Mazda RX-8 - der Wankelkandidat im Fahrbericht

, 03.07.2008


Der Mazda RX-8 schrieb ein Stück Automobil-Geschichte: Einen viertürigen Sportwagen mit Kreiskolbenmotor gab es vorher noch nie. Damit hatte der RX-8 nicht nur das Potential zur Markenikone, sondern lieferte ebenso einen Anreiz, schnell neue Fans zu finden.

Menschen sind nie zufrieden mit dem Erreichten. Stetige Weiterentwicklung ist das Streben. Zufriedenheit zu erlangen in dem, was wir tun. Vollendung spüren. Mit diesem Vorgehen haben wir Unmögliches möglich gemacht. Mazda hat so ein Durchsetzungsvermögen. Die Japaner haben sich nie vor der Herausforderung gescheut, einen steinigen Weg in der Entwicklung zu gehen. Als Felix Wankel vor über vierzig Jahren seinen zur Serienreife gebrachten Motor vorstellte, hätte wohl niemand gedacht, dass ausgerechnet Mazda diesen weiterentwickeln und ihn auf die

Das Herzstück des RX-8 ist der Kreiskolbenmotor, eine Version des von Felix Wankel erfundenen Wankelmotors. Der leistungsstärkste dieser Bauart ohne Turbolader. Mazda bereitet den vor über vierzig Jahren zur Serienreife gebrachten Motorentyp mit technischen Innovationen jetzt für das 21. Jahrhundert vor.

Bereits 1961 nahmen die Japaner sich des Themas an, als sie eine strategische Zusammenarbeit mit dem Autohersteller NSU vereinbarten. Der Kreiskolbenmotor bietet gegenüber einem Hubkolbenmotor folgende Vorteile: Weniger Bauteile, ein insgesamt kleinerer Motor sowie weniger Vibrationen. Das im RX-8 verbaute Aggregat „Renesis“ galt nach langer Entwicklungszeit als bester Motor dieses Typs. Für den RX-8 sah es allerdings erst gar nicht gut aus. Auf Grund der schlechten Wirtschaftslage fragte man sich in der Chefetage, ob ein Nischenmodell wie der RX-Wankelsportler überhaupt Sinn macht. Es wurde zunächst entschieden, dass der RX eingestellt wird.

Nach einem Umschwung beim Mutterkonzern Ford setzten sich dann doch Geduld und Beharrlichkeit durch. Basierend auf dem Concept-Car „RX-Evolv“, das erstmals im Oktober 1999 auf der Tokyo Motor Show gezeigt wurde, kam der Wankelkandidat 2003 auf den Markt. Mazda ließ sich dabei zu einem besonderen Türkonzept inspirieren. Die beiden hinteren Türen öffnen gegenläufig zur Fahrtrichtung. Der Einstieg in den RX-8 erweist sich auf Grund der fehlenden B-Säule als äußerst praktisch. Es ergeben sich Bequemlichkeit und Nutzungsvielfalt, die man bei einem Sportwagen nicht unbedingt erwarten kann. Anhalten und die soeben gekauften Skier einladen; auch bei größeren Gegenständen mit diesem Türkonzept kein Problem. Die Sitze im Fond sind keine reinen Transportschalen für Bambini, sondern eignen sich durchaus auch für nicht allzu groß geratene Erwachsene. Der Kofferraum kann sich sehen lassen: Zwei Golf-Bags lassen sich in den 290 Litern Raum allemal verstauen.

Das Design des Mazda RX-8 ist für die Fans eine Wohltat. Schließlich genießt die RX-Reihe bei Mazda mittlerweile wieder Premium-Charakteristik. Diese bleibt dem Betrachter nicht verborgen und macht den RX-8 aus unserer Sicht zu einem „Prestige Car“. Wir wagen zu behaupten, dass Mazda einen Haufen talentierter Jung-Designer entführt, diese in einen Keller gesteckt und den Schlüssel zur Freiheit bis zur Fertigstellung verschwinden lassen hat. Das Resultat ist ein galanter Mix aus japanischen und italienischen Charakterzügen. Der bordeaux-rote Lack des Sondermodells „Revolution“ mit 231 PS lässt die südeuropäischen Züge hervortreten. Der RX-8 wirkt wie ein stürmischer Casanova mit gewissem Etwas. Schlank und doch muskulös geformt. Die gesamte Karosserie ist mit Linien durchströmt und mit Details versehen, die das Herz des Fotografen höher schlagen lassen.

