Jetzt zieht Porsche alle Register und setzt beim neuen Porsche Panamera 4 E-Hybrid auf die Hybrid-Technologie des Hypercars Porsche 918 Spider. Wer einen Porsche kauft, will schließlich Performance erleben - und das auch bei einem Hybrid-Modell. Damit zeigt Porsche, dass Nachhaltigkeit und ein deutliches Plus an Performance miteinander einhergehen. Wie sportlich die neue, 462 PS starke Hybrid-Limousine tatsächlich ist und was sie sonst noch alles drauf hat, soll der Porsche Panamera 4 E-Hybrid Test offenbaren.
Bei Porsche darf ein Hybrid stylisch und impulsiv auftreten; denn Power besitzt dieser Luxus-Schlitten reichlich. Fünf Meter lang, flach gestreckt und in ein dynamisches Design verpackt, weiß der Porsche Panamera 4 E-Hybrid bereits optisch die Blicke auf sich zu ziehen. Die flache Frontpartie strömt echte Angriffslust aus, während das Heck durch einen sportlich anmutenden Diffusor und die dreidimensionalen LED-Rückleuchten in LED-Technik mit integrierten Vierpunkt-Bremsleuchten und einem schmalen LED-Leuchtenband besticht. Den Schlusspunkt setzen zwei riesige Endrohre, die viele Autofahrer meistens sehen werden.
© Foto: Rossen Gargolov, Porsche
Antrieb: Imposantes Boost-Szenario- und was das bewirkt
Ein kleiner Druck auf das Gaspedal - und der Porsche Panamera 4 E-Hybrid prescht richtig los. Wie beim Porsche 918 Spyder steht die Leistung des Elektromotors sofort zur Verfügung - immerhin 100 kW/136 PS und 400 Nm Drehmoment. Und dann ist da noch die Power des 2,9 Liter großen V6-Biturbo-Triebwerks, das auf 243 kW/330 PS und 450 Nm kommt. Im Zusammenspiel erzeugen die Motoren eine Systemleistung von mächtigen 340 kW/462 PS bei 6.000 U/min und ein Maximaldrehmoment von satten 700 Nm, die von 1.100 bis 4.500 Touren zur Verfügung stehen und ein eindrucksvolles Boost-Szenario aus E-Maschine und Turboladern freisetzen.
Vehement zieht der Porsche Panamera 4 E-Hybrid durch, während der Elektromotor das Turboloch eliminiert. Sogar im oberen Drehzahlbereich weiß dieser Sportwagen mit Durchzug zu glänzen. Das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) schaltet dazu die Gänge schnell und weich. In nur 4,6 Sekunden spurtet der Porsche Panamera 4 E-Hybrid mit der Launch Control von 0 auf 100 km/h und bricht die 200 km/h-Marke bereits nach 16,9 Sekunden. Erst bei einer Höchstgeschwindigkeit von 278 km/h endet der Vortrieb. Zweifellos: Dieser Panamera beherrscht Performance wie kaum ein anderer.
Die Kombi macht’s: Wie dieser Porsche Panamera am effizientesten fährt
Der Porsche Panamera 4 E-Hybrid startet stets rein elektrisch und ist in diesem Modus bis zu 140 km/h schnell. Der elektrische Spurt von 0 auf 100 erfolgt in nur 5,7 Sekunden. Allerdings gehen die leidenschaftlichen Beschleunigungsorgien, sowohl rein elektrisch als auch beim Boosten, zu Lasten der Reichweite. Wer sich zurückhalten kann: Im Idealfall erzielt der Porsche Panamera 4 E-Hybrid eine rein elektrische Reichweite von ca. 50 Kilometern. In der Praxis sind es beim Test eher 25 Kilometer. Allerdings dürften viele Fahrer damit am Tag auskommen und gelangen damit sogar in Innenstadtbereiche die nur Elektroautos vorbehalten sind.
Ist die Batterie mit einem Energiegehalt von 14 kWh leer, lässt sich diese an einem haushaltsüblichen 230-Volt-Anschluss mit 10 Ampere binnen 5,8 Stunden vollständig aufladen. Nutzt der Panamera alternativ zum serienmäßigen 3,6-kW-Ladegerät den optionalen 7,2-kW-Onboard