Nissan Micra Facelift 2013 Test: Hat mehr drauf, als man ihm zutraut

, 20.12.2013


Der kleine Nissan Micra gehört zu den sogenannten Weltautos für viele Märkte auf unterschiedlichen Kontinenten. Aber ist er spätestens nach seinem jüngsten Facelift auch ein Auto von Welt? Der jüngst aufgefrischte Micra bildet die Speerspitze einer anstehenden Produktoffensive von Nissan. Die Japaner wollen bis Ende 2016 insgesamt 15 neue Modelle bringen und in Deutschland deutlich an Marktanteilen zulegen. Unsere Testfahrten mit dem 98 PS starken Micra 1.2 DIG-S zeigten: Der Kleine hat mehr drauf, als ihm die breite Masse zutraut.

Bereits ab 11.250 Euro beginnt bei Nissan das Micra-Vergnügen. Das besteht in erster Linie daraus, im Großstadtverkehr leichtes Spiel zu haben; denn mit dem 3,83 Meter kurzen, vollwertigen Fünfsitzer findet sich relativ leicht eine Parklücke. Dank des 9,3 Meter kleinen Wendekreises huscht das Bonsai-Limousinchen wieselflink durch das dichte Verkehrstreiben.

Den raschen Wechsel von einer Spur zur anderen schafft der Micra-Pilot ohne Spurhalte-Assistent spielerisch. Trotzdem spendierte Nissan seinem Kleinwagen gegen Aufpreis die innovative Einparkhilfe „Parkguide“ - auch „Parking Slot Measurement“ oder kurz PSM genannt. Das System misst im Vorbeifahren bei maximal 25 km/h eine Parklücke und erteilt in drei einstellbaren Schwierigkeitsgraden Rangier-Tipps. Wer auf PSM Wert legt, kann sich für 750 Euro das Technology-Paket leisten, das außerdem ein umfangreiches Entertainment-System enthält.

Mit neuer Frische in Szene gesetzt

Bis zum jüngsten Facelift wirkte der Micra sehr unscheinbar. Jetzt tritt er deutlich markanter und moderner auf. Die optischen Retuschen am Welt-Kleinwagen erweisen sich als wesentlich aufwändiger als bei vergleichbaren Facelifts nach rund drei Jahren Produktionszeit. Die neue Front mit dem aktuellen Markengesicht veränderte sich klar zum Vorteil. Dazu passen neue, dynamisch gestaltete Felgen.

Die Motorhaube, die Kotflügel, der Stoßfänger und die Scheinwerfer - alles ist neu an der Front des Micras und verleiht ihm ein äußerst frisches, wertigeres Aussehen. Dabei sind die Preise nahezu gleich geblieben: Bei 11.250 Euro startet die Dreizylinder-Basisversion mit 59 kW/80 PS. Für den von uns getesteten 1.2 DIG-S sind 15.500 Euro fällig (bisher 15.440 Euro).

Auch am Heck hat sich einiges getan, wo der Micra seine Verfolger mit neuen LED-Rückleuchten anstrahlt. Seitlich springen neue Felgen ins Auge, vor allem die optionalen 16-Zöller in Schmiedetechnik (Aufpreis 400 Euro) als Alternative zu serienmäßigen 15-Zöllern. Im Innenraum fallen darüber hinaus neue, besser ablesbare Instrumente und eine komplett neue Mittelkonsole auf, die es in der Topversion „Tekna“ sogar mit einem Klavierlack-Finish gibt. Zum insgesamt höherwertigen Interieur tragen vor allem neue Polsterstoffe mit sichtbaren Nähten bei.

Der stärkere Motor ist sparsamer

Interessant: Der stärkere Kompressor-Dreizylinder überflügelt seinen kleinen Bruder um 18 PS und mit 142 Nm auch deutlich im Drehmoment, verbraucht dabei laut EU-Norm aber nur 4,3 statt 5,0 l/100 km. Auch den 0 auf 100 km/h-Sprint erledigt der kräftigere der beiden Micra-Antriebe in Kombination mit dem 5-Gang-Schaltgetriebe in 11,3 statt 13,7 Sekunden. Doch wirklich spurtstark ist er damit noch nicht. Selbst im Stadtverkehr wirkt der 1.2-Liter-Motor leider drehzahlhungriger, als man es angesichts des günstigen Leistungsgewichts erwarten würde. Für den Spaß am flinken Spurenwedeln durch dichtes Gewühl reicht es aber allemal und tatsächlich auf besonders sparsame Weise.

Ein Kleinwagen für Riesen

Der weltweit nahezu identisch angebotene Micra muss den Spagat zwischen den unterschiedlichen Anforderungen in über 160 Ländern an ein kleines Stadtauto schaffen - optisch wie auch technisch. Das gelingt dem kleinen Japaner in puncto Raumökonomie sehr gut; denn auf den vorderen Plätzen fühlen sich sogar Riesen wohl. Hinten können Erwachsene bis 1,85 Meter Körpergröße unter humanen Bedingungen auch länger sitzen.

Der Zustieg auf die hinteren Plätze fällt dank zweier weit öffnender Hecktüren bequem aus. Von vorne aus erweist sich der Micra in allen Richtungen als übersichtlich, was abermals das flinke Großstadt-Flitzen fördert und die neue optionale Parkhilfe gar nicht allzu notwendig erscheinen lässt.

Im Vergleich zu früheren Modell-Generationen büßte der Micra trotz des jüngsten Facelifts an Charme ein. Im Vergleich zu seinen Vorgängern, die über 30 Jahre lang eine individuelle Alternative zu weiter verbreiteten Kleinwagen waren, merkt man ihm die Ausrichtung auf verschiedenste Weltmärkte an. Dennoch: Die markentypisch gute Verarbeitung und Materialqualität sowie Zuverlässigkeit sprechen für den japanischen Zwerg, der auf unterschiedliche Art in beiden Motorisierungen viel Auto für das Geld bietet.


Technische Daten Nissan Micra 1.2 DIG-S:

Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 1.198 cm³ | Leistung: 72 kW/98 PS | Drehmoment: 147 Nm bei 4.400 U/min | Vmax: 180 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 11,3 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 4,3 l/100 km | CO2-Emission: 99 g/km | Preis: ab 15.500 EUR

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