Die Chinesen kommen - und das ziemlich überzeugend mit einem neuen, kompakten Elektroauto: dem Ora 03 Funky Cat. Dabei sollten die Vorurteile gegenüber chinesischen Autos schnell abgelegt werden. Wo die deutschen Hersteller mittlerweile nachlassen, trumpft der Ora Funky Cat auf und befindet sich auch in anderen Disziplinen auf einem hohen Niveau. Dazu gibt es eine sehr hohe Reichweite und einen ziemlich beeindruckenden Umfang an Komfort-Features. Mehr noch: Beim renommierten Euro-NCAP-Crashtest ist der Ora 03 Funky Cat in seiner Kategorie das am besten getestete Auto im gesamten Jahr 2022. Was dieses Elektroauto alles drauf hat, zeigt der Ora Funky Cat Test.
Der Name Ora Funky Cat klingt frisch und bleibt sofort im Kopf hängen. Doch wofür stehen der Markenname und die Modellbezeichnung überhaupt? Die Marke ORA wird von den drei englischen Worten „open“, „reliable“ und „alternativ“ abgeleitet, zu Deutsch im Sinne von Weltoffenheit, Zuverlässigkeit und einer elektrischen Alternative. „Funky“ beschreibt die unkonventionelle Art, das eigene Leben mit viel Freude zu genießen. „Cat“ stellt den chinesischen Ausdruck für einen echten Freund und Begleiter dar, obwohl die Katzenverehrung ihren Ursprung vor langer Zeit in Japan hatte.
© Foto: Jan Greune, ORA
Ora ist übrigens die Elektromarke von Great Wall Motor (GWM), einem der erfolgreichsten chinesischen Automobilhersteller. Daher prangen am Heck des Funky Cat die Buchstaben GWM. Auf seinem Heimatmarkt in China trägt die Katze einen anderen Namen: Ora Haomao, was so viel wie Ora Good Cat heißt. Die Macher entschieden, dass „funky“ zu Europa wohl besser passen würde.
Design Ora 03 Funky Cat: Diese Merkmale ziehen die Blicke auf sich
Retro, zugleich modern und einfach freundlich wirkt das kurvige Design, mit dem der Ora 03 Funky Cat die Blicke auf sich zieht. An der Front betonen die großen, runden LED-Scheinwerfer und die überwölbten Kotflügel den sympathischen Eindruck, während Chrom-Elemente die Eleganz hervorheben. Auf Wunsch setzen sich das Dach, die Außenspiegel und der schnittige Dachkantenspoiler in Kontrastfarbe ab. Ebenso wie die LED-Scheinwerfer gibt es attraktive 18-Zoll-Leichtmetallfelgen bereits in der Basis. Indes kennzeichnen das Heck eine markant geschwungene Kofferraumklappe und tief positionierte, schmale Rückleuchten.
Zur Größeneinordnung: Der Ora Funky Cat ist 4,235 Meter lang, 1,825 Meter breit und 1,603 Meter hoch. Das ist etwas kürzer als ein VW ID.3 mit einer Länge von 4,261 Metern, einer Breite von 1,809 Metern und einer Höhe von 1,552 Metern.
Antrieb und Fahrverhalten: Die Stärken des Ora 03 Funky Cat
Ein Druck auf das Fahrpedal - und der Ora 03 Funky Cat zieht flott an. Dafür sorgt ein 126 kW/171 PS starker Elektromotor, der die Vorderräder antreibt. Das maximale Drehmoment beträgt 250 Nm. Derart ausgerüstet, sprintet der Funky Cat in 8,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von elektronisch limitierten 160 km/h endet der Vortrieb.
© Foto: Jan Greune, ORA
Mit dem Ora Funky Cat kommt echter Fahrspaß auf. In der Stadt bewegt sich der Funky Cat geschmeidig und vermittelt ein angenehmes Fahrgefühl, während der Antrieb reaktionsschnell reagiert. Erfreulich für E-Auto-Fahrer: Der Ora Funky Cat beherrscht das One-Pedal-Driving, also das Fahren ohne Bremspedal bis zum Stillstand. Allerdings könnte das Abbremsen gerne etwas stärker erfolgen, damit der Funky Cat ein wenig früher zum Stehen kommt. Darüber hinaus stehen die Fahrmodi „Auto“, „Normal“, „Sport“ und „Eco“ zur Wahl, über die sich unter anderem das Ansprechverhalten des Elektromotors und die Fahrpedalkennlinie ändern lassen.
