Es braucht nicht der Porsche 718 Boxster zu sein: Noch leichter, noch agiler und intensiver denn je startet der neue Mazda MX-5 Sports-Line (Typ ND) durch. Keine modischen Turbos, kein Doppelkupplungsgetriebe und noch nicht einmal ein elektrisches Verdeck. Nur ein Zweisitzer mit einem Stoffverdeck, einem kompakten Vierzylinder-Motor und einer 6-Gang-Handschaltung. Wer jetzt denkt, dass Mazda gemächlich wurde, liegt völlig daneben. Die Japaner besannen sich vielmehr auf ihre Wurzeln und brachten den schärfsten MX-5 aller Zeiten auf den Markt - und das zum bezahlbaren Preis. Welche Vorteile der neue MX-5 besitzt und was er tatsächlich drauf hat, bringt dieser Test ans Licht.
Bereits der erste Blick zieht einen in den Bann: Das Design des Mazda MX-5 ND entfacht ein Feuer im Herzen und sticht aus der Masse heraus. Der angriffslustig gezeichnete Roadster scheint sich geradezu in der Fahrbahnoberfläche festzukrallen. Eine stark konturierte, nach unten abfallende Motorhaube, ein großer Kühlerschlund, schmale, scharf geschnittene LED-Scheinwerfer und kantige Linien: Statt eines Lächelns wie bei den Vorgängern, schaut der neue Mazda MX-5 schön grimmig - und das steht dem Nippon-Sportler bestens.
Die kurzen Überhänge und das knappe wie auch knackige Heck mit der Abrisskante stehen dem 3,915 Meter langen, 1,730 Meter breiten und 1,235 Meter hohen Mazda MX-5 ND wunderbar. Weitere Akzente setzen die Rückfahrtleuchten im unteren Teil der markanten Heckschürze und die runden Rückleuchten, von denen sich Leuchtelemente weit in die Kotflügel hineinziehen. Im Vergleich zum Vorgänger schrumpfte der neue Mazda MX-5 um 10,5 Zentimeter, nahm in der Breite um 1 Zentimeter zu und in der Höhe um 1 Zentimeter ab.
Porsche 718 Boxster vs. Mazda MX-5: Die große Verbindung
Zweifellos, der neue Porsche 718 Boxster steht für besonders dynamischen Fahrspaß unter freiem Himmel. Dem Mittelmotor-Sportwagen mit Heckantrieb wurde das Kurvenwildern in die Wiege gelegt. Doch das hat seinen Preis: Bereits die 300 PS kräftige Basis-Variante des Boxsters kostet mindestens 53.646 Euro - und ist damit für viele nicht erreichbar.
Doch auf puren Roadster-Fahrspaß brauchen Autoenthusiasten nicht zu verzichten: Den Mazda MX-5 gibt es mit 131 PS bereits ab 22.990 Euro. Wir testeten mit dem 160 PS starken Mazda MX-5 Skyactiv-G 160 Sports-Line die serienmäßig sehr umfangreich ausgestattete Top-Version, die mit 28.990 Euro in der Preisliste steht. Das ist deutlich günstiger als der Porsche Boxster. Aber gibt es dadurch weniger Fahrspaß beim Erobern der Kurvenreviere?
Nur 160 PS? Bei diesem Leichtgewicht ist keine große Power erforderlich!
Lässig den Startknopf gedrückt, erwacht der 2,0 Liter große Vierzylinder-Saugmotor zum Leben. Auf den ersten Blick klingen 160 PS bei 6.000 U/min und ein maximales Drehmoment von 200 Nm bei 4.600 Touren nicht nach viel Power. Allerdings besitzt der Mazda MX-5 Skyactiv-G 160 Sports-Line i-Eloop trotz der umfangreichen Ausstattung ein Leergewicht von nur 1.015 Kilogramm ohne Fahrer. Im fahrbereiten Zustand sind es nach EG-Richtlinie 1.090 Kilogramm. Das sind rund 100 Kilogramm weniger als der Vorgänger.
