Wieder kein V8 im AMG? Mit dem "45 AMG" startet Mercedes-Benz eine breite AMG-Modelloffensive und lässt den jüngst vorgestellten 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbomotor, der zu den schnellsten Serien-Vierzylindern der Welt zählt, erneut los. Jüngster Spross in der Runde ist der kompakte SUV "Mercedes-Benz GLA 45 AMG", dem wir einen ausführlichen Test unterzogen. Während des zweiwöchigen Mercedes-Benz GLA 45 AMG Test ging es über Stock und Stein, um die Geländegängigkeit zu testen, aber auch über die deutsche Autobahn und in den Großstadtdschungel, um die Alltagstauglichkeit im Stadtverkehr bewerten zu können.
Der AMG-Motor des GLA 45 AMG ist wie auch schon im Mercedes-Benz CLA 45 AMG Test ein 360 PS starker 4-Zylinder-Turbo, der bei 6.000 U/min ein maximales Drehmoment von 450 Nm anliegen hat. So ausgestattet, schafft der kompakte AMG den Spurt von 0 auf 100 km/h in nur 4,8 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h abgeregelt.
© Foto: Christian Motzek, Speed Heads
Die Kraft wird im GLA 45 AMG mit dem serienmäßigen 4MATIC-Allradantrieb auf die Straße übertragen. Der Allradantrieb bringt die Motorleistung optimal auf die Straße und ihm lässt sich perfekte Traktion, bei allen Witterungsbedingungen und verschiedensten Fahrbahnuntergründen attestieren. Möglich macht dies eine vollvariable Drehmomentverteilung, die vom reinen Frontantrieb bis zu einer Front-Heck-Verteilung von 50:50 reicht.
Übrigens: Die Literleistung des 45 AMG, der auch im Mercedes-Benz GLA 45 AMG zum Einsatz gelangt, beträgt satte 180 PS und markiert damit die absolute Spitze im Segment. In dieser Disziplin übertrifft der neue Hochleistungs-Turbomotor von AMG sogar etliche Supersportwagen: Der 571 PS starke SLS AMG mit einem V8-Triebwerk kommt beispielsweise „nur“ auf 92 PS pro Liter Hubraum.
Interessant ist ebenfalls der Ladedruckaufbau, der dank Twinscroll-Technologie in einem sehr breiten Drehzahlband anliegt. Der Drehmomentaufbau beginnt bereits bei niedrigen Drehzahlen und hält nahezu bis zum Drehzahlende an. Mit einem maximalen Ladedruck von 1,8 bar rangiert der AMG 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbomotor auch in diesem Punkt an der Spitze.
Den durchschnittlichen Spritverbrauch gibt Mercedes-Benz im GLA 45 AMG mit nur 7,5 Litern auf 100 Kilometern an. Im Testalltag lag dieser deutlich darüber, wurde aber auch hart herangenommen, was zu einem durchschnittlichenTestverbrauch von etwa 11 Litern in führte - immer noch völlig akzeptabel für Bauweise und Leistung.
Technik, die bereits im Mercedes A 45 AMG und CLA 45 AMG begeistert
Das „AMG Speedshift DCT 7-Gang“-Sportgetriebe des GLA 45 AMG schaltet knackig und schnell, wie man es von einem Doppelkupplungsgetriebe erwartet. Es verfügt über drei wählbare Fahrprogramme, eine Fahrprogramm abhängige Zwischengasfunktion und „Race Start“ für bestmögliche Beschleunigungswerte.
© Foto: Christian Motzek, Speed Heads
Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP lässt sich im GLA 45 AMG deaktivieren oder im sogenannten „Sport Handling Mode“ bewegen, um die Eingriffe des ESP selbst auf Knopfdruck variieren zu können. Nützlich ist dies neben einem sportlichen Einsatz, zum Beispiel auf einer Rennstrecke, auch in unwegsamem Terrain, um sich aus Matsch oder Schnee zu befreien. Zur Serienausstattung zählt außerdem der ESP-Kurvendynamik-Assistent, der bei dynamischer Kurvenfahrt mittels unmerklichem Bremseneingriff am kurveninneren Hinterrad ein definiertes Giermoment um die Hochachse bewirkt. Effekt: Der GLA 45 AMG folgt präzise und jederzeit leicht beherrschbar dem Richtungswunsch des Fahrers neutral bis leicht untersteuernd.
Dieses agile Fahrverhalten kommt nicht zuletzt aufgrund des serienmäßigen AMG-Sportfahrwerks. Die eingesetzten Komponenten sind auf eine hohe Querbeschleunigung und reduzierte Wankneigung abgestimmt - und das lässt sich spüren; denn man vergisst häufig, in einem SUV unterwegs zu sein. Auf Wunsch ist ein AMG-Performance Fahrwerk mit strafferer Feder-/ Dämpferabstimmung lieferbar. Die AMG-Sport-Parameter-enkung mit spezifischer, geschwindigkeitsabhängiger Servounterstützung sorgt zusätzlich für eine hohe Präzision und Agilität.
