Zu den wahnsinnigsten Kompakt-SUV gehört der Porsche Macan Turbo mit seinen 400 PS. Doch das reichte Porsche nicht und legt jetzt mit dem neuen Performance-Paket noch einmal kräftig nach. Deutlich mehr Power, noch schneller und noch mehr Gänsehaut. Dazu gibt es nur dem Performance-Paket vorenthaltene Features und eine umfangreiche Serienausstattung. Was er drauf hat und ob sich der Aufpreis gegenüber dem herkömmlichen Macan Turbo lohnt, soll dieser Porsche Macan Turbo Test zeigen.
Am Design des Porsche Macan Turbo mit Performance-Paket nahmen die Macher keine Änderungen vor - nicht einmal ein Badge weist auf die neue Top-Version hin. Aber das braucht er auch nicht: Die Front ist breit und kräftig gestaltet, während die großen Lufteinlässe der Frontschürze nur darauf warten, das Leben zu inhalieren. Jeder Muskel scheint wie bei einem angriffslustigen Raubtier unter Spannung zu stehen. Ein durchtrainierter Körper sollte auch in der Rückansicht überzeugen. Der Macan Turbo besticht durch breite Schultern über den Hinterrädern, einen stylischen Heckdiffusor und einen markanten Dachkantenspoiler. Weitere Akzente setzen die schmalen, dreidimensional ausgeformten LED-Rückleuchten.
Antrieb: Noch mehr Power und noch mehr Gänsehaut
Ein Druck auf das Gaspedal - und der Porsche Macan Turbo Performance ist auf Asphalt schnell, verdammt schnell. Kein Wunder: Mächtige 440 PS bei 6.000 U/min stellt der 3,6 Liter große V6-Biturbo-Motor des Porsche Macan Turbo Performance nach der Leistungskur bereit. Das sind 40 PS mehr als beim Porsche Macan Turbo.
© Foto: Manuel Hollenbach, Porsche
Der Spurt von 0 auf 100 km/h gelingt mit dem schnell und sehr weich schaltenden 7-Gang-PDK (Doppelkupplungsgetriebe) in nur 4,4 Sekunden und damit 0,4 Sekunden schneller als beim herkömmlichen Macan Turbo. Besitzt der „normale“ Macan Turbo das „Sport Chrono Paket“, ist die Performance-Version noch immer 0,2 Sekunden schneller auf Tempo 100. Beim Durchzug von 80 auf 120 km/h benötigt der Porsche Macan Turbo Performance nur 2,9 Sekunden und der herkömmliche Turbo bereits 3,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit des Performance-Modells liegt bei 272 km/h (plus 6 km/h).
Das maximale Drehmoment erreicht 600 Nm (plus 50 Nm) und steht in einem weiten Band zwischen 1.500 und 4.500 U/min zur Verfügung. Daraus resultieren im Porsche Macan Turbo Performance Test ein unglaublich imposantes Ansprechverhalten und ein fetter Durchzug in jedem Geschwindigkeitsbereich. Dazu unterstreicht die serienmäßige Sportabgasanlage jeden Druck auf das Gaspedal mit einer Sinfonie, bei der Autoenthusiasten die Haare zu Berge stehen - insbesondere mit geöffneten Klappen.
Mit der Leistungssteigerung gab sich Porsche allerdings nicht zufrieden und verpasste dem Performance-Paket außerdem ein adaptives Sportfahrwerk mit einer Tieferlegung der Karosserie um 15 Millimeter und eine komplett neu entwickelte, größere Bremsanlage, die bei Bedarf richtig kräftig zupackt und sich bestens dosieren lässt. An der Vorderachse verzögern genutete Bremsscheiben mit 390 Millimetern Durchmesser - und damit 30 Millimeter mehr als beim Macan Turbo ohne Leistungssteigerung. Die Scheiben werden von rot lackierten 6-Kolben-Bremssätteln in die Zange genommen. Hinten sind es 356 Millimeter große Scheiben.
Das sind GTS-Gene: Der kann jetzt richtig Kurven
Kein anderer Macan macht dem „Turbo“ etwas bei der Längsbeschleunigung vor - und bislang stellte der Macan GTS bislang den agilsten Vertreter der SUV-Baureihe in Kurvenrevieren dar. Aber Porsche schaffte es, den Macan Turbo durch das Performance-Paket quasi in einen Macan Turbo GTS zu verwandeln.
