Brutal, messerscharf und über 300 km/h schnell: Der Porsche 718 Cayman GT4 ist eine erbarmungslose Fahrmaschine. Gebaut für diejenigen, die lieber in einem engen Sportsitz Platz nehmen, als in einem gemütlichen Ledersessel. Statt eines Vierzylinder-Turbos, verpassten die Macher dem neuen Cayman GT4 einen eigens entwickelten, ziemlich starken Sechszylinder-Boxermotor. Selbstverständlich ein Sauger! Darüber hinaus stammen zahlreiche Technologien aus dem Porsche 911 GT3. Was der neue Cayman GT4 drauf hat, was ihn noch besser macht als den Vorgänger und warum er preislich ein echtes Schnäppchen ist, zeigt der Porsche 718 Cayman GT4 Test.
Wer den alten Porsche Cayman GT4 (Typ 981C) aus dem Jahr 2015 einmal fuhr, war besessen von dem zügellosen Mittelmotor-Sportwagen, den ein feststehender Heckflügel äußerlich kennzeichnete. Jetzt bricht die Zeit für den neuen Porsche 718 Cayman GT4 an: Noch näher am Limit, noch schärfer und noch mehr Fahrspaß. Dazu nahmen die Macher den Cayman umfassend unter ihre Fittiche und gaben sich nur mit dem Besten zufrieden. Das Ziel: ein „getarnter Rennwagen“ für die Straße.
© Foto: Porsche, Rossen Gargolov
Der große, für mächtige Traktion sorgende Heckflügel bleibt. Aber es gibt noch viel mehr: Der Porsche 718 Cayman GT4 besitzt ein im Vergleich zum Vorgänger umfassend verbessertes Aerodynamik-Konzept, das bis zu 50 Prozent mehr Anpressdruck erzielt, damit der Sportwagen geradezu am Asphalt klebt. Alleine der feststehende Heckflügel generiert gegenüber dem Vorgänger ein Plus an Abtrieb von rund 20 Prozent.
Ein Blick auf die Front zeigt, wie ernst es der Porsche 718 Cayman GT4 meint: Die Angriffslust ins Gesicht gezeichnet, ist die Front aerodynamisch ausgefeilt, um zum Beispiel in Zusammenspiel mit der stark ausgeprägten Bugspoilerlippe und den Luftöffnungen den Luftstrom gezielt zu lenken, um den Anpressdruck zu steigern. Derweil minimieren die Air Curtains die an den Rädern entstehenden Luftverwirbelungen und damit den Luftwiderstand, indem sie die eingeströmte Luft gezielt vor den Rädern aus den Radhäusern austreten lassen. Für eine bessere Luftversorgung und eine effizientere Kühlung des Motors sorgen hingegen die seitlichen Lufteinlässe hinter den Türen. Ein Hingucker an der Seite: die platinfarbenen 20-Zoll-Leichtmetallräder.
Für den sportlichen Abschluss sorgt ein neues Heckunterteil. Die zwei schwarzen Endrohre der Sportabgasanlage rückten die Macher deutlich auseinander, um Platz für einen modifizierten Diffusor zu schaffen. Kein optischer Schnickschnack: Die sehr schnelle Luftströmung am hinteren Unterboden erzeugt einen noch stärkeren Unterdruck beziehungsweise 40 Prozent mehr Abtrieb auf der Hinterachse als beim Vorgängermodell und saugt den Cayman GT4 förmlich auf die Straße.
Antrieb Porsche 718 Cayman GT4: Wo der neue Motor sein wahres Können zeigt
In den Porsche 718 Cayman GT4 eingestiegen, fühlt sich alles perfekt an. Die Carbon-Schalensitze umklammern einen regelrecht, um beim schärfsten Kurvenspaß für den idealen Seitenhalt zu sorgen. Direkt hinter den Sitzen befindet sich das Herzstück des neuen Cayman GT4: ein 4,0 Liter großer Sechszylinder-Boxermotor in Kombination mit einem knackigen 6-Gang-Handschaltgetriebe. Dieser Saugmotor, ein echtes Hochdrehzahl-Aggregat, basiert auf dem Turbo-Triebwerk des aktuellen Porsche 911 Carrera und leistet 420 PS bei 7.600 Touren - damit 35 PS mehr als im GT4-Vorgängermodell. Das maximale Drehmoment von 420 Nm steht von 5.000 bis 6.800 U/min zur Verfügung.
