Beim BMW Fahrer-Training bringt Redakteur Thomas Harloff seine Fahrkünste und den Dauertester 120d in den Grenzbereich.
München, Mitte Juli: Der Sommer hat doch noch den Weg in die bayerische Metropole gefunden und zeigt sich von seiner heißen Seite. Es ist früher Nachmittag - die richtige Zeit also, um am Pool zu liegen und an mit bunten Schirmchen geschmückten Gläsern zu nippen. Doch Faulenzen ist für mich heute nicht angesagt: An jenem heißen Sommertag ziehe ich los, um meine ,,Fahrkünste" und unseren Dauertester BMW 120d - der den Nachmittag bestimmt auch lieber in der wohltemperierten Redaktions-Tiefgarage verbracht hätte - an die Grenzen zu bringen. Die passende Location befindet sich zum Glück für uns Münchner gleich um die Ecke: Im Fahrer-Trainings-Zentrum am Flughafen treffen wir uns mit neun anderen Teilnehmern und unserem Instruktor Dieter Schöner zu dieser besonderen Art des Hütchenspiels.
Da sowohl Auto als auch Pilot Fahrer-Trainings-Novizen sind, haben wir das Kompakt-Training gebucht. Das gibt mir die Möglichkeit, mit dem eigenen Auto - oder in meinem Fall mit Testwagen - teilzunehmen. Ich bin der Einzige im Kurs, der diese Option nutzt. Alle anderen greifen auf die von BMW bereitgestellten 130i zurück. Da die Mittagssonne nach wie vor unbarmherzig von oben brennt, zieht sich die Gruppe als erstes in einen klimatisierten Schulungsraum zurück. Wir starten mit der Theorie. In Dialog- statt (wie damals in der Fahrschule) in Monologform erklärt uns Dieter die richtige Sitzposition, die perfekte Lenkradhaltung und den Unterschied zwischen Über- und Untersteuern. Nach rund 45 Minuten tauschen wir die straff gepolsterten Stühle gegen die bequemen Sportsitze der 1er ein. Gleich geht´s ans Eingemachte, die Nervosität steigt.
[strong]Richtig sitzen - richtig reagieren[/strong]
Eine bequeme, aber jederzeit sichere Sitzposition ist die Voraussetzung, um im Fall der Fälle richtig reagieren zu können. Geduldig nimmt sich Dieter Zeit und erklärt jedem Teilnehmer im Auto, wie er für sich die perfekte Sitzhaltung findet. Leise surren die elektrisch verstellbaren Sitze vor und zurück, rasten die Lenkräder in der richtigen Stellung ein.
Als jeder richtig sitzt, rollen wir zur ersten Übung: Dieter hat mit Pylonen einen kurzen Slalom-Parcours abgesteckt. Es gilt, so eng wie möglich an den Hütchen vorbeizufahren, sich an die sehr direkten Lenkungen der 1er zu gewöhnen und mit den Autos warm zu werden. Als das Tempo etwas schneller wird, gehen die ersten Pylonen fliegen, und Dieter muss dem schweißtreibenderen Teil seines Jobs nachkommen: Hütchen einsammeln und auf ihren vorgesehenen Platz zurückstellen.
Die nächste Station: ,,Vollbremsung ohne ABS." Jetzt muss sich unser 120d in Geduld üben, denn hier kommen nur die 130er zum Einsatz. Der Grund: In den eigens präparierten Autos lässt sich das Anti-Blockier-System ganz einfach per Schalter im Handschuhfach deaktivieren. Na dann mal los. Mit seinen 265 PS beschleunigt der Sechszylinder-1er im Handumdrehen auf die von Dieter vorgegebenen 40 km/h. Am vereinbarten Punkt trete ich kraftvoll ins Bremspedal, der Rest ist Quietschen und Rutschen. Lenken? Kann man machen, bringt aber nichts! Der 1er schlittert weiter, bis die blockierten Räder zum Stehen gekommen sind. Ich steigere die Geschwindigkeit in mehreren Etappen auf 60 km/h, und je schneller es wird, umso heftiger flehen die Reifen um Gnade.
[strong]Unspektakulär, aber sicher[/strong]
Dieter hat ein Einsehen mit den wertvollen Gummis. Er lässt meine Mitstreiter das ABS wieder einschalten und mich in den blauen 120d umsteigen. Mit aktivierter elektronischer Unterstützung gelingt die Übung deutlich unspektakulärer, aber eben auch viel souveräner und damit sicherer. Ohne größere Unmutsbekundungen seitens der Reifen kommt der 120d zum Stehen. Nur ein vibrierendes Bremspedal zeugt davon, dass das ABS gerade alle Sensoren voll zu tun hat. Wo aber die größten Vorteile des Anti-Blockier-Systems liegen, wird sich in der nächsten Übung zeigen.
