Kia pro_cee’d GT Test: Wie gut ist der Hot Hatch zum heißen Preis?

, 27.01.2014


Kia hat seinen ersten „Hot Hatch“ im Programm, der die koreanische Marke emotional aufladen soll. Der Kia pro_cee’d GT sieht nicht nur heiß aus, er will es mit seinen 204 PS wissen und die Kurvenreviere erobern. Dazu gibt es eine umfassende Serienausstattung, die sogar Recaro-Sportsitze und viele weitere spannende Features beinhaltet. Das alles zu einem deutlich günstigeren Preis als für einen VW Golf GTI. Doch die wichtigste Frage lautet: Wie groß ist der Spaßfaktor und was lässt sich mit dem Kompaktsportler alles anstellen? Zeit für einen Test!

Einer der wichtigsten Aspekte für einen dreitürigen „Hot Hatch“ stellt der Look dar. Der Kia pro_cee’d GT hält sich in keinster Weise zurück und beeindruckt bereits im Stand. Unmissverständlich zeigt der schnittige Kompaktsportler seine Ambitionen, den Asphalt aufsaugen zu wollen: Dazu tragen an der aggressiv gestalteten Front ein markanter Kühlergrill mit der bekannten Doppeltrapez-Struktur („Tigernase“), die lang gezogenen Scheinwerfereinheiten und die tiefer gezogenen Stoßfänger mit größeren Lufteinlässen bei. Ebenso auffällig erweisen sich die Vierpunkt-LED-Tagfahrleuchten und der rote Streifen auf dem Frontsplitter.

Einen Vorwärtsdrang versprüht ebenso die geduckte Silhouette des 4,31 Meter langen, 1,78 Meter breiten und 1,43 Meter hohen Kia pro_cee’d GT, wozu ebenso die dynamisch gezeichnete, ansteigende und spitz zulaufende Fensterlinie beiträgt, während die markanten Seitenschwelleraufsätze den athletischen Eindruck unterstreichen. Ebenso in das Auge fallen die serienmäßig 18 Zoll großen, zweifarbigen Leichtmetallfelgen durch ihr auffälliges Design, durch die sich die roten Bremssättel sehen lassen.

Das kraftvolle Heck scheint nur auf den Startschuss zu warten. Die stark geneigte Heckscheibe und der Dachkantenspoiler sorgen für den passenden dynamischen Abschluss des keilförmigen Profils, während der Diffusor und die Auspuffanlage mit zwei Endrohren dem Hintermann ausdrücklich klar machen, dass hier kein normaler Kia unterwegs ist.

Motor: 51 Prozent mehr Leistung

Sofort fallen in dem sportlich gehaltenen Innenraum die serienmäßigen Recaro-Sportsitze ins Auge, die bereits beim ersten Kontakt durch ihre angenehme Teilleder/Veloursleder-Kombination und den Komfort beeindrucken. Eine rote Kontrastnaht auf den Sportsitzen, dem Lederschaltknauf und auf dem Multifunktions-Lederlenkrad und den Kunstledereinsätzen der Türverkleidungen betonen den sportiven Charakter ebenso wie die Aluminium-Pedalerie und etliche Chrom-Elemente. Der GT macht dem Namen „Gran Turismo“ bereits optisch alle Ehre.

Schnell lässt sich die ideale Sitzposition finden. Beeindruckend ist das große Raumangebot: über 1,90 Meter große Personen finden vorne locker Platz. Sogar hinten fällt das Platzangebot überraschend groß aus, so dass sogar bis zu 1,80 Meter lange Mitfahrer den Kia pro_cee’d GT miterleben können.

Jetzt heißt es, den Startknopf drücken, der den 1,6-Liter-Benziner zum Leben erweckt. Der Motor verfügt über einen Twin-Scroll-Turbolader und neue, belastungsfähigere Komponenten. Im Vergleich zum regulären 1.6 GDI wuchs die Leistung des GT-Triebwerkes um satte 51 Prozent auf 204 PS bei 6.000 U/min. Das Drehmoment liegt mit 265 Nm (von 1.750 bis 4.500 Touren) sogar um 61 Prozent höher. Im Idealfall begnügt sich der Kia pro_cee’d T auf 100 Kilometern durchschnittlich mit 7,4 Litern Kraftstoff.

