Drei Zylinder, ein Liter Hubraum und 125 PS - das sind die Daten des neuesten EcoBoost-Motors aus dem Hause Ford, der nahezu komplett von der Entwicklung bis hin zur Produktion aus Deutschland kommt und jede Menge toller Fakten verspricht. So soll es möglich sein, mit diesem Aggregat unter anderem bis zu 20 Prozent Benzinkosten einzusparen. Wir testeten den neuen Motor im Ford Focus Turnier.
Als Zielgruppe des neuen Triebwerkes visiert Ford die typischen Benzin-Kunden, aber auch Fahrer an, die bislang auf Diesel-Aggregate setzten. Um diese beiden komplett verschiedenen Motor-Charaktere zu verbinden, verbauten die Macher einen Turbolader, der bereits ab 1.400 U/min sein volles Drehmoment von 170 Nm preisgibt und dies bis zu einer Drehzahl von 4.500 U/min hält. Ferner soll der Turbolader bereits nach 1,5 Sekunden schon 90 Prozent seiner maximalen Leistung bei einer Drehzahl von 1.500 U/min abrufen können.
Um dem Motor zum maximalen Drehmoment zu verhelfen, wird der Turbolader mit einem maximalen Ladedruck von 1,2 bar betrieben. Ebenfalls eine Neuerung in Sachen Turbolader ist, dass der hier verbaute Lader nahezu keine Anreicherung von Benzingemisch benötigt, um gekühlt zu werden, was die Ford-Ingenieure durch eine Wasserkühlung des Abgaskrümmers ermöglichten.
Auch wenn Ford mit diesem Motor konsequent das Prinzip des Downsizings verfolgt, lässt sich beim Drehmoment nicht von diesem Prinzip sprechen. Das maximale Drehmoment liegt nämlich bei 170 Nm in der Version mit 100 PS bzw. bei starken 200 Nm in der Variante mit 125 PS und Overboost - ein System, über welches sich bis zu 30 Sekunden lang unter Volllast das maximale Drehmoment von 200 Nm abrufen lässt. Statt Verzicht, gibt es bei drei Zylindern sogar Dynamik, die auch auf der Landstraße zu überzeugen weiß.
Mit den Verbrauchswerten und der CO2-Emission knallt der kleine 1-Liter-Motor der Konkurrenz eine ganz schöne Hausnummer auf den Tisch. Den Normverbrauch für das Schrägheckmodell - also nicht für den von uns getesteten Kombi - gibt Ford für die kleinere 100-PS-Variante mit gerade einmal 4,8 Litern pro 100 Kilometer an, was einem CO2-Ausstoß von 109 g/km entspricht. Ein Wert, den es bei Benzinmotoren bisher noch nicht gab und etwa ein Liter unter den Vierzylindermotoren mit 1,6 Litern Hubraum und 105 PS bzw. 125 PS liegt.
Auf der anderen Seite erzielt der Ford Focus 1.0 EcoBoost mit 125 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h (Turnier 193 km/h) - losgelöst von einer effizienten Fahrweise, wenn es flott vorangehen soll.
Motorblock passt locker auf ein DIN-A4-Blatt
Obwohl der Motorblock nicht aus Aluminium besteht, verloren die Macher das Gewicht nicht aus den Augen. Mit einem Grauguss-Motorblock und einigen gewichtssparenden Features, wie zum Beispiel den Verzicht auf eine Massenausgleichswelle, verbaute Ford anstelle dessen Gewichte am Schwungrad und am Dämpfer, um mit dem Gewichtswert nahezu an den eines Aluminiumblockes zu gelangen. Der Motorblock ist so klein, dass dieser locker auf ein DIN-A4-Blatt passt.
Der hohe Wirkungsgrad wird ferner durch die sehr zentral erfolgende Benzindirekteinspritzung und die Benetzung der Kolbenwände vermieden sowie durch die verstellbare Nockenwelle erreicht. Neben diesen Neuerungen sorgt das sogenannte „Scavenging“ ebenfalls für einen niedrigeren Verbrauch. Beim „Scavenging“ wird der Durchfluss von Luft und Benzingemisch durch die Brennräume erleichtert. Das heißt, die Zeit in der beide Ventile offen sind, wird verlängert und so die Ausspülung der Brennräume veranlasst. Ein weiterer Effekt ist, dass die Brennräume danach kälter sind und so die Dichte des Benzin-Luft-Gemisches erhöhen.
Ford dachte darüber hinaus an die Laufruhe. Hierzu legten die Ingenieure zum Beispiel den Zahnriemen nicht in einen Luftschacht, sondern lassen diesen im Öl laufen. Dieses System soll, so Dr. Thomas Zenner, Chef-Entwickler der Ford-Motoren, lebenslang ohne Probleme funktionieren. Auch die hohe Steifigkeit eines Grauguss-Blockes kommt der wirklich beeindruckenden Laufruhe sehr entgegen.
