Mercedes CLS 500 Shooting Brake Test: Luxuslaster bläst zur Jagd

, 11.03.2013


Es ist Zeit für eine neue Ära, die Mercedes-Benz mit dem CLS Shooting Brake einläutet. Um die designorientierte Lifestyle-Kundschaft noch stärker anzusprechen, kreuzte Mercedes-Benz sein viertüriges Coupé mit einem Kombi, was stilvoller nicht erscheinen könnte, und sorgte darüber hinaus für eine Portion Sportlichkeit. Doch in welcher Form zeigt sich der neue Coupé-Kombi auf der Straße? Wir testeten den 408 PS starken Mercedes CLS 500 Shooting Brake und nahmen ebenfalls das Ladevolumen unter die Lupe.

In den 1960er- und 1970er-Jahren wurden in Großbritannien motorisierte Shooting Brakes richtig populär - exklusive, oftmals auf Sportwagen basierende Crossover-Fahrzeuge, die den Luxus und Stil eines Coupés mit erweitertem Raumangebot und Variabilität verbanden und beispielsweise lediglich dazu dienten, das zur Jagd Nötige mitzuführen. Ein solches Fahrzeug, mit dem man zum Schießen (shooting) fuhr, hieß dann „Shooting Brake“ oder „Shooting Break“.

Jetzt liegt es an Mercedes-Benz, mit der 4,956 Meter langen, 1,881 Meter breiten und 1,413 Meter hohen Neuinterpretation zu begeistern. Lange Motorhaube, schmale Fenstergrafik, dynamisch nach hinten geneigtes, bis zum Heck durchgezogenes Dach - der CLS Shooting Brake unterscheidet sich zweifellos vom Mainstream und setzt sich extravagant wie auch stilvoll in Szene. Sofort ins Auge springt die expressive Gestaltung der Front, die Anklänge an den Supersportwagen SLS AMG zeigt. Ein weiteres Ausrufezeichen setzen die Voll-LED-Scheinwerfer, die alle dynamischen Lichtfunktionen in LED-Technik bieten.

Der CLS Shooting Brake wirkt wuchtig, aber zugleich sehr dynamisch. Die Seitengrafik dominieren 18-Zoll-Felgen und niedrige, rahmenlose Scheiben, während der Hüftmuskel wie der eines Sportlers wirkt, der sich im Startblock für ungestümen Vorwärtsdrang spannt, um die beim CLS 500 Shooting Brake serienmäßig eine besonders dynamisch gezeichnete Front- und Heckschürze im AMG-Styling weiter fördert.

Das Dach ist derweil bis zum Heck durchgezogen, fällt dabei coupé-typisch ab und endet in einem dynamisch gezeichneten Fließheck mit großer Fensterfläche, die eine gute Sicht direkt nach hinten ermöglicht. Nach schräg hinten ist die Sicht bauartbedingt eingeschränkt durch die nach unten verlaufende Dachlinie, die breiten C-Säulen und schmal endenden Seitenscheiben. Daher empfiehlt sich der Kauf einer optionalen Rückfahrkamera.

Laderaum: So schön kann ein Kofferraum sein

Zur herkömmlichen Jagd wird heutzutage vermutlich kaum jemand den Mercedes CLS Shooting Brake mitnehmen. Obwohl: Der lange Kofferraum bietet durchaus Platz für Gewehre und Beute. Auch wenn der praktische Nutzen beim Design nicht im Vordergrund gestanden haben soll, bietet das neue CLS-Modell durchaus einige Trümpfe. Mit einem Ladevolumen von 590 bis 1.550 Litern weist der Gepäckraum trotz des sportlich-flachen Dachverlaufes recht viel Platz auf, was auf den ersten Blick viele nicht vermuten würden.

Zum Vergleich: Ohne umgeklappte Rücksitze offeriert der Mercedes CLS Shooting Brake mit 590 Litern sogar mehr Ladevolumen als der Audi A6 Avant mit 565 Litern. Erst beim maximalen Gepäckraumvolumen muss sich der CLS Shooting Brake geschlagen geben; denn der Audi A6 Avant kommt auf 1.680 Liter und bietet damit 130 Liter mehr. Aber in der Regel wird der Gepäckraum vermutlich ohne umgeklappte Rücksitzlehnen genutzt, die sich bei Bedarf leicht über zwei Hebel im Kofferraum umklappen lassen.

