Peugeot 308 Test: Großes Gebrüll - Was steckt dahinter?

, 09.02.2014


Der Löwe brüllt wieder, vorbei sind die Zeiten des Gähnens bei Peugeot. Jetzt möchten die Franzosen mit dem neuen, komplett überarbeiteten Peugeot 308 die Golf-Klasse aufmischen. Große Ziele! Wir wollten herausfinden, ob der Peugeot 308 mit seinen Innovationen und dem Premium-Anspruch dem Golf Paroli bieten kann und sich womöglich als attraktive Alternative entpuppt; denn der Preis ist heiß. Zur Freude der sportlichen Fahrer bietet der Peugeot 308 sogar eine Überraschung.

Frisch im Look und klar im Design: Bereits auf den ersten Blick erweist sich der neue Peugeot 308 als echter Beau, der eine dynamische Eleganz ausstrahlt. Die Frontpartie dominiert der große, in Chrom gefasste Kühlergrill, der in der höchsten Ausstattungslinie von serienmäßigen Full-LED-Scheinwerfern eingerahmt wird, die sich aus jeweils 31 einzelnen LEDs zusammensetzen und dem kompakten Neuling einen intensiven, raubkatzenhaften Blick verleihen.

Es bereitet Spaß, die Karosserie auf sich wirken zu lassen: Zahlreiche präzise verlaufende Designlinien ziehen sich von der Front bis zum Heck. Die trapezförmige, modern gestaltete Heckpartie lässt das Fahrzeug satt auf der Straße liegen, während die in allen Ausstattungsvarianten serienmäßigen LED-Rückleuchten das Bogen-Motiv und die drei Löwen-Krallen aufgreifen.

Was 156 PS so anstellen

Hinter das Lenkrad gesetzt - und ab geht es. Die ideale Sitzposition lässt sich durch das höhen- und tiefenverstellbare Volant schnell finden. Sofort fällt ebenfalls das aufgeräumte, fast puristische Cockpit auf; denn die Bedienung nahezu aller Systeme erfolgt im sogenannten i-Cockpit über einen Touchscreen. Den Startknopf gedrückt, erwacht der 1.6 THP 155 unseres Testwagens zum Leben.

Der 1,6 Liter große Turbo-Benziner leistet 156 PS bei 6.000 U/min und ein maximales Drehmoment von 240 Nm, die bei 1.400 U/min anliegen. Das reicht in Kombination mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe für den Spurt von 0 auf Tempo 100 in 9,3 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von flotten 213 km/h. Den durchschnittlichen Spritverbrauch gibt Peugeot mit 5,8 Litern auf 100 Kilometern an, wozu unter anderem eine ausgefeilte Aerodynamik beiträgt. Der Kraftstoffkonsum hängt jedoch stets von der individuellen Fahrweise ab.

Dank des früh anliegenden Drehmomentes spurtet der Peugeot 308 bereits aus dem Drehzahlkeller heraus gut nach vorne. Bei höheren Geschwindigkeiten fehlt es allerdings etwas an Zugkraftreserven, da die Gänge eher länger übersetzt sind. Dabei erweist sich das Getriebe jedoch als präzise und leichtgängig. Wer spritsparend unterwegs sein möchte, wird zudem von einer Schaltpunktanzeige unterstützt.

Die große Überraschung des Golf-Gegners

Das Fahrwerk ist komfortabel, aber ebenso sportlich abgestimmt und wartet nur darauf, mit flotter Fahrt die Kurvenreviere zu erobern. In Kombination mit dem höher gelegten Kombiinstrument spielt das kleine, griffige Lenkrad seine Stärken aus und intensiviert das Erlebnis durch die direkte Rückmeldung. Zu Beginn etwas ungewohnt, folgt der Blick zum Kombiinstrument über das Lenkrad hinweg, während der Fahrer bei herkömmlichen Autos durch das Lenkrad guckt. So lassen sich die Informationen stets ablesen, ohne großartig den Blick von der Straße wenden zu müssen.

Bei hohem Tempo erlaubt die elektrische Servolenkung präzise Lenkmanöver, während die Lenkung bei niedriger Geschwindigkeit, zum Beispiel in der Stadt, besonders leichtgängig ist und den Komfort unterstützt. Die vorne gut konturierten Sitze bieten neben dem Komfort einen guten Seitenhalt und unterstützen die Freude bei der Kurvenhatz. Der Peugeot 308 liegt dabei erfreulich stabil auf der Straße und lässt sich leicht fahren. Die adaptiven Dämpfer des VW Golf benötigt der Peugeot 308 mit dem gelungenen Fahrwerk nicht.

Sollte es der Fahrer beim Kurvenräubern übertreiben, greift das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) sicher ein - für dynamische Fahrer glücklicherweise erst relativ spät, dann aber stark. Ebenfalls serienmäßig an Bord befinden sich in allen Ausstattungsvarianten ABS (Antiblockiersystem), eine Antriebsschlupfregelung, ein elektronischer Bremskraftverteiler und ein Notbremsassistent.

