Welche Gedanken schießen einem beim typischen Kombi spontan und meist blitzschnell in den Kopf: Der langweilige Vertreter-Kombi, der Platz für 95 Staubsauger bietet? Der überaus effiziente Diesel-Pampersbomber mit dem „Herz für Kinder“-Aufkleber auf dem Heck, der kilometerlang die freie Fahrt blockiert? Achtung, Schmunzeln aus dem Gesicht wischen! Das was jetzt kommt, befindet sich jenseits jeglicher Vorstellungskraft und sprengt alles, was wir je glaubten, über Kombis zu wissen: Ladies and Gentlemen, wir präsentieren den Mercedes-Benz CLS 63 AMG Shooting Brake. Tauchen Sie ein in eine Welt voller Luxus, brachialer Power und spüren Sie einen angenehmen Hauch Unvernunft.
Aber was ist das eigentlich, ein Shooting Brake, ein CLS und ein AMG? Fangen wir vorne an: CLS steht für „Coupé Limousine Sport“, das Shooting Brake stellt einen Neologismus aus dem Englischen dar und bezeichnet ein Coupé mit Steilheck, das mit seiner Heckklappe eher einem Kombi als einer Limousine ähnelt. Das Kürzel „AMG“ kennzeichnet die High-Performance-Marke von Mercedes-Benz und damit die ganz besonders potenten Topmodelle der jeweiligen Mercedes-Baureihe. Fassen wir zusammen: In unserem Test widmen wir uns einem extrem potenten Zwitter aus Coupé, Limousine und Kombi, der uns mit seinem potenten Motor, seiner luxuriösen Ausstattung und seinem extrovertierten Erscheinungsbild versucht, in seinen Bann zu ziehen. Ob er das schafft?
Leistung auf Abruf wie in einem Supersportwagen
Ein Druck auf das Gaspedal - und mit einem tiefen Grollen setzt sich der Mercedes CLS 63 AMG Shooting Brake in Bewegung. Der Sound ist emotional, der Durchzug stark. Der Mercedes-Benz CLS 63 AMG Shooting Brake mit seinem 5,5 Liter großen V8-Biturbo-Motor steht für brutale Kraftentfaltung und bietet eine wahnwitzige Leistungsentfaltung, die sich kaum in Worte fassen lässt. Dank des 557 PS-Kraftpaketes, das seine volle Leistung zwischen 5.250 und 5.750 U/min entfaltet, liegen heftige 720 Nm zwischen 1.700 und 5.000 U/min an.
Wenn der Fahrer im CLS 63 AMG Shooting Brake Gas gibt, vergisst dieser sofort, dass er eigentlich in einem großen und schweren Auto sitzt und das in nur 4,2 Sekunden die magische Grenze von 100 km/h passiert. Der Vortrieb wird elektronisch bei 250 km/h eingebremst, die so schnell erreicht sind, dass man es kaum glauben mag. Der ungläubige Kontrollblick auf die Tachoeinheit und die noch fragwürdigeren Blicke der Passagiere sind in der Grundausstattung enthalten.
Wer hoch hinaus will, fällt oft tief, so auch im CLS 63 AMG Shooting Brake, wenn man den Anker wirft. Für die brutale Verzögerung sorgt die AMG Hochleistungs-Bremsanlage mit rundum 360 Millimeter großen, belüfteten und gelochten Bremsscheiben, die sich für automobile Speed Heads bereits rein optisch als echte Augenweide erweist. Eine noch bessere Brems-Performance und geringere ungefederte Massen bietet nur noch die optionale AMG-Keramik-Hochleistungs-Verbundbremsanlage samt abermals größer dimensionierten Bremsscheiben sowie speziell lackierten Bremssätteln mit „AMG Carbon Ceramic“-Schriftzug. Den Fahrbahnkontakt stellen derweil in Titangrau lackierte, glanzgedrehte AMG-Leichtmetallräder im Triple-Speichen-Design her, die in 19 Zoll zum Einsatz gelangen.
Fahrdynamik vom Feinsten - Kann das noch ein Kombi sein?
Die Kraftübertragung übernimmt das „AMG Speedshift MCT 7 Gang“-Sportgetriebe. Ausgestattet mit vier individuellen Fahrprogrammen, einer automatischen Zwischengasfunktion und „Race Start“ zum Ausloten des maximalen Beschleunigungspotentials soll die Kraftübertragung durch Spontanität und höchste Variabilität überzeugen - tut sie auch, soviel ist sicher.
Einem Kombi wird oftmals nicht die beste Kurvendynamik vorausgesagt, doch dank des „AMG Ride Control“-Sportfahrwerkes lässt sich der Coupé-Kombi ganz nach den eigenen Vorlieben und Wünschen bewegen: vom komfortablen Luxusgleiter bis hin zum rasanten Sportler. Die AMG-spezifische Vorder- und Hinterachse mit größerem negativen Sturz und optimierter Elastokinematik sorgt dabei für mehr Stabilität bei höheren Kurvengeschwindigkeiten und einen besseren Fahrbahnkontakt.