Von Vorteil sind die weit sich öffnende Heckklappe und die niedrige Ladenkante. Wer den Laderaum im größeren Umfang nutzt, sollte ferner über das Laderaum-Management „Easy-Pack Fixkit“ samt Ladegutschienen und einen zusätzlichen Ladekantenschutz nachdenken.

Wer es besonders extravagant mag und nach dem Shoppen in Designer-Modehäusern und Edelboutiquen beim Verladen der Einkaufstaschen die Blicke auf sich ziehen möchte, ordert für einen Aufpreis von 4.700,50 Euro einen Designo-Holzladeboden aus amerikanischem Kirschbaumholz, der sehr edel wirkt und bestens verarbeitet ist. Aluminiumleisten mit gebürsteter Oberfläche sollen in Kombination mit Gummieinlegern die Holzoberfläche schützen und besitzen darüber hinaus eine rutschhemmende Wirkung. Kleine Gegenstände schlittern allerdings rasch hin und her.

Doch wie schnell kann beispielsweise bei unvorsichtiger Beladung eines Koffers oder von Sportgeräten ein Kratzer in das Edelholz gelangen? Der Kunde sollte hier für bestimmte Fahrten mit Ladegut temporär eine Kofferraummatte nutzen oder auf das Pflegeöl zurückgreifen, das Mercedes für den Holzboden mitliefert, mit dem sich zumindest kleine Kratzer auspolieren lassen sollen.

Antrieb: Eine unerwartete Beziehung zur Straße

Ein Druck auf das Gaspedal - und mit einem tiefen Grollen setzt sich der Mercedes CLS 500 Shooting Brake in Bewegung. Der Sound ist emotional, der Durchzug stark. Verantwortlich dafür zeichnet ein 408 PS starker V8-Biturbomotor. Dazu kommt ein maximales Drehmoment von 600 Nm zwischen 1.600 und 4.750 U/min. Mit dieser Power spurtet der Coupé-Kombi mit Hinterradantrieb in nur 5,3 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Der Vortrieb endet bei elektronisch limitierten 250 km/h.

Einem Kombi wird oftmals nicht die beste Kurvendynamik vorausgesagt. Lässt sich mit diesem Coupé mit Kombi-Allüren dennoch auf die Jagd gehen, zum Beispiel nach Autos in Kurvenrevieren? Serienmäßig besitzt der Mercedes CLS 500 Shooting Brake das elektronisch geregelte Federungssystem „Airmatic“ samt eines adaptiven Dämpfungssystems (ADS) und einer Rundum-Niveauregulierung. Das System passt sich dabei ständig der jeweiligen Fahrsituation an. Darüber hinaus vermag der Fahrer per Taste zwischen einer komfortablen und einer sportlichen Fahrwerksabstimmung wählen. So viel zur Theorie.

Jetzt die Praxis: Vorbei sind die Zeiten, in denen Mercedes nur Komfort kannte und durch eher schwammige Lenkungen und unmotivierte Automatik-Getriebe von sich reden ließ. Im Sport-Modus senkt das System bei höheren Geschwindigkeiten das Fahrzeug automatisch ab, um die Fahrstabilität zu verbessern. Dann zeigt sich der Mercedes CLS Shooting Brake regelrecht agil für seine großen Ausmaße und bietet sogar in Kurven eine gehörige Portion Fahrspaß. Richtig gelesen, der Mercedes CLS Shooting Brake beherrscht diese Disziplin tatsächlich ohne das AMG-Emblem.

Das Fahrgefühl steigern die direkte, präzise Lenkung und das 7G-Tronic-Plus-Automatikgetriebe mit sieben Gängen. Die Automatik ist bestens abgestimmt und ermöglicht durch das passende Herunterschalten und Halten des Drehzahlniveaus selbst aus Kurven heraus einen kraftvollen Durchzug. Das spätere Hochschalten im Sport-Modus macht sich ebenfalls bei Zwischenspurts positiv bemerkbar, wenn die früh und über ein breites Drehzahlband anliegenden 600 Nm an der Kurbelwelle zerren - stets begleitet von diesem satten V8-Sound, der genussvoll in den Ohren liegt. Alternativ sind die Gangwechsel über Schaltpaddles am Lenkrad möglich. Auch die Bremsen sprechen spontan an.

Bei dieser sportlichen Fahrweise in Kurven erhalten Fahrer und Beifahrer bei Bedarf zusätzliche Unterstützung durch die in unserem Testwagen verbauten aktiven Multikontursitze. Dabei werden abhängig von Lenkwinkel, Querbeschleunigung und Geschwindigkeit die Luftpolster in den Seitenwangen so angespannt, dass ein noch besserer Seitenhalt entsteht.

