Porsches neue Wunderwaffe namens Carrera GT soll andere PS-Boliden in die Schranken weisen: 612 PS, V10-Triebwerk, 3,9 Sekunden für den Sprint von null auf hundert, unter zehn Sekunden bis 200 km/h. Dies sind Werte, die Respekt verschaffen sollen. Wie haben ihn ausführlich getestet.
[strong]Karosserie[/strong]
Das Design des Carrera GT stand bei der Frage modern oder nicht erst an zweiter Stelle, denn die Frage Nummer 1 lautete: Wie muß ein Auto aussehen, das über 330 km/h schnell ist?
Das typische Porsche-Gesicht des Roadsters greift mit der pfeilförmigen Haube und den erhöhten Kotflügelwölbungen die Form des 718 RS Spyder der sechziger Jahre auf. Ähnlich wie beim 911 Turbo unterstreichen drei sehr breite Lufteinlässe in der unteren Bugpartie den Leistungsanspruch.
Die dem Carrera GT eigene Konzentration auf das Wesentliche macht sich vor allem im
konsequenten Leichtbau bemerkbar. So kommt der Roadster bei einer Länge von 4,61 Metern, einer Breite von 1,92 Metern, einer Höhe von 1,16 Metern und einem Radstand von 2,73 Metern auf ein ideales Leergewicht von 1.380 Kilogramm. Ein bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h automatisch ausfahrender Flügel sorgt für den erforderlichen Abtrieb an der Hinterachse.
[strong]Oben ohne[/strong]
Der Carrera GT fährt oben offen in der klassischen Roadster-Liga. Aber auch eine ungünstige Witterung zwingt ihn nicht in die Garage. Dafür wurde ein spezielles, einfach zu handhabendes Dachsystem entwickelt. Es besteht aus zwei einzelnen Karbon-Leichtbauschalen von je 2,4 Kilogramm, die über Schnellverschlüsse abgenommen und im vorderen Kofferraum untergebracht werden können. Die Verriegelung der Dachhälften ist auf höchste aerodynamische Kräfte ausgelegt. Die Handhabung beim Ein- und Ausbau der Dachhälften ist im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht. Lediglich die Einbaureihenfolge (erst Fahrer-, dann Beifahrerseite) muss beachtet werden.
[strong]Fahrdynamik/Antrieb[/strong]
Erstmals bei einem Serienfahrzeug bestehen das in Monocoque-Bauweise gefertigte Chassis
und der Aggregateträger aus Kohlefaser verstärktem Kunststoff (CfK). Der aus der Luft- und Raumfahrt stammende Werkstoff Karbon schafft in aufwendiger Verarbeitung die Voraussetzungen, um höchste Fahrleistung und Fahrdynamik mit minimalem Gewicht bei maximaler Steifigkeit zu verbinden. Auch in dieser Hinsicht haben die Konstrukteure die hohen Anforderungen der Rennstrecke auf den Straßensportwagen übertragen. Der Carrera GT hat so neben optimaler Leistungsfähigkeit auch ein hohes Sicherheitspotential hinzugewonnen.
[strong]Höchstgeschwindigkeit 330 km/H[/strong]
Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h spielt die Aerodynamik eine entscheidende Rolle. Um möglichst hohe Abtriebsbeiwerte (Down Force) zu erreichen, hat der Carrera GT eine bei Rennfahrzeugen übliche Unterbodengeometrie. Der völlig verkleidete Unterboden aus Karbon sorgt mit seinem Heck-Diffusor und den Strömungskanälen für einen für Straßenfahrzeuge ungewöhnlich hohen Ansaugeffekt.
Der Vorstoß des Carrera GT in höchste Geschwindigkeitsbereiche erfordert eine speziell angepasste Feder-/Dämpferabstimmung, damit die Fahr- und Heckstabilität in allen Geschwindigkeitsbereichen erhalten bleibt. Auch diese Lösung stammt aus dem Rennsport: Ein feines Ansprechverhalten wird durch innen an der Chassisstruktur befestigte Feder-/Dämpferelemente erreicht, die über Druckstangen (Pushrods) aus Edelstahl und Umlenkhebel betätigt werden. Durch eine steife Anbindung an das Chassis wird ein exaktes Ansprechen der Federung und Dämpfung gefördert, was gleichzeitig zu einem sicheren Fahrverhalten führt.