© Foto: Porsche, Rossen Gargolov
Den Motor gestartet, klingt dieser direkt laut und lässt ahnen, was gleich kommen wird. Das Gaspedal durchgedrückt, prescht der hinterradangetriebene Cayman GT4 nach vorne. In nur 4,4 Sekunden erfolgt der Spurt von 0 auf 100 km/h. Der kraftvolle Durchzug im mittleren Drehzahlbereich, wichtig für spontane Zwischenspurts und Überholmanöver, lässt sich ab 3.500 U/min sofort spüren. Doch dieses Triebwerk will richtig hochgedreht werden: Über 6.000 Touren zeigt der Motor sein wahres Können. Die Gasannahme, der Sound und die Beschleunigung im oberen Drehzahlbereich sind grandios, einfach mitreißend. Erst bei 8.000 U/min liegt die maximale Drehzahl an. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 304 km/h.
Fahrwerk: Sie wollen es wissen - jede Menge Technologien aus dem Porsche 911 GT3
Hatte das Fahrwerk des vorherigen Porsche Cayman GT4 nur vorne viel mit dem des Porsche 911 GT3 gemeinsam, legen die Macher jetzt richtig nach. Beim neuen Porsche 718 Cayman GT4 leiteten die Ingenieure das gesamte Fahrwerk - und damit auch hinten - vom GT3 ab. Das sind Technologien, die sich im Rennsport bewährten. Gegenüber den anderen Sportwagen der 718-Baureihe sorgt das adaptive Sportfahrwerk des Cayman GT4 zudem für eine Tieferlegung um 30 Millimeter. Dies senkt den Schwerpunkt und verbessert ebenfalls die querdynamischen Fahreigenschaften.
Auf der anderen Seite legte der Porsche 718 Cayman GT4 auf den ersten Blick 80 Kilogramm an Gewicht zu und wiegt nach EU-Richtlinie 1.495 Kilogramm beziehungsweise ohne Fahrer 1.420 Kilogramm. Keine Sorge, das ist bloß auf dem Papier der Fall, da beim Vorgänger die leichteste Konfiguration herangezogen wurde, zum Beispiel mit den signifikant leichteren, aber nur optional erhältlichen Keramik-Verbund-Bremsscheiben.
Ausstattungsbereinigt wiegt der neue Cayman GT4 lediglich 35 Kilogramm mehr als sein Vorgänger. Das Mehrgewicht resultiert unter anderem durch den neuen Motor, den größeren Diffusor und den nun verbauten Partikelfilter für geringere Emissionen. Wer sich bei diesem Sportwagen tatsächlich zurückhalten kann: Porsche gibt den durchschnittlichen Spritverbrauch im Idealfall mit 10,9 Litern Super Plus auf 100 Kilometern an. Der Fahrspaß: unbezahlbar!
© Foto: Porsche, Rossen Gargolov
Fahrverhalten Porsche 718 Cayman GT4: Dieses Ergebnis ist phänomenal
Enge Kurve voraus, runterschalten, lange Gerade, hochschalten: Der Porsche 718 Cayman GT4 giert geradezu nach Kurven, lenkt sehr scharf sowie präzise ein und zeigt sich im Scheitelpunkt bestens ausbalanciert. Durch den Mittelmotor besitzt der Cayman darüber hinaus eine ideale Gewichtsverteilung und kann sehr agil die Richtung wechseln, während die Reifen abartig viel Grip aufbauen. Es ist phänomenal, wie sich dieser Sportwagen verhält und wie er reagiert. Die Handschaltung besticht dabei durch präzise und schnelle Gangwechsel.
Mehr noch: Der Cayman GT4 enthält serienmäßig neben dem elektronischen Torque Vectoring eine mechanische Hinterachs-Quersperre, die ihre Vorteile dann ausspielt, wenn eine elektronische Sperre an ihre Grenzen stößt. Bei dynamischer Fahrweise bremst das System das kurveninnere Hinterrad unbemerkt für den Fahrer leicht ab. Dadurch erhält das kurvenäußere Hinterrad eine höhere Antriebskraft und ermöglicht einen zusätzlichen Drehimpuls in die eingeschlagene Richtung. Das Ergebnis ist ein direktes und agiles Einlenken in die Kurve. Bei hoher Speed greift die mechanische Sperre und sorgt außerdem beim Herausbeschleunigen aus Kurven für mehr Fahrstabilität und Traktion.