Der Peugeot 308 bietet in der Tat viel Fahrspaß, was dem Spritverbrauch nicht zuträglich ist. Aber wer es darauf ankommen lässt, gemäßigt fährt und der Schaltempfehlung folgt, wird den Durchschnittsverbrauch von 5,8 Litern pro 100 Kilometer annähernd erreichen. Und dann ist da noch diese angenehme Stille, wodurch der Peugeot 308 im Innenraum besticht. Motor- und Windgeräusche - all das hält sich dezent zurück.

Weniger ist mehr: Ist das möglich?

Mit einer Länge von 4,25 Metern, einer Breite von 1,80 Metern und einer Höhe von 1,46 Metern ist der Peugeot 308 die kompakteste Limousine im Segment. Auch der Karosserieüberhang fällt vorn wie hinten auffallend kurz aus. Dennoch schränkt dies die Platzverhältnisse im Innenraum keineswegs ein.

Dank des auf 2,52 Meter vergrößerten Radstandes profitieren Insassen sogar von einem Plus an Raum. Vorne finden selbst rund 2,00 Meter große Menschen auf den gut konturierten und bequemen Sitzen hinreichend Platz, während es hinten leider enger zugeht und sich aufgrund der geringeren Kopffreiheit eher der Nachwuchs wohlfühlt.

Erstaunlich ist, dass der Kofferraum trotz der Kompaktheit nach der hierzulande gebräuchlichen VDA-Norm üppige 420 Liter Ladevolumen fasst und damit den Golf deutlich schlägt, der nur auf 380 Liter kommt. Bei umgeklappten Rücksitzlehnen sieht es anders aus: Der Peugeot bietet gute 1.228 Liter, der Golf allerdings 1.270 Liter.

Darüber hinaus erfreut der Peugeot 308 durch eine hohe sowie breite Ladeöffnung, eine niedrige Ladekante und einen guten Kofferraumzuschnitt. Nur die Ladestufe könnte niedriger ausfallen, um das Entladen des Kofferraumes noch weiter zu erleichtern. Verzurrösen wären ebenfalls eine Bereicherung. Darüber hinaus gibt es im Innenraum zahlreiche weitere Ablagemöglichkeiten wie ein großes Handschuhfach oder die großen Seitentaschen an den Vordertüren, in denen bequem eine 1,5-Liter-Flasche Platz findet. Im Fond fallen die Türfächer eher schmal aus.

Cockpit: Eine neue Sicht der Dinge

Wer erinnert sich nicht an die früheren Peugeots mit öden Plastikwüsten und wirren Schaltern? Wer dieses Bild noch in Erinnerung hat, wird beim Öffnen der Tür erstaunt sein: Der Innenraum unseres Testwagens in der gehobenen „Allure“-Ausstattung strahlt eindrucksvoll einen Premium-Charakter aus, den Peugeot im neuen 308 gekonnt realisierte.

Die im Interieur eingesetzten Textilien und Werkstoffe sind wie beim VW Golf hochwertig und sehr sauber verarbeitet. Es bereitet geradezu Spaß, die Hand über die Materialien gleiten zu lassen. So bezogen die Macher beispielsweise das Lenkrad mit vollnarbigem Leder, bereichert durch schwarzglänzende und seidenmatte Einlagen. Chrom-Applikationen setzen das Cockpit gekonnt in Szene, während das Armaturenbrett durch seine Softtouch-Oberfläche besticht. Man fühlt sich einfach wohl!

Bei den elektrisch verstellbaren Sitzen gelangen Bezüge aus einer Kombination von Kunstleder und Alcantara oder optional aus Nappa-Leder zum Einsatz. Die elektrisch verstellbaren und beheizbaren Vordersitze unseres Testwagens besitzen nicht nur eine elektrische Lendenwirbelstütze und Memory-Funktion, sondern sogar eine Massage-Funktion.

Schalter und Knöpfe sind im Cockpit kaum vorhanden. Das Cockpit wirkt modern und angenehm aufgeräumt. Die Bedienung von Klimaanlage, Fahrer-Assistenzsystemen, Multimedia (Radio, Jukebox mit Festplattenspeicher, USB/iPod-Anschluss, Audio-Streaming etc.), Navigation, Telefon samt Bluetooth-Freisprechanlage und Telefonbuch, Connect Apps und Fahrzeugeinstellungen erfolgt daher über einen sehr gut positionierten und zum Fahrer gewandten 9,7 Zoll großen Touchscreen. Der CD-Player findet Platz in einer langen, dünnen Chrom-Leiste, wo sich ebenfalls ein eleganter Lautstärkenregler mit weißem Lichtring befindet.

