Der Freelander 2 soll die hart umkämpfte Klasse der Kompakt-SUV aufmischen. Dabei geht der Brite einen anderen Weg als die meisten Konkurrenten.
Der Konkurrenz ist Straßenlage wichtiger als Offroadperformance. Nicht dem kleinen Landy. Er will auch abseits befestigter Straßen punkten. Schauspielerin Jessica Schwarz geht im kleinen Landy auf Testfahrt.
[strong]Raus aus der Stadt[/strong]
Essaouira, Marokko. Eine uralte Hafenstadt zwischen Casablanca und Agadir: Filmreife Kulisse mit nordafrikanischem Flair. Im vor 500 Jahren gebauten Hafen wirkt der neue Freelander wie ein Objekt aus einer anderen Welt. Ein futuristisches SUV in einer Szenerie, die sich in den letzten Jahrhunderten kaum verändert hat. Kisten mit zappelnden Fischen, von Leinentüchern verhüllte Händler, wettergegerbte Fischkutter. Langsam schlängelt sich der Freelander 2 durch das Gewirr. Enge Gassen zählen nicht zum bevorzugten Revier eines SUV, auch nicht des Freelanders. Schon der Name spricht Bände: Den Freelander zieht's aufs ,,freie Land". Über schmale Bergstraßen dringen wir mit Jessica Schwarz am Steuer in entlegene Regionen vor. Das Ziel: Die große Freiheit. Orte, die nur mit waschechten Geländewagen erreichbar sind. Der Freelander soll zeigen, was er kann.
[strong]Sicher, nicht sportlich[/strong]
Das Fahrwerk ist äußerst komfortabel, das Handling narrensicher. Auf der Straße schaltet das intelligente Allradsystem vollautomatisch auf Frontantrieb. Sicherheit hat der ,,Baby-Landy" serienmäßig: Bremssteuerung und Wankkontrolle stabilisieren das Fahrzeug in schnellen Kurven. Nur bei schnellen Richtungswechseln arbeitet die zu leichtgängige Lenkung unpräzise, das Fahrgefühl wirkt etwas schwammig. Das kann ein BMW X3 besser. Auch die Automatik wirkt träge und gönnt sich beim Kickdown eine Gedenksekunde. Doch ein SUV ist kein Sportwagen, insgesamt gibt der Freelander 2 auf Asphalt eine solide Vorstellung.
[strong]Quadratisch, praktisch, schön[/strong]
Weg vom Mainstream der rund gelutschten Konkurrenz lautet das Credo des neuen Freelander. Klare Linien, selbstbewusster Auftritt, hochwertige Details - der kantige Brite wirkt wie ein zu heiß gewaschener Range Rover. Kostet mit 30.900 Euro für den Basis-Diesel und 38.800 Euro für den Basis-Benziner aber weniger als die Hälfte des großen Bruders. Auf 18 Zoll großen Alus rollt nur die teurere Topversion, Einsteiger müssen sich mit 16- (Diesel) beziehungsweise 17-Zöllern (Benziner) zufrieden geben. Das gradlinige Heck sieht aus, wie mit der Guillotine modelliert. Pluspunkt: Der Kofferraum schluckt fast 1.700 Liter. Die Kastenform garantiert freie Rundumsicht, das Cockpit glänzt mit guter Verarbeitung. Navi kostet Aufpreis. Serienmäßig außer im Basis-Diesel: Das Terrain Response System. Per Drehschalter passen sich Getriebe, Motormanagement und Zentralkupplung an den Untergrund an. Sinnloser Trend: Der Zündschlüssel kommt ins Schloss, gestartet wird per Knopfdruck. Klar, so ein Startknopf wirkt cool, de facto bedeutet das aber eine überflüssige Handbewegung pro Anlassen. Die Motorenauswahl ist dürftig. Ein 2,2 Liter großer Diesel, ein Benziner. Das war's. Der 233 PS starke 3,2 Liter-Benziner aus dem Volvo-Regal schickt 317 Newtonmeter Drehmoment an alle vier Räder.
[strong]Große Freiheit Marokko[/strong]
Abseits befestigter Straßen versuchen wir, uns durch raues Gelände zu einem verlassenen Strand durchzukämpfen. Im Gelände macht sich leichte Skepsis bei der Offroad-Einsteigerin Jessica Schwarz breit. Mit 22 Zentimetern Bodenfreiheit rollt der Land Rover aber locker über Stock und Stein. Hier zeigen sich die Vorzüge des Terrain Response Systems. Der Fahrer muss nur die richtige Linie wählen. Sperren und Untersetzung gibt es nicht, das System regelt fast alles von allein. Einzelne Räder bremsen ab und Motorleistung wird angepasst, ohne dass der Pilot etwas davon merkt. Schnell ist klar: Offroad kann der Freelander mehr als die meisten Konkurrenten. Ein Dünenmeer als letztes Hindernis vor dem einsamen Strand, die ersehnte Freiheit liegt greifbar nahe. Wie auf Wolke Sieben gleitet der Freelander durch den riesigen Sandkasten. Viel Gas bei niedriger Geschwindigkeit: Ein Härtetest für Motor und Kühler - und ein Riesenspaß für Jessica Schwarz.
Die fehlende Traktion erfordert einen speziellen Fahrstil. Wo Lifestyle-Geländewagen schnell über alle Räder im Sand stecken, wühlen sich im Land Rover selbst Anfänger durch. Haldexkupplung und Terrain Response verteilen die Kraft nach Bedarf. Nur grobe Fahrfehler können den Freelander stoppen. Problemlos rollen wir an den Strand. Weit und breit keine Menschenseele, Jessica Schwarz steht verträumt in der Brandung. Und wir schauen mit Respekt auf den Freelander 2. Sicher, Kurvenräubern kann ein BMW X3 besser. Doch im Gelände reicht dem Land Rover kein Kompakt-SUV das Wasser. Ein waschechter Offroader zum Kampfpreis ...
Mehr zum neuen Land Rover Freelander sehen Sie in Motovision, Folge 176, am Mittwoch (18. April), 20:30 im DSF. Hier geht´s zu den weiteren spannenden Themen.