Das Fahrgefühl steigert zusätzlich die AMG-Sportparameter-Lenkung, die über eine direktere Übersetzung und eine variable und je nach Fahrwerkmodus angepasste Servounterstützung verfügt. So ausgestattet, vergisst der Fahrer sehr schnell , eigentlich mit einem nicht wendigen Kombi unterwegs zu sein; denn der Fahreindruck vermittelt definitiv etwas bedeutend sportlicheres.
Per Knopfdruck kann der Fahrer zwischen den drei Fahrwerkmodi „Comfort“, „Sport“ und „Sport plus“ wählen. Die Sport-Modi stehen für eine betont dynamische Kennlinie mit reduzierten Wankwinkeln und straffer Aufbaudämpfung, während der „Comfort“-Modus („Sport“) eine eher komfortorientierte Einstellung für hohen Langstreckenkomfort bietet.
Über die verschiedenen Modi wird das elektronische Stabilitätsprogramm ESP entsprechend verstellt und bietet so drei individuelle Regelstrategien. Über den AMG-Knopf lassen sich die verschiedenen Einstellmöglichkeiten über nur einen einzigen Knopf auf das maximale Verschärfen - ein sehr gutes Feature, wenn man einen kleinen Porsche an der Ampel ärgern möchte.
Optisch wuchtig, aber dennoch dynamisch
Der 4,956 Meter lange, 1,881 Meter breite und 1,413 Meter hohe Mercedes-Benz CLS 63 AMG Shooting Brake zieht die Blicke auf sich. Dazu trägt nicht zuletzt die lang gezogene Motorhaube, die schmale Fenstergrafik und das dynamisch nach hinten geneigte, bis zum Heck durchgezogene Dach bei. Der CLS Shooting Brake hebt sich stilvoll von der Masse ab.
Sofort springt die extrovertierte Front, die Anklänge an den Supersportwagen SLS AMG zeigt, ins Auge. Ein weiteres Ausrufezeichen setzen die Voll-LED-Scheinwerfer, die alle dynamischen Lichtfunktionen in LED-Technik bieten und sich inklusive adaptivem Fernlicht-Assistenten bereits serienmäßig an Bord befinden. Ist der Wagen außerdem in „Designo Magno Alanitgrau“ (Mattgrau) lackiert, kommen die Formen und Kanten besonders gut zur Geltung und der Shooting Brake zeigt sich betont sportlich, aggressiv und bullig. Große Augen und viel Verwunderung bei Passanten sind garantiert.
Mit einem Ladevolumen von 590 bis 1.550 Litern bei umgeklappter Rückbank weist der Gepäckraum trotz des sportlich-flachen Dachverlaufes recht viel Platz auf, was auf den ersten Blick viele nicht vermuten würden. Zum Vergleich: Ohne umgeklappte Rücksitze offeriert der Mercedes-Benz CLS Shooting Brake mit 590 Litern sogar mehr Ladevolumen als der Audi A6 Avant mit 565 Litern. Die Rücksitze lassen sich übrigens bei Bedarf bequem über zwei Hebel im Kofferraum umklappen. Die sich weit öffnende Heckklappe und die niedrige Ladekante erleichtern das Be- und Entladen enorm.
Wer es beim Verladen dazu besonders extravagant mag, der ordert für einen Aufpreis von 4.700,50 Euro einen Designo-Holzladeboden aus amerikanischem Kirschbaumholz, der nicht nur extrem edel wirkt und an den Boden einer luxuriösen Yacht erinnert, sondern auch noch bestens verarbeitet ist.
Damit der Holzladeboden nicht so schnell verkratzt, sollte man die mitgelieferte rutschfeste Kofferraummatte, die als Schutz zwischen wertvollem Holzladeboden und Ladegut dient, nutzen. So lässt sich neben edlen Zigarrenkisten und feinstem Wein auch der übrige Gepäckkram zielsicher verstauen und transportieren. Dazu tragen nicht zuletzt die optional erhältliche Teleskopstange und die Laderaumschienen (Easy-Pack-Fixkit) bei, die es dem Fahrer ermöglichen, variable Raumzonen abzustecken.
Interieur bietet nach Belieben Komfort, Luxus und sportliche Akzente
Das Interieur des Mercedes-Benz CLS 63 AMG Shooting Brake besticht durch zahlreiche technische Features und genügt höchsten Ansprüchen. AMG-Sportsitze in Nappaleder mit Multikontursitz- und Memory-Funktion, Zierelemente aus Echtcarbon und die AMG-spezifische Analoguhr im IWC-Design schaffen eine unvergleichliche Symbiose aus Luxus und Sportlichkeit.
Über die in der Mittelkonsole integrierte und zum Fahrer geneigte „AMG Drive Unit“ lassen sich das Getriebefahrprogramm, das Setup des Fahrwerkes, die ESP-Funktionen und das AMG-Programm konfigurieren. Das mit Nappaleder bezogene Performance-Lenkrad im 3-Speichen-Design mit oben und unten abgeflachtem Kranz, speziell ausgeformten und mit perforiertem Leder überzogenen Griffbereichen sowie silberfarbene Aluminium-Schaltpaddles setzt weitere Akzente.
