Lang lebe der V8-Saugmotor: Heutzutage eine Rarität, schmelzen Autoenthusiasten bei diesem Antrieb geradezu hin: Vor allen Dingen, wenn der V8-Hammer wie beim neuen Lexus GS F eine unbändige Kraft und einen großartigen Sound bietet. Leichter als der BMW M5, wollen die Japaner das Segment der Performance-Limousinen mit dem neuen Lexus GS F aufmischen und verpassten ihrem Vertreter feine Zutaten zur Steigerung des bissigen Kurvenhaltens sowie feinste Materialien für den Innenraum. Wir wollten wissen, was der neue Lexus GS F tatsächlich drauf hat, der im Januar 2016 auf den Markt kommt.
So aggressiv wie kein anderer: Bereits optisch setzt der neue Lexus GS F ein klares Statement, das klar auf Angriff ausgerichtet ist. Keinem Konkurrenten ist die Angriffslust derart ins Gesicht geschrieben. Der vergrößerte Diabolo-Kühlergrill mit der speziell den F-Modellen vorbehaltenen Wabenstruktur sowie mächtige Lufteinlässe und schmale, an den Blick eines Raubtiers erinnernde Scheinwerfer mit L-förmigem Tagfahrlicht dominieren unmissverständlich die Front des Lexus GS F.
Von der Seite betrachtet, fallen neben den 19 Zoll großen Felgen die zum Heck hin orientierte Fahrgastzelle und die keilförmigen Seitenschweller ins Auge, während ausgestellte Radhäuser die athletische Präsenz verstärken. Darüber hinaus sorgt die bullige Heckschürze mit einem Carbon-Heckspoiler und einem markanten Diffusor für optimierte aerodynamische Verhältnisse. Vier trapezförmig angeordnete Auspuffrohre mit verchromten Endstücken unterstreichen die dynamische Heckansicht des Lexus GS F.
V8-Saugmotor: So geht es - die schönste Art der Kraftentfaltung
Unter der Haube des Lexus GS F schöpft der V8-Saugmotor aus 5,0 Litern Hubraum ohne Aufladung bemerkenswerte 477 PS bei 7.100 U/min und bietet zwischen 4.800 und 5.600 U/min ein maximales Drehmoment von satten 527 Nm. Das Triebwerk koppelten die Macher an eine extrem schnell schaltende Achtstufen-Automatik mit manuellem Schaltmodus, welche die gewaltige Kraft an die Hinterräder überträgt. Derart ausgerüstet, spurtet der Lexus GS F in nur 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h erfolgt in nur 3,2 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt elektronisch begrenzte 270 km/h.
Für echte Auto-Enthusiasten eine Wohltat: Lexus setzt auf einen hubraumstarken V8-Saugmotor, statt auf einen Biturbo mit kleinerem Hubraum. Ein Turbomotor mag aus dem Drehzahlkeller stärker beschleunigen. Aber ein Sauger bietet eine wunderbar lineare Kraftentfaltung und dazu noch Kraftreserven im hohen Drehzahlbereich.
Bei niedrigen Drehzahlen lässt sich leise mit dem Lexus GS F cruisen. Doch ab 3.500 Touren beginnt der Spaß und ab 6.000 Touren geht der Lexus GS F richtig zur Sache. Jeder Tritt auf das Gaspedal lässt den V8 mit steigenden Drehzahlen immer lauter erklingen und brüllen, während der GS F nach vorne schießt. Hohe Drehzahlen: Da geht einem Saugmotor nicht die Puste aus. Die Leistung steht in dem Moment unmittelbar zur Verfügung, die das Triebwerk bei der Drehzahl leistet.
Dennoch: Ein bisschen hilft Lexus beim V8-Konzert im Innenraum über das 17 Lautsprecher umfassende Sound-System nach und überträgt verstärkt den kernigen Klang des Achtenders, je nach Gaspedalstellung und Antriebsmodus, in den Innenraum. Dieser Sound klingt authentisch, macht süchtig und verstärkt damit nochmals das sportliche Fahrerlebnis.
Der kann es wirklich: Auf bissiges Kurvenvergnügen ausgerichtet
Doch das 4,92 Meter lange Schiff kann viel mehr, als nur schnell geradeaus zu fahren. Mit einem Fahrzeuggewicht von 1.865 Kilogramm, ist der Lexus sogar leichter als der BMW M5 - ergo ein wichtiges Kriterium für den Kurvenspaß. Damit gaben sich die Japaner noch lange nicht zufrieden. Dank seines innovativen „Torque Vectoring Differential“ (TVD) zur aktiven Antriebsmoment-Verteilung hebt sich der Lexus GS F hinsichtlich seiner Agilität bereits serienmäßig von der Masse ab.
