Nissan 370Z Nismo Test: Der Quertreiber mit dem Extra-Kick

, 12.07.2013


Doch es gibt den berühmten „Spaß“-Modus, um die elektronischen Helferlein zu deaktivieren, so dass der Nissan 370Z Nismo mit einem Hang zum Übersteuern sein wahres Potential entfalten kann und für echte Adranlinstöße sorgt, die den Alltag in weite Ferne rücken lassen. Wer es sich traut: Geübte Quertreiber können ihre Begierde richtig ausleben, Anfänger wird es derweil freuen, dass sich das Heck weiterhin sicher beherrschen lässt. Ein Lamellen-Sperrdifferential sorgt dabei für genügend Grip, wenn die Räder durchdrehen wollen.

Fantastisch verrichten die gut dosierbaren Bremsen ihren Dienst bei der Kurvenhatz in der Eifel, die im Nissan 370Z Nismo vorne mit 355 x 32 Millimeter großen innenbelüfteten Scheiben zum Einsatz gelangen und hinten mit Pendants in 350 x 20 Millimetern. Positiv bemerkbar macht sich ebenfalls der verkürzte Bremspedalweg. Dazu kommen die verstärkten Bremsleitungen und die Performance-Bremsflüssigkeit aus dem 550 PS starken Supersportwagen Nissan GT-R.

Alles oder nichts: Mit Speed über die Autobahn

Mit Bravour meisterte der Nissan 370Z Nismo die Kurvenreviere, die mir ein fettes Grinsen ins Gesicht zauberten, das noch lange anhalten soll. Doch jetzt interessieren mich die High-Speed-Qualitäten. Auf der Autobahn drücke ich das Gaspedal durch und der Nissan 370Z Nismo stürmt nach vorne. Jeden Gang hochgedreht, bietet der Japaner ein intensives Fahrerlebnis. Doch dann - im sechsten Gang - zeigt sich der „Z“ plötzlich träge. Schnell schalte ich in den vierten Gang herunter, der Motor brüllt mit Enthusiasmus - und ab geht die Post. Der lang übersetzte sechste Gang lässt sich zum Spritsparen nutzen, aber ich möchte jetzt die pure Dynamik erleben.

Bei 250 km/h fahre ich in den Begrenzer. Diese Speed reicht allemal für den beherzten Kurvenräuber. Wie eine Symphonie liegt der Motorsound in den Ohren eines Autoenthusiasten. Der Klang darf bei einem Nismo allerdings gerne noch lauter ausfallen, um sich vom herkömmlichen 370Z weiter abzusetzen. Insgeheim erhoffte ich mir vor der Fahrt, dass der Nissan 370Z Nismo endlich wieder den gewaltigen Sound des Nissan 350Z bietet, der viele Autofans in seinen Bann zog.

Nissan gibt als durchschnittlichen Spritverbrauch 10,6 Liter pro 100 Kilometer an. Doch welcher beherzte Fahrer wird sich in einem Nissan 370Z Nismo zurückhalten können? Das Spaßpotential ist gewaltig, so dass sich - abhängig von der individuellen Fahrweise - der ein oder andere Liter bei dynamischer Fahrweise dazu gesellt.

Cockpit: Ein harter Wettstreit mit dem Sound

Die elektrisch einstell- und beheizbaren Stoffsportsitze des neuen Nippon-Sportlers bieten in scharf durchfahrenen Kurven besten Seitenhalt, während das mit einer Alcantara/Leder-Kombination überzogene Lenkrad auch bei Wärme griffig in den Händen liegt. Leider lässt sich das Lenkrad nur in der Höhe verstellen und nicht in der Weite. Positiv fällt auf, dass die gut ablesbaren Instrumente beim Verstellen des Lenkrades mitschwenken. Drei zum Fahrer geneigte Zusatzinstrumente oberhalb der Mittelkonsole zeigen darüber hinaus die Öltemperatur, die Bordnetzspannung und die Uhrzeit an.

Sportliche Akzente setzen im gut verarbeiteten Interieur rote Kontrastnähte und eingestickte Nismo-Schriftzüge in den Rückenlehnen der Sitze. Eine zwischen den Sitzen angebrachte Plakette mit Nismo-Logo und der Produktionsnummer des jeweiligen Modells zeugt von der Exklusivität des Topmodells.