Punkten kann der Mercedes CLS63 AMG Shooting Brake zudem mit dem optional erhältlichen „Bang & Olufsen BeoSound AMG“-Surround-Soundsystem, das sich an Bord unseres Testwagens befindet. Die Anlage besticht in sämtlichen Lautstärkelagen durch einen klaren Sound und ein Klangerlebnis, das wir definitiv nicht erwarteten. Dies wird nicht zuletzt durch den 16-Kanal-DSP-Verstärker und einer Gesamtleistung von 1.200 Watt mit 14 Lautsprechern erzielt. Dabei setzen die wie kleine „Sanduhren“ geformten und nachts beleuchteten Hochtöner auf Höhe der A-Säule einen besonderen optischen Effekt, der bei den Insassen in Verbindung mit den „Bang & Olufsen“-Emblemen sofort klar macht, dass die Ohren fortan mit feinsten Klängen verwöhnt werden.
Der CLS und eine schier endlose Vielfalt an technischen Raffinessen
Viele kleine Helferlein erleichtern im CLS 63 AMG Shooting Brake die Arbeit am „Steuerrad“, wie beispielsweise die „Distronic Plus“, die den Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug automatisch anpasst. Der aktive Totwinkel-Assistent und der aktive Spurhalte-Assistent sind im „Fahrassistenz-Paket Plus“ in Kombination mit „Distronic Plus“, „BAS Plus“ und der „Pre-Safe“-Bremse mit autonomer Bremsfunktion erhältlich. Die beiden Assistenten erkennen nicht nur unbeabsichtigte Spurwechsel oder Fahrzeuge im toten Winkel, sondern können zusätzlich per sanftem Bremseingriff die Fahrtrichtung korrigieren, wenn der Fahrer die optische oder sensorische Gefahrenwarnung ignoriert. Das Angebot der Assistenz-Systeme ist umfassend und reicht bis hin zum optionalen Nachtsicht-Assistenten.
Auch der optionale Park-Assistent, der erkennt, ob eine Längsparklücke groß genug ist, und das Einparken automatisch übernimmt, erleichtert die Arbeit im täglichen Großstadtchaos. Der Fahrer braucht nur noch das Gas- und das Bremspedal zu betätigen. Sollte das Cruisen allerdings zu sehr entspannen und der Fahrer zu träumen beginnen, warnt diesen ohne Aufpreis die sich an Bord befindliche Müdigkeitserkennung „Attention Assist“ durch akustische Signale. Dazu erstellt das System ein Profil vom Fahrer und überwacht laufend das Fahrverhalten und die Lenkbewegungen. Darüber hinaus umfasst die Serienausstattung unter anderem die „Adaptive Break“ mit Berganfahrhilfe, das Antiblockiersystem ABS, die Antriebsschlupfregelung ASR und das elektronische Stabilitätsprogramm ESP.
Fazit: CLS 63 AMG Shooting Brake AUSRUFEZEICHEN - mehr muss man nicht sagen
Der elegant in die Kotflügel integrierte “V8 Biturbo“-Schriftzug auf den vorderen Kotflügeln attestiert dem CLS 63 AMG den Zusatz „brutal“. Beim kundigen Kenner offeriert er sofort ein dickes Grinsen im Gesicht und bei ganz normalen Passanten ruft er umgehend ein neugieriges Fragezeichen hervor.
Wer das Besondere sucht und sich von der langweiligen Masse abheben möchte, ohne dabei Abzüge in puncto Fahrkomfort und Kofferraumvolumen machen zu müssen, der sollte sich schleunigst mit dem Kürzel „SB“ für Shooting Brake auseinandersetzen und beim Mercedes-Benz- bzw. AMG-Partner seines Vertrauens vorstellig werden. Das, was Mercedes und AMG hier gemeinsam schufen, bewegt sich nicht nur fern jeglicher Vorstellungskraft, sondern zieht einen unwiderruflich in seinen Bann.
Seien wir ehrlich: Sind wir nicht alle auf der Suche nach dem Besonderen, der Möglichkeit, sich aus der Masse abzuheben, und nach dem gewissen bisschen Unvernunft, die das Leben soviel lebendiger macht? Wir sind uns einig - und erzählen Sie nicht zu vielen Leuten davon; denn wir wollen uns doch von der Masse abheben.
Technische Daten Mercedes-Benz CLS 63 AMG Shooting Brake:
Antriebsart: Hinterradantrieb | Hubraum: 4.663 cm³ | Leistung: 410 kW/557 PS | Drehmoment: 720 Nm bei 1.700-5.000 U/min | Vmax: 250 km/h (elektronisch abgeregelt) | Beschleunigung 0-100 km/h: 4,2 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 9,9 l/100 km | CO2-Emission g/km: 231 | Preis: ab 117.512,50 Euro