Drei Fahrprogramme stehen zur Wahl: Der „Eco“-Modus unterstützt eine effiziente Fahrweise - sofern sich der Fahrer bei diesem Gerät überhaupt zurückhalten kann. Lexus gibt für den Idealfall einen Durchschnittsverbrauch von 11,2 Litern auf 100 Kilometern an (CO2-Ausstoß 260 g/km). Im „Normal“-Modus setzt das System - ideal auf den Alltag und eine gemächliche Fahrweise ausgerichtet - die Gasbefehle sanft um und sorgt für weiche Gangwechsel.
Sein wahres Gesicht zeigt der Lexus GS F im „Sport S“-Modus mit angepassten Schaltzeiten und einer sportlicher ausgelegten Lenkung. Damit nicht genug: Ein G-Sensor misst die Kräfte und hält die passenden Gänge bereit. Beim Anbremsen vor Kurven schaltet das Getriebe herunter, hält in der Kehre den niedrigen Gang, um dann kraftvoll aus der Kurve mit viel Rückmeldung herausbeschleunigen zu können. Noch einen Schritt weiter geht der „Sport S+“-Modus, bei dem die Gänge noch höher ausgedreht und das Zurückschalten noch früher erfolgt - bestens geeignet zum extremen Kurvenwildern.
Dazu lässt sich der Lexus GS F sehr gut vor Kurven positionieren und dank eines „Torque Vectoring Differentials“ (TVD) so dynamisch und sauber durchfahren, wie das große Schiff es nicht vermuten lässt. Das elektronisch geregelte Differential verteilt - abhängig von Gaspedalstellung, Gierrate, Längs- und Querbeschleunigung - die Antriebsmomente gezielt zwischen den beiden Hinterrädern. Dabei erfolgt die Verteilung der Antriebsmomente unabhängig vom aktuell erzeugten Motordrehmoment.
Beim „Torque Vectoring Differentials“ (TVD) stehen drei Betriebsmodi zur Verfügung, die der Fahrer nach persönlicher Vorliebe über einen Regler in der Mittelkonsole zu aktivieren vermag. „Standard“ steht für ein ausgewogenes Verhältnis von Agilität und Stabilität. Bei „Slalom“ arbeitet das Torque Vectoring intensiver, die Limousine reagiert nun sehr direkt auf Lenkimpulse, wird spürbar agiler und fühlt sich auf kurvigen Landstraßen fast wie ein deutlich leichteres Kompaktfahrzeug an. Auf maximale Kurvenstabilität bei hohem Tempo ist schließlich der Modus „Track“ ausgerichtet, der seine Stärken auf einer Rennstrecke ausspielt. Folge: Eine hohe Traktion und nur ein minimales Untersteuern.
Der kann beides: Maximale Fahrstabilität oder Drifts für Experten
Damit gab sich Lexus noch nicht zufrieden und verpasste seiner Performance-Limousine eine weiterentwickelte Version des Stabilitätsmanagements VDIM, das auf jeden noch so kleinen Traktionsverlust reagiert und für maximale Fahrstabilität sorgt. Die Technologie wurde in Rennfahrzeugen immer wieder getestet und verfeinert, bis sie den fahrdynamischen Anforderungen der F-Version entsprach.
Über VDIM stehen dem Fahrer drei Einstellungen zur Wahl: Über „Normal“ erfolgen weiche Regeleingriffe bei einer hohen aktiven Sicherheit und normaler Fahrweise. Unter „Sport“ setzt das System die Regelschwellen höher, um dem Fahrer mehr Freiheiten zu gewähren. Derweil sind die Fahrdynamikregelung „Vehicle Stability Control“ (VSC) und die Antriebsschlupfregelung „Traction Control“ (TRC) auf den Rennstreckeneinsatz abgestimmt.
Sogar Drifts sind möglich: Der „Expert“-Modus bietet für versierte Fahrer alle Freiheiten im Grenzbereich und lässt sich nur im Fahrprogramm „Sport S+“ über den Schalter „VSC Off“ aktivieren. Die Traktionskontrolle ist jetzt nicht mehr aktiv und die Stabilitätskontrolle arbeitet mit besonders hohen Regelschwellen - das System wirkt nur noch einer Drehung des Fahrzeugs um die eigene Achse entgegen.
Den Kontakt zum Asphalt halten sehr cool aussehende, gewichtsoptimierte 19-Zoll-Mehrspeichen-Felgen mit Niederquerschnitts-Reifen im Format 255/35 ZR19 vorne und 275/35 ZR19 hinten. Dahinter packt bei Bedarf eine Performance-Bremsanlage kräftig zu. Vorne gelangen innenbelüftete, 380 Millimeter große Bremsscheiben mit sechs Kolben und hinten Pendants mit einem Durchmesser von 345 Millimetern und vier Kolben zum Einsatz.
Innenraum: Die nächste Überraschung - das hätte kaum einer erwartet
Jeder, der bislang dachte, Lexus kann keine schönen Innenräume entwerfen, wird beim GS F eines Besseren belehrt. Das Interieur des Lexus GS F weiß Akzente zu setzen. Leder und Alcantara in großem Umfang sowie Carbon auf der Mittelkonsole und am Armaturenträger sorgen für ein gehobenes, sportlich-elegantes Ambiente. Bis ins Detail besticht der Innenraum durch hochwertigste, präzise verarbeitete Werkstoffe.
