Sie sind selten: Doch Cadillac legt alles darauf an, den deutschen Premium-Herstellern ein paar Kunden wegzuschnappen. Der neueste Clou: das Cadillac ATS Coupé. Bereits die ATS Limousine überzeugte mit einem kraftvollen Vorwärtsdrang und einer hohen Fahrdynamik. Doch dieser Cadillac soll noch mehr können. Hat der neue Rivale des BMW 4ers und des Audi A5 Coupés eine Chance? Wir entführten das Cadillac ATS Coupé zum Kurvenwildern, wo sich der feine US-Amerikaner auf europäischem Boden richtig beweisen musste.
Das ist ein starker Auftritt, der die Aura eines Athleten versprüht: Die Front besticht geradezu durch kantige, echte Kraft ausstrahlende Linien, während der Aggressivität versprühende Chrom-Kühlergrill und die konturierte Motorhaube das entschlossen dynamische Statement nochmals unterstreichen. Typisch Cadillac: Die vertikal verlaufenden Leuchteinheiten vorn und hinten, inklusive LED-Elementen in den Frontscheinwerfern.
Das flache, mit einem Schwung weit nach hinten gezogene Dach und das knackige Heck heben die Dynamik weiter hervor. Den im Vergleich zur Limousine noch angriffslustigeren Look betonen die breitere Spur, die kurzen vorderen Überhänge und die Radhäuser, die sich um die Reifen der exklusiv dem ATS Coupé vorbehaltenen 18-Zoll-Felgen schmiegen. Den Kofferraumdeckel versahen die Macher mit einem dezenten Heckspoiler, der bei hohen Geschwindigkeiten für zusätzlichen Anpressdruck sorgt. Seinen Sound entlässt das Cadillac ATS Coupé durch zwei in den Diffusor integrierte Endrohre.
Ein Druck auf das Gaspedal - und die Kettenreaktion beginnt
So muss es sein: dieser Cadillac ist konsequent und sofort spürbar auf Dynamik getrimmt. Für den Vortrieb der Europa-Version sorgt ein 2,0-Liter-Turbobenziner mit satten 276 PS bei 5.500 Touren. Zwischen 3.000 und 4.500 U/min liegt das maximale Drehmoment von 400 Nm an - nochmals mehr als bei der Limousine mit 353 Nm. Der Twinscroll-Turbolader spricht beim Druck auf das Gaspedal sofort und direkt an, so dass das ATS Coupé kraftvoll von unten heraus nach vorne spurtet. In Zahlen ausgedrückt: Der Spurt von 0 auf Tempo 100 erfolgt bei der allradangetriebenen Variante in Kombination mit der 6-Stufen-Automatik in nur 6,2 Sekunden.
Selbst im oberen Drehzahlband weiß das Cadillac ATS Coupé mit kräftigen Zwischenspurts zu überzeugen. Wer gerne schaltfaul fährt, wird ebenso das hohe Drehmoment zu schätzen wissen. Sogar bei 200 km/h auf der Autobahn lässt sich im fünften Gang für Überholvorgänge noch locker Gas geben. Der Spaß endet bei der Allrad-Variante leider bei 230 km/h.
Die Sechsstufen-Automatik wirkt für einen sportlich ambitionierten Fahrer leider etwas träge. Abhilfe schaffen jedoch manuelle, blitzschnelle Gangwechsel über Paddles am Lenkrad, die bei Cadillac sogar aus echtem Stahl bestehen und sich richtig gut anfühlen. Wer es besonders knackig mag, wählt für sein ATS Coupé das 6-Gang-Handschaltgetriebe, das allerdings nur in Kombination mit einem Heckantrieb erhältlich ist.
Exklusiv im ATS Coupé verstärkt Cadillac zur Steigrung des Fahrerlebnisses über das Premium-Surround-Soundsystem im Innenraum nur die echten Motorgeräusche - im Gegensatz zu anderen Herstellern, die das Motorgeräusch ihrer Fahrzeuge aufzeichnen und über das Audiosystem in den Innenraum übertragen. Kleines Manko: Viel Leistung aus nur 2,0 Litern Hubraum - das geht im hohen Drehzahlbereich leider mit einem etwas lauten Motor einher, wenn der Fahrer dem ATS Coupé die Sporen gibt.
Radikal anders und auf Dynamik getrimmt
Vorbei sind die Zeiten, in denen die US-Amerikaner schwammige Fahrwerke und ausschließlich Autos zum lässigen Cruisen bauten. Bereits das sportlich-straff abgestimmte Fahrwerk überzeugte bei der Cadillac ATS Limousine. Beim Coupé legten die US-Amerikaner mit einer zusätzlichen Portion Schärfe weiter nach, das zum Kurvenräubern regelrecht animiert. So liegt das Coupé beispielsweise zwei Zentimeter tiefer als die Limousine, um das unglaublich gute Fahrverhalten nochmals zu verbessern.
Agil und schnell lässt sich das Cadillac ATS Coupé durch Kurven bewegen, während der variable Allradantrieb den ATS sicher in der Spur hält und das Herausbeschleunigen aus Kehren merklich unterstützt. Seitenneigung tritt ebenso wenig auf, was den überzeugenden Auftritt weiter unterstreicht. Die Echtzeit-Dämpfung „Magnetic Ride Control“, welche die Dämpferkennung 1.000 Mal pro Sekunde anpasst, gibt es leider nur in Verbindung mit Hinterradantrieb.
Die in der ATS-Baureihe überarbeitete Lenkung zeigt sich im Stadtverkehr nun angenehm softer und bietet mehr höhere Geschwindigkeit bei jetzt weitaus mehr Gefühl. Insbesondere im „Sport“-Modus ist die präzise Lenkung noch direkter und erhöht damit den Fahrspaß in Kurvenrevieren weiter. Dabei liegt das griffige Lederlenkrad bestens in der Hand, während die Sportsitze mit elektrisch einstellbaren Polstern einen guten Seitenhalt bieten.
Sollte der Fahrer beim dynamischen Vergnügen verzögern müssen, packen rundum gut dosierbare Brembo-Hochleistungsbremsen mit Vierkanal-ABS kräftig zu, das eine Einheit mit der elektronischen Stabilitätskontrolle „StabiliTrak“ bildet. Vorne gelangen bei unserem Testwagen die Scheiben in 321 x 30 Millimetern zum Einsatz und hinten in 315 x 23 Millimetern.
Es fällt schwer, sich bei dieser Dynamik zurückzuhalten - zu groß ist der Fahrspaß mit dem Cadillac ATS Coupé. Wer es dennoch schafft, defensiv zu fahren: Den durchschnittlichen Spritverbrauch gibt Cadillac mit 8,8 Litern Benzin pro 100 Kilometer an.