Der Stimmungsmacher: Fahrbericht Nissan Micra C+C 1.4

, 25.04.2008


Nissan schickt den Micra rundum aufgefrischt in seine zweite Lebenshälfte. Motorvision war mit der Coupé-Cabrio „C+C“ in der beliebten 1,4 Liter-Benzinversion unterwegs.

Wer Freude am Offenfahren hat, aber die Alltagstauglichkeit herkömmlicher Stoffdächer anzweifelt, schielt auf die neu aufkeimende Sparte der Coupé-Cabrios. Ist der Mercedes SLK zu teuer oder gefällt der Peugeot 206 CC nicht, könnte der Nissan Micra C+C durchaus eine Option sein. Seit 2005 auf dem Markt, bietet er eine attraktive Alternative für Käufer, denen der normale Micra nicht lifestylig genug ist. Für unseren Test haben wir uns für die zweitteuerste Ausstattungsvariante „Tekna“ entschieden. Zum Umfang gehören hier Klimaautomatik, Einparkhilfe und Sechsfach-CD-Wechsler – zu haben ab 21.290 Euro.

Das Micra Coupé-Cabrio macht besonders in der Stadt und auf kurvigen Landstraßen Spaß. Für alltägliches Cruisen reichen die 88 PS des 1,4 Liter-16-Ventilers aus. Wer jedoch öfter auf die Autobahn möchte und Spaß am sportlichen Fahren hat, sollte lieber zur 1,6 Liter-Variante mit 110 PS greifen. So kann der Fahrer mehr Dynamik aus dem 1.210 kg-Zwerg herausholen. Abgesehen vom Motor stellt sich mit dem straff gefederten Fahrwerk und der direkten Lenkung alsbald Go Kart-Feeling a la Mazda MX-5 breit. Auch die knackige Schaltung mit kurzen Wegen überzeugt. Allein der fünfte Gang ist ab und zu etwas hakelig. Allerdings drehen beim Anfahren - auch auf trockener Fahrbahn - die Vorderräder schnell durch. So erfordert es schweren großen Gasfuß, um Passanten durch lautes Qietschen zu erschrecken.

Genügsam und kompakt

Bei moderater Fahrweise sind die 6,6 Liter Normverbrauch durchaus zu erreichen. Im Motorvisions-Test waren es im Schnitt 6,8 Liter. Mit 158 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer lässt sich das Gewissen auch mit der Umwelt vereinbaren.

Mit seinen kompakten Abmessungen (3,81 Meter Außenlänge) und seinem kleinen Wendekreis (9,2 Meter) fährt sich der Micra entsprechend wendig. Auch für ungeübte Fahrer wird das Einparken so zum Kinderspiel. Die Einparkhilfe - Serie in der „Tekna-Version“ - ist eigentlich überflüssig.

Positiv überrascht waren wir von der Verarbeitungsqualität des Kleinwagens. Auch die verwendeten Materialien sind für Fahrzeugklasse und Preis angemessen. Die Gestaltung des Armaturenbretts ist übersichtlich, die Funktionen lassen sich einfach bedienen – es gibt keine unverständlichen Schalter, die Rätsel aufgeben. Die Ausformung des Armaturenbretts als Ablage soll praktisch sein, ist aber schlecht gelöst: die zu glatte Oberfläche lässt Gegenstände in Kurven durchs Auto fliegen und zu gefährlichen Geschossen werden. Die Metall-Pedalerie und Klavierlackschalter werten den Innenraum optisch auf. Die Musikanlage hat einen guten Sound, könnte aber auch mit einer MP3-Funktion glänzen statt nur mit einem Bluetooth-Anschluss.

Viel Licht im Cockpit

Cabriofahren bringt gute Stimmung - das gilt auch für den Nissan Micra C+C. Der Öffnungs- und Schließmechanismus des Verdecks funktioniert tadellos per Knopfdruck. 22 Sekunden dauert es, das automatische Glasdach zu öffnen oder zu schließen. Eine zusätzliche Verriegelung ist nicht notwendig. Allerdings sollte man nicht versuchen, das Verdeck an der Ampel zu betätigen – dafür sind die 22 Sekunden zu lang. Im Gegensatz zu anderen Cabrios stellt das automatische Cabriodach beim Anfahren sofort seine Tätigkeit ein. Während der Fahrt bietet das geschlossene Verdeck eine gute Geräuschdämmung. Noch mehr Licht lässt auch die Glasfläche im Dach, genannt „C View“, ins Wageninnere. Bei all der Pracht beim Offenfahren darf man nicht vergessen, dass das Kofferraumvolumen von 475 Liter – bei geöffnetem Verdeck - auf 255 Liter schrumpft. Wer also im Sommer einen Wochenendausflug machen möchte, muss komprimiert packen können!

Weniger überzeugend sind die Sitze. Sie sind zu weich und der Sitzkomfort leidet unter der eigenartigen Formgebung. Zudem bieten sie zu wenig Seitenhalt. Die Sitze im Fond kann man bestenfalls als Notsitze bezeichnen. Selbst Kindern sind sie nur zumutbar wenn der Vordersitz ganz nach vorn gestellt ist.

Das Design des Micra ist Geschmackssache. Aber ein großer Wurf ist Nissan damit wohl nicht gelungen. Doch kann man sich mit der Formgebung des C+C anfreunden, stellt die Coupé-Cabrio-Variante - ohne Reue im Winter - eine echte Alternative zum normalen Micra dar und macht ihn um einiges attraktiver.

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