Opel Insignia Country Tourer Test: Mit wilder Eleganz ins Abenteuer

, 28.11.2013


Die Opel-Gang stürzt sich in ein neues Abenteuer. Mehr Bodenfreiheit, verwegen im Look und permanenter Allradantrieb - der Opel Insignia Country Tourer ist der erste Offroad-Kombi der Rüsselsheimer und soll mit einem kräftigen Schuss Abenteuer-Flair neue Kundenkreise erschließen. Das macht Sinn: Nicht jeder möchte sich für etwas loses Terrain und einige Zentimeter mehr Bodenfreiheit sofort einen SUV kaufen und dabei auf den großen Laderaum eines Kombis verzichten. Dazu kommt eine Vielzahl an Assistenzsystemen - das alles zu erschwinglichen Preisen. Wir testeten den Opel Insignia Country Tourer 2.0 SIDI Turbo mit satten 250 PS.

Empfiehlt sich der herkömmliche Opel Insignia Sports Tourer als eleganter Familien- und Geschäftskombi, so setzt der neue Country Tourer auf einen Schuss wilde Eleganz im Offroad-Look. Der bei allen Insignia-Varianten nun breiter und tiefer erscheinende Kühlergrill zeigt jetzt noch selbstbewusster seine Familienzugehörigkeit, während die rundum verlaufende, anthrazitfarbene Schutzverkleidung den kraftvollen Auftritt unterstreicht und insbesondere die Radhäuser in Szene setzt, in denen sich markante 19-Zoll-Felgen drehen.

Nicht nur Show: Unter dem Motorraum blitzt der Unterfahrschutz in Aluminiumoptik zur Sicherung wichtiger Antriebskomponenten hervor, der am Heck - eingerahmt von zwei chromglänzenden Auspuffendrohren - sein Pendant findet. Um den Unterboden oder die Ölwanne braucht sich abseits befestigter Straßen niemand Sorgen zu bereiten. Dazu kommt ein starker Schuss Chrom, mit dem der Opel Insignia Country Tourer insbesondere in der Stadt einen adretten Auftritt besitzt und stilvoll vor dem Büro parken kann, bevor es nach der Arbeit schnell ins Grüne zum Mountainbiken, am Wochenende zur Hütte am See oder zum Reitgestüt geht.

Kraftvoller Durchzug auf allen Wegen

Unser Testwagen besitzt als Motor den neuen 2.0 SIDI Turbo, einen 250 PS starken Turbobenziner mit einem maximalen Drehmoment von 400 Nm, das von 2.500 bis 4.500 U/min anliegt. Serienmäßig beim Opel Insignia Country Tourer: der adaptive Allradantrieb, 20 Millimeter mehr Bodenfreiheit und das FlexRide-Fahrwerk zur Wahl verschiedener Fahrmodi. Die Kraftübertragung erfolgt über eine 6-Gang-Handschaltung mit schönen, kurzen Schaltwegen, auf Wunsch auch über eine 6-Stufen-Automatik. Die Zahlen überzeugen und stehen für ein flottes Vorankommen auf Asphalt: Von 0 auf Tempo 100 vergehen nur 7,9 Sekunden und der Vortrieb endet erst bei 235 km/h.

Das Gaspedal durchgedrückt, spurtet der Offroad-Kombi auf der Straße besonders kräftig nach vorne, wirkt dabei wunderbar entspannt und überzeugt bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn mit einer hohen Fahrstabilität. Spontane Zwischenspurts beim Überholen meistert das Topmodell des Insignia Country Tourers souverän, was die Zahlen belegen: Sogar im 5. Gang vergehen ohne Herunterschalten nur 8,5 Sekunden bei der Beschleunigung von 80 auf 120 km/h.

FlexRide: Wenn es darauf ankommt - die Dosis Extra-Komfort

Die elektronisch ausgelegte Dämpferregelung des FlexRide-Fahrwerkes spielt ihre Fähigkeiten gekonnt aus. Auf Asphalt mit engen Kurven besticht der Opel Insignia Country Tourer durch eine eher straffere Abstimmung mit genügend Restkomfort, die nur geringe Karosserieneigungen zulässt. Den großen Unterschied erfährt jeder bei Schlaglöchern oder Bodenschwellen, wenn der Country Tourer durch die Dosis Extra-Komfort besticht.

