Opel möchte mit dem neuen Cascada ordentlich in der Cabrio-Mittelklasse wildern und erweckt bei sich die Tradition der viersitzigen Cabriolets mit Stoffdach erneut zum Leben, wie sie in den 1950er- und 1960er-Jahren der Kapitän und der Rekord repräsentierten - allerdings in völlig neuem, frischem Gewand und mit hochmodernen Technologien. Dabei zieht Opel sogar selbstbewusst Vergleiche mit dem aktuellen Mercedes-Benz E-Klasse Cabrio. Ob das gerechtfertigt ist, soll ein Test zeigen, der zu einem überraschenden Ergebnis führte.
Optisch passt Opel immer mehr Modelle an das neue Familiengesicht an. So erhielt der Cascada eine Front, die stark an den sportlichen Astra GTC erinnert. Die Karosserieaufteilung erweist sich dagegen nach Generationen von Kompaktklasse-Cabrios wie dem Opel Kadett oder dem Opel Astra wieder proportional klassisch: lange Front, langes Heck und zwischendrin eine elegante Fahrkabine, die bei Bedarf ein Stoffverdeck abdeckt. Mit 4,70 Metern ist der elegante Cascada so lang wie das große Mercedes E-Klasse Cabrio.
Die maskulin wirkende Front mit einem großen, in der Mitte platzierten Lufteinlass und den in einer haifischflossenartigen Applikation eingefassten Nebelscheinwerfern setzen markante Akzente. Hinzu kommen die neuen Scheinwerfer mit einem sichelförmigen Tagfahrlicht und ein kleiner Powerdome auf der Motorhaube. Die Seitenlinie bringt derweil eine Menge Harmonie in die gesamte Erscheinung.
Ins Auge stechen bei dem neuen Schmuckstück darüber hinaus viele passende Chromapplikationen. So betont eine horizontal um den Passagierraum verlaufende Chromleiste die sanft hochgezogene Taille und markiert den Übergang zwischen Karosserie und Stoffverdeck. Die langgezogenen Rückleuchten unterstützt optisch eine Zierleiste aus Chrom.
Offen wie auch geschlossen macht der Opel Cascada eine elegante Figur, während andere Hersteller oftmals nur Wert darauf legen, dass das Fahrzeug mit geöffnetem Verdeck gut aussieht. Das Stoffverdeck des Cascadas lässt sich bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h innerhalb von 17 Sekunden öffnen - oder auch beim gelassenen Annähern mit einem coolen Knopfdruck auf die Fernbedienung. Eine zusätzlich eingezogene Polyester-Vlies-Schicht zwischen der äußeren Dämmschicht und der Innenraumverkleidung ermöglicht eine beeindruckend positive Akustik im Innenraum.
Zur Gewichtsreduktion arbeiteten die Macher sogar Magnesiumteile in die Dachstruktur ein. Abgeschlossen wird das an Oberklasse-Cabrios erinnernde Dach durch eine beheizbare Heckscheibe, die sich nahtlos in das gesamte Designkonzept einpasst. Ebenso fällt positiv auf, dass sich das Verdeck bei hohem Tempo nicht aufbläht.
Neuer Motor und sportliche Trümpfe
Für den Vortrieb unseres Testfahrzeuges sorgt der neue 1,6 Liter große SIDI Turbo-Benziner mit 170 PS und 260 Nm Drehmoment bzw. mit Overboost temporär 280 Nm, die von 1.650 bis 4.250 Touren anliegen. Bei einer Drehzahl von ca. 2.000 bis 4.000 U/min setzt der Turbolader an und schiebt den Cascada souverän nach vorne. Beim schaltfaulen Cruisen spielt der Motor mit dem rund 1,7 Tonnen schweren Cabrio seine Vorzüge aus und spurtet in Kombination mit einer manuellen 6-Gang-Schaltung in 9,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Der Vortrieb endet bei 222 km/h. Im Idealfall liegt der von der persönlichen Fahrweise abhängige Durchschnittsverbrauch laut Opel bei 6,3 Litern pro 100 Kilometer.