Zu den weiteren Effizienzmaßnahmen des Ford Focus 1.0 EcoBoost zählen unter anderem ein Start-Stopp-System, eine Schaltempfehlungsanzeige für eine verbrauchssenkende Fahrweise, ein Energie-Rückgewinnungs-System der Lichtmaschine und ein variabler Kühlerlufteinlass , der sich je nach Luftbedarf öffnet und schließt, um die Aerodynamik zu verbessern.
Das Fahren beginnt: Läuft der Motor tatsächlich?
Mit einem schnittigen Erscheinungsbild setzt der Ford Focus Turnier ein klares, modernes Design-Statement, während unser Testwagen im Innern eine Ausstattung mit allen erdenklichen Extras besitzt, die keine Wünsche offen lässt - angefangen bei einem Satellitennavigationssystem bis hin zu einem Spurhalte-Assistenten oder einem Limiter, mit welchem sich die Höchstgeschwindigkeit beliebig begrenzen lässt.
Ein weiteres sehr nützliches Extra fällt beim Einsteigen bzw. beim Öffnen der Türen auf: ein Parkschäden-Verhütungssystems: Wenn man die Türe öffnet, fährt automatisch eine kleine Plastikleiste aus der Seite der Türe heraus und schmiegt sich an die Türkante, die am weitesten nach außen ragt. Dadurch wird die eigene Tür wie auch die Tür des neben einem parkenden Fahrzeuges geschützt.
Nach Starten des Motors muss man beinahe ein zweites Mal auf die Drehzahlanzeige schauen, ob dieser wirklich läuft. Die Laufruhe ist auch während der Fahrt bemerkenswert. Im Drehzahlbereich von 1.500 bis 2.500 U/min ist es im Innenraum wirklich schwer zu beurteilen, ob wir in einem Elektrofahrzeug oder in einem Fahrzeug sitzen, das von einem Benzin-Motor angetrieben wird.
Die Fahrt: Welchen Verbrauch schafft der Motor wirklich?
Wir fahren sowohl über die Autobahn als auch über kurvenreiche Landstraßen durch das bergige Hinterland von Barcelona. Ebenso führt uns der Weg über gerade, ebene Straßen und Städte, die einen echten kombinierten Verbrauchswert widerspiegelten. Bei normaler Fahrweise schafften wir es im Durchschnitt nicht, die von Ford für den Kombi angegebenen 5,1 l/100 km zu erzielen, aber fast: Unser Verbrauch im Mittel lag bei nur 5,9 l/100km, was für einen Kombi einen beachtlichen Wert darstellt.
Auf den kurvigen Straßen in den Hügeln spielt der neue 3-Zylinder-Motor seine Turbolader-Karte gnadenlos aus - und das machte er richtig gut. Zu keinem Zeitpunkt kam das Gefühl auf, zu wenig Leistung an Board zu haben, geschweige denn in einem Auto zu sitzen, das gerade einmal so viel Hubraum wie ein großes Motorrad besitzt. Auch das Fahrwerk wirkt sehr stimmig, nahezu ein wenig sportlich abgestimmt, wodurch sich auf den kurvenreichen Straßen nie das Gefühl eines Untersteuerns bereit machte.
Fazit:
Der Ford Focus 1.0 EcoBoost stellt ein wirklich gutes Auto dar. Vor allem der überdurchschnittlich niedrige Verbrauch und die beeindruckende Laufruhe zeichnen diesen neuen Motor nachhaltig aus. Auch die Anschaffungskosten für 21.500 Euro sind für die Leistung, die das Fahrzeug bringt, in Ordnung.
Zum Spareffekt kommen die für einen Kombi funktionellen Vorteile: Mit fünf Sitzplätzen und geschlossener Gepäckabdeckung fasst der neue Ford Focus Turnier bereits 490 Liter in Verbindung mit einem Reifen-Reparatur-Set statt eines Ersatzrades. Leicht lassen sich die Rücksitze umklappen, so dass eine ebene Fläche entsteht und der Turnier ordentliche 1.516 Liter aufnehmen kann
Als verbesserungsfähig erwiesen sich lediglich zwei Punkte, die jedoch nicht den Motor betreffen: Die Multifunktionsanzeige und die Lenkradbedienung sind auf Anhieb nur schwer zu überblicken und nicht sehr intuitiv gehalten.
Möchte man den Spurhalte-Assistenten mit einem Eingriff beauftragen, sobald ein Verlassen der Spur erfolgt, funktionierte dies nur, wenn man die Spur nach links verließ. Kam man allerdings nach rechts von der Fahrspur ab, gab der Assistent dem Lenkrad einen Impuls in die rechte Richtung, was in diesem Fall eindeutig falsch ist.
Technische Daten Ford Focus Turnier 1.0 EcoBoost
Antriebsart: Vorderradantrieb | Hubraum: 998 cm³ | Leistung: 92 kW/125 PS | Drehmoment: 170 Nm bei 1.500 U/min | Vmax: 193 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 11,5 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 5,1 l/100 km | CO2-Emission g/km: 117 | Preis: ab EUR 18.050