265 PS verteilt auf knapp 1,4 Tonnen Leergewicht versprechen pure Sportlichkeit. Kann der BMW Z4 3.0si halten, was die Daten versprechen?
Die lästige Chronistenpflicht zuerst: Der Einstieg ist beschwerlich, der Ausstieg noch beschwerlicher. Das Gepäckraumvolumen beträgt nur 260 Liter, im Innenraum dürfte es mehr Ablagen und Becherhalter geben. Und der Blinker klingt wie bei einem Kleinwagen aus südkoreanischer Produktion. Schnell wird klar: Für die Urlaubsfahrt mit Kind und Kegel muss weiterhin der 530d Touring herhalten. Sicher: Der BMW Z4 3.0si ist super verarbeitet, die Materialien sind topp, die Bedienung geht nicht besser. Doch darum soll es in diesem Fahrbericht nicht gehen. Kurz umrissen, worauf es bei diesem Auto wirklich ankommt: Die pure Freude am Fahren, idealer Weise bei schönem Wetter und gelupftem Mützchen. Doch kann der schnittige Roadster halten, was drei Liter Hubraum, 265 PS und 5,7 Sekunden von Null auf Hundert versprechen?
Warum dreht sich keiner um?
Doch wir fangen beim Äußeren an. Und da kehrt schnell Ernüchterung ein. Man ist in der Münchner Innenstadt unterwegs, und keiner schaut sich nach dem Roadster um. Erhascht man doch ein paar Blicke, liegt das eher am wummernden Bass aus der Stereoanlage oder den Kavalierstarts an der Ampel. Man hat sich gewöhnt an das Z4-Design, daran hat auch das behutsame Facelift nichts geändert. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Der Z4 sieht immer noch spannend aus, trägt stolz die typischen Roadster-Proportionen (lange Motorhaube, hohe Gürtellinie, kurzes Heck) zur Schau. Details wie das stylisierte ,,Z" am vorderen Kotflügel, das nur durch das BMW-Logo mit dahinter liegendem Blinker unterbrochen wird, oder die eckigen Überrollbügel hinter den Sitzen lassen das Design auch nach Jahren noch spannend wirken. Doch ein wenig offensiver hätte der 3.0si schon auf seine Potenz hinweisen dürfen. Und 17-Zöller in diesen riesigen Radkästen? Zwei Nummern größer hätte es schon sein dürfen.
Doch auch das ist eigentlich nebensächlich. Der Ernst beginnt, wenn man - erstens - den Schlüssel umdreht, der den Dreiliter-Reihensechszylinder zum Leben erweckt. Und zweitens die Taste drückt, die in nur zehn Sekunden für einen freien Himmel über dem Kopf sorgt und das Stoffverdeck versenkt. Schon der kurze Weg zur Autobahn macht klar: Dieser Motor ist wohl das Beste, was das Facelift dem Z4 gebracht hat. Einerseits legt er die typische Laufruhe eines BMW-Reihensechsers an den Tag. Zweitens vermittelt er eine Drehfreude, als würden die 265 Pferdchen im roten Drehzahlbereich mit Zucker belohnt werden. Zumal das unerhört knackige Getriebe geradezu zum Zurückschalten einlädt. Und zack, ist man im führerscheingefährdeten Bereich. Also wieder ruhig Blut, ab auf die Autobahn und ein Reisetempo von rund 130 km/h angeschlagen. Alles andere wäre eh tödlich für die Frisur.
Die Landstraße, das bevorzugte Terrain
Das Überraschende: Lässt man es gemütlich angehen, ist der Dreiliter-Z4 richtig sparsam. Weniger als zehn Liter verabschieden sich im Cruise-Modus in die Brennräume, deren 10,5 sind es laut Bordcomputer im Schnitt. Doch schnell juckt es wieder im rechten Fuß. Also runter von der Autobahn, rauf auf die Landstraße, die sowieso bevorzugtes Roadster-Terrain ist. Hier kann der offene Münchner die Stärken seines Fahrwerkes voll ausspielen. Wer es nicht darauf anlegt, wird nie so etwas wie einen Grenzbereich zu spüren bekommen. Nur bei richtig scharfer Gangart zuckt das Heck in Richtung Kurvenaußenrand - um kurz darauf vom DSC einen sanften, aber bestimmten Klaps auf´s Hinterteil zu bekommen und danach wieder spurtreu seine Bahnen zu ziehen, als wäre nie etwas gewesen. Profis können die Stabilitätskontrolle per Tastendruck aber auch ausschalten. BMW-typisch packen die Bremsen äußerst beherzt zu.
Was in Kurven eine Stärke ist, wird auf einer holprigen Piste schnell zum Nachteil: Das Fahrwerk ist knochenhart, die Filterung von Unebenheiten tendiert gegen null. Doch Z4-Kunden wissen das. Sie wollen es sogar so!
Eine Taste namens "Sport"
Doch je enger die Kurven werden, desto mehr fällt ein kleines Manko auf. Der Motor könnte elastischer sein. Doch Moment, wir haben die nächste kleine Taste, die sich neben dem Schalthebel befindet, noch nicht ausprobiert. Einmal gedrückt, leuchtet über dem Wörtchen ,,Sport" ein rotes Lämpchen auf, und ab geht die wilde Fahrt. Die Lenkung wird noch direkter, der Motor nimmt noch freudiger Gas an und trompetet seine Lust heiser fauchend durch das Doppel-Endrohr. Keine Spur mehr von mangelnder Durchzugskraft. Mit der Sparsamkeit ist es dann natürlich vorbei. Aber zurück zum Klang: Mit Wonne lupft man ständig das Gaspedal, um das Brabbeln beim Runtertouren zu erleben. Sitzt ein Banause auf dem Beifahrersitz, macht ihn das wahrscheinlich wahnsinnig. Alle anderen werden süchtig danach.
Doch auch in diesem Fahrbericht muss ein BMW zum Kostenkapitel antreten. Meistens kommt hier das riesengroße ,,ABER". Beim Z4 3.0si wird daraus ein kleines ,,obwohl". Klar, mindestens 40.400 Euro für ein extrem agiles, motorisch potentes und prestigeträchtiges, aber eben auch unpraktisches und in der Basisversion karg ausgestattetes Auto ist eine Menge Holz. Aber ein Nissan 350Z Roadster (bei zwar 301 PS und besserer Ausstattung) kostet auch knapp 40.000 Euro, spielt aber beim Prestige und beim Wiederverkaufswert eine Liga tiefer. Bleibt als einziger Konkurrent, der in Sachen Fahrdynamik mithalten kann, der 240 PS starke Porsche Boxster. Der Zuffenhausener ist knapp 3.000 Euro teurer - und nach dem dreht sich in der Münchner Innenstadt auch schon lang keiner mehr um.
Technische Daten (Werksangaben):
Leistung: 195 kW (265 PS) / 6.600 U/min
Max. Drehmoment: 315 Nm / 2.750 U/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 5,7 s
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Durchschnittsverbrauch: 8,6 l / 100 km
Grundpreis Fünftürer: 40.400 Euro