Der Passat: einer der Klassiker von VW. 1973 entschloss sich Volkswagen mit Hilfe der Tochtergesellschaft Audi, einen Familienwagen für den kleinen Geldbeutel auf den Markt zu bringen.
Nach dem erfolgreichem Verkaufsstart des Variant im Jahre 1974 kam bereits 1983 die zweite, 1988 die dritte Generation des Kombis. Im Jahr 1993 ließ der frühere VW-Chef Ferdinand Piëch das Auto gründlich überarbeiten und mit einer neuen Front versehen. Vier Jahre später erschien der bislang qualitativ beste Passat. Er basierte auf dem Audi A4 und bot auch den Käufern Audi-Qualität zum günstigeren Preis an. Verbessert und erneuert präsentierte er sich im Jahr 2005 auf dem Markt und beendete vorläufig seine Geschichte. Mittlerweile laufen weltweit täglich 2900 Passat vom Band. Sein Erfolg machte uns neugierig. Ein Grund, den Passat für zwölf Monate als Dauertester bei Motorvision einzustellen.
Im Oktober 2005 startet der Test für unseren Passat Variant. Bei Schnee und Regen bringt er uns, dank seines agilen Fahrwerks, sicher ans Ziel. Die Scheibenwischer arbeiten zuverlässig und innen fühlt man sich selbst bei widrigsten Bedingungen pudelwohl. Die Sportsitzen sind bequem, und der Passat bietet eine gute Übersichtlichkeit. Sämtlicher Krimskrams verschwindet in den vielen Ablagemöglichkeiten.
Unser Film- Equipment wird von dem 603 Liter großen Kofferraum regelrecht verschlungen. Trotzdem freuen sich alle fünf Personen über die großzügigen Platzverhältnisse. Dafür ist der Passat schon lange bekannt, doch seit der Markteinführung im Jahr 1973 hat sich einiges getan. Das kantige Arbeitstier der 70er und 80er ist Geschichte. Der Passat ist Premium geworden. Und erwachsener - mit einer Gesamtlänge von 4,77 Meter kann er sich sehen lassen.
Wir gönnten uns die Ausstattungsvariante Sportsline mit Sportfahrwerk und Sportsitzen für schlappe 31.475 Euro. Damit nicht genug. Metallic-Lackierung und 17er-Alus für zusammen 1000 Euro. Auch innen findet sich reiner Luxus. S-Klassen-verdächtiges Pappelmaser-Holzdekor, Business-Paket mit Telefon, Navigationsgerät, Tempomat mit Abstandsregler und Reifendruckkontrolle. Bei soviel Holz ist dann Klima inklusive, na wenigstens etwas. Zusammen 10.000 Euro Extras stecken in unserem Passat, macht in der Summe 41.000 Euro.
Mit soviel Schnick-Schnack an Bord ist eine Fahrt im Passat sehr komfortabel.
Doch bei sportlicher Fahrweise führt man das Sportfahrwerk schnell an seine Grenzen. Der Passat neigt dann leider zum Untersteuern. Gut, dass ESP serienmäßig an Bord ist. Sein volles Drehmoment von 320 Nm erreicht er erst bei 2500 Umdrehungen. Daraus resultiert eine notorische Anfahrschwäche. Das nervt, vor allem im Stadtverkehr.
Die Autobahn ist sein Revier. Spurrinnen lassen sich im Passat nur erahnen und Windgeräusche sind bis 170 km/h überhörbar. Selbst beim Topspeed von 203 km/h hatten wir Spaß beim Fahren. Doch nach 14.000 Kilometern kam die erste Unannehmlichkeit. Die Airbag-Leuchte machte auf sich aufmerksam. Also ab in die Werkstatt. Hier erfolgte ein Komplettaustausch der Airbag-Elektronik im Sitz. Kostenpunkt: 209 Euro. Ärgerlich, ganze drei Mal sind wir wegen des gleichen Problems beim Kundendienst gewesen.
Insgesamt sind nach zwölf Monaten mehr als 50.000 Kilometer zusammengekommen. Sehr viel für einen Dauertester. Stellt sich die Frage nach dem Verbrauch. VW gibt 6,8 Liter an. Unser Durchschnittsverbrauch lag bei acht Litern.
Letzter Programmpunkt jeden Dauertests: Der Leistungs- und Verschleißtest beim ADAC. Der Test der Stoßdämpfer ist einwandfrei, auch die Bremsen haben den Dauertest gut überstanden. In einem Aufruf sollten uns die Zuschauer ihre Erfahrungen mit dem Passat mitteilen. Oft kamen Feedbacks wie: ,,...innerhalb der letzten 15.000 km mussten schon zweimal die Bremsbeläge und -Scheiben getauscht werden..." ,,...Bei 7998 km wurde vorn die Bremse erneuert..." ,,...was mich nervt -die Bremsen- jedes Mal bei feuchter und Salzgranulat behandelter Straße geben die Bremsen sehr laute Geräusche von sich...". Bei unserem Dauertester war dies nicht der Fall. Doch dieser Probleme zum Trotz gaben alle an, mit Ihrem Fahrzeug zufrieden zu sein.
Insgesamt hat uns der VW Passat im Dauertest überzeugt. Zuverlässigkeit und Fahrkomfort wussten alle Fahrer zu schätzen, die Übersichtlichkeit und das Platzangebot sind echte Kaufargumente. Weniger gefallen hat uns, dass der 2.0 TDI in Verbindung mit DSG einfach nicht sportlich genug ist. Und jenseits der 40.000 Euro ist der ,,Passat für den kleinen Geldbeutel" eigentlich kein Passat mehr.
In unserem Fuhrpark hinterlässt er trotzdem eine schwer zu schließende Lücke.