Er ist weg. Zwei Wochen war er mein. Zwei viel zu kurze Wochen. Jetzt wurde er mir wieder geraubt, die Liebe auf den ersten Gas-Tritt. Mein Cadillac wurde mir entrissen. Nun blutet mein Herz und ich kann nur noch erzählen, was mal war und was nicht mehr ist. Es begann in Düsseldorf. Nach der Präsentation des Hummer H3 V8 in den Niederlanden ging es direkt nach Düsseldorf, wo ER stand. Der Cadillac CTS 3,6 V6. Irgendwie anders. Markant und eigenständig. Nicht so metroluschig wie manch eine europäische Limo. Nein, ehrlich und männlich.
Die hochkant angebrachten Frontleuchten geben dem Cadi ein eigenes Gesicht. Zusammen mit dem monströsen schwarzen Kühlergrill deutet er schlicht und einfach an: „Weg da, Du störst!“ Die Seitenlinie gibt eine leicht keilförmige Silhouette frei und geht in einer leicht Coupé-like angesiedelten Schusslinie zum finalen Heck über.
Das wiederum schaut richtig saftig nach Ami aus. 2 Endrohre, eine große Bremsleuchte und leicht herausragende ebenfalls hochkant angebrachte Rückleuchten spielen mit den Designelementen aus den klassischen Zeiten. Polarisieren tut er. Herausheben aus dem Einheitsbrei will er sich. Und das ist ihm gelungen.
Das Interieur: Endlich eine edle Verarbeitung
Kaum Platz genommen in den ordentlichen Ledersitzen gibt sich der Cadillac so wie er schon immer war. Man fühlt sich einfach sauwohl. Überraschend ist, dass die Verarbeitung hier auch auf einem hohen Level ist. Die Haptik passt ? alles fühlt sich gut an. Die Carbon-Optik in den Armaturen gibt dem CTS noch ein zusätzliches Rennflair. Es ist deutlich zu merken. Cadillac ist es ernst mit Europa.
Besonderes zu beachten ist der ausfahrbare Touchscreen-Monitor. Im Normalzustand gibt er nur eine kleine Fläche zum Bedienen der Musik frei. Werden Elemente wie Navigation benötigt fährt der Monitor in voller Größe aus der Mittelkonsole heraus. Die Auflösung ist aber nicht mehr up to date. Hier sind Europäer und Japaner mittlerweile allesamt weiter und glänzen mit knackig scharfen Displays.
Volle 6 - Start your engine !
Schlüssel umgedreht. 311 PS erwachen zum Leben. 3,6 Liter Hubraum lassen dem Auspuff einen sonor klingenden Sound entlocken und das schon im Stand. Der V6 will nicht nur spielen, der will jagen. Soll er. Also ab auf die Autobahn nach Hamburg. Zack auf die Beschleunigungsspur, Sportmodus rein gepfeffert und runter das Pedal.
Die Automatik arbeitet excellent, sie reagiert sofort auf Gasschub. Der Cadi stürmt in 6,3 Sekunden von 0 auf 100 und macht dabei ordentlich Lärm. Dabei stemmen die Pneus 374 NM in den Asphalt. Bei 241 ist laut Hersteller Schluss mit Lustig. Laut Tacho sprintet der CTS allerdings noch bis Tempo 264 voran. Danach wird er leider abgeriegelt. Und eines kann ich Ihnen sagen: ALLE machen Platz. So schön aggressiv wie der Ami von hinten angeschoben kommt, bleibt den Meisten nur der Rechts-Blinker.
Kurvengummi vom Feinsten
Wer nun die These glaubt, dass Amis nur geradeaus können, der irrt sich beim CTS. Auf dem Nürburgring wurde er geschliffen. Und bekam ein Europa gerechtes Fahrwerk verpasst. Straff gefedert und dennoch komfortabel gibt der CTS ein sauberes Fahrgefühl wieder. Kurven werden sauber und mit ordentlichem Grinsefaktor überwunden. Gepaart mit der präzisen und Feedback wiedergebenden Lenkung kann man nur sagen: Respekt!
Doch das Beste an diesem sportlichen Cadi ist, dass er von Grund auf ehrlich zu dem Fahrer ist. Gaukeln sportliche Limos anderer Premiumhersteller trotz des hohen Gewichts mit viel Elektronik und Aktivlenkung ein leichtes Produkt vor, gibt sich der Cadi gelassen wahrheitsgetreu. Ja, er wiegt 1,8 Tonnen und ja er muss/will geprügelt werden in den Kurven. Aber das Wie ist einfach nur „geil“.