Der Porsche 718 Cayman S ist ein grandioser Mittelmotor-Sportwagen. Doch dann gibt es noch die Variante mit drei klangvollen Buchstaben: den Porsche 718 Cayman GTS, die für „Gran Turismo Sport“ stehen. Nur 15 PS mehr, allerdings ein geschärftes Design, feine Extras im Innenraum und ein modifiziertes Fahrwerk mit einem feinen Unterschied kennzeichnen den GTS. Doch für das Vergnügen im Vergleich zum Cayman S ist ein deutlicher Aufpreis von rund 11.000 Euro fällig. Ob es mit dem GTS das volle Sportwagen-Erlebnis gibt und ob sich der Mehrpreis lohnt, zeigt der Porsche 718 Cayman GTS Test.
Das Design des Porsche 718 Cayman GTS ist noch cooler als beim herkömmlichen Cayman: Die dynamischer gezeichnete „Sport Design“-Frontschürze setzt mit großen Lufteinlässen, einem scharfen Frontspoiler und schnittigen Airblades echte Akzente. Typisch für einen GTS von Porsche sind die abgedunkelten Scheinwerfer. Den heißen Look komplettieren schwarz lackierte „Carrera S“-Räder in 20 Zoll, abgedunkelte Heckleuchten, ein schwarzes Heckunterteil und die mittig angeordneten schwarzen Sportendrohre der serienmäßigen Sportabgasanlage.
© Foto: Frank Ratering, Porsche
Innenraum: Starke Extras für den Porsche 718 Cayman GTS
Den Innenraum des Porsche 718 Cayman GTS werteten die Macher ebenfalls deutlich auf. Für den perfekten Halt sorgen in unserem Testwagen die optional erhältlichen Schalensitze aus glas- und kohlefaserverstärktem Kunststoff und Oberflächen in Sichtcarbon, in denen im Cayman bis zu zwei Meter große Personen bequem Platz finden. Serienmäßig gibt es Sportsitze mit einer Kombination von Leder und Alcantara.
Überhaupt gelangt Alcantara im GTS sehr umfangreich zum Einsatz: Die Türverkleidungen, die Armauflagen, der Schalthebel sowie der Dachhimmel und die A-Säulen sind mit Alcantara bezogen. Porsche weiß das Interieur richtig in Szene zu setzen: Fällt der Blick nicht auf Alcantara, ist es feines Glattleder. Ebenfalls zur Serienausstattung zählt das griffige GT-Sportlenkrad mit einem Durchmesser von 360 Millimetern und Alcantara-Bezug.
Wem das noch nicht reicht: Auf Wunsch lassen sich die Alcantara-Umfänge auf das Unterteil der Schalttafel, den Handschuhfachdeckel und die Türspiegel erweitern, während das „Interieur-Paket GTS“ unter anderem durch sauber gesetzte Kontrastnähte, Zierblenden aus Carbon und das Ziffernblatt des Drehzahlmessers in Kontrastfarbe die Präsenz gelungen steigern.
Antrieb Porsche 718 Cayman GTS: Mehr als nur eine kleine Leistungssteigerung
Dieser 2,5 Liter große Vierzylinder-Turbobenziner in Mittelmotor-Bauweise hat es in sich: Das Gaspedal richtig durchgedrückt, geht der heckangetriebene Porsche 718 Cayman GTS richtig ab. Dafür sorgen 365 PS und 420 Nm Maximaldrehmoment. Das sind zwar nur 15 PS mehr als beim Cayman S und das identische Drehmoment von 420 Nm. Doch durch einen optimierten Turbolader und einen vergrößerten Verdichter beginnt das hohe Drehmomentplateau bereits bei niedrigen 1.900 U/min und bleibt beim Handschalter bis 5.500 U/min konstant auf dem Maximalwert (beim Cayman S bis 4.500 U/min). Das lässt der Cayman GTS einen spüren, reißt einen regelrecht mit und bietet einen noch besseren Durchzug als der Cayman S. Sogar im oberen Drehzahlbereich ist der GTS stark, dass dies eher dem packenden Charakter eines Saugmotors entspricht.
© Foto: Frank Ratering, Porsche
Der Motor und der Turbo reagieren spontan auf Gasbefehle - und das steigert den Spaß beim Beschleunigen weiter. In nur 4,6 Sekunden spurtet der mit einem präzisen 6-Gang-Handschaltgetriebe ausgestattete Porsche 718 Cayman GTS von 0 auf 100 km/h. Optional gibt es ein 7-Gang-PDK (Doppelkupplungsgetriebe), bei dem das maximale Drehmoment 430 Nm beträgt und sich zusammen mit dem serienmäßigen Sport-Chrono-Paket der klassische Sprint auf 4,1 Sekunden verkürzt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt bei beiden Getrieben 290 km/h.