Neben der sich stets blitzschnell anpassenden Standard-Einstellung für den ausgewogenen Fahrkomfort steht mit dem „Tour“-Modus eine sanftere, besonders komfortbetonte Charakteristik zur Wahl, die sich bei Reisen über die Autobahn ideal anbietet. Beim Druck auf die „Sport“-Taste reagiert der Insignia Country Tourer entsprechend kerniger und sorgt durch ein schärferes Ansprechen von Fahrwerk und Antrieb für ein direkteres, sportlicheres Fahrgefühl, so dass ein wenig der Eindruck eines Hinterradantriebes aufkommt. Sportliche Fahrer wir es interessieren, dass die besonders komfortablen Premiumsitze einen guten Seitenhalt bieten und das Lederlenkrad griffig in der Hand liegt. Letzteres könnte jedoch einen Tacken mehr Rückmeldung bieten, da die Lenkung ein wenig zu weich ausfällt.

Auf allen Vieren: Beste Traktion für das große Vergnügen

Für beste Traktion, ebenfalls auf unbefestigtem Untergrund und im Winter auf verschneiten Straßen, sorgt der elektronisch gesteuerte 4x4-Antrieb mit einem elektronischen Sperrdifferenzial. Der Antrieb variiert für den Fahrer unbemerkt die Drehmomentverteilung (Torque Vectoring) von 0 bis 100 Prozent zwischen der Vorder- und der Hinterachse sowie zusätzlich zwischen den Hinterrädern. Bereits beim Start schaltet das System alle vier Räder zu, um eine maximale Beschleunigung zu ermöglichen.

Beim ambitionierten Fahren auf kurvigen Strecken und feuchten Strecken spielt das System seine Stärke besonders aus: Für maximale Fahrstabilität und zusätzliche Dynamik sorgt das elektronisch gesteuerte Hinterachs-Sperrdifferenzial, das die Drehmomentverteilung zwischen dem linken und dem rechten Hinterrad so reguliert, dass die noch zur Verfügung stehende Bodenhaftung jederzeit optimal genutzt wird. So stellt das System stets maximale Traktionsreserven zur Verfügung. Sind keine Regeleingriffe erforderlich, leitet das System automatisch 90 Prozent der Kraft an die Vorderräder, um Kraftstoff zu sparen. Abhängig vom individuellen Fahrstil, beläuft sich der Spritkonsum im Idealfall auf 8,1 Liter pro 100 Kilometer.

Der Opel Insignia Country Tourer 2.0 SIDI Turbo kann noch mehr: Zum Ziehen von Anhängern, zum Beispiel für den Transport von Pferden zum Turnier, steht eine Anhängelast von 2.100 Kilogramm zur Verfügung. Ab Werk kostet die Anhängerzugvorrichtung 850 Euro und umfasst sogar ein Anhängerstabilitätsprogramm.

Innenraum: Premium und Infotainment - jetzt trumpft er richtig auf

Bereits beim Einsteigen in den Opel Insignia Country Tourer umgarnt den Fahrer edles Nappaleder. Softtouch-Oberflächen unterstreichen den gehobenen Anspruch. Während die Insassen hohen Komfort und Eleganz genießen, darf es außen richtig dreckig werden. Dabei finden sowohl auf den Vorder- als auch auf den Rücksitzen lange Menschen großzügige Platzverhältnisse vor - sogar im Fond bei den Knien. Die Premium-Vordersitze lassen sich vielfach elektrisch verstellen sowie beheizen und steigern das Wohlfühlambiente.