Wer das gemütliche Cruisen bevorzugt: Im Komfort-Modus fährt der Mercedes CLS Shooting Brake mit etwas Seitenneigung geschmeidig durch die Kurven und schluckt sowohl in Städten als auch auf Landstraßen die Unebenheiten der Straße mit dem bekannten Komfort von Mercedes. Ebenso angenehm beim Cruisen: Die aktiven Multikontursitze beinhalten eine Massagefunktion.

Da sich bei einer dynamischen Fahrt der Spritverbrauch nicht repräsentativ ermitteln lässt, beschränken wir uns auf die Werksangabe: Im Idealfall, abhängig von der individuellen Fahrweise, begnügt sich der Mercedes CLS 500 Shooting Brake mit 9,2 Litern pro 100 Kilometer, was einem CO2-Ausstoß von 214 g/km entspricht. Zur Reduzierung des Spritverbrauches trägt unter anderem die serienmäßige „Eco Start-Stopp“-Funktion bei.

Interieur: Komfort in seiner schönsten Form

Das Interieur besticht für die bei Mercedes typische Eleganz und zahlreiche technische Features. Ob eher sportlich oder eher klassischer Chic, der Kunde hat die Wahl. Die Materialien überzeugen durch eine hohe Qualitätsanmutung und feinste Verarbeitung bis ins Detail. Viel Leder und Oberflächen in Silberchrom bestimmen den Innenraum. Akzente setzen unter anderem die Sportpedalanlage aus gebürstetem Edelstahl und die matt galvanisierten Lüftungsdüsen, die den Rahmen für eine hochglänzend eingefasste Analoguhr bilden. Das Cockpit verströmt echte Wohlfühlatmosphäre und - gepaart mit dem Komfort - möchte man am liebsten nicht mehr aussteigen.

Da die Dachlinie nicht so schnell abfällt wie beim herkömmlichen CLS Coupé, erfolgt der Einstieg in den Shooting Brake komfortabler und auch die Kopffreiheit fällt größer aus. Die Insassen sitzen hinten bequem auf den zwei Plätzen mit Einzelsitzcharakter und Langstreckenkomfort, während ein dritter Platz in der Mitte als Notplatz vorhanden ist. Überhaupt bietet der CLS Shooting Brake nicht nur vorne großzügige Raumverhältnisse, sondern ebenso hinten für Personen jenseits von 1,80 Metern Länge. Wenn die kleinen Lifestyle-Abkömmlinge mit auf die Reise gehen: ISOFIX-Kindersitzverankerungen befinden sich serienmäßig an Bord.

Comand Online: Zielgerichtet mit Sound und Internet unterwegs

In der heutigen Zeit möchte ein dynamischer Zeitgenosse auf das Internet und Entertainment an Bord nicht verzichten. So vereint in unserem Testwagen das auf Wunsch bestellbare Multimedia-System „Comand Online“ alle Audio-, Telefon- sowie Navigationsfunktionen und besitzt darüber hinaus einen Internet-Browser für das Surfen und das Abrufen einer eigenen Mercedes-App für aktuelle News und das Wetter. Den Zugriff auf Facebook ermöglicht „Comand Online“ selbstverständlich außerdem. Über den Mercedes-Online-Shop lassen sich weitere Apps freischalten.

10 GB stehen auf der Festplatte für das Speichern digitaler Medien in den Formaten MP3, WMA und AAC zur Verfügung. Eine Bluetooth-Schnittstelle, ein USB- und ein Aux-in-Anschluss sowie ein DVD/CD-Kombinationslaufwerk befinden sich ebenfalls an Bord. Zur guten, übersichtlichen Bedienung trägt ein hochauflösendes, zentral in das Oberteil der Instrumententafel eingefügtes TFT-Farbdisplay mit 17,8 Zentimetern Diagonale bei. Das Navigationssystem mit 3D-Optik samt plastischer Stadt- und Landschaftsmodelle arbeitet einwandfrei und führt mit klaren Ansagen problemlos zum Ziel.

Punkten kann der Mercedes CLS Shooting Brake außerdem mit dem optional erhältlichen Surround-Soundsystem „Logic7“, das Mercedes-Benz in Zusammenarbeit mit Harman/Kardon entwickelte und sich in unserem Testwagen an Bord befindet. Selbst bei hochgedrehtem Lautsprecherregler besticht die Anlage durch einen klaren Sound, der den Shooting Brake in einen fahrenden Konzertsaal verwandelt.