Von dem zusätzlichen Gewicht des Porsche 718 Cayman GT4 lässt sich nichts spüren - auch bedingt durch das Leistungsplus und die erstaunliche Fahrdynamik. Das belegt eine wichtige Zahl: Porsche brannte auf der legendären Nürburgring-Nordschleife mit dem neuen Cayman GT4 eine Zeit von 7:28 Minuten in den Asphalt. Das ist 12 Sekunden schneller als der vorherige Cayman GT4. Die Zeitnahme erfolgte auf der 20,6 Kilometer langen Distanz der Nordschleife, da bei Zeit- und Rekordfahrten der Teil zwischen den beiden Anschlusstücken zur Grand Prix-Strecke entfällt.
Das nächste Lob geht an die Bremsen, die feste zupacken und ein hervorragendes Bremsgefühl bieten. Zum Einsatz gelangen Aluminium-Monobloc-Festsattelbremsen, an der Vorderachse mit sechs und an den Hinterrädern mit vier Kolben. Die Bremsscheiben weisen rundum einen Durchmesser von 380 Millimeter auf.
© Foto: Porsche, Rossen Gargolov
Ist es wirklich unvernünftig, jeden Zentimeter der Straße zu spüren?
Die Masse an Autofahrern kann es vermutlich nicht nachvollziehen, sich in einem Sportwagen durchrütteln zu lassen und jeden Zentimeter der Strecke zu spüren. Ist das wirklich unvernünftig? Keineswegs, genau das bereitet richtig Spaß! Umso schöner, wenn wie beim Porsche 718 Cayman GT4 im „Sport“-Modus die Dämpfung straffer, die Motordynamik noch direkter und die Sportabgasanlage lauter wird. Auf der Straße reicht allerdings der bereits ziemlich sportlich ausgelegte „Normal“-Modus vollkommen aus.
Innenraum: Konsequent sportlich - die Extras für den Porsche 718 Cayman GT4
Klar, dass der konsequent auf Sportlichkeit ausgelegte Innenraum des Porsche 718 Cayman GT4 einige Extras besitzt. Sofort im Zentrum der Aufmerksamkeit: das für den 718 typische Kombiinstrument mit drei Rundinstrumenten und zentralem Drehzahlmesser, auf dem der gelbe Zeiger in die Höhe schießt. Wie bei allen GT-Fahrzeugen von Porsche erhält das titanfarbene Ziffernblatt des zentralen Drehzahlmessers eine gelbe Skalierung und einen gelben Zeiger.
Umfassende Alcantara-Elemente und silberfarbene Ziernähte betonen die hochwertige Anmutung, während sich das griffige GT4-Sportlenkrad durch schwarze Speicheneinleger und eine ebenfalls schwarze 12-Uhr-Markierung für den Alcantara-Lenkradkranz auszeichnet. Die silberfarbenen Schlaufen zum Zuziehen der Türen sind dem Motorsport entliehen. Auf Wunsch gibt es eine schwarze Lederausstattung, die unter anderem Glattlederbezüge für die Oberseite der Schalttafel und die Türverkleidungen beinhaltet. Alcantara ziert dabei unter anderem den Unterteil der Schalttafel, den Schalthebel und die Armauflage.
Infotainment: Mit dieser Funktion wird der Fahrer noch schneller
Für die Rennstrecke erweitern das Infotainment-System des Porsche 718 Cayman GT4 und „Porsche Connect“ die bestehenden Fahrzeugfunktionen um intelligente Dienste und Apps. Wer Gewicht sparen möchte, kann auf das serienmäßige „Porsche Communication Management“ (PCM) verzichten. Dann informiert das Kombiinstrument nur über Öltemperatur sowie Reifendruck und zeigt die Stoppuhr des optionalen Chrono-Paketes an.
© Foto: Porsche, Rossen Gargolov
Für den Alltag oder die Fahrt zu Bergpässen und Rennstrecken erweist sich das Infotainment-System als hilfreich, das sich einfach wie ein Smartphone über einen hochauflösenden 7-Zoll-Bildschirm (17,8 Zentimeter) bedienen lässt. Bei der Navigation stehen Echtzeit-Verkehrsinformationen, „Google Earth“ und „Google Street View“ zur Verfügung. Ziele lassen sich nicht nur im PCM, sondern auch im Smartphone über die „Porsche Connect“-App bequem im Vorfeld einer Fahrt anlegen und an das Fahrzeug übertragen. Eine Vielzahl von Zusatzinformationen rundet das Angebot ab.