Kurvenhatz: Das Grinsen möchte nicht mehr weichen

Seine Sportlichkeit definiert der Kia pro_cee’d GT nicht durch Kraft und Höchstgeschwindigkeit, sondern durch Dynamik und Agilität in den Revieren, wo es am meisten Spaß bereitet: beim Kurvenräubern. Wer bei niedrigen Drehzahlen spontan die volle Leistung abruft, spürt ein kleines Turboloch - doch dann zieht der Koreaner spritzig und mit viel Fahrfreude nach vorne. Wie die meisten modernen Turbo-Benziner mit kleinerem Hubraum bietet der Motor seine Durchzugskraft insbesondere im mittleren Drehzahlbereich. Vor allen Dingen bis 5.000 U/min dreht der 1,6-Liter-Benziner locker hoch. Oben herum fehlt es ein wenig an Biss - ab 5.000 Touren lässt der Durchzug etwas nach.

Der Spurt von 0 auf Tempo 100 in 7,7 Sekunden mag zwar auf den ersten Blick nicht beeindrucken, doch Kia machte seinen pro_cee’d GT für die Kurvenhatz fit und verpasste dem Kompaktsportler ein in Europa abgestimmtes Sportfahrwerk. Dazu legten die Testfahrzeuge insgesamt 160.000 Kilometer auf deutschen Autobahnen und über 10.000 Kilometer auf der berühmten Nürburgring-Nordschleife zurück.

Trotz einer deutlich strafferen Fahrwerkabstimmung lautete das Ziel, ein Maximum an Fahrspaß mit uneingeschränkter Alltagstauglichkeit zu bieten. Durch eine Tieferlegung, härter ausgelegte Stoßdämpfer, erhöhte Federraten, einen stärkeren Stabilisator an der Hinterachse und steifere Fahrwerksbuchsen vorne galt es, das für Frontkratzer typische Untersteuern und die Wankbewegung zu reduzieren.

Obwohl der Kia pro_cee’d GT kein Sperrdifferential besitzt, zeigt sich der Koreaner von einer derart überraschenden Seite, die wir so nicht erwartet hätten: der Kompaktsportler fährt bissig durch Kurven und bereitet eine Menge Fahrspaß, wozu das steife Chassis und ein schönes, neutrales Fahrverhalten beitragen. Aus Kehren beschleunigt der pro_cee’d GT mit viel Enthusiasmus heraus, um die nächste Kurvenkombination in Angriff zu nehmen, während das dicke Grinsen des Fahrers nicht aus dem Gesicht weichen möchte.

Als ebenso souverän zeigen sich die Bremsen mit vorne auf 300 Millimeter vergrößerten innenbelüfteten Scheiben, während bei unserem Testwagen hinten 284 Millimeter messende Pendants zuverlässig ihre Dienste verrichten. Keine Spaßbremse: Den Fun-Faktor mit dem Kia pro_cee’d GT steigert das sich großmütig zeigende elektronische Stabilitätsprogramm.

Für Sicherheit sorgen darüber hinaus das Antiblockiersystem ABS, eine elektronische Bremskraftverteilung (EBD) und eine Traktionskontrolle. In der höchsten Ausstattungsstufe befindet sich darüber hinaus ein Spurhalte-Assistent an Bord. Mehr Assistenten gibt es nicht - im Kia pro_cee’d T darf man noch selbst fahren.

Kia achtete auf alles: Einen wichtigen Faktor bei der Kurvenhatz stellt der Seitenhalt in den Sitzen dar, den Kia im pro_cee’d GT dank der serienmäßigen Recaro-Sportsitze mit Bravour erfüllt. Das Lenkrad liegt bestens in der Hand, durch das sich der GT schön präzise durch Kurven steuern lässt. Ebenso auffällig: Das straffere Fahrwerk für den Spaß bietet genug Restkomfort, um im Alltag ebenfalls zu glänzen und Unebenheiten auf schlechten Wegstrecken wegzuschlucken.

Ohne Zicken bis zur Spitze

Der Kia pro_cee’d GT fühlt sich auf der Straße definitiv schnell an, drückt die Insassen dabei jedoch nicht in die Sitze wie die besten Kompaktsportler. Aber das möchte der Kia sowieso nicht; denn er stellt keinen kompromisslosen Sportler dar und misst sich nicht mit dem VW Golf GTI oder dem Ford Focus RS. Vielmehr siedelte Kia seinen „Hot Hatch“ mit dem Plus an Alltagstauglichkeit und dennoch viel Fahrspaß zwischen dem herkömmlichen pro_cee’d und einem VW Golf GTI an.

Die Spitze von 230 km/h erzielt der sportliche Kia mit etwas Anlauf. Dabei liegt der GT ohne Zicken auf der Straße. Die Schaltung erfolgt über ein manuelles 6-Gang-Getriebe, das sich präzise und knackig schalten lässt und die Fahrfreude steigert. Schade, dass der im Vergleich zum herkömmlichen pro_cee’d von außen sofort hörbare, deutlich kraftvollere Auspuffsound sich im Innenraum nicht so stark wahrnehmen lässt; denn das würde die Emotionen noch weiter steigern.