Die Verteilung der Musiksignale übernimmt ein Mehrkanal-DSP-Verstärker mit 610 Watt Leistung, der 14 Hochleistungslautsprecher ansteuert. In Kombination mit „Comand Online“ lässt sich sogar ein Mehrkanal-Hörerlebnis mit Dolby Digital 5.1. und DTS genießen. Steigern kann dies ab Werk nur noch das „Bang & Olufsen BeoSound AMG“-System mit 1.200 Watt Gesamtleistung.

Assistenz-Systeme: Große Bandbreite für Entspannung und Sicherheit

Mit 408 PS und 600 Nm bietet der Mercedes CLS 500 Shooting Brake reichlich Power und beeindruckende Fahreigenschaften, welche die Insassen durchaus erleben sollen - aber sicher. Über ein Dutzend Fahr-Assistenzsysteme tragen dazu bei, Verkehrsunfälle zu vermeiden und die Unfallschwere zu vermindern, sowie den Komfort weiter zu steigern.

Als komfortabel erweist sich zum Beispiel die „Distronic Plus“, die den Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug automatisch anpasst. Wem das seitliche Einparken mit dem langen Mercedes CLS Shooting Brake in der Stadt nicht schmeckt, wählt den optionalen Park-Assistenten, der erkennt, ob eine Längsparklücke groß genug ist, und das Einparken automatisch übernimmt. Der Fahrer braucht nur das Gas- und das Bremspedal zu betätigen.

Der aktive Totwinkel-Assistent und der aktive Spurhalte-Assistent sind im „Fahrassistenz-Paket Plus“ in Kombination mit „Distronic Plus“, „BAS Plus“ und der „Pre-Safe“-Bremse mit autonomer Bremsfunktion erhältlich. Die beiden Assistenten erkennen nicht nur unbeabsichtigte Spurwechsel oder Fahrzeuge im toten Winkel, sondern können auch per sanftem Bremseingriff die Fahrtrichtung korrigieren, wenn der Fahrer die optische oder sensorische Gefahrenwarnung ignoriert. Das Angebot der Assistenz-Systeme ist umfassend und reicht bis hin zum optionalen Nachtsicht-Assistenten.

Sollte das Cruisen allerdings zu sehr entspannen und der Fahrer beginnt zu träumen, warnt diesen ohne Aufpreis die an Bord sich befindliche Müdigkeitserkennung „Attention Assist“ durch akustische Signale. Dazu erstellt das System ein Profil vom Fahrer und überwacht laufend das Fahrverhalten und die Lenkbewegungen. Darüber hinaus umfasst die Serienausstattung unter anderem die „Adaptive Break“ mit Berganfahrhilfe, das Antiblockiersystem ABS, die Antriebsschlupfregelung ASR und das elektronische Stabilitätsprogramm ESP.

Fazit:

Wer sich vom Mainstream unterscheiden und beim stilvollen Reisen weder auf Sportlichkeit noch auf Laderaum verzichten möchte, wird mit dem Mercedes CLS 500 Shooting Brake glücklich. Der Shooting Brake entpuppt sich als schneller Lifestyle-Reisewagen mit einer gehörigen Portion Luxus und Emotionen.

Der Coupé-Kombi setzt sich ebenso auf dem Prachtboulevard extravagant in Szene und weiß gleichzeitig mit dynamischen Fahreigenschaften zu überzeugen, während das tiefe Grollen des V8-Triebwerkes zu jeder Zeit begeistert. Dazu kommen ungeahnte Allround-Qualitäten; denn trotz der flach abfallenden Dachlinie bietet der Shooting Brake einen passablen Laderaum.

Kleine Entscheidungshilfe für den Kauf: Der CLS 500 Shooting Brake kostet nur 1.309 Euro mehr als das CLS 500 Coupé. Beim Einstiegsmodell CLS 250 CDI beträgt der Aufpreis für den extravaganten Hingucker 1.904 Euro. Die Aufpreisliste ist allerdings bei beiden Modellen recht lang.


Technische Daten Mercedes-Benz CLS 500 Shooting Brake:

Antriebsart: Hinterradantrieb | Hubraum: 4.663 cm³ | Leistung: 300 kW/408 PS | Drehmoment: 600 Nm bei 1.600-4.750 U/min | Vmax: 250 km/h (elektronisch abgeregelt) | Beschleunigung 0-100 km/h: 5,3 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 9,2 l/100 km | CO2-Emission g/km: 214 | Preis: ab 82.229 Euro

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