Bei einem derart niedrigen Gewicht und der hohen Agilität braucht dieser Roadster nicht mit Pferdestärken zu strotzen, um für maximalen Fahrspaß zu sorgen. In Kombination mit einem knackigen 6-Gang-Handschaltgetriebe spurtet der Mazda MX-5 Skyactiv-G 160 in 7,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erzielt eine Höchstgeschwindigkeit von 214 km/h.
Aufhorchen lässt neben dem geringen Gewicht die Kombination aus Frontmittelmotor und Hinterradantrieb. Dazu kommen bei der Sports-Line serienmäßig ein Sportfahrwerk mit Bilstein-Dämpfern und ein Sperrdifferenzial. Ebenfalls ohne Aufpreis an Bord befinden sich unter anderem ein Bose-Soundsystem, das Navigationssystem und hochglanzpolierte 17-Zoll-Leichtmetallfelgen in Brillantsilber. Für einen Aufpreis von nur 2.000 Euro gibt es exklusiv für die Sports-Line zum Paketpreis Recaro-Sportsitze, dynamisches Kurvenlicht und einen Spurwechsel-Assistenten.
Geradeaus fahren ist reine Zeitverschwendung
Bereits auf den ersten gefahrenen Metern lässt sich die Leichtigkeit des Mazda MX-5 spüren. Das hoch verdichtete Triebwerk reagiert spontan auf das Gaspedal und bietet eine harmonisch, früh ansteigende Drehmomentkurve. Wer sich den richtigen Fahrspaß wünscht, muss den Mazda MX-5 hochziehen - und danach giert er mit einer hohen Intensität. Der raue Motorsound treibt den Fahrer regelrecht dazu, den Motor hochzudrehen. Dazu trägt speziell bei höheren Motordrehzahlen in der „Sports-Line“-Ausstattung ein „Induction Sound Enhancer“ bei, der gezielt Motorgeräusche in den Innenraum überträgt und so das Klangerlebnis nochmals steigert.
Sein wahres Potential zeigt der Mazda MX-5 in Kurvenrevieren, von denen der kleine Japaner nicht genug bekommen kann. Er ist direkt und bietet ein sehr agiles Handling. Dank des niedrigen Fahrzeuggewichtes legt der Mazda MX-5 eine unglaubliche Leichtfüßigkeit an den Tag und lässt sich besonders einfach beherrschen.
Die tiefe Sitzposition, die viel Seitenhalt bietenden Recaro-Sportsitze und das kleine griffige Lederlenkrad mit einem Durchmesser von nur 36 Zentimetern steigern den Fahrspaß. Dazu besticht die präzise 6-Gang-Handschaltung durch 40 Millimeter kurze Schaltwege. Die Gangwechsel sind so einfach und genau, dass es fast so scheint, als ob der Schalthebel von allein in die richtige Position gezogen wird.
Je mehr Kurven die Straße besitzt, desto wohler fühlt sich der Mazda MX-5, der bissig und präzise einlenkt. Das Sportfahrwerk bietet eine stabile Straßenlage, könnte aber gerne straffer abgestimmt sein. Für ein noch heißeres Kurvenerlebnis besitzt der Mazda MX-5 ein Sperrdifferenzial an der antreibenden Hinterachse: Durch die Verlagerung des Drehmoments an das Rad mit dem besten Grip lässt sich der Roadster noch schneller aus Kurven herausbeschleunigen. Der Spaß ist durch die Agilität und den Sound so groß, dass sich der MX-5 schneller anfühlt als er tatsächlich ist.