Die entspannte Cabrio-Ausfahrt in den Sonnenuntergang bei geöffnetem Verdeck unterstützt das FlexRide-Fahrwerkssystem, das neben dem „Standard-Modus“ einen spürbar komfortbetonten „Tour“-Modus bietet. Auch mit heruntergelassenem Windschott stören die Windgeräusche und die Verwirbelungen kaum, so dass die Insassen dabei den sommerlichen Abendwind genießen können.
Wer gemütlich durch die Stadt oder Richtung Sonnenuntergang cruist und auf die Landstraße kommt, wählt den „Sport“-Modus. Durch das hohe Gewicht wird der Opel Cascada mit dem 1,6 Liter großen SIDI-Turbobenziner jedoch kein Sportler: Der Fahrer muss für eine sportlichere Herangehensweise einen Gang herunterschalten und den Motor hochdrehen, da die 170-PS-Version im oberen Drehzahlbereich leider nicht so gut am Gas hängt. Stärkere Benziner sind geplant und der Power-Diesel 2.0 BiTurbo CDTI mit 195 PS und viel Drehmoment, der das hohe Gewicht locker handeln sollte, kommt in Kürze.
Der Cascada besitzt durchaus sportliche Trümpfe. Durch den Einbau der im Opel Insignia OPC erprobten HiPerStrut-Vorderradaufhängung (High Performance Strut = Hochleistungsfederbein), welche die Dämpfungs- und Lenkfunktionen entkoppelt, verfügt der Cascada über ein sportliches Fahrwerk, das die verwindungssteife Karosserie ideal unterstützt und beim Cascada eine komfortbetonte Agilität zeigt, die den Fahrspaß steigert.
Auch die adaptive Chassis-Kontrolle verrichtet ihren Dienst bestens und stimmt das Fahrwerk automatisch den jeweils vorherrschenden Straßenverhältnissen, den Kurvengeschwindigkeiten und den Fahrzeugbewegungen an - im „Sport“-Modus mit der passenden Schärfe und einer vor allen Dingen direkteren Lenkung, die das hingebungsvolle Durchqueren von Kurvenrevieren unterstützt. Falls es einmal anfangen sollte zu regnen und sich keine geeignete Stelle zum Anhalten findet, reduziert der Fahrer einfach die Geschwindigkeit auf 50 km/h und schließt das Dach während der Fahrt.
Innere Eleganz in Reinform
Die komfortablen, mit hitzereflektierendem Nappaleder bezogenen Sitze fangen die Passagiere in Kurven bestens auf und gestalten den Aufenthalt im Cascada zu einem wahren Genuss. Der Kunde kann zwischen zwei Farbtönen wählen: Wer sich für den klassisch-sportlichen Look entscheidet, dem empfiehlt es sich, den schwarzen, perforierten Sitz einbauen zu lassen. Favorisiert der Kunde den eleganten Look, offeriert Opel einen Sitzbezug in der Farbe „Brandy“, einem hellen Braunton. Überhaupt fällt die gute Verarbeitung ins Auge.
Um den Luxus für den Fahrer zu vollenden, verbaute Opel einige Extras, die sonst eher bei Premium-Fahrzeugen zu finden sind, wie zum Beispiel Gurtanreicher für Fahrer und Beifahrer, während die Passagiere auf den hinteren Plätzen mit einer EasyEntry-Funktion verwöhnt werden, die den Sitz bei Bedarf automatisch nach vorne fährt und auf diese Weise das Ein- und Aussteigen deutlich erleichtert.
Das Lenkrad, das komplette Armaturenbrett und die Handbremse bezog Opel mit schickem Vinylleder und setzt mit farbigen Kontrastnähten edle Akzente. Durch diese Veredelung erhält der Innenraum eine deutlich aufgewertete Optik und die Haptik verbessert sich massiv. Das Ambiente im Innenraum unterstreichen ferner kleine Chromapplikationen, während die verbaute Sitz- und Lenkradheizung selbst bei kälteren Temperaturen Cabrio-Fahrten zu einem echten Vergnügen werden lässt. Als Fahrer und Passagier fühlen wir uns im Opel Cascada exzellent aufgehoben.