Auf kurvigen Landstraßen fällt auf, wie gut die Macher den Ora 03 Funky Cat abstimmten: Das Fahrwerk legte Ora etwas straffer aus, allerdings ohne den Komfort zu vernachlässigen. Die Lenkung erweist sich währenddessen als leichtgängig und setzt die Lenkbefehle direkt um, so dass sich der Funky Cat kontrolliert und stabil durch Kurven dirigieren lässt. Mit einem Gewicht von 1,6 Tonnen, für ein Elektroauto wenig, drehen mit der sofort anliegenden Elektro-Power sogar die Räder durch, wer sehr schnell aus Kurven herausbeschleunigt.
Ein kleines Manko: Die Lenkung lässt sich zwar separat in den Stufen „Komfort“, „Standard“ und „Sport“ einstellen, fühlt sich jedoch selbst in der „Sport“-Einstellung etwas zu synthetisch an. Wünschenswert wäre, wenn die gefühllose Lenkung unter „Sport“ eine höhere Gewichtung besitzt und mehr Feedback von der Fahrbahn vermittelt.
Reichweite: So weit kommt der Ora Funky Cat
Für den größeren Akku mit einer Brutto-Kapazität von 63,1 kWh (netto 59,3 kWh) geben die Chinesen nach dem praxisnahen WLTP-Zyklus einen durchschnittlichen Energieverbrauch von 16,5 kWh pro 100 Kilometer und eine maximale Reichweite von bis zu 420 Kilometern an. In der Praxis können wir bei Testfahrten mit dem Ora Funky Cat im sonnigen Spanien bei normaler Fahrweise im Eco-Modus und mit der über den Touchscreen wählbaren, erhöhten Energierückgewinnungsstufe den von Ora genannten Stromverbrauch problemlos erreichen. Damit ist auch die maximale Reichweite bei milden Temperaturen durchaus realistisch. Optimiert auf Laufleistung und Effizienz, gelangt beim Funky Cat der Pirelli Cinturato P7 (P7C2) zum Einsatz.
© Foto: Jan Greune, ORA
Laden Ora Funky Cat: Es könnte etwas schneller gehen
An der heimischen 11-kW-Wallbox mit Wechselstrom (AC) beträgt die Ladezeit des Ora Funky Cat von 0 auf 100 Prozent etwa 6,5 Stunden. Unterwegs an eine passende Gleichstrom-Säule (DC) angeschlossen, erhöht sich die Ladeleistung auf 67 kW, so dass der Ladevorgang von 15 auf 80 Prozent rund 48 Minuten dauert. Bei der Schnellladung sind andere Autohersteller allerdings deutlich schneller, was Ora bewusst ist und bereits mitteilte, die Ladeleistung bald signifikant zu erhöhen.
Innenraum Ora 03 Funky Cat: Stylisch und hochwertiger als andere
Der stylische, zweifarbige Innenraum des Ora 03 Funky Cat verdeutlicht, in welcher Liga die Chinesen spielen wollen. Der Funky Cat besitzt ein angemessen hochwertiges Interieur, was der VW ID.3 und andere Autos in der Kompaktklasse in diesem Umfang vermissen lassen. Den Wohlfühlfaktor steigern ein beheizbares Lenkrad, künstliches, sich gut anfühlendes Leder, sauber gesetzte Kontrastnähte und ausgiebig zum Einsatz gelangende Softtouch-Oberflächen. Die Ledersitze und Türeinlagen aus Kunstleder weisen sogar eine Steppung auf, was sonst eher in höheren Fahrzeugklassen zu finden ist.
Dazu kommt das geräumige Platzangebot: Vorne sitzen 2,00 Meter große Personen bequem und sogar auf den Rücksitzen können 1,90 Meter große Mitreisende mit ordentlich Beinfreiheit komfortabel Platz nehmen.
Infotainment Ora 03 Funky Cat: Heirate mich - was die künstliche Intelligenz bewirkt
Die Technologien, insbesondere das Infotainment-System und das Bedienkonzept des Ora 03 Funky Cat, sind den Systemen mehrerer Mitbewerber um Welten voraus. Beim Einstieg erkennt der Funky Cat den Fahrer per Face ID (Gesichtserkennung), stellt vollautomatisch den Sitz und die Außenspiegel ein und spielt auf Zuruf die Lieblingsmusik ab.