Doch in Anbetracht der immer noch sehr heißen Temperaturen entschließen wir uns zu einer kurzen Erfrischungspause. Mir bleibt Zeit, unseren Instruktor ein wenig mit Fragen zu löchern. Dieter ist im Nebenjob ,,Fahrlehrer" bei BMW. Hauptberuflich sitzt er als Co-Pilot an Bord eines Polizei-Hubschraubers und ist deshalb oft einer der Ersten, die am Unfallort eintreffen. Umso wichtiger ist ihm das Engagement als Instruktor: ,,Wir machen keine Rennfahrer-Ausbildung, sondern die Teilnehmer sollen lernen, in Notsituationen richtig zu reagieren", sagt der Münchner. Vor allem Fahranfängern empfiehlt er ein Training: ,,Was wir hier vermitteln, können Fahrschulen so gar nicht rüberbringen."
[strong]Bremsen und rum ums Hindernis[/strong]
Ein kühles Getränk später geht es auch schon weiter mit den nächsten Übungen. Jetzt steht Ausweichen auf dem Programm. Dieter ändert die Pylonengasse ein wenig ab, sodass sie ein Hindernis simuliert. Zuerst bleibt das ABS aus, ich steige wieder in einen 130i um. Wie wir vorher gelernt haben, bringt Lenken bei blockierten Rädern nichts - das Auto rutscht weiter geradeaus. Um trotzdem ausweichen zu können, hilft nur eins: Kurz vor dem Hindernis Bremse lösen, und erst dann bis zum Stillstand bremsen, wenn die Kollision vermieden und der BMW wieder sicher in der Spur ist. Nach einigen Anläufen klappt das Vorhaben erstaunlich gut, das Timing geht schnell in Fleisch und Blut über. Trotzdem zeigt sich hier der große Vorteil des ABS: Als ich die Übung mit dem elektronischen Helferlein wiederhole, kommt der BMW deutlich früher zum Stehen, denn ich kann während des Ausweichens voll auf der Bremse stehen bleiben.
Als die Teilnehmer auch diese Station gemeistert haben, hält Dieter ein letztes Schmankerl für uns bereit: Auf einer bewässerten Kreisbahn sollen wir die 1er ins Untersteuern zwingen und dann wieder einfangen. Damit das funktioniert, schalten wir DSC (so nennt BMW seine Stabilitätskontrolle) aus. BMW bietet diese Option für jedes seiner Autos an, weshalb ich auch unseren Dauertester kreiseln lassen kann. Doch erst nimmt Dieter jeden einzelnen mit auf Tour. Gekonnt demonstriert uns der Instruktor, wie unterschiedlich sich Unter- und Übersteuern auswirken und wie man beides pariert. Zu guter Letzt legt der Münchner einen gepflegten Drift à la Tim Schrick hin. Anerkennendes Nicken und grinsende Gesichter der Teilnehmer sind die Folge.
[strong]Ab auf die Kreisbahn[/strong]
Jetzt dürfen wir uns selbst auf der Kreisbahn probieren. Das untersteuernde - also mit der Front Richtung Kurvenaußenrand schiebende - Auto wieder einzufangen, bereitet keine großen Probleme. Einfach Gas wegnehmen und die Lenkung etwas öffnen, sobald sich das Auto stabilisiert, schon zieht der 1er wieder sicher seine Kreise. Schnell riskiere ich etwas mehr und verpasse dem Auto im zweiten Gang einen heftigeren Gasstoß. Die Folge: Ein ausbrechendes Heck. Das wieder einzufangen, gelingt mir nicht auf Anhieb. Doch mit etwas Übung schaffe ich es am Ende des Tages immer öfter, den 120d wieder ins richtige Fahrwasser zu bringen.
Als uns Dieter am Abend verabschiedet, nehme ich viele Erkenntnisse mit nach Hause. Die wichtigste: Faul am Pool zu liegen wäre zwar weniger anstrengend als das Fahrer-Training gewesen, aber bestimmt nicht so spaßig und ganz sicher nicht so lehrreich. Deshalb bekommt es von mir das Prädikat ,,besonders empfehlenswert".
Das von uns getestete Kompakt-Training kostet im Normalfall 185 Euro. Allerdings bietet BMW einige Sparmöglichkeiten an: Wer mit dem eigenen Auto teilnimmt, zahlt 160 Euro, junge Fahrer zwischen 18 und 25 Jahren gar nur jeweils die Hälfte. Zudem bietet BMW noch 43 weitere Trainingsformen (unter anderem Rennstrecken-, Offroad-, Winter- sowie Motorrad-Trainings) an. Nähere Infos dazu gibt es unter http://www.bmw.de/fahrertraining.