Porsche und SUV: Vor Jahren noch undenkbar, inzwischen Normalität auf unseren Straßen, besonders auf teuren Einkaufsmeilen wie der Königsallee in Düsseldorf oder der Maximilianstraße in München. Spätestens den Cayenne 2 darf man jedoch nicht auf diese imagebetonte Rolle reduzieren. Er ist leichter, sparsamer, geräumiger, dennoch leistungsstark, geländetauglicher und wie eh und je besonders agil - auch im Zusammenspiel mit typischen SUV-Eigenschaften eben ein echter Porsche. Und der Cayenne 2 besteht sogar als Diesel die Prüfung in Sachen Fahrspaß.
Normverbrauch des Cayenne V6 Diesel entpuppt sich als praxisgerecht
Der neue Porsche Cayenne geht in die Breite. Nicht nur, weil er im Vergleich zum Vorgängermodell um 1 Zentimeter zulegte und jetzt von links nach rechts 1,94 Meter misst, sondern vor allem, weil nach den V8-Modellen S und Turbo sowie dem S Hybrid jetzt zwei V6-Motoren die Motorisierung des Porsche-SUV nach unten ergänzen.
Dem dezent, aber kraftvoll werkelnden V6-Diesel mit 240 PS trauen wir nach ersten Fahreindrücken einen großen Anteil am Modell-Mix zu. Er kostet 59.596 Euro und ermöglicht dem tankfaulen Cayenne-Fahrer bei 7,4 Litern Normverbrauch eine maximale Reichweite von 1.150 Kilometern. Dass dies kein reiner Laborwert ist, bestätigte unser Test: Wer den Cayenne Diesel zivil bewegt, kann tatsächlich einen Durchschnittsverbrauch von rund 8,0 Litern pro 100 Kilometer erzielen.
Porsche lernt dazu:
Die erste Generation des Cayennes würde heute nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen. Zu pompös, zu kraftstrotzend. Nachhaltigkeit und Effizienz heißen die aktuellen Trends, und so tritt die zweite Generation des Cayennes zurückhaltender auf. Trotzdem muss kein Fahrer des neuen Porsche-SUV befürchten, beim Valet-Parking oder in der Tiefgarage der Oper nicht mehr wahrgenommen zu werden.
Typische Porsche-Gene im insgesamt eleganteren Design - etwa die vorderen Kotflügel, die wie beim 911er die Motorhaube überragen - verleihen dem Cayenne einen standesgemäßen Auftritt. Neben dem S Hybrid, der dank Elektro-Benzin-Gemischtantrieb mit 8,2 Litern Sprit auf 100 Kilometern auskommt, treiben den nunmehr leichteren, aber dennoch geräumigeren und komfortableren neuen Cayenne zwei wesentlich sparsamere Basis-Motoren an.
Darf ein Porsche überhaupt und aus Prinzip dieseln?
Verbrauch und CO2-Emissionen verringert, Leistung erhöht - Porsche erledigte bei den neuen V6-Aggregaten seine Hausaufgaben mit Bravour. Der Diesel, 2009 vorgestellt und inzwischen eine tragende Säule im Cayenne-Programm, mobilisiert in seiner neuen Version 240 PS. Noch wichtiger für Fahrkomfort und Antrittsstärke: Das maximale Drehmoment von enormen 550 Nm wuchtet der V6-Diesel schon von 2.000 bis 2.250 U/min auf die Kurbelwelle.
Kein Wunder, dass man mit dem Diesel-Cayenne souverän und entspannt dahinfahren kann und der Null-auf-Hundert-Spurt in nur noch 7,8 Sekunden erledigt ist (eine halbe Sekunde kürzer als beim Vorgänger-Diesel). Akustisch fällt dem Fahrer zunächst nicht auf, dass ein Selbstzünder unter der elegant gezeichneten Porsche-Haube arbeitet. Das Drehmoment sorgt aus niedrigen Drehzahlen oder im Durchzug dafür, dass niemand einen leistungsstärkeren, aber drehzahlhungrigeren Benziner vermisst. Es bleibt die beinahe philosophische Frage: Darf ein Porsche überhaupt und aus Prinzip dieseln oder nicht? Wir meinen eindeutig: Ja!
Im großzügigeren Innenraum des Cayenne 2 fühlen sich Fahrer und Passagiere schnell wohl. Alleine die vielen Tasten und Knöpfe führen dazu, dass Armaturenbrett und Mittelkonsole etwas überladen wirken. Schade, dass sich das verbaute Material nicht immer so edel anfühlt, wie man es auf den ersten Blick vermutet und bei Porsche auch voraussetzt. Das sind allerdings kleine Ausreißer im Detail - insgesamt zeichnet sich das Cockpit durch eine hervorragende Ergonomie und Verarbeitung aus. Auch hier passt alles zusammen, damit man selbst im SUV-Segment jederzeit spürbar in einem Porsche unterwegs ist.