© Foto: Jan Greune, ORA
Bei einem neuen Fahrer muss sich der Ora Funky Cat jedoch erst einmal auf eine Stimme einstellen, gehorcht dann aber auf das Wort. Per Sprachbefehl besteht die Möglichkeit, das Infotainment-System zu steuern, aber auch Fahrzeugfunktionen. Das Öffnen der Fenster und des Glasschiebedachs, das Einstellen der Temperatur und das Starten der Sitzmassage erfolgt, um nur einige Beispiel zu nennen, nach Bedarf über die Sprachsteuerung. Dabei denkt das Auto sogar mit und fragt bei Regen nach, ob das Schiebedach wirklich geöffnet werden soll. Selbstverständlich stehen ebenfalls traditionelle Schalter für die Bedienung zur Verfügung.
Auch bei der freien Wortwahl lernt das System mit. Sagt der Fahrer zum Beispiel: „Hey Ora, mein Hintern friert“, versteht dies die Sprachsteuerung beim ersten Mal nicht. Wird nun manuell die Sitzheizung aktiviert und wieder ausgeschaltet, erkennt dies das intelligente System des Ora Funky Cat. Wiederholt der Fahrer nun die Anmerkung „Hey Ora, mein Hintern friert“, aktiviert der Funky Cat jetzt die Sitzheizung.
Bei der Navigation genügt ebenfalls ein einfacher Sprachbefehl, damit der Ora 03 Funky Cat nach wenigen Sekunden die Routenführung beginnt und auf dem Touchscreen anzeigt, der sich auch klassisch über Eingaben auf dem Bildschirm steuern lässt. Dabei fasste Ora das volldigitale Cockpit und den Infotainment-Bildschirm zu einer Einheit zusammen. Beide Bildschirme messen jeweils 10,25 Zoll beziehungsweise 26 Zentimeter und bestechen durch ein scharfes Bild. Ebenso positiv: Die einfache Bedienung und schnelle Reaktion des Touchscreens.
Smartphones können die Insassen im Ora Funky Cat auf Wunsch kabellos über eine induktive Ladeschale aufladen. Um Smartphone-Apps über den Touchscreen des Fahrzeugs bedienen zu können, stehen vorne zwei USB-A-Anschlüsse und hinten ein USB-Anschluss zur Verfügung. In Kürze folgt die Konnektivität über „Android Auto“ und „Apple CarPlay“. Wer die Chinesen kennt, weiß, wie schnell die Macher von Ora den Fahrzeugen neue digitale Funktionen hinzufügen und das System immer weiter ausstatten. Die Updates erfolgen wie bei einem Smartphone automatisch over-the-air.
© Foto: Jan Greune, ORA
Wer den Ora 03 Funky Cat nun ganz liebgewonnen hat und vor Begeisterung „Hey Ora, heirate mich“ ruft, oder mit dem selbst gewählten Namen für das Auto, dann ertönt plötzlich aus den Boxen des Soundsystems „Wollt ihr das Bett in Flammen sehen“ von Rammstein. Humor besitzt die Katze auf jeden Fall.
Kofferraum Ora 03 Funky Cat: Aus diesem Grund etwas kleiner
Noch im Auto sitzend, kann der Ora 03 Funky Cat auf Zuruf die Heckklappe öffnen. Leider fällt der Kofferraum ein wenig klein aus und bietet nur ein Gepäckraumvolumen von 228 Litern. Diesbezüglich legte Ora seinen Focus auf das Platzangebot im Fond, was im Grunde auch nicht verkehrt ist. Werden die Rücksitze umgeklappt, entsteht eine Stufe und das Ladevolumen steigt auf 858 Liter. Allerdings erweisen sich die hohe Ladekante und die tiefe Stufe nach innen als etwas unpraktisch. Ein Vergleich: Beim VW ID.3 beträgt das Kofferraumvolumen 385 Liter beziehungsweise 1.267 Liter.
Als vorteilhaft erweist sich beim Ora 03 Funky Cat die Sprachbedienung: Wer Dinge aus dem Kofferraum nimmt und mit vollen Händen hinter dem Auto steht, kann in den Innenraum rufen, dass der Funky Cat den Kofferraum schließen soll. Das funktioniert einwandfrei und ist noch einfacher handzuhaben als mit dem Fußsensor.