Internet-Dienste im Auto zum günstigen Preis

Internetbasierte Anwendungen in einem Auto brauchen nicht teuer zu sein - und die gibt es bei Peugeot in 17 Ländern sogar ohne Roaming-Gebühren, so dass sich nach der Fahrt im Ausland niemand über eine horrende Rechnung zu sorgen braucht. Das Starter-Paket für den Peugeot 308 kostet nur 379 Euro, inklusive eines zwölfmonatigen Abonnements. Die Verlängerung um weitere 12 Monate kostet 139 Euro.

Zu den hilfreichen Diensten von „Peugeot Connect Apps“ zählen unter anderem ein „Tank-Check“ zum Auffinden der kostengünstigsten Tankstelle, eine „Park-Info“ zur entspannten Parkplatzsuche, „Michelin Verkehr“ und „ViaMichelin“, die den Fahrer schnell und so staufrei wie möglich zum Ziel navigieren, oder Restaurant- und Reiseempfehlungen wie „Guide Michelin“, „Michelin-Reiseführer“ und „Tripadvisor“.

Die Verkehrs-App „Coyote“ warnt den Fahrer darüber hinaus vor aktuellen Gefahren- und Risikozonen sowie vor Störungen wie Baustellen, Staus und Unfällen. Mithilfe des „MyPeugeot AppStore“ können Nutzer zudem weitere neue Applikationen, wie zum Beispiel Facebook, Wikipedia, E-Mail-Reader sowie weitere Tools und Spiele, auf den UMTS-Datenstick laden, um diese im Auto nutzen zu können.

Neue Hilfen für ein entspannteres Fahren

Eine Rückfahrkamera mit Bildausgabe auf dem Touchscreen erleichtert das Rangieren. Ab Frühjahr 2014 ist zudem eine aktive Einparkhilfe erhältlich, die passende Parklücken entdeckt und den Fahrer beim Einparken unterstützt. Das ebenfalls optional zur Verfügung stehende Sicherheits-Paket umfasst einen adaptiven Geschwindigkeitsregler, einen Frontkollisionswarner und eine automatische Gefahrenbremsung, die bei einer unmittelbar bevorstehenden Kollision mit einem vorausfahrenden Auto das Fahrzeug automatisch abbremst. In den höheren Ausstattungslinien gehört außerdem ein Toter-Winkel-Assistent dazu.

Fazit:

Was für ein Quantensprung: Der neue Peugeot 308 erfüllt seinen Premium-Anspruch auf ganzer Linie und stellt eine attraktive Alternative zum VW Golf dar. Zu den großen Stärken des neuen Peugeot 308 zählen insbesondere der Innenraum und das überraschend sportlich abgestimmte Fahrwerk sowie tolles Handling - und all das zu einem interessanten Preis.

Der Peugeot 308 ist schon ab 16.450 Euro mit einem 171 km/h flotten 82-PS-Benziner erhältlich. Bereits die Basisversion „Access“ verfügt unter anderem über eine Klimaanlage, eine Audio-Anlage, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorn, ein Bordcomputer, LED-Tagfahrlicht und eine Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer. Der vergleichbar motorisierte VW Golf mit 85 PS kostet als Viertürer 18.075 Euro und besitzt noch nicht einmal serienmäßig ein Radio an Bord.

Derweil gibt es beim Peugeot 308 für nur 2.000Euro mehr und damit ab 18.450 Euro die mittlere Ausstattungsstufe „Active“, die darüber hinaus unter anderem eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, hinten elektrische Fensterheber, eine Lichtautomatik, automatisch abblendende Innenspiegel, Regensensor, ein Multifunktions-Lederlenkrad und den multifunktionalen Touchscreen ebenso an Bord besitzt wie eine Einparkhilfte hinten.

Den von uns gefahrenen aktuellen Top-Benziner mit 156 PS offeriert Peugeot nur in der hohen „Allure“-Ausstattung ab 24.300 Euro, die bei anderen Motorvarianten mit nochmals 1.850 Euro Aufpreis gegenüber der „Active“-Linie einhergeht. Die „Allure“-Ausstattung umfasst zusätzlich unter anderem 17-Zoll-Leichtmetallfelgen in einem markanten Design, Chromzierleisten an den Seitenfenstern, einen verchromten Kühlergrill, vorne und hinten eine visuelle Einparkhilfe, eine elektrische Feststellbremse, Full-LED-Scheinwerfer, Nebelscheinwerfer und ein Navigationssystem.


Technische Daten Peugeot 308 Allure 1.6 THP (156 PS):

Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 1.598 cm³ | Leistung: 115 kW/156 PS | Drehmoment: 240 Nm bei 1.400 U/min | Vmax: 213 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 9,3 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 5,8 l/100 km | CO2-Emission g/km: 134 | Preis: ab 24.300 EUR

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