Handling: Noch bissiger - die Lust auf noch mehr Kurven
Die Paradedisziplin des Porsche 718 Cayman GTS sind kurvige Strecken. Im Vergleich zum Cayman S besitzt der GTS nur einen einzigen mechanischen Unterschied: Das beim GTS serienmäßige PASM-Fahrwerk (Porsche Active Suspension Management) mit adaptivem Dämpfersystem besitzt eine sportlichere Abstimmung, die für eine noch bessere Bodenhaftung und damit für mehr Fahr-Performance bei gutem Komfort sorgt. Ansonsten ist alles gleich. Kein Grund zur Sorge: Bereits der Cayman S besitzt in scharf genommenen Kurven ein grandioses Fahrverhalten. Optional steht für den GTS das PASM-Sportfahrwerk mit einer Tieferlegung um weitere 10 Millimeter zur Wahl.
Ein mitreißendes Vergnügen: Der Porsche 718 Cayman GTS lenkt direkt ein und lässt sich vor Kurven optimal positionieren. Durch den Mittelmotor besitzt der Cayman darüber hinaus eine ideale Gewichtsverteilung und kann sehr agil die Richtung wechseln, während die „Pirelli P Zero“-Reifen abartig viel Grip aufbauen. Das direkte Fahrerlebnis steigert dazu das präzise Handschaltgetriebe mit seinen kurzen Schaltwegen.
Mehr noch: Der Cayman GTS enthält serienmäßig neben dem elektronischen Torque Vectoring eine mechanische Hinterachs-Quersperre, die ihre Vorteile dann ausspielt, wenn eine elektronische Sperre an ihre Grenzen stößt. Bei dynamischer Fahrweise bremst das System das kurveninnere Hinterrad unbemerkt für den Fahrer leicht ab. Dadurch erhält das kurvenäußere Hinterrad eine höhere Antriebskraft und ermöglicht einen zusätzlichen Drehimpuls in die eingeschlagene Richtung. Das Ergebnis ist ein direktes und agiles Einlenken in die Kurve. Bei hoher Speed greift die mechanische Sperre und sorgt außerdem beim Herausbeschleunigen aus Kurven für mehr Fahrstabilität und Traktion.
© Foto: Frank Ratering, Porsche
Fahrmodi: Wenn es besonders scharf oder für den Alltag komforbetont sein soll
Die Leistung geht nach oben, jede Kurve bereitet Lust auf mehr. Umso schöner, wenn beim „Sport“-Modus und dem noch schärferen „Sport Plus“-Modus die Dämpfung straffer, die Motordynamik noch direkter und die Sportabgasanlage lauter wird. Dazu ertönt beim „Sport“-Modus ein emotionales Bollern aus den Endrohren. Im „Sport Plus“-Modus bleibt das Brabbeln allerdings aus. Nicht ohne Grund: Porsche wählte andere Zündzeitpunkte, so dass der 718 Cayman GTS dadurch noch schneller ist. Die Unterschiede der Fahrmodi lassen sich deutlich spüren: Wer einfach entspannt Cruisen möchte, wählt den komfortbetonten „Normal“-Modus, der sich ideal für den Alltag eignet.
Infotainment: Mehr aus dem Alltag herausholen - mit einer Einschränkung
Als wichtiger Begleiter im Alltag erweist sich beim Porsche 718 Cayman GTS das „Porsche Communication Management“ (PCM), das sich einfach wie ein Smartphone über einen hochauflösenden 7-Zoll-Bildschirm (17,8 Zentimeter) bedienen lässt. Bei der Navigation stehen Echtzeit-Verkehrsinformationen, „Google Earth“ und „Google Street View“ zur Verfügung. Ziele lassen sich nicht nur im PCM, sondern auch im Smartphone über die „Porsche Connect“-App bequem im Vorfeld einer Fahrt anlegen und an das Fahrzeug übertragen. Eine Vielzahl von Zusatzinformationen rundet das Angebot ab. Mobiltelefone und Smartphones lassen sich über das optionale „Connect Plus“-Modul per WLAN verbinden. Die Konnektivität zur Anzeige und Bedienung von Smartphone-Apps auf dem Touchscreen des Fahrzeugs ist leider nur per „Apple CarPlay“ möglich, nicht mit „Android Auto“.
