Was außer einem extravaganten Styling hat der Citroen C6 noch zu bieten? Der legitime Nachfolger der ,,Göttin" im Fahrbericht.
Es ist eine in Blech gestylte Einladung zum Reisen. 50 Jahre nach der Vorstellung des Citroen DS 19, der ,,Göttin", ,,la déesse", wie im Französischen die Buchstabenkombination DS artikuliert wird, versucht Citroen wieder einen Platz im automobilen Olymp zu ersteigen. Ähnlich Aufsehen erregend wie damals präsentiert sich der C6 mit einer Formgebung, wie sie kein Konkurrent zu bieten hat. Das und das Hydropneumatik-Fahrwerk sind die bemerkenswertesten Merkmale des neuen Citroen-Flaggschiffes. Aber, wie so oft, wenn avantgardistische Ambitionen Wirklichkeit werden, bleibt manches auf der Strecke.
Bereits 1999 präsentierte Citroen eine Studie namens ,,C6 Lignage", konzipiert als Nachfolger des XM. Das mutige Design wurde weitgehend beibehalten. Vom überlangen, sanft gewölbten Bug, auf dem zwischen weit in die Kotflügel ragenden Scheinwerfern das verchromte Doppelwinkel-Logo prangt, mündet die coupéförmige Karosserie mit weichen Linien in ein Stummel-Heck mit auffälligen Rückleuchten-Höckern. Unterstützt wird der elegante Eindruck durch den 2,90 Meter großen Radstand - Citroens Abschied von der Tristesse vergangener Modellreihen.
Die Eleganz des Aussehens setzt sich auch im Fahrbetrieb fort. Der drehmomentstarke Diesel ist kaum hörbar, passt trefflich zum Reisecharakter der 4,90 Meter langen Limousine. Sänftengleich und fahrsicher filtert das Hydropneumatik-Fahrwerk zuverlässig alle Unannehmlichkeiten des Straßenbelages glatt. Zwar können per Knopfdruck Dämpfung und Federraten elektronisch variiert werden, eine weitere Taste lässt die Gasannahme spontaner ausfallen, doch diese Bedienungselemente vergisst man am besten. Sportlich ist der 1,9-Tonner nicht zu bewegen. Zum Wohlfühl-Ambiente trägt die serienmäßige Sechsgang-Automatik bei.
Innen kommt ebenfalls Freude auf. Leder, Echtholzdekor oder Hi-Fi-Anlage verwöhnen Fahrer wie Beifahrer. Allen Insassen bietet sich reichlich Platz. Die Beinfreiheit auf den hinteren Plätzen ist geradezu fürstlich und verleitet dazu, so oft wie möglich das Steuer aus der Hand zu geben. Für 1.300 Euro Aufpreis neigen sich sogar die beiden Fond-Einzelsitze elektrisch in eine liegeähnliche Position, wobei der Beifahrersitz auf Knopfdruck in der Mittelarmlehne nach vorn geschoben werden kann.
Ergonomisch sind fast alle Aufgaben gelöst. Nur bei der Bedienung der Klima- und Radiofunktionen hapert es wegen der kleinen Tasten zumindest während der Fahrt. Als sehr angenehm erweist sich das so genannte Head-Up-Display, das Geschwindigkeit und Navigationsanweisungen in das vom Fahrer wahrgenommene Bild der Straße einblendet. Vor allem bei Nachtfahrten etwa in engen Autobahnbaustellen lernt man das System schätzen.
Mehr in Richtung Spielerei hingegen geht der Spurassistent, der beim unbeabsichtigten Überfahren der Fahrbahnbegrenzung den Fahrer förmlich wachrüttelt. Stattdessen hätten Citroens Entwickler dem Wagen einen schlüssellosen Zugang spendieren können. Und gänzlich unstandesgemäß ist der kleine Kofferraum, der zudem durch die schmale Öffnung auch nur mühsam beladen werden kann. Dafür gibt es im Innenraum jede Menge Ablagefächer, teilweise wie in den Türen mit aufwändigem Schließmechanismus.
In Sachen Sicherheit befindet sich Citroens extravagante Limousine bereits im automobilen Olymp. Fünf Sterne punktete er beim Euro-NCAP-Crashtest, und dank aktiver Motorhaube ist der C6 eines der ersten Autos mit den höchstmöglichen Punktezahlen beim simulierten Fußgängercrash. Nun muss er im rauen Alltag beweisen, dass er mit der vornehmlich süddeutschen Konkurrenz qualitativ mithalten kann.
Technische Daten (Werksangaben):
Leistung: 150 kW (204 PS)
Max. Drehmoment: 440 Nm / 1.900 U/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 9,3 s
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
Durchschnittsverbrauch: 8,7 l / 100 km
Grundpreis Fünftürer: 54.900 Euro