Der Mercedes GLA 45 AMG rotzt richtig schön aus den Auspuffrohren
Um die 360 PS wieder einzufangen, besitzt der Mercedes-Benz GLA 45 AMG eine Hochleistungs-Bremsanlage mit rundum belüfteten und perforierten Bremsscheiben im Format 350 x 32 Millimeter vorn und 330 x 22 Millimeter hinten. Für den Kontakt zum Asphalt sorgen serienmäßig titangrau lackierte und glanzgedrehte AMG-Leichtmetallräder im Format 235/45 R 19. Optional sind noch größere AMG-Felgen in 20 Zoll erhältlich.
© Foto: Christian Motzek, Speed Heads
Die AMG-Sportabgasanlage verfügt über vier eckige, verchromte Endrohrblenden, die von ein Diffusor sportlich einfasst. Eine automatisch Abgasklappe steuert den rotzigen, kraftvollen und sonoren Klang. Dabei lässt sich nach Belieben der Sound für die Langstrecke herunterregeln oder das volle Klangbild beim sportlichen Fahren genießen. Besonders schön kommt der Sound beim Schaltvorgang zur Geltung, das - je nach Fahrmodi-Einstellung in verschiedenen Lautstärkegraden - als lautes Knallen wahrgenommen wird - Letzteres ermöglicht durch eine kurzzeitige und exakt definierte Rücknahme der Zündung und Ausblendung der Einspritzung
Als Zusatzausstattung offeriert Mercedes-AMG eine Performance-Abgasanlage mit Abgasklappe, die für noch mehr Krawall sorgt. Aber Achtung: Bei Passanten kann das serienmäßige Knallen beim Schalten unter Last bereits Panik auslösen. Man sollte also seinen Gasfuß im Stadtverkehr im Griff haben.
Mercedes-Benz GLA 45 AMG Innenraum: Extrovertiert und klar als AMG erkennbar
Der Mercedes-Benz GLA 45 AMG darf seine Power mit Stil nach außen zeigen. Die markante AMG-Frontschürze mit Frontsplitter und dem „Twin Blade“-Kühlergrill sorgen für einen sportlichen und extrovertierten Look. Der „AMG“-Schriftzug zwischen den Lamellen des Kühlergrills blitzt in der Sonne hervor, während schwarze Flics (Luftleitelemente) über den großen seitlichen Kühlluftöffnungen für Motorsport-Flair sorgen. Die Bi-Xenon-Scheinwerfer sind serienmäßig. Das Heck dominieren der Diffusoreinsatz und die zwei eckigen, verchromten Endrohrblenden. Die markanten LED-Heckleuchten sorgen zu guter Letzt für einen dynamischen, modernen Auftritt auch bei Dunkelheit.
© Foto: Christian Motzek, Speed Heads
Wie bei allen AMGs sticht das Interieur des GLA 45 AMG ebenfalls durch seine hohe Verarbeitungsqualität und Haptik hervor. Sportliches Flair und exklusive Materialien sowie sauber gerade verlaufende rote Ziernähte ziehen sich durch den Innenraum. Das unten abgeflachte Multifunktions-Sportlenkrad mit ebenfalls roten Kontrastziernähten liegt satt in der Hand und ermöglicht einen guten Zugriff auf die Lenkrad-Schaltpaddles. Performance-Sitze für Fahrer und Beifahrer mit einer stärker konturierten Sitzform für gesteigerten Seitenhalt und mit integrierten Kopfstützen, Zierelemente in Carbon und ein Performance Lenkrad sind optional erhältlich und sorgen für ein noch größeres Motorsport-Flair.
Über die mittig platzierte „AMG Drive Unit“ lassen sich das Getriebefahrprogramm, das Setup des Fahrwerks, die ESP-Funktionen und das AMG-Programm konfigurieren. Zur Information des Fahrers dient das AMG-Kombiinstrument in 2-Tubenoptik, inklusive zentralem Farbdisplay, AMG-Hauptmenü und Racetimer.
Fazit: Der GLA 45 AMG taugt nicht wirklich als Offroader, überzeugt aber dennoch
© Foto: Christian Motzek, Speed Heads
Über die Sinnhaftigkeit eines Kompakt-SUV mit über 300 PS kann man streiten, zumal er sich aufgrund der Bauweise und wenig Bodenfreiheit nicht wirklich als Offroader einsetzen lässt. Auch aufgrund des höheren Gewichts und der Bauform ist er im Handling schwerfälliger als der gleich motorisierte A 45 AMG und geht insgesamt langsamer durch Kurven. Dennoch: Der GLA 45 AMG bedient eine Nische und das in hervorragender Manier. Die Optik wirkt dabei ebenso stimmig wie der geschmackvoll designte Innenraum. Und das Prachtstück aus der Affalterbacher-Motorenschmiede, der AMG-Motor, fühlt sich im GLA wunderbar an.
Der Preis, der für einen Mercedes-Benz GLA 45 AMG anfällt, bleibt happig. Kaufinteressenten müssen mit knapp 60.000 EUR tief in die Taschen greifen, um sich den Traum vom gut ausgestatteten Power-Kompakt-SUV in die heimische Garage zu holen.