© Foto: Manuel Hollenbach, Porsche
Über den „Komfort“-Modus des adaptiven Dämpfersystems geht es der Porsche Macan Turbo Performance im Fahrbericht lässig an und bügelt Straßenunebenheiten glatt. Doch ein Druck auf die Taste für den „Sport“- oder den „Sport Plus“-Modus - und der SUV zeigt seine wilde Seite. Das Ansprechverhalten wird geschärft, die Lenkung erhält mehr Gewichtung und die Dämpfer werden deutlich straffer. Um die fahrdynamische Performance noch besser zu erfahren, gibt es einen höheren Schlupf an den Antriebsrädern. Dabei bietet der „Sport“-Modus nach wie vor einen angenehmen Restkomfort. Dazu schaltet das Doppelkupplungsgetriebe noch später hoch und früher runter und der Macan lenkt noch direkter ein. Wirklich hart und noch bissiger wird es mit dem „Sport Plus“-Modus.
Der Macan Turbo Performance lässt sich auf Asphalt deutlich besser in Kurven werfen. Die Lenkung erweist sich als sehr direkt, zielgenau und bietet ein tolles Feedback. Mehr noch: Die Pirelli-Reifen sorgen für einen Hammer-Grip. Dazu kommt der sportlich ausgelegte Allradantrieb, bei dem im Normalfall 100 Prozent der Antriebskräfte hinten anliegen. Drehen jedoch die Hinterräder durch, kann das System blitzschnell mehr Antriebskraft nach vorne leiten - und zwar so, dass eine optimale Seitenführung gegeben ist.
Eine elektronisch geregelte Hinterachs-Quersperre verteilt darüber hinaus vollvariabel die Antriebsmomente: Bei dynamischer Fahrweise wird mit dem Einschlagen der Lenkung das kurveninnere Hinterrad leicht abgebremst. Dadurch besitzt das kurvenäußere Hinterrad eine höhere Antriebskraft und ermöglicht einen zusätzlichen Drehimpuls in die eingeschlagene Richtung. Folge: Der SUV lenkt noch dynamischer in Kurven ein und beschleunigt noch besser aus Kurven heraus.
Wer das Gaspedal am Kurvenausgang durchdrückt, spürt regelrecht, dass sich der Macan wie ein hinterradangetriebener Sportwagen aus der Kurve herausdrückt. Seitenneigung? Die fällt für einen SUV nur minimal aus. Porsche gab dem Macan Turbo Performance definitiv die richtigen Zutaten mit auf den Weg.
Wenn der Schnee kommt: Jetzt geht er quer
Der Schnee kommt wie gerufen - ich will Spaß haben und die noch wildere Seite des Macans herauskitzeln. Die ideale Einstellung, um quer zu fahren: „Sport“-Modus, das Dämpfer-System auf „Komfort“ und die Traktionskontrolle durch ein langes Drücken komplett deaktivieren. Ein wohl dosierter Gasstoß und entsprechend eingelenkt - schon geht es im großen Winkel quer. Hin und her! Das ist der Schneewalzer, wie ihn Autoenthusiasten lieben.
Genauso spaßig: Am Kurveneingang das Gaspedal einmal anmutig getreten, kommt das Heck schön raus. Insbesondere bei Schnee als Untergrund lässt sich spüren, wie genial Porsche das Allradsystem auslegte: Bei Kurven wird nur die minimal benötigte Kraft an die Vorderachse geleitet. Genau das sind sportwagen-typische Eigenschaften!
Das kann er auch: Sicheres Geleit durch den Winteralltag
Viel wichtiger für den Alltag ist allerdings, wie sicher der Macan mit Allradantrieb und eingeschalteten Sicherheitssystemen im Winter unterwegs ist. Nur wenn ein Fahrzeug eine gute Traktion besitzt, die Reifen ergo keinen überhöhten Schlupf aufbauen, lassen sich auch Seitenführungskräfte übertragen. Für die Vorderachse bedeutet dies Lenkfähigkeit, für die Hinterachse Stabilität.
© Foto: Manuel Hollenbach, Porsche
Auch auf rutschigem Untergrund wie Schnee sorgt das System für eine beeindruckend hohe Traktion. Mit aktivierter Traktions- und Stabilitätskontrolle fährt der Macan sogar verschneite, teils eisige Berghänge lässig und spurtreu hoch. Der Unterschied ist immens: Sind die elektronischen Helferlein ausgeschaltet, windet sich der Macan die gleiche Strecke nur mit durchdrehenden Reifen hoch.