Genug Platz für vier?
Da Opel den Cascada als viersitziges Cabrio anpreist, möchten wir es genau wissen und setzten unseren 1,90 Meter großen Redakteur auf einen der hinteren Plätze. Es hätte fast gepasst. An Beinfreiheit mangelt es nicht, jedoch ist mit 1,90 Metern leider kein aufrechtes Sitzen bei geschlossenem Verdeck mehr möglich.
Der Kofferraum bietet genug Stauraum, um ein schönes Wochenende mit Frau und Kind in den Alpen zu verbringen. Bei geschlossenem Dach passen ganze 380 Liter in selbigen, während bei geöffnetem Dach das Volumen um 100 Liter auf 280 Liter schrumpft, was jedoch immer noch ausreichend Platz für drei kleine Koffer bietet. Über Schalter im Gepäckraum klappen die Rücksitze automatisch nach vorn, so dass bei Bedarf sogar 750 Liter Fassungsvermögen zur Verfügung stehen.
Dass Opel den Cascada als vollwertiges Ganzjahres-Cabrio konstruierte, wird spätestens bei einem Blick auf die Liste der Optionen klar. Hier findet man neben einer Standheizung unter anderem ein Schnellheizsystem mit der Bezeichnung „Quickheat“, das im Winter in kurzer Zeit eine angenehme Innenraumtemperatur erzielen soll.
Offener Genuss mit Sicherheit
Für Sicherheit sorgt Opel mit dem adaptiven Lichtsystem AFL+ mit bis zu 10 automatischen, der Situation angepassten Lichtfunktionen für optimales Sehen und Gesehenwerden, was das entspannte Fahren unterstützt. Eine Frontkamera mit weiterentwickelten Funktionen, wie zum Beispiel einem zuverlässig funktionierenden Verkehrsschild- und Spurassistenten sowie einem neuen Abstandswarner und Kollisionswarner. Ebenso an Bord befinden sich in unserem Testwagen ein Toter-Winkel-Warner und eine Rückfahrkamera in Verbindung mit dem Parkassistenten, der geeignete Parklücken entdeckt, und das Manövrieren im Cascada erleichtert.
Im Falle eines Überschlages fahren in Sekundenbruchteile automatisch hochfeste Sicherheitsstäbe hinter den Rücksitzen heraus. Dies geschieht ebenso bei einer schweren Kollision, sobald die Airbags auslösen, um das Auto auf einen möglichen weiteren Aufprall oder Überschlag vorzubereiten.
Fazit:
Mit dem großen Cascada möchte sich Opel in der Mittelklasse der Cabrios einen Namen machen. Der Opel Cascada überzeugte in nahezu allen Belangen und bietet insbesondere beim Cruisen eine Menge Spaß. Opel tritt unter anderem gegen das BMW 3er Cabrio und das Audi A5 Cabrio an. Mit seiner Top-Ausstattung zum bezahlbaren Preis kann der Cascada allerdings den entscheidenden Ausschlag geben, sich für den Opel zu entscheiden. Der Einstieg beginnt mit einer üppigen Serienausstattung bei nur 25.945 Euro. Zum Vergleich: Mit einem 170-PS-Benziner steht das BMW 3er Cabrio erst ab 41.500 Euro in der Preisliste und das Audi A5 Cabrio ab 39.05.0 Euro.
60 Jahre nach dem Kapitän schenkt uns Opel erneut ein absolut vollwertiges Cabrio mit vier Sitzen. Mit seiner Raumgröße und den hochwertigen Ausstattungsmöglichkeiten braucht sich der Cascada selbst nicht vor dem Mercedes-Benz E-Klasse Cabrio zu verstecken, das sich in der Länge als nahezu identisch mit dem Cascada erweist - jedoch deutlich günstiger.
Technische Daten Opel Cascada 1.6 SIDI Turbo:
Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 1.598 cm³ | Leistung: 125 kW/170 PS | Drehmoment: 260 Nm bei 1.650-4.250 U/min | Vmax: 222 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 9,6 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 6,3 l/100 km | CO2-Emission: 148 g/km | Preis: ab 28.245 EUR