Porsche Track Precision App: Jetzt werden die Rundenzeiten des Cayman GTS gemessen
Besonders dynamische Porsche 718 Cayman GTS-Fahrer werden sich über das serienmäßige Sport-Chrono-Paket freuen; denn dies beinhaltet neben der analogen Stoppuhr auf der Armaturentafel und der digitalen Stoppuhr im Kombiinstrument die „Porsche Track Precision“-App. Die aus dem Motorsport stammende App für Smartphones erlaubt durch die direkte Anbindung an die Fahrzeugsysteme die automatische Aufzeichnung, Anzeige und detaillierte Analyse für das Fahren auf Rennstrecken. Aus 130 vordefinierten Rundstrecken weltweit lassen sich eigene Runden triggern und aufzeichnen. Ist die gewünschte Rennstrecke nicht dabei, erlaubt die App das Hinzufügen eigener Strecken.
Im Einsatz visualisiert die „Porsche Track Precision“-App auf dem Smartphone die Fahrdynamik und zeigt neben den Sektor- und Rundenzeiten auch animierte Abweichungen gegenüber einer Referenzrunde an. Die App nutzt dabei die Fahrzeug- und GPS-Daten direkt aus dem PCM. Grafische Analysen der Fahrdaten sowie eine Videoanalyse helfen dem Fahrer, seine Fahr-Performance stetig zu verbessern. Für die Videoanalyse wird die Kamera des eigenen Smartphones verwendet und um animierte Fahrdaten ergänzt.
© Foto: Frank Ratering, Porsche
Zwei Kofferräume: So viel Gepäckraum vermuten die Wenigsten beim Cayman GTS
Wer behauptet, dass ein hochagiler Sportwagen keinen Platz für Gepäck bietet? Der Porsche 718 Cayman GTS beweist das Gegenteil. Durch das Mittelmotor-Konzept besitzt der Cayman zwei Kofferräume: Der vordere Gepäckraum ist mit 150 Litern Ladevolumen tief und gut zugeschnitten. Hinten passen durch eine großzügige Öffnung sogar 275 Liter. Was die Wenigsten vermuten: Unterm Strich bietet der Porsche 718 Cayman GTS ein Gepäckraumvolumen von 425 Litern.
Ein großes Arsenal an Ablagen im Innenraum bietet der Porsche 718 Cayman GTS nicht. Aber es gibt clevere Lösungen: Auf den ersten Blick wirken die Ablagefächer in den Türen schmal geschnitten. Allerdings lassen sich die Fächer ausklappen, so dass auch dort Flaschen hineinpassen. Dazu kommen in der Mittelkonsole ein offenes und geschlossenes Fach sowie zwei Getränkehalter, die Porsche auf der Beifahrerseite hinter der Zierblende über dem Handschuhfach integrierte.
Fazit:
Rein mechanisch bietet der Porsche 718 Cayman GTS nur beim Fahrwerk einen Unterschied zum Cayman S und beide überzeugen zweifellos mit einem exzellenten Handling und dem vollen Sportwagen-Erlebnis - trotz des Preisunterschiedes von rund 11.000 Euro. Die Ausstattung macht allerdings den großen Unterschied und genau unter diesem Aspekt lohnt sich der GTS, der serienmäßig zahlreiche Features besitzt, die sich viele Cayman-Kunden üblicherweise gegen Aufpreis bestellen.
Dem Cayman GTS vorbehalten ist im Innenraum die schwarze Lederausstattung mit reichlichen Alcantara-Umfängen. Dazu kommen weitere, beim Cayman GTS serienmäßige Extras, die beim Cayman S einen Aufschlag von weit über 13.000 Euro kosten, zum Beispiel die schärfere Außenoptik mit dem „Sport Design“-Paket, die Sportabgasanlage mit schwarzen Endrohren, das adaptive Dämpfersystem (PASM), das Porsche Torque Vectoring (PTV) mit der mechanischen Hinterachs-Quersperre, das Sport-Chrono-Paket und die Sportsitze „Plus“.
© Foto: Frank Ratering, Porsche
Technische Daten Porsche 718 Cayman GTS Test:
Länge x Breite x Höhe: 4,393 x 1,801 x 1,286 Meter (Breite mit Außenspiegel: 1,994 Meter)
Radstand: 2,475 Meter
Antriebsart: Heckantrieb
Hubraum Vierzylinder-Turbo-Boxermotor: 2.497 cm³
Leistung: 269 kW/365 PS bei 6.500 U/min
Drehmoment: 420 Nm bei 1.900-5.500 U/min
Getriebeart: 6-Gang-Handschaltgetriebe
Höchstgeschwindigkeit: 290 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,6 Sekunden
Leergewicht (nach EU): 1.450 Kilogramm
Durchschnittsverbrauch: 9,0 l/100 km
CO2-Emission: 205 g/km
Gepäckraumvolumen: 150 Liter vorne/275 Liter hinten
Preis: ab 76.137,00 EUR