Porsche Macan Turbo Innenraum: Das sportliche Gefühl extra fein ausgelebt
Der Porsche Macan Turbo Performance liegt nicht nur hervorragend auf der Straße - er verkörpert auch besondere Exklusivität. Der Innenraum des Macan Turbo besticht durch eine hochwertig verarbeitete Volllederausstattung wohin das Auge reicht, während Aluminium-Applikationen und Carbon-Leisten sportliche Akzente setzen. Für viel Seitenhalt in scharf durchfahrenen Kurven sorgen die vielfach elektronisch einstellbaren Sportsitze, die ebenso einen hohen Komfort auf der Langstrecke bieten. Vorne können knapp zwei Meter große Personen bequem sitzen, auf den Rücksitzen rund 1,85 Meter große Mitreisende.
Wie in einem klassischen Sportwagen gestaltete Porsche die Instrumententafel im 3-Tuben- Design. Dazu gehört auch der mittig platzierte Drehzahlmesser. Rechts davon befindet sich ein 4,8 Zoll beziehungsweise 12,2 Zentimeter Farb-Bildschirm, der unter anderem die Navigation und Informationen des „Porsche Communication Managements“ (PCM) anzeigt.
© Foto: Manuel Hollenbach, Porsche
Edel wirkt ebenfalls das Infotainment-System mit seiner eleganten Glasfläche. Der Touchscreen misst 7 Zoll beziehungsweise 17,8 Zentimeter. In das System integrierte Porsche Features wie eine Online-Navigation, die Online-Funktionen von „Porsche Connect“ mit Echtzeit-Verkehrsinformationen und auf Wunsch auch „Google Street View“ und "Google Earth“. Dazu kommen die Smartphone-Integration via Apple CarPlay und eine neue, auf natürliche Ansagen reagierende Sprachsteuerung. Selbstverständlich lassen sich WLAN-fähige Endgeräte, wie zum Beispiel Laptops, Tablets oder Smartphones, mit dem Internet verbinden. So schön das alles klingt, sollte Porsche mit der nächsten Macan-Generation die Flut an Knöpfen auf der Mittelkonsole deutlich reduzieren.
Porsche Macan Turbo Kofferraum: Für Fahrten in den Urlaub bestens geeignet
Fahrten in den Urlaub stellen für den Porsche Macan Turbo Performance kein Problem dar. Der Kofferraum des Macan Turbo besitzt ein Ladevolumen von 500 Litern. Durch das Umklappen der Rücksitzlehnen lässt sich das Gepäckraumvolumen auf 1.500 Liter steigern. Dabei entsteht eine leicht ansteigende Fläche. Für einen SUV typisch, fällt die Ladekante relativ hoch aus. Positiv: Die Ladestufe nach innen ist niedrig und es gibt unter anderem stabile Verzurrösen aus Metall. Zahlreiche Ablagen im Innenraum runden die Maßnahmen gelungen ab.
Fazit:
Bislang stellte für mich der Porsche Macan GTS den absoluten Favoriten dar. Mit 360 PS ist der Macan GTS (ab 73.400 Euro) zwar etwas schwächer und langsamer als der Macan Turbo (ab 83.753 Euro). Doch der GTS ist in Kurven am agilsten und bietet dort den meisten Fahrspaß, während der Turbo auf Geraden, wie zum Beispiel der Autobahn, seine Stärken ausspielt.
Jetzt haben wir den neuen Porsche Macan Turbo mit Performance-Paket, der so agil ist wie der GTS, aber 91.142,90 Euro kostet. Auf den ersten Blick ein happiger Preis im Vergleich zum Macan Turbo. Allerdings umfasst das Performance-Paket zahlreiche sportliche Extras, die sich Turbo-Fahrer oftmals als Option dazu bestellen.
© Foto: Manuel Hollenbach, Porsche
Ausstattungsbereinigt, ergo der Vergleich der Ausstattungsumfänge des Performance-Paketes bei einer Einzelbestellung, erhält der Käufer eines Porsche Macan Turbo Performance quasi für rund 3.000 Euro die nur diesem Modell vorbehaltenen Leistungssteigerung und die größere Bremsanlage - bei Porsche ein echtes Schnäppchen.
Wer auf den Porsche Macan Turbo als Topmodell steht, sich aber als sportlicher Fahrer ein Plus an Handling auf dem Niveau eines Macan GTS wünscht, für den stellt das Performance-Paket genau die richtige Wahl dar.
Technische Daten Porsche Macan Turbo mit Performance-Paket:
Antriebsart: Allradantrieb
Hubraum V6-Biturbo-Motor: 3.604 cm³
Leistung: 324 kW/440 PS bei 6.000 U/min
Drehmoment: 600 Nm bei 1.500-4.500 U/min
Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK)
Vmax: 272 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,4 Sekunden
Leergewicht: 2.000 Kilogramm
Durchschnittsverbrauch: 9,4-9,7 l/100 km
CO2-Emission: 217-224 g/km
Preis: ab 91.142,90 EUR