Erfreulich ist, dass die elektronische Stabilitäts- und Traktionskontrolle den Mazda MX-5 nicht sofort einbremst. Selbstverständlich kann der Fahrer die Stabilitäts- und Traktionskontrolle ausschalten, um die Hinterräder vom festen Kontakt zum Asphalt zu befreien. Wird das Heck leicht, braucht man den Lenkeinschlag nur etwas zurückzunehmen - schon befindet sich der Mazda MX-5 wieder in der Spur. Es lässt sich viel mit dem kleinen Roadster anstellen - hier gibt der Fahrer den Ton an. Mehr braucht man nicht, um glücklich zu sein.
i-Eloop: So funktioniert es - Kondensatoren für niedrigeren Spritverbrauch
Serienmäßig besitzt der Mazda MX-3 Skyactiv-G 160 Sports-Line das Kondensator basierte Bremsenergie-Rückgewinnungssystem „i-Eloop“. Resultat: Der Mazda MX-5 kommt mit dem 160 PS starken Benziner im Idealfall auf einen Durchschnittsverbrauch von 6,6 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometern. Der Spritverbrauch hängt allerdings immer vom persönlichen Gasfuß und der Fahrweise ab.
Statt wie üblich mit Batterien zur Speicherung der beim Bremsen zurückgewonnenen Energie zu arbeiten, verbaut Mazda einen Kondensator, der immer dann mit elektrischer Energie geladen wird, wenn der Fahrer den Fuß vom Gaspedal nimmt oder bremst. Im Gegensatz zu herkömmlichen Batterien, lässt sich der Kondensator innerhalb von nur wenigen Sekunden voll laden und kann die Energie sofort wieder abgeben, um die elektrischen Fahrzeugsysteme rund eine Minute lang zu betreiben und den Verbrennungsmotor zu entlasten - sonst wäre für den Antrieb der Komponenten Benzin erforderlich.
Innenraum: Energie geladen mit einem neuen Gefühl der Offenheit
Nach dem Einstieg in den Mazda MX-5 fallen sofort die sportlich tiefe Sitzposition knapp über dem Asphalt, das aufgeräumte Cockpit, die mit einer Leder/Alcantara-Kombination bezogenen Recaro-Sportsitze und das griffige Lederlenkrad mit roten Kontrastnähten auf. Allerdings bestechen einige Teile des Innenraums durch Plastik, was allerdings den Fahrzeugpreis senkt.
Die zwei Insassen werden geradezu vom Cockpit umschlossen. Richtig bequem sitzen hier nur bis zu 1,90 Meter große Personen. Leider lässt sich das Lenkrad nur in der Höhe und nicht in der Länge verstellen. Das Stoffverdeck hingegen kann der Fahrer mit wenigen Handgriffen schnell und einfach öffnen sowie schließen - und dabei sitzen bleiben. Der Verzicht auf ein elektrisches Verdeck spart weitere Kilogramm ein und beschert dem Mazda MX-5 den passenden puristischen Charakter, den seine Fans an ihm lieben. Bei geschlossenem Verdeck sind die Windgeräusche nicht zu leugnen, aber die kleine Fahrmaschine ist ein ehrlicher Roadster.
Als Infotainment-Zentrale fungiert ein 7 Zoll beziehungsweise 17,8 Zentimeter großer, auf der Armaturentafel platzierter Touchscreen, der Zugang zu den Konnektivitäts-Services des „MZD Connect Systems“ gewährt und ein Navigationssystem beinhaltet. Die Bedienung erweist sich als einfach und intuitiv. Alle Funktionen lassen sich mit dem „Multi Commander“-Drehdrücksteller auf der Mittelkonsole steuern, viele Funktionen auch per Sprachsteuerung. Die Bedienung per Touchscreen ist nur im Stand möglich.
Das „MZD Connect System“ synchronisiert sich per Bluetooth oder USB-Anschluss mit dem Smartphone und gewährt den Insassen damit von unterwegs einen problemlosen Zugang zum Internet. Dazu gehören zum Beispiel Internet-Radiostationen, Social-Media-Dienste wie Facebook und Twitter, eine Vielzahl von Angeboten der mobilen Aha-Plattform, aktuelle Online-Verkehrsinformationen und die Online-Suche nach bestimmten Orten in der Umgebung, wie zum Beispiel Tankstellen und die Anzeige aktueller Kraftstoffpreise.