Supervision: Toller Gimmick im Cockpit

Eine vom Rennsport inspirierte Supervision-Instrumenteneinheit bietet einen tollen Gimmick: Der Fahrer kann per Knopfdruck zwischen zwei Darstellungsarten wählen. Der Modus „Analog“ zeigt den Tachometer in der traditionellen Form als Rundinstrument samt Fahrinformationen. Im „GT“-Modus“ dagegen erscheint die Geschwindigkeit in großen gelben Ziffern, während der Drehzahlmesser und die Turbo-Ladedruckanzeige als Instrumente dargestellt werden.

Das Cockpit selbst zeigt sich sehr übersichtlich und ergonomisch gestaltet. Über das Lenkrad mit seinen zahlreichen Tasten lassen sich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit unter anderem das Radio und der Bordcomputer mit seinen vielfältigen Informationen komfortabel bedienen. Das 7 Zoll große Touchscreen-Display des Infotainment-Systems ist gut positioniert, lässt sich einfach bedienen und beinhaltet eine einwandfrei funktionierende Navigation. Das Rückwärtseinparken erleichtert eine Kamera, die das Bild auf den Touchscreen überträgt.

Fit für den Alltag

Nicht nur das Raumgefühl ist vorne wie hinten imposant. Für den Alltag wartet der Kia pro_cee’d GT mit einem 380 Liter großen Kofferraum auf, der sich durch Umklappen der Rückbanklehnen bei dachhoher Beladung auf 1.225 Liter vergrößert und durch einen ebenen Boden besticht. Ebenfalls positiv fällt die hohe und breite Ladeöffnung auf, die das Be- und Entladen erleichtert. Die Ladekante könnte jedoch etwas tiefer ausfallen.

Praktisch: Gepäck lässt sich an Ösen oder unter einem Netz sicher fixieren. Im Kofferraum befinden sich außerdem eine 12-Volt-Steckdose und unter dem Boden ein Ablagefach. Für die kleinen Dingen gibt es im Innenraum zahlreiche praktische Ablagen vorne wie hinten, ein großes, klimatisiertes Handschuhfach und Getränkehalter.

Ganz großer Pluspunkt: Langzeit-Garantie über 7 Jahre

Kia ist sich der Qualität seiner Autos sehr sicher und gewährt für alle neu zugelassenen Fahrzeuge der Marke eine Herstellergarantie von 7 Jahren oder 150.000 Kilometer Laufleistung für das gesamte Fahrzeug. Hinzu kommen beim pro_cee’d GT eine Garantie von 12 Jahren gegen Durchrostung ohne Kilometerbegrenzung sowie fünf Jahre Lackgarantie (oder 150.000 Kilometer) und 7 Jahre Mobilitätsgarantie (ohne Kilometerbegrenzung). Die Garantie ist fahrzeuggebunden und bleibt bei einem Besitzerwechsel bestehen.

Fazit:

Was für ein gelungener Wurf: Kia kann nicht nur günstige Autos bauen, sondern auch für viel sportlichen Fahrspaß sorgen. Der Kia pro_cee’d GT mag zwar nicht der Schnellste sein, begeistert jedoch in den Kurvenrevieren mit viel Biss und bietet dazu den passenden Alltagskomfort zum gnadenlos günstigen Preis samt einer 7-Jahres-Garantie.

Die Preise für den bereits in der Basis „GT-Cup“ umfangreich ausgestatteten Kia pro_cee’d GT beginnen bereits ab 22.990 Euro - für einen Kompaktsportler mit großem Spaßfaktor ein Schnäppchen. Zum Vergleich: Der VW Golf VII GTI ist erst zu Preisen ab 28.675 Euro erhältlich und für einen Ford Focus ST schlagen immerhin 27.950 Euro zu Buche.

Bereits in der Basis des Kia pro_cee’d GT sind unter anderem ein Audiosystem mit CD, Radio, sechs Lautsprechern, USB-, AUX- und iPod-Anschlüsse, die Recaro-Sportsitze, eine Klimaanlage, das Multifunktionslenkrad, ein Tempomat, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung, elektrische Fensterheber, der Bordcomputer, die Aluminium-Sportpedale sowie elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel enthalten.


Technische Daten Kia pro_cee’d GT:

Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 1.591 cm³ | Leistung: 150 kW/204 PS | Drehmoment: 265 Nm bei 1.750-4.500 U/min | Vmax: 230 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 7,7 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 7,4 l/100 km | CO2-Emission g/km: 171 | Preis: ab 22.990 EUR

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