Der Innenraum: GT Charakter vom Feinsten
Kaum Platz genommen, daddel ich schon an den Sitzverstellungen herum. Die bequemen Ledersitze lassen sich dem jeweiligen Fahrer problemlos anpassen. Durch die optionale Lehnenbreitenverstellung wird der Fahrer von den Sitzwangen ordentlich in die Mangel genommen und gibt diesem auch bei harten Kurvenfahrten immer genug Seitenhalt.
Ebenso wurden die Armaturen auf Kniehöhe sanft gepolstert. Vielen Dank, so werden bei Kurvenfahrten die Gelenke geschont. Leider wurde dieser M3 noch mit dem alten I-Drive ausgeliefert. Um es noch mal kurz und knackig auf den Punkt zu bringen. Das alte I-Drive ist doof. Es lebe das neue I-Drive.
Die Rückbank bietet genug Platz für zwei Erwachsene, auch bei längeren Touren. Luxus gibt es an jeder Ecke, die entsprechenden Aufpreisextras in der Liste mit angekreuzt. Das Cockpit ist sauber verarbeitet und gibt auch in der Haptik keinen Grund zum Meckern. Der Kofferraum bietet mit 430 Litern Ladevolumen genug Platz für einen Urlaubstrip. Ein richtig gemütlicher GT also? Finden wir es heraus. Und rein mit dem Zündschlüssel.
Der M3 im Alltag: Lässiges dahin grummeln
Der M3 brummelt mir ein gelassenes „Jo“ entgegen. Ein Blick in das Datenblatt verrät schon im Stand, was das böse Grummeln in der Front bedeutet. Vierhundertzwanzig Pferde lassen die Hinterachse ordentlich arbeiten. In 4,6 Sekunden schnellt der Achtzylinder auf 100, abgeriegelt wird BMW typisch bei 250. Die lassen sich auch freischalten, ein kleines Fahrertraining nebst Taschengeld für den BMW-Konzern vorausgesetzt.
Die Landstraße. Kurvig, schnell, spaßfördernd. Wenige hundert Meter trennen mich nur noch von ihr. Es ist Zeit. Zeit den Knopf der Wahrheit zu drücken. M heißt er. In meiner Definition übersetzt: Männermodus. Das DKG wechselt auf manuellen Betrieb. Nun ist es vollbracht, ich bin der König der Schaltwippen. Das Ortsausgangsschild kündigt sich an. Ich schalte runter, der BMW M3 gibt Zwischengas. Gänsehaut-Vollgas.
Absolutes must have in der Aufpreisliste ist die elektronische Dämpferregelung (EDC). Für 1.900 Euro Aufpreis kann der Fahrer in drei Stufen entscheiden, ob er nun Omi zur Kirche fährt, sportlich straff auf der Landstraße entlang brettern oder sich knallhart die Bandscheiben auf der Rennstrecke raushauen will ... Grundsätzlich lässt sich der M3 auf trockenem Asphalt ungern aus der Ruhe bringen. Die variable M Differenzialsperre ermöglicht zudem immer die bestmögliche Traktion. Erst wenn sich starker Regen oder gar Eisregen ankündigt, zuckt das Heck gerne mal umher, ehe es routiniert vom (abschaltbaren) DSC gezüchtigt wird.
Es geht in die erste Kurve, ich schalte runter in den 3. Gang. Der M3 bellt mich an. Dieser Sound macht mich närrisch. 2. Gang. Wuff. Diese V8 Arie wird mich nicht mehr loslassen. Beim beherzten Herausbeschleunigen aus der Kurve macht sich die geballte Kraft von vier Litern Hubraum auf dem feuchten Asphalt bemerkbar und zeigt mir, wie das Heck freudig beim Hochschalten zuckt. Wohlgemerkt ist die maximale Leistung erst bei 8.300 U/min erreicht. Drehzahlorgien ohne Ende, so muss das sein.
Das DKG: Kann Zwischengas süchtig machen?
Durch das Hochdrehzahlkonzept blüht der M3 erst in den höheren Drehzahlbereichen richtig auf. Sollte einmal mehr Drehmoment benötigt werden, reagiert das DKG auf jeden Gasbefehl spontan und wählt den sportlichsten Gang mit einem leckeren Zwischengasgrummeln. Mit Direkt-Kupplungs-Getriebe bringt der M3 zwanzig Kilo mehr, also 1.675, auf die Waage. Damit gehört der M3 nicht mehr zu den leichtesten Sportlern in seiner Gattung. Das DKG sollte aber für den Normalfahrer durchaus als tolerierter Hüftspeck zu verschmerzen sein.
Denn das DKG lässt den BMW um 0,2 Sekunden schneller als die handgeschaltete Version auf die Hundert spurten. Wer dazu noch die Launch Control aktiviert, erlebt beim Start die pure V8 Gier zum Vorwärts marschieren. Dass dabei sogar noch mit dem Benzin gegeizt wird verwundert umso mehr. Der Verbrauch sinkt von 12,4 auf 11,9 Liter auf 100 Kilometer. Die sind mit einem Valium betäubten Gasfuß durchaus zu erreichen. Im normalen Alltag sind es ca. 2-3 Liter mehr auf dem Spritkonto. Wohlgemerkt bei 105 PS pro Liter Hubraum.
Damit das Getriebe auch immer zuverlässig arbeitet wurde die Kühlung des Getriebeöls aufwendig optimiert, um vor Extrembelastungen wie einem kleinen Ausflug auf den Nürburgring gewappnet zu sein. Selbstverständlich gehören auch die Hochleistungsbremsen zur Gattung "Deluxe-Asphalt-Anker" ohne Gnade. Über ein intelligentes Energiemanagement wird zudem bei jedem Bremsvorgang Energie wieder zurückgewonnen.
Sascha
07.01.2009
Super Bericht! Herrlich zu lesen! :bigpray:
BeezleBug
08.01.2009
wieder ein typisches Roman-Werk: :bigpray: - genial geschrieben - informativ - tolle Bilder :bigpray: natürlich: = positive Bewertung blubbernde V8-Grüße :fahren: BeezleBug