Probier´s mal mit Gemütlichkeit: Der Citroën C6 HDi 170 FAP profiliert sich im Motorvision-Testbericht als urgemütliche, aber sicher nicht langsame Reiselimousine.
Es soll ja Autofahrer geben, die nicht möglichst schnell, sondern möglichst bequem von A nach B kommen wollen. Dabei muss es nicht immer einer der üblichen Verdächtigen der Spezies ,,Vertreter der oberen Mittelklasse" mit deutscher, englischer, amerikanischer oder japanischer Herkunft sein. Auch Citroën hat mit dem C6 jetzt endlich wieder so einen ,,Reise(g)leiter" im Programm. Wie entspannt sich im französischen Flaggschiff Autobahnkilometer fressen lassen, zeigt unser Testbericht.
Zuerst machen wir uns Gedanken über das Design. Natürlich polarisiert das Blechkleid des C6, schön wird Citroëns Prestigeobjekt wahrlich nicht jeder finden. Doch es ist wieder ein echter Citroën, denn endlich beweisen die Franzosen wieder den Mut, der sie schon bei solchen Autolegenden wie der DS oder dem SM ausgezeichnet hat. Besonders markant zeigt sich die Front, die vom riesigen Doppelwinkel dominiert wird. Spannend auch die Seitenansicht, deren markanteste Merkmale die sich kuppelartig nach hinten spannende Dachlinie, das charakteristische hintere Dreiecksfenster sowie zahlreiche gegenläufige Formen und Linien sind. Das meiste Aufsehen erregt aber das Hinterteil mit der konkav geformten Heckscheibe und Rückleuchten, die die Welt noch nicht gesehen hat! Das einzige objektive Manko dieses Designs: Durch die großen Glasflächen heizt sich der Innenraum bei Sonneneinstrahlung stark auf.
Das Design: Außen ,,Haute Cuisine", innen Hausmannskost
Doch dieses Problem hat sich ruckzuck erledigt, eine Klimaautomatik ist serienmäßig an Bord. Diese zu aktivieren ist noch recht unkompliziert, allerdings erfordert die anfangs unübersichtliche Knöpfchenlandschaft der Mittelkonsole eine gewisse Eingewöhnungszeit. In punkto Verarbeitungsqualität erreicht der C6 einen hohen Standard, die Materialauswahl kann - bis auf den kratzempfindlichen Kunststoff des Cockpits - mit den meisten Konkurrenten mithalten. Das gilt auch für das Platzangebot im Innenraum; hier kann keiner klagen, egal ob er vorne oder hinten Platz nimmt. Nur beim Kofferraum fordert das Design seinen Tribut. Im Normalzustand schluckt das Gepäckabteil lediglich 421 Liter.
Das Innenraumdesign kann nicht mit der gestalterischen Avantgarde des Blechkleides leider nicht mithalten. Innovative Ideen sucht man hier vergeblich, und Digitalanzeigen (welche sich recht gut ablesen lassen) gehören bei den Franzosen schon lange zum guten Ton. Erfreulich ,,oldschool" ist auch die Art und Weise, wie der Motor zum Leben erweckt wird: Nicht per Knopfdruck, sondern mittels Schlüsseldrehung nimmt das Aggregat die Arbeit auf - und gibt trotzdem kaum einen Mucks von sich. Auch beim Tritt aufs Gaspedal zeugt der 170 PS starke Vierzylinder-Selbstzünder mit Biturbo-Aufladung nur dezent von seiner Dieselherkunft.
Kurven? Nur ungern!
Auf der Landstraße wollen wir uns gar nicht lange aufhalten, hier fühlt sich der C6 einfach nicht wohl. Zu indirekt die Lenkung, zu weich das Fahrwerk, zu groß die Ausmaße (4,91 Meter Außenlänge), zu schwer das gesamte Auto (gut 1,8 Tonnen. Dafür begeistert immer wieder das ausgezeichnete Komfortniveau des Franzosen. Die hydropneumatische Federung packt die Insassen in Watte und lässt nur die allerheftigsten Fahrbahnunebenheiten nach innen durch, um sie sofort von den bequemen Sitzen herausfiltern zu lassen. Doch Halt! Es gibt ja noch die ,,Sport"-Taste. Kann der C6 vielleicht auch anders? Die Antwort lautet: Ein bisschen. Denn der Luxusliner wird durch Drücken dieser Taste nicht wirklich unkomfortabler, aber auch nicht unbedingt sportlicher. Warum er sie dann trotzdem an Bord hat? Mal ehrlich: Muss denn bei einem Citroën wirklich alles einen Sinn ergeben?