Mobiltelefone und Smartphones lassen sich über das optionale „Connect Plus“-Modul per WLAN verbinden. Die Konnektivität zur Anzeige und Bedienung von Smartphone-Apps auf dem Touchscreen des Fahrzeugs ist leider nur per „Apple CarPlay“ möglich, nicht mit „Android Auto“.
Besonders interessant für Track Days: das optionale Chrono-Paket und die „Porsche Track Precision App“. Zusätzlich zur analogen und digitalen Stoppuhr auf der Schalttafel erweitert das Chrono-Paket das Infotainment-System um eine Performance-Funktion, die gemessene Rundenzeiten anzeigt, speichert und auswertet. Zugleich kann das Chrono-Paket beliebige Wegstrecken aufzeichnen und Referenzstrecken definieren.
Eine noch genauere Analyse der individuellen Strecken-Performance ermöglicht die „Porsche Track Precision App“. In Kombination mit der Navigation und „Porsche Connect“ erlaubt die App über ein präzises 10-Hz-GPS-Signal die detaillierte Aufzeichnung und anschließende Auswertung von Fahrdaten auf dem Smartphone. Neben Sektor- und Rundenzeiten visualisiert die App auch Abweichungen gegenüber einer definierten Referenzrunde. Sogar Videoanalysen sind möglich. Wie im professionellen Rennsport hilft diese Datenauswertung dem Fahrer dabei, seine eigene Strecken-Performance auch im direkten Vergleich mit anderen Fahrern weiter zu verbessern.
© Foto: Porsche, Rossen Gargolov
Kofferraum Porsche 718 Cayman GT4
Ein hochagiler Performance-Sportwagen mit Mittelmotor, der nur Platz für zwei Insassen bietet: Viele vermuten, dass der Porsche 718 Cayman GT4 kaum Platz für Gepäck bereithält. Der vordere Kofferraum ist mit 150 Litern Ladevolumen tief und gut zugeschnitten. Allerdings gibt es hinten einen weiteren Gepäckraum mit einer großzügigen Öffnung, der sogar 270 Liter fasst. Unterm Strich besitzt der Porsche 718 Cayman GT4 ein Kofferraumvolumen von 420 Litern. Um ein Gefühl für die Größe zu bekommen: Der neue VW Golf 8 kommt mit aufgestellten Rücksitzlehnen auf 381 Liter. Damit bietet der Cayman GT4 genug Platz für eine Tour über Alpenpässe oder einen Wochenend-Trip.
Porsche 718 Cayman GT4 - Fazit und Preis:
Der Porsche 718 Cayman GT4 weiß richtig zu beeindrucken und stellt zugleich ein echtes Schnäppchen dar. Das Triebwerk, ein neuer Sechszylinder-Saugmotor, ist fantastisch. Dazu kommen jede Menge Technologien aus dem Porsche 911 GT3, die beim Cayman GT4 unter anderem in eines der besten Fahrwerke münden, die es derzeit für einen Sportwagen gibt. Und dann der Preis: Der Porsche 718 Cayman GT4 ist bereits ab 96.206 Euro erhältlich. Für diesen Betrag gibt es derzeit keinen anderen Performance-Sportwagen, der auch nur annähernd das drauf hat, was der Cayman GT4 bietet.
Technische Daten Porsche 718 Cayman GT4:
Länge x Breite x Höhe: 4,456 x 1,801 x 1,269 Meter (Breite mit Außenspiegel: 1,994 Meter)
Radstand: 2,484 Meter
Antriebsart: Hinterradantrieb
Hubraum Sechszylinder-Boxer-Saugmotor: 3.995 cm³
Leistung: 309 kW/420 PS bei 7.600 U/min
Drehmoment: 420 Nm bei 5.000 - 6.800 U/min
Getriebeart: 6-Gang-Handschaltgetriebe
Höchstgeschwindigkeit: 304 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,4 Sekunden
Leergewicht (nach EU): 1.495 Kilogramm
Durchschnittsverbrauch: 10,9 l/100 km
CO2-Emission: 249 g/km
Emissionsklasse (Abgasnorm): Euro-6d-TEMP
Kofferraumvolumen: 150 Liter vorne/270 Liter hinten
Preis: ab 96.206 Euro