BMW Z4 M Roadster vs. Mercedes SLK 55 AMG: Bei diesem Vergleich geht es nicht ums Kofferraumvolumen, auch nicht um ergonomische Becherhalter, sondern um die pure Lust der Asphalt-Massage!
Erstes Spaßgerät: Der BMW Z4 M Roadster. Sechs Zylinder und 343 PS lehren 1.444 Kilo das Tanzen. Dank M3-Hochdrehzahlkonzept wird jeder Ton getroffen. Zweiter Freudenspender: Der Mercedes SLK 55 AMG. Hubraumgeschwelgte V8-Power versprechen 360 PS und ordentlich Schub aus dem Drehzahlkeller.
Die Formen der beiden Kontrahenten sprechen eine deutliche Sprache: Wirklich alles an unseren giftigen Roadstern ist auf´s Maximum ausgereizt, nachgeschärft und blank poliert. Böse Kiemen, scharfe Kanten und riesige Alufelgen warnen selbst ahnungslose Passanten vor diesen Raubtieren. Nur beim Dach sind die Experten von BMW und Mercedes im Streit auseinander gegangen: Stoff oder Blech - das ist hier die Frage!
[strong][dhk]ESP off[dhk] - oder doch nicht?[/strong]
Auch beim Motorenkonzept gehen die Power-Roadster unterschiedliche Wege. Drehzahlkönig gegen Hubraummonster - sechs Töpfe in Reih und Glied gegen acht Zylinder in V-Form - kreischende Drehzahlen gegen tiefen Kellerbass.
Doch grau ist alle Theorie - genauso wie der Himmel über dem ÖAMTC-Gelände in Saalfelden. Aber unserem Testpiloten Tim Schrick macht das wenig aus. Er kämpft um den puren und uneingeschränkten Fahrgenuss und zieht beim Mercedes SLK den ESP-Stecker. Beim Druck auf das entsprechende Knöpfchen ist der elektronische Schleuderschutz nämlich keinesfalls deaktiviert. Unser Driftkönig erklärt: ,,Ohne diese Helferlein ist das ABS noch aktiv und man hat den Vorteil, dass man das Auto mit der Bremse ruhig stellen kann, wenn es mal ein bisschen quer steht. Ich find es ein bisschen traurig, dass sich Mercedes nicht traut, dass es wirklich aus ist, wenn man drauf drückt." Umso ärgerlicher, denn die anderen Zutaten stimmen. Tolle Leistungsentfaltung und ein Sound, der jedem V8-Fetischisten das Blut in den Adern gefrieren lässt. Doch das Auto liefert auf dem winkligen Kurs wenig Rückmeldung - liegt´s am hohen Kampfgewicht von fast 1,6 Tonnen?
Auch im BMW M Roadster ist Tim Schrick besser alleine unterwegs. Beifahrer reagieren auf seine Fahrkünste mit spontanem Brechreiz. Zumal er das ESP hier ausschalten kann, ohne sich die Finger schmutzig zu machen. Ein kurzer Druck auf das Knöpfchen reicht aus, und das ganze Regelungssystem ist aus. Tims Erklärung für die nun folgenden Massen an Fahrspaß klingen dann aber doch recht technisch: ,,Auch wenn man auf die Bremse steigt, gibt es keinen radselektiven Bremseingriff. Dafür muss man beim Z4, um das Heck zum Ausbrechen zu bringen, beim Zurückschalten ein bisschen Schleppmoment geben, dass er dann sauber mit dem Heck eindreht."
[strong]Drehzahl statt Hubraum[/strong]
Der Motor ist das genaue Gegenteil zu dem Mercedes-V8. Er lebt von der Drehzahl, packt für seinen vergleichsweise schmalen Hubraum aber auch im unteren und mittleren Drehzahlbereich ordentlich an. Auch der Sound überzeugt. Ab 4.000 Umdrehungen singt der BMW sein schönstes Drehzahl-Lied bis zum 8.000er Gipfel.
Die Performance-Wertung geht damit klar an den leichtfüßigeren Bayern.
Im Innenraum zeigt sich der BMW von der sportlichen Seite. Sechsgang-Handschaltung, Leder in Carbon-Optik und gut konturierte Sitze machen den Z4 zum Fitness-Gerät. Nur die Verarbeitung kann nicht bis ins letzte Finish überzeugen. Deutlich komfortabler der SLK: dank Automatik und vielen elektronischen Helfern ist der Mercedes dem Luxus verpflichtet.
Bei zwei so emotionalen Roadster-Kalibern über Vernunft und Geld zu sprechen, fällt immer schwer. Trotzdem gibt es Unterschiede beim Baren. Mit 57.900 Euro kostet der BMW M Roadster rund 8.000 Euro weniger als der Mercedes SLK. Ein Schnäppchen ist er deshalb noch lange nicht, kostet doch sein 265 PS starker Bruder ganze 17.000 Euro weniger. Dafür gibt´s im M-Roadster Klimaautomatik, CD-Radio und Leder schon ab Werk. Ab 65.830 Euro glänzt der Sternträger mit Stahldach zu jeder Jahreszeit. Auch beim Testverbrauch - Achtzylinder und Stahlverdeck ,,sei Dank" - sowie bei der Versicherung haben die Schwaben gegenüber den Bayern klar das Nachsehen.
[strong]Fazit[/strong]
Eins vorweg - beide Roadster sind pure Freudenspender und liegen auf extrem hohem Niveau. Der BMW punktet durch sein einzigartiges Drehzahlerlebnis samt Soundorgie. Dazu kommt ein völlig neutrales Fahrverhalten. Außerdem hat er 75 Kilo weniger auf den Rippen. Nur der Preis hat uns nicht geschmeckt. Die größte Stärke des SLK ist sein bäriger V8-Motor und dieser unvergessliche Sound. Abzüge gibt´s für Gewicht, die happige Preisgestaltung und den Verbrauch.
Beim SLK 55 AMG haben die Schwaben fast alles richtig gemacht - wer V8-Power und Luxus will, sitzt im Mercedes genau richtig. Zum Sieg gegen den M Roadster reicht´s trotzdem nicht. Der BMW ist agiler und der pure Genuss.