Sicherheit Ora Funky Cat: Das am besten getestete Auto seiner Kategorie
Serienmäßig besitzt der Ora Funky Cat eine umfassende Sicherheitsausstattung und zahlreiche Fahrerassistenten. So hält eine 360-Grad-Kamera alles im Blick, um für die Sicherheit der Insassen und des Autos zu sorgen. Zu den Features zählen unter anderem ein Totwinkelwarner, ein Aufmerksamkeits- und Müdigkeitsassistent, eine adaptive Abstands- und Geschwindigkeitsregelung, ein Stauassistent, ein Spurhalteassistent und ein Querverkehrsassistent mit Notbremsfunktion. Auf Wunsch gibt es außerdem einen automatischen Parkassistenten, der den Ora Funky Cat in enge Lücken manövriert, und einen automatischen Rückfahrassistenten.
© Foto: Jan Greune, ORA
Die Belohnung: die begehrenswerte 5-Sterne-Bewertung beim bekannten Euro-NCAP-Sicherheitstest. Mehr noch: Kein Fahrzeug wurde 2022 beim Euro-NCAP-Sicherheitstest in der Kategorie „Small Family Car“ besser getestet als der Ora Funky Cat.
Fazit und Preis - Ora 03 Funky Cat:
Der Ora 03 Funky Cat stellt eine äußerst positive Überraschung dar. So lässt sich das chinesische Elektroauto einfach und sicher fahren, bietet eine hohe Reichweite, viel Platz für die Insassen und eine hohe Qualität. Keine Frage, der Ora Funky Cat befindet sich auf dem Niveau deutscher Autohersteller und kann einiges sogar noch besser. Als Highlight erweisen sich die digitalen Features und die mit einer künstlichen Intelligenz verknüpfte Sprachsteuerung.
Zu Preisen ab 38.990 Euro mit der kleineren 48-kWh-Batterie und ab 44.490 Euro mit der größeren 63-kWh-Batterie erhältlich, stellt der Ora 03 Funky Cat kein Schnäppchen dar. Aber die in der Basis bereits umfangreiche Serienausstattung mit Gesichtserkennung, Ledersitzen, Infotainment-System, einem umfassenden Sicherheitspaket und die Qualität rechtfertigen den Preis durchaus; denn der Funky Cat ist alles andere als ein Billig-Auto. Dazu gibt es noch 8 Jahre Garantie auf die Batterie (bis 160.000 Kilometer) und 5 Jahre Garantie auf das Fahrzeug ohne Kilometerbegrenzung.
Technische Daten Ora 03 Funky Cat (64 kWh):
Länge x Breite x Höhe: 4,235 x 1,825 x 1,603 Meter
Radstand: 2,650 Meter
Antriebsart: elektrischer Frontantrieb
Leistung: 126 kW/171 PS
Maximales Drehmoment: 250 Nm
Getriebeart: 1-Gang-Automatik
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h (elektronisch limitiert)
Beschleunigung 0-100 km/h: 8,2 Sekunden
Batteriekapazität: 63,1 kWh brutto (59,3 kWh netto)
Maximale Ladeleistung: 67 kW
Reichweite (WLTP): 420 Kilometer
Durchschnittlicher Energieverbrauch (WLTP): 16,5 kWh/100 km
CO2-Emissionen: 0 g/km
CO2-Effizienzklasse: A+++
Ladezeit mit Gleichstrom (DC): 67 kW Ladeleistung, 15 - 80 % in 48 Minuten
Ladezeit mit Wechselstrom (AC) an Wallbox (11 kW): 0 - 100 % in 6:30 Stunden
Leergewicht (nach EU mit Fahrer): 1.615 - 1.655 Kilogramm
Kofferraumvolumen: 228 - 858 Liter
Preis: ab 44.490 Euro
Jürgen Meier (Gast)
15.05.2023
Ein sehr hübsches, kompaktes Fahrzeug mit relativ hoher Wertigkeit (vorletztes Jahr angesehen). Aber 45500 € für einen besseren Kleinwagen mit winzigem Kofferraum? Für das Geld bekomme ich ein Tesla Model 3 in der Grundversion. Auch das Limit von 160 km/h kann nerven, wenn man es mal eilig hat.
Rudi Söder (Gast)
16.07.2023
Ich fahre seit 2 Wochen den Ora Funky CAT und bedauere es sehr, daß ich die Betriebsanleitung hierzu nur digital und nicht in Buchform bekommen kann. Ich würde alles dafür geben, wenn ich diese Betriebsanleitung in Buchform bekäme. Für Ihre Mühe schon im Voraus herzlichen Dank Ihr Rudi Söder