Volksglauben handelt es sich bei dem „Heaven’s Gate“ um die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Die letzten Meter führen über eine 45 Grad steile Treppe mit 999 Stufen. Die Zahl „9“ ist wie bei den 99 Haarnadelkurven kein Zufall; denn die Ziffer symbolisiert die 9 Paläste des Himmels.
VW ID.3 R: Das erste Performance-Elektroauto in Serie - was wir erwarten können
Elektromobilität kann sehr viel Spaß bereiten - und das auch für sportlich ambitionierte Fahrer. Der VW ID.R zeigt, wie leistungsfähig der Elektroantrieb von Volkswagen bereits heute ist. Durch die Rekordfahrten und die Einsätze am Limit bei unterschiedlichsten Bedingungen konnten die Macher viel über E-Mobilität, Software, Batteriemanagement und Ladetechnologie lernen und diese Erkenntnisse für die Serienentwicklung nutzen. Die Ansage ist klar: Volkswagen will bis 2025 über 20 reine E-Modelle auf den Markt bringen.
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Einen Elektro-Supersportwagen wird es bei Volkswagen nicht geben, wohl aber ein komplett elektrisches Performance-Modell, das im vollen Umfang von der Technologie des VW ID.R profitieren wird. Den Anfang der Hochleistungsstromer bei Volkswagen markiert ein kompaktes Performance-Modell: der VW ID.3 R.
Was wir vom VW ID.3 R erwarten können: Auf jeden Fall einen kraftvollen Elektroantrieb. Bereits die stärkste Serienversion des herkömmlichen VW ID.3 generiert 150 kW/204 PS - und von der muss sich der Performance-Stromer absetzen. Die Leistungsdaten des ID.3 R sind noch nicht bekannt, werden aber vermutlich nicht mit denen des neuen VW Golf R übereinstimmen, der Ende 2020 mit satten 245 kW/333 PS auf den Markt kommt. Es ist einfach, aus einer Batterie viel Power herauszuholen. Allerdings müssen die Performance-Maßnahmen mit einer adäquaten Reichweite einhergehen und letztlich für den Käufer bezahlbar sein, was viel Entwicklungsarbeit erfordert.
Ferner werden die Macher den VW ID.3 R nicht auf eine möglichst hohe Top-Speed auslegen, sondern auf mitreißende Sprintfähigkeiten für schnelle Zwischenspurts und spontane Überholmanöver sowie ein kräftiges Herausbeschleunigen aus Kurven. Darüber hinaus gilt es, für den allradangetriebenen VW ID.3 R eine schnelle und präzise Kraftverteilung zu realisieren und den niedrigen Fahrzeugschwerpunkt eines Elektroautos für die Fahrdynamik zu nutzen - all das mit einer vernünftigen Reichweite.
Marktstart des VW ID.3 R: vermutlich ab 2024. Ergo genug Zeit, dass weitere Erkenntnisse des VW ID.R in die Serie fließen; denn die Rekordjagd wird mit einem weiterentwickelten, noch schnelleren VW ID.R Evo fortgesetzt.