Der Nissan 370Z Nismo kommt vollausgestattet daher. So zählen zur umfangreichen Serienausstattung neben Bi-Xenon-Scheinwerfern unter anderem eine Klimaautomatik, eine Rückfahrkamera, das sonst mit 2.610 Euro aufpreispflichtige Audio-/Navigations-System „Nissan Connect Premium“ mit einer einfachen Bedienung über den 7 Zoll großen Farb-Touchscreen, einer Spracherkennung sowie zahlreichen Info- und Entertainment-Möglichkeiten, wie zum Beispiel Bluetooth-Audiostreaming und eine iPod/USB-Schnittstelle.

Das Kartenmaterial von 40 europäischen Ländern ist auf einer 40 GB großen Festplatte gespeichert. 9,6 GB Speicher stehen zur Anlage eines persönlichen Musikarchivs zur Verfügung. Für den kräftigen Klang im Cockpit des Zweisitzers sorgt das ebenfalls im Preis inbegriffene Audio-System von Bose mit sechs Lautsprechern und zwei Richbass-Subwoofern, das sich allerdings einen harten Wettstreit mit dem Sound des V6-Triebwerkes im akustischen Grenzbereich liefert.

Passt das Gepäck für die große Reise?

Die Alpenpässe schreien geradezu nach einem Abenteuer über mehrere Tage mit dem Nissan 370Z Nismo. Für Reisende unabdingbar ist daher genug Stauraum. Im Nissan 370Z Nismo bietet der flache Kofferraum immerhin 235 Liter Volumen oder zwei mittelgroße Koffer, während ein über die gesamte Länge des Gepäckabteils führendes Rollo die Gegenstände vor neugierigen Augen schützt. Die Variabilität unterstützen würden kleine Staufächer. Es empfiehlt sich allerdings der Kauf eines Gepäckraumnetzes, damit kleineres Gepäck beim Kurvenvergnügen nicht unaufhörlich durch den Gepäckraum schießt.

Fazit:

Es ist Zeit, wieder herunterzukommen: Der Nissan 370Z Nismo bietet reinen Spaß bei jeder Lenkradbewegung und giert unaufhörlich nach Kurven. Er ist hart und ein konsequent ehrlicher Sportwagen, der seine Kraft richtig zu entfesseln weiß. Doch der Spaß hat seinen Preis: Mit 44.900 Euro kostet die Nismo-Variante genau 12.000 Euro mehr als ein herkömmlicher 370Z. Nissan rechnet dennoch damit, dass die Nismo-Variante ca. 35 Prozent der Gesamtverkäufe der 370Z-Baureihe ausmachen dürfte.

Die Leistungssteigerung beim 370Z Nismo ist nur marginal. Es sind vor allen Dingen die anderen ausgeklügelten Modifikationen bei Aerodynamik, Fahrwerk und Bremsen, die den hinterradangetriebenen Rabauken auf einen neuen Level heben und dynamische Quertreiber erfreuen werden.

Im Vergleich zum herkömmlichen, bereits extrem agilen und gut ausgestatten Nissan 370Z mag der Aufpreis von 12.000 Euro auf den ersten Blick hoch wirken. Doch ein Blick auf die Konkurrenz zeigt, dass der Nissan 370Z Nismo nach wie vor preiswert ist: Ein Porsche 325PS starker Cayman S beginnt erst bei 64.118 Euro, während Audi für den TTRS mit 340 PS auch noch satte 56.750 Euro aufruft.

Wem es dennoch zu teuer sein sollte, nimmt sich einen Basis-370Z, verzichtet auf die Werksgarantie und modifiziert den Sportler in Eigenregie wie es die originalen „Midnight Racer“ in Japan gemacht hätten.


Technische Daten Nissan 370Z Nismo:

Antriebsart: Hinterradantrieb | Hubraum: 3.696 cm³ | Leistung: 253 kW/344 PS | Drehmoment: 371 Nm bei 5.200 U/min | Vmax: 250 km/h (elektronisch abgeregelt) | Beschleunigung 0-100 km/h: 5,2 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 10,6 l/100 km | CO2-Emission g/km: 248 | Preis: ab 44.900 Euro

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