Der neue Murciélago LP640 wurde komplett überarbeitet - mit dem Ziel der extremste und schnellste Sportwagen seiner Klasse zu sein. Um es vorweg zu nehmen: Er ist es.
Mit 640 PS zuckt der 12-Zylinder in nur 3,4 Sekunden von Null auf Hundert. Da muss sogar der frische Ferrari 599 GTB den Hut ziehen und den Lamborghini mit 340 Spitze ziehen lassen.
Schneller, stärker und extremer als die Konkurrenz!
Nach diesem Credo des Firmengründers Ferrucio Lamborghini entwickelt die italienische Sportwagenschmiede seit 43 Jahren ihre Autos.
Zurück in die Zukunft: 1974 schockt Lamborghini die Sportwagenwelt mit dem kompromisslosen Countach. Dieser flache Keil ist der geistige Vater des Murciélago. Mehr als jedes andere Automobil in der Geschichte polarisiert der Countach.
Lam - bor - ghi - ni. Vier Silben für 249.400 Euro.
Das Design des Murciélago LP 640 wurde nur äußerst dezent überarbeitet - sofern man bei einem Lamborghini überhaupt von [dhk]dezent[dhk] reden kann. Das Ergebnis ist schärfer und brutaler. Die neuen Stoßfänger und Schürzen an Front und Heck unterstreichen diesen Eindruck.
Auffälliges Merkmal hinten: Neue Rückleuchten und ein riesiger Auspuffschacht der die Form des bulligen Hecks zitiert. Der Murciélago sieht übrigens auf der rechten Seite anders aus als auf der linken. Der Grund: An der linken Seite gibt es eine große Öffnung, der Schlund dient zur Entlüftung des Ölkühlers, der größer werden musste, weil das Triebwerk auch wuchs und deshalb mehr Hitze produziert.
Der Hubraum des Zwölfzylinders wuchs von 6,2 auf 6,5 Liter, die Leistung kletterte von 580 auf 640 PS. Das maximale Drehmoment beträgt 660 Newtonmeter.
Für Schausteller gibt es auf Wunsch eine transparenten Motorhaube aus Glas.
Die Flügeltüren sind bei Lamborghini allein dem Murciélago vorbehalten. Der Innenraum ist so wie man es von einem Lamborghini erwartet. Eine tiefe maßgeschneiderte Höhle, die nach feinem Leder duftet und auf jeden Schnickschnack verzichtet.
Die offene Kulisse ist mehr als ein Schalthebel! Ein Augenschmaus!
In diesem reinrassigen Umfeld wirkt das Navigationsgerät aus dem Zubehörhandel reichlich deplaziert. Der Tacho spuckt selbstbewusste Töne: 8.000/min! 360 km/h! Zeit für eine Probefahrt!
Mugello - Tim Schrick fordert den 1,7 Tonnen schweren Kampfstier in der Arena heraus und tritt das Gaspedal durch.
Nur auf bewusste Provokation reagiert der LP640 mit Übersteuern.
Sympathisch aber störrisch wie ein alter Esel: Der Schalthebel
Sonst folgt der Lamborghini jedem Fahrbefehl überraschend präzise.
Die stumpfe Brutalität des Vorgängers weicht dem intelligenten Perfektionismus. Trotzdem ist der Murciélago ein Rudiment aus der Zeit der wilden Supercars.
Zur Erinnerung: 0 auf 100 km/h in 3,4 Sekunden - zuvor waren es noch 3,8. Und die Höchstgeschwindigkeit klettert von 330 auf 340 km/h.
Der schlaue Allradantrieb von Mama ,,Audi" leitet im Normalfall 70 Prozent der Motorleistung an die Hinterachse. Bei Schlupf wird nach Bedarf zwischen den Hufen verteilt. Das klingt so als sei der Murciélago auf alles vorbereitet. Aber es gibt kein ESP, das vor groben Fahrfehlern schützt.
Die Fahrbarkeit des neuen Murciélago erreicht ein Niveau von dem man am Steuer eines Countach oder Diablo nie zu träumen gewagt hätte. Trotzdem ist der handgearbeitete Murciélago nicht weichgespült - er ist ein echtes Supercar!