Als wir auf die blau beschilderten Straßen wechseln, ist der Citroën C6 urplötzlich in seinem Element. Besonders der Motor weiß zu überzeugen: Das beachtliche Drehmoment-Maximum von 370 Newtonmetern liegt bereits bei 1.500 Umdrehungen an und lässt das Flaggschiff Zwischenspurts souverän bewältigen, ohne dass der Fahrer zum präzise geführten Schalthebel greifen und sich durch recht lange Schaltgassen schlängeln muss. Bei Bedarf zieht der das Triebwerk den Citroën aber auch auf 217 km/h, was den C6 auf einem Level mit den etablierten Linksspur-Größen fahren lässt. Angenehmer Nebeneffekt: Diese unaufgeregte Charakteristik spart bares Geld, denn der C6 HDi 170 begnügt sich mit gut sieben Litern Sprit auf 100 Kilometern. Damit entfernt er sich nicht wesentlich von der Werksangabe von 6,6 Litern. Dank des 72-Liter-Tanks schafft man im Ernstfall 1.000 Kilometer mit einer Spritladung - eine beachtliche Leistung für ein Auto dieser Größen- und Gewichtsklasse!
Selbstbewusste Preisgestaltung
Wo wir gerade bei den Kosten sind: Der Grundpreis des Citroën C6 HDi 170 beträgt 41.120 Euro. Damit liegt der Franzose mehr als 3.000 Euro über einem BMW 520d und einem Audi A6 2.7 TDI und ist sogar teurer als ein Mercedes E 220 CDI. Das zeugt von einem gesunden Selbstvertrauen. Doch ein Blick auf die Serienausstattung relativiert diese Zahlen. Licht- und Regensensor, elektrisch verstellbare Sitze und Spiegel, Klimaautomatik und CD/MP3-Radio sind ebenso ohne Extrakosten an Bord wie Bi-Xenon-Scheinwerfer, Tempomat und 17-Zoll-Alus. Ebenfalls serienmäßig: Eine Sicherheitsausstattung auf höchstem Niveau, unter anderem mit ESP, ABS samt ASR und ganzen neun Airbags - mehr hat sonst keiner. Unverständlich: Eine Lederausstattung gibt es nur ab der 44.210 Euro teuren ,,Pallas"-Variante und ist erst in der ,,Exclusive"-Ausstattung (ab 51.200 Euro) serienmäßig an Bord. Und wer den Automaten schalten lassen will, muss zum 205 PS starken V6-Diesel greifen.
Wie sieht also das Fazit unseres Tests aus? Wer gern schnell um Kurven räubert, wird mit dem Citroën C6 HDi 170 wenig Freude haben. Dafür ist er zu konsequent auf Komfort ausgelegt. Wer sich aber mit dem Design anfreunden kann und vor allem auf Autobahnen unterwegs ist, wird den ,,Reise(g)leiter" lieben. Zügig, aber immer komfortabel und leise reißt der Franzose Kilometer um Kilometer runter und verlangt dem Piloten dabei erstaunlich wenig ab. Zudem stehen das gute Platzangebot, die umfangreiche Serienausstattung und das exzellente Sicherheitsniveau auf der Habenseite. Allerdings muss man sich die große Portion Extravaganz einiges kosten lassen.
Technische Daten (Werksangaben):
Leistung: 125 kW (170 PS) / 4.000/min
Max. Drehmoment: 370 Nm / 1.500/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 10,3 s
Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h
Durchschnittsverbrauch: 6,6 l / 100 km
CO2-Emission: 175 g/km
Grundpreis: 41.120 Euro