Eine Geländewagen-Ikone geht in die nächste Runde: Knapp 60 Jahre nach seinem Debüt frischt Land Rover den Defender mit einem neuen Motor und einigen technischen Modifikationen auf.
Optisch nur an einem Hügel auf der Motorhaube zu erkennen, will der Allrader weiterhin als robustes Arbeitstier mit einem verbesserten Komfortniveau überzeugen. Zu Preisen ab
24 800 Euro steht der Defender ab sofort in drei Fahrzeuglängen und verschiedenen Karosserievarianten mit Softtop und Hardtop sowie als Pick-up beim Händler.
Die aktuelle CO2-Debatte lässt den Defender ziemlich kalt: Er ist keiner der schicken Edel-SUVs, die vornehmlich als Lifestyle-Schmuckstück gekauft werden und deswegen momentan am Pranger stehen. Wer den Briten erwirbt, braucht ihn auch: Förster, Landwirte, Rettungsdienste, die Bergwacht und 60 militärische Streitkräfte weltweit vertrauen auf die Dienste des belastbaren Allraders. Drei Viertel der rund 1,9 Millionen Fahrzeuge, die in den vergangenen 60 Jahren weltweit verkauft wurden, sind angeblich heute noch im Einsatz. Die robuste Konstruktion mit Leiterrahmen, Aluminium-Karosserie sowie die Wartungsfreundlichkeit der simplen Bauweise machen es möglich.
Gründe, auf das neue Modell umzusteigen, gibt es dennoch: beispielsweise den 2,4-Liter-Dieselmotor mit 90 kW/122 PS Leistung. Der Vierzylinder-Common-Rail-Selbstzünder stammt von Ford und ersetzt den bislang verwendeten Fünfzylinder-Diesel, der auf die gleiche Leistung kam, dabei aber deutlich spröder und knurriger zu Werke ging. Der neue Diesel arbeitet im Vergleich dazu kultivierter. Das frühe Einsetzen des Drehmomentschubs von 360 Nm bei 1 500 U/min hilft vor allem beim Bewältigen schwieriger Geländepassagen, aber auch im normalen Straßenverkehr, wo sich der Allrader gelassen und schaltfaul bewegen lässt. Die Antriebskraft wird wie gehabt über ein Mittendifferenzial permanent an alle vier Räder übertragen; die Kraftverteilung kann für Geländefahrten im Verhältnis 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse gesperrt werden.
Neu ist auch das manuelle Sechsgang-Getriebe, dessen extrem kurz übersetzter erster Gang wiederum Geländefahrten erleichtert, während die besonders lange Übersetzung des höchsten Gangs den Geräuschpegel und Kraftstoffverbrauch auf Autobahnetappen senken soll. Dort wird sich der Defender angesichts der Höchstgeschwindigkeit von 132 km/h allerdings auch in Zukunft eher selten aufhalten.
Verbessert wurde auch das Komfortniveau im Innenraum. Die schlichten Instrumente stammen aus dem aktuellen Discovery, die Armaturentafel wirkt robust, aber nicht unansehnlich. Die je nach Karosserieversion und Fahrzeuglänge maximal sieben Sitze sind neu und jetzt - auch die Fondsitze - alle in Fahrtrichtung angeordnet. Das neue Heizungs- und Lüftungssystem soll den Innenraum im Winter um 40 Prozent schneller erwärmen als bisher, während die optionale Klimaanlage den Fahrgastraum im Sommer um bis zu 50 Prozent schneller abkühlen soll. Und gegen Aufpreis kann jetzt sogar ein iPod mit dem Soundsystem des Defender verbunden werden.
Die Gemeinde der Defender-Fans steht solchem technischen Fortschritt traditionell skeptisch gegenüber. Objektiv ist gegen das Plus an Komfort aber natürlich nichts einzuwenden - zumal sich der Defender seine Einfachheit und Robustheit sowie eine gewisse charmante Unwirtlichkeit im Innenraum weiterhin bewahrt: Der Einstieg ist beschwerlich, die Verstellmöglichkeiten der Sitze für große Menschen zu gering, die Rückspiegel sind arg schmal, und für den Kupplungsfuß gibt es keinen Platz zum Abstellen. Doch solche Kleinigkeiten werden am weiteren Erfolg des britischen Dauerbrenners, der stabil bei rund
23 000 verkauften Einheiten pro Jahr liegt und nächstes Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, nichts ändern.
[strong]Technische Daten Land Rover Defender:[/strong]
2,4-Liter-Dieselmotor, 90 kW/122 PS, max. Drehmoment 360 Nm bei 1 500 U/min, Höchstgeschwindigkeit 132 km/h, Verbrauch 10,0 Liter/100 km, CO2-Ausstoß 266 g/km, max. Anhängelast 3 500 kg, Preis ab 24 800 Euro.
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10.04.2013