Zur Entspannung des Cayenne Diesel-Piloten trägt erheblich die neue 8-Gang-Tiptronic-S samt Start-Stopp-Automatik bei, die mit einem höheren Wirkungsgrad und deutlich kürzeren, kaum mehr wahrnehmbaren Schaltpausen von 0,15 Sekunden glänzt. Die beiden oberen Gänge legte Porsche drehzahlmindernd als zusätzliche Overdrive-Stufen aus. Da somit im siebten und achten Gang die Drehzahl um jeweils 20 Prozent sinkt, erreicht der Cayenne Diesel seine 218 km/h Höchstgeschwindigkeit im sechsten Gang - wie auch die übrigen Modelle, von denen es nur den V6-Benziner wahlweise mit Schaltgetriebe statt Tiptronic S gibt.
Hier sieht man das Sparpotenzial der Tiptronic; denn damit beträgt der Normverbrauch dieses Modells nur 9,9 Liter statt 11,2 Liter/100 km mit Schaltgetriebe. Der kleine Benziner harmoniert allerdings nicht ganz so gut mit der Tiptronic S wie der Diesel. Der 300 PS starke V6-Benziner generiert 400 Nm Drehmoment bei 3.000 U/min und wirkt in manchen Fahrsituationen etwas angestrengt. Im 265 Kilogramm leichteren Panamera meistert dieses Aggregat seine Aufgabe besser.
Angesichts einer Ersparnis von rund 12.000 Euro im Vergleich zum Cayenne S ist der V6-Benziner wenigstens für Cayenne-Fans mit bescheidenerem Leistungsbedarf eine Probefahrt wert.
Testeindrücke zeigen: Porsche erreichte mit dem Cayenne eigene Ziele
Wie viel Hightech und Knowhow Porsche in die zweite Generation des Cayennes und die neuen Basismotoren investierte, lässt sich an einer Aufzählung von Innovations-Schlagworten ablesen: Effizienterer Heißfilmluftmassenmesser, weniger innermotorische Reibungsverluste dank neuem Hon-Verfahren, variable Schubabschaltung, reduzierte Zugkraftunterbrechung, Bordnetzrekuperation und, und, und.
Auf gut Deutsch: Porsche erreichte mit dem neuen Cayenne und besonders in Kombination mit dem V6 Diesel seine drei Entwicklungsziele. Die zweite Generation des Cayenne ist deutlich sparsamer und sauberer, dynamisch auf der Straße und mit weiterentwickeltem Allradantrieb gewappnet für das Gelände, geräumiger im verfeinerten Innenraum und variabler im Verstauen von Gepäck und Sportgeräten. Gegen Konkurrenten wie Audi Q7, Range Rover Sport oder BMW X5 sind dies allesamt gute Voraussetzungen, um nicht nur in Zentimetern gemessen in die Breite zu gehen.
Fazit: Als nobler Einkaufstüten-Schlepper nicht mehr wegzudenken
Von den noblen Einkaufsmeilen unserer Großstädte wird der Cayenne auch in seiner zweiten Generation nicht verschwinden. Jedoch hat er das Zeug dazu, mehr SUV-Fahrer als bisher mit handfesten Argumenten von sich zu überzeugen - allen voran der V6 Diesel, mögen eingefleischte Benzin-Puristen aus der Porsche-Gemeinde noch so laut aufschreien.
Technische Daten Porsche Cayenne II Diesel
Antriebsart: Allrad | Hubraum: 2.967 cm³ | Leistung: 176 kW (240 PS) bei 4.000 - 4.400 U/min | Drehmoment: 550 Nm bei 2.000 - 2.250 U/min | Vmax: 218 km/h | CO2 Emission g/km: 195 | Beschleunigung 0-100 km/h: 7,8 s | Durchschnittsverbrauch: 7,4 l/100 km | Preis: ab EUR 59.596,00 inkl. MwSt.
Technische Daten Porsche Cayenne II V6 Benziner
Antriebsart: Allrad | Hubraum: 3.598 cm³ | Leistung: 220 kW (300 PS) bei 6.300 U/min | Drehmoment: 400 Nm bei 3.000 U/min | Vmax: 230 km/h | CO2 Emission g/km: 263 (mit Tiptronic 236) | Beschleunigung 0-100 km/h: 7,5 s (mit Tiptronic 7,8 s) | Durchschnittsverbrauch: 11,2 l/100 km (mit Tiptronic 9,9 l/100 km) | Preis: ab EUR 55.431,00 inkl. MwSt.