Kofferraum: Für das Nötigste geschaffen
Keine Überraschung bietet der Kofferraum des kleinen Roadsters. Wer einen Road-Trip plant, sollte allerdings nur das Nötigste mitnehmen. Die Kofferraumöffnung fällt klein aus und die Ladekante ist hoch. Für zwei Taschen mit den Maßen 55 x 40 x 22 Zentimeter reicht das 130 Liter große Kofferraumvolumen. Dafür belohnt der Mazda MX-5 seine Insassen in Kurvenrevieren mit vielen Endorphin-Ausstößen, von denen man in dem kleinen Japaner nicht genug bekommen kann.
Kompromisslos sorgenfrei: Modernes Arsenal für die Sicherheit
Der Mazda MX-5 ist der Inbegriff für Fahrspaß. Dieser Spaßfaktor schließt in der neuen Modellgeneration mehr denn je auch jene Sorgenfreiheit ein, die mit einem jederzeit sicheren Fahrerlebnis verbunden ist - ohne es mit Fahrassistenten zu übertreiben. Moderne Technologien unterstützen den Fahrer in kritischen Situationen und helfen das Unfallrisiko zu reduzieren.
Zu den je nach Ausstattungsvariante serienmäßig oder optional verfügbaren Assistenzsystemen zählen beispielsweise, der Spurwechselassistent in Kombination mit der Ausparkhilfe RCTA (Rear Cross Traffic Alert), die beim Rückwärtsfahren den seitlichen Straßenraum überwacht und vor Querverkehr warnt, sowie der Spurhalteassistent LDWS (Lane Departure Warning System), der vor dem unbeabsichtigten Verlassen der Fahrspur warnt.
Der Fernlichtassistent HBC (High Beam Control) wechselt automatisch zwischen Fern- und Abblendlicht und vergrößert damit das Sichtfeld des Fahrers bei Nachtfahrten, ohne den Gegenverkehr zu blenden. Das dynamische Kurvenlicht AFS (Adaptive Front Lighting System) verbessert derweil die Sicht bei kurvigen Straßenverläufen.
Fazit:
Der Porsche Boxster ist zwar bekannt für seine Agilität, Speed und Dynamik - aber das hat seinen Preis. Den puren Roadster-Spaß mit einem immens hohen Sucht-Faktor gibt es allerdings mit dem neuen Mazda MX-5 Skyactiv-G 160 Sports-Line (Typ ND) auch für deutlich weniger Geld: In Kurvenrevieren ist der gierig hochdrehende und extrem agile Mazda MX-5 Skyactiv-G 160 ein ganz Großer, der bereits ab 26.890 Euro erhältlich ist.
Technische Daten Mazda MX-5 Skyactiv-G 160 Sports-Line i-Eloop (Typ ND):
Antriebsart: Hinterradantrieb
Hubraum Vierzylinder-Motor: 1.998 cm³
Leistung: 118 kW/160 PS bei 6.000 U/min
Drehmoment: 200 Nm bei 4.600 U/min
Getriebeart: 6-Gang-Handschaltgetriebe
Vmax: 214 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,3 Sekunden
Leergewicht: 1.090 Kilogramm
Durchschnittsverbrauch: 6,6 l/100 km
CO2-Emission: 154 g/km
Preis: ab 28.990 EUR
Christian Timme (Gast)
18.02.2019
Mein dritter MX-5 und das mit 68. So leicht und präzise fährt nicht viel anderes um die Ecken. „Kleines Geld“, sehr viel Fahrspaß, Dach auf und schon ist der Tag „gerettet“. Wer es nicht glaubt, reinsetzen, losfahren und den Tag „vergessen“... das geht natürlich auch mit Porsche & Co. ... nur teurer ... liegt wohl am Gewicht.