Selbstverständlich wurden darüber hinaus alle Komponenten wie die Instrumente, das griffige Multifunktions-Sportlenkrad mit Schaltwippen, die Sportsitze und die Leichtmetall-Pedalerie speziell für die Bedürfnisse seiner sportlichen Fahrer entwickelt und entsprechend ergonomisch platziert. Die durchgehenden Rückenlehnen der Sportsitze bieten durch den Einsatz einer speziellen Integralschaum-Technik ein Höchstmaß an Seitenhalt. Bei aller Sportlichkeit kommt der Komfort nicht zu kurz. Vorne finden bequem 1,95 Meter große Personen Platz, auf den Rücksitzen - bedingt durch die Kopffreiheit - bis zu 1,85 Meter große Mitreisende.
Die Instrumente des Lexus GS F erweisen sich als eine Weiterentwicklung derer aus dem Supersportwagen LFA, die je nach Fahrmodus ihr Erscheinungsbild ändern. Das markante Cockpit stellt in dem dominanten Zentral-Display alle relevanten Informationen bedarfsgerecht dar. Je nach Modus gehören dazu unter anderem ein zentraler Drehzahlmesser, ein digitaler und analoger Tacho, eine Anzeige der G-Kräfte sowie eine Öl-und Wassertemperaturanzeige. Ein scharfes Head-up-Display blendet darüber hinaus Informationen wie Geschwindigkeit, Drehzahl und Fahrstufe in die Windschutzscheibe ein.
Trotz seiner sportlichen Note bewahrt sich der Lexus GS F ein luxuriöses Ambiente. Eine analoge Uhr sowie ein riesiges, hochauflösendes 12,3-Zoll-Display (31,2 Zentimeter Bildschirmdiagonale) zieren die elegante Armaturentafel. Über das Display lassen sich unter anderem das Audio-System, die Klimaautomatik, das Navigationssystem und vieles mehr konfigurieren und bedienen. Allerdings fällt die Bedienung des Infotainment-Systems über den Joystick in der Mittelkonsole nicht leicht beziehungsweise erfordert dieser eine höhere Eingewöhnungszeit.
Kofferraum: Licht und Schatten für das Gepäck
Die Heckklappe schwingt weit auf und gibt für eine Stufenheck-Limousine eine durchaus große Ladeöffnung frei. Der gut zugeschnittene Kofferraum bietet 520 Liter Ladevolumen. Allerdings müssen schwere Gegenstände und Gepäck über eine hohe Ladekante und die ebenfalls hohe Ladestufe nach innen gehievt werden. Leider lassen sich die Rücksitzlehnen nicht umklappen, um das Kofferraumvolumen zu vergrößern. Für kleine Mitbringsel gibt es im Innenraum vorne und hinten zahlreiche Ablagen.
Sicherheit: Die Stärke voll im Griff
Der Lexus GS F besitzt ein umfassendes Sicherheitspaket. Dazu zählen unter anderem das „Pre-Crash Safety System“, das den Fahrer warnt und automatisch bremst, um Unfälle zu vermeiden oder deren Folgen zu minimieren, ein Spurhalte-Assistent, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage und ein adaptives Fernlicht-System, das automatisch Teile des Fernlichtkegels abblendet, um eine Blendung vorausfahrender oder entgegenkommender Fahrzeuge zu vermeiden. Ein Totwinkel-Assistent gehört genauso zum Umfang wie ein Querverkehrs-Assistent, der den Fahrer vor Verkehrsteilnehmern warnt, die sich seitlich von hinten nähern.
Fazit:
Diese Kraftentfaltung, dieser brachiale V8-Sound und diese überraschende Agilität in Kurvenrevieren: der Lexus GS F entpuppt sich als Sportwagen im Gewand einer Limousine mit luxuriösen Annehmlichkeiten. Dazu begeistern der scharfe Look und der Innenraum mit hochwertigsten Materialien. Zweifellos, der Lexus GS F stellt eine gelungene Alternative auf dem Markt der Performance-Limousinen dar - und besitzt sogar noch ein frei saugendes V8-Triebwerk. Auch preislich interessant: Der Lexus GS F ist umfangreich ausgestattet bereits für 99.750 Euro erhältlich.
Technische Daten Lexus GS F:
Antriebsart: Hinterradantrieb
Hubraum Achtzylinder-Motor: 4.969 cm³
Leistung: 351 kW/477 PS bei 7.100 U/min
Drehmoment: 530 Nm bei 4.800-5.600 U/min
Getriebeart: 8-Gang-Automatik
Vmax: 270 km/h (elektronisch abgeregelt)
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,6 Sekunden
Leergewicht: 1.865 Kilogramm
Durchschnittsverbrauch: 11,2 l/100 km
CO2-Emission: 260 g/km
Preis: ab 99.750 EUR