Überhaupt zeugt das sauber verarbeitete Cockpit nach der umfangreichen Modellpflege des Insignias von einer hohen Übersichtlichkeit. Statt der früheren Armada an Direktwahltasten, lassen sich jetzt die vielen Funktionen über wenige Schalter und den gut im Blickfeld positionierten 8 Zoll großen Touchscreen des bereits für 1.200 Euro erhältlichen „Navi 900 IntelliLink“-Systems steuern. Jetzt trumpft der Insignia richtig auf: Vom Startbild aus kann der Fahrer per Fingertipp, Tastendruck am Lenkrad, Sprachsteuerung oder via Touchpad mit Wischbewegungen wie bei einem Smartphone zu allen Funktionen und Untermenüs wie Radiosender, Musiktitel, Smartphone-Verbindung und 3D-Navigationskarte gelangen.

Genauso unproblematisch funktioniert die Synchronisation zwischen Infotainment-System und Smartphone: Nach der einfachen Verbindung des Mobiltelefons mit dem Infotainment-System, lassen sich viele Smartphone-Inhalte über den Farb-Touchscreen in der Mittelkonsole anzeigen. Dazu zählen nicht nur Telefon- und Musiklisten. Selbst auf dem Smartphone gespeicherte Filme kann das System wiedergeben - ab Werk jedoch nur bei geparktem Fahrzeug.

Praktisch: War es bei früheren Infotainment-Systemen nur möglich, Radiosender anzuordnen, lassen sich beim Insignia Country Tourer die persönlichen Favoriten bei Navigation, Telefon und Unterhaltungsmedien ganz individuell zusammenstellen. So ist beispielsweise der meistgehörte Radiosender im Display direkt neben der wichtigsten Telefonnummer platziert, die wiederum nur einen Fingertipp von der im Navi-Verzeichnis gespeicherten Geschäftsadresse entfernt ist.

Größe zeigt der Insignia Country Tourer ebenfalls beim hochauflösenden Farb-Display zwischen den Instrumenten, das mit bis zu 8 Zoll sehr übersichtlich ausfällt und richtig schick aussieht. Neben den klassischen Anzeigen wie beispielsweise Geschwindigkeit, Drehzahl und Tankinhalt finden sich im direkten Blickfeld zusätzlich vom Fahrer selbst ausgewählte Details zu Navigation, Smartphone-Nutzung und Audio-Angebot. Dazu zählen auch Details wie die Verkehrszeichenanzeige für die der Fahrer nicht erst seinen Blick zum Navigationssystem abzuwenden braucht. Aufpreis: 235 Euro.

Smartphone liefert Bedienungsanleitung zu gescannten Details

Wer kennt nicht die Situation, dass irgendwann einmal der Griff zu einer mehrere Hundert Seiten langen Bedienungsanleitung erfolgen muss und die zeitaufwändige Suche nach der richtigen Erläuterung für ein kleines Symbol oder einen Schalter beginnt. Diese Zeiten gehören beim Opel Insignia Country Tourer der Vergangenheit an: Über die kostenlose App „myOpel Manual“ scannt der Nutzer mit seiner Smartphone-Kamera den entsprechenden Bereich und erhält die gesuchte Erläuterung auf dem Bildschirm des Handys - schneller geht es nicht.

Kofferraum: Da können viele SUVs nicht mithalten

Eines der wichtigsten Kriterien, die für den Opel Insignia Country Tourer als Semi-Offroader sprechen und nicht für einen SUV, sind die Vorzüge eines Kombis mit den großen Laderaumabmessungen. Die riesige, elektrische Heckklappe schwingt weit nach oben. Sofort fällt neben dem mit robustem Teppich ausgeschlagenen Ladeboden die niedrige und zugleich flache Ladekante auf, die ein einfaches Be- und Entladen ermöglicht. Ebenso positiv: der Ladekantenschutz aus Edelstahl, der Stauraum unter dem Gepäckraumboden und Ösen zum Befestigen der Ladung. Auch Ladeschienen, Netze etc. sind erhältlich.