Besonders interessant dadurch, da der Wankel im Außen- und Innendesign immer wieder hervortritt. Das abgerundete Dreieck ist wirklich überall eingearbeitet und bringt zusätzliche Dynamik. Man sollte sich nicht vom ersten, durchaus schlichten Auftritt des Burschen täuschen lassen, sondern sich Zeit nehmen, dieses Auto wirken zu lassen. Die mit Alcantara überzogenen Sportsitze bieten einen sehr guten Seitenhalt und fühlen sich äußerst bequem an. Im Innenraum überrascht die für Japaner doch sehr hochwertige Haptik. Wer einmal die Welt um sich vergessen möchte, dreht die Bose Sound-Anlage einmal richtig auf. Wird der Schlüssel zum Zünden des Wankels gedreht, fällt der Blick direkt auf die Tachoelemente. Ein Drehzahlmesser, dessen Limit erst bei 9.000 Umdrehungen endet? Das verspricht ordentlich Fun.

Das geringe Gewicht des Wankels und eine optimale Gewichtsverteilung kommen den Fahrleistungen zu Gute. Der Motor wurde knapp hinter der Vorderachse verbaut und ermöglicht dadurch ein weniger kopflastiges Verhalten in den Kurven. In nur 6.4 Sekunden sind 100 km/h angepeilt die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 235 km/H. Laut Mazda soll sich der Revolution bei 2.500 Touren bereits 80% des Drehmoments krallen. Praktisch gefühlt fängt es erst bei Drehzahlen ab 4.000 an, so richtig interessant zu werden. Aber dann auch richtig. Auf einmal klingt der RX-8 nicht nur nach Sportwagen, er fühlt sich auch so an. Drehzahl- und Schalt-Fetischisten kommen dabei voll auf ihre Kosten. Kurve um Kurve meistert das Wankelcoupé ohne zu murren. Jeden noch so kleinen Gasstoß nimmt der Wankel entgegen- die Lenkung erweist sich als äußerst direkt und präzise.

Das ESP ist sehr entspannt ausgelegt und erlaubt einen relativ weit gefächerten Grenzbereich. Ist ein neuer Reifenwechsel angesagt hilft ein Druck auf den ESP-Schalter und schon lässt sich der RX-8 kontrolliert um die Kurven driften. Der Grenzbereich erweist sich als äußerst lässig und somit eignet sich der RX-8 bestens für den Einstieg in die heckgetriebene Sportwagenwelt. In der Fahrdynamik lässt der RX-8 nichts anbrennen. Er lässt sich agil und flink auf den Straßen bewegen, ohne dabei den Komfort für Langstrecken vermissen zu lassen. Der Sound des Motors ist mal etwas anderes – und lässt ein wenig Biker-Feeling aufkommen. Allerdings etwas dezenter als der ebenfalls drehzahlorientierte Honda S2000. Ob Landstraße, Rennstrecke oder Stadtverkehr, Mazda beweist hier wahre GT-Qualitäten.

Wer für einen günstigen Preis in das untere Sportwagensegment einsteigen will, der kann mit dem RX-8 in der Top-Motorisierung glücklich werden. Über 120.000 Fans weltweit – und damit sind Käufer gemeint – können sich eigentlich nicht täuschen. Mut und der Glaube an ein Konzept können belohnt werden.


Mazda RX-8 Revolution Reloaded Datenblatt:

Antrieb: Heckantrieb
Hubraum: 1.308 cm³
Leistung: 170 kw (231 PS)
Drehmoment: 211 Nm
Vmax: 235 km/H
Beschleunigung 0- 100 km/h in 6,4 s
Leergewicht: 1.390 kg
Co2 Emission g/km: 270 g
Durchschnittsverbrauch: 11,4 l/100 km
Preis: ab 36 .110 EUR inkl. MwSt.

3 Kommentare > Kommentar schreiben

03.07.2008

Auch hier ein schöner Bericht mit vielen Hintergrundinformationen. :applaus: Der RX8 hat mich bis jetzt nie wirklich interessiert, aber so eine Art von Bericht steigert das Interesse.

03.07.2008

dito eigentlich war der Rx-8 immer etwas, das spurlos an mir vorüberging, nachdem ich die vielen tollen Fotos von Mario jetzt gesehen habe, hat das (auch wenn ichs ungern zugebe) doch ein gewisses Interesse geweckt. Wie sich wohl so ein Wankelkandidat live anfühlt?! ;)

08.07.2008

[QUOTE=Turbine;53696]Wie sich wohl so ein Wankelkandidat live anfühlt?! ;)[/QUOTE] Am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig (hohe Drehzahlen hören sich eher wie ein "Summen" statt ein "Brummen" an), aber wenn man den RX8 erstmal richtig hochgedreht hat (und man kann eigentlich gar nicht anders ;) )und auf eine kurvige Landstraße fährt, hat man einen Heidenspaß (meine Teststrecke: der Taunus). Auch von dem Design war ich von Anfang an angetan (nicht zuletzt haben mir wieder die "versteckten Kleinigkeiten" zugesagt. So entdeckt man beim genauen Hinsehen das Kreiskolbenzeichen z.B. in den Sitzen (Übergang zu den Kopfstützen) oder im 3. Bremslicht). I like it! BeezleBug


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