Beim reinen Volumen können die hochgebauten SUVs oftmals mithalten, aber bei der Länge des Kofferraumes nicht. Das Ladevolumen beträgt im Opel Insignia Country Tourer 540 Liter. Die Rücksitze lassen sich leicht umklappen und ergeben eine fast ebene Fläche mit einem Gepäckraumvolumen von 1.530 Litern. Die Länge des Kofferraumes bis zu den Rücksitzen beträgt 1,086 Meter, bei umgeklappten Rücksitzen sogar 1,908 Meter - und genau hier müssen SUVs passen, sofern es sich nicht um teure Dickschiffe handelt. Die Breite des Ladeabteiles im Insignia Country Tourer beträgt maximal 1,060 Meter.

Ein Vergleich der Ladevolumina mit der direkten Konkurrenz: Beim VW Passat Alltrack sind es 588 - 1.716 Liter, beim Audi A4 Allroad 490 - 1.430 Liter und beim Audi A6 Allroad 565 - 1.680 Liter. Für die kleinen Mitbringsel bietet der Insignia Country Tourer im Innenraum zahlreiche Ablagen. Ist das Design des Opels schnittig, erweist sich die Sicht nach hinten ein wenig eingeschränkt, so dass sich der Kauf der optionalen Rückfahrkamera empfiehlt.

Sicherheit: Kräftig nachgelegt - jetzt rundum vorausschauend

Bei den radar- und kamerabasierten Fahrerassistenz- und Sicherheitssystemen legte Opel kräftig nach. So ist für den Insignia Country Tourer unter anderem ein adaptiver Tempomat erhältlich, der automatisch beschleunigt und bremst, um den gewählten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einzuhalten und sogar eine automatische Gefahrenbremsung einleiten kann. Ein Spurwechsel-Assistent warnt derweil vor schnell heranfahrenden Fahrzeugen auf der Parallelspur einer Autobahn und der Tote-Winkel-Assistent überwacht über Radar den schwer einsehbaren Bereich neben dem Fahrzeug, um das Überholen sicher zu gestalten.

Das adaptive Fahrlicht (AFL+) schaltet beim Fahren automatisch auf das passende Lichtprofil um und passt sich beispielsweise Kurven, Stadt- und Autobahnfahrten, aber auch schlechtem Wetter und vielen weiteren Situationen an. Der Rückfahrassistent unterstützt den Fahrer wiederum beim Zurücksetzen aus unübersichtlichen Parklücken und achtet gleichzeitig auf von links oder rechts herankommende Autos. Systeme wie das elektronische Stabilitätsprogramm ESP, eine elektronische Bremskraftverteilung, ein Antiblockiersystem mit Kurvenbremskontrolle und Bremsassistent gibt es selbstverständlich serienmäßig.

Fazit:

Es braucht nicht immer ein SUV zu sein: Der Opel Insignia Country Tourer lässt sich dynamisch wie ein normales Auto fahren, besitzt aber dennoch die Offroad-Fähigkeiten eines Softroaders und punktet zugleich mit dem langen Laderaum eines Kombis. Die Höherpositionierung gelang Opel nicht nur beim Fahrzeug selbst, der gehobene Innenraum des Insignia Country Tourers befindet sich jetzt ebenso auf einer Stufe mit den deutschen Premium-Herstellern, jedoch zu einem relativ attraktiven Preis.

Der Insignia Country Tourer ist ab 36.990 Euro (2.0 CDTI mit 163 PS) erhältlich. Bei dem von uns getesteten Insignia Country Tourer 2.0 SIDI Turbo mit 250 PS beginnen die Preise bei 38.415 Euro. Ein Kauf lohnt sich; denn neben einer umfangreichen Ausstattung ist sogar serienmäßig bei allen Motorisierungen unter anderem das FlexRide-Fahrwerk enthalten. Ein adaptives Fahrwerk gibt es beispielsweise beim Audi A4 Allroad noch nicht einmal gegen Aufpreis.


Technische Daten Opel Insignia Country Tourer 2.0 SIDI Turbo:

Antriebsart: Allradantrieb | Hubraum: 1.998 cm³ | Leistung: 184 kW/250 PS | Drehmoment: 400 Nm bei 2.500-4.500 U/min | Vmax: 235 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 7,9 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 8,1 l/100 km | CO2-Emission g/km: 189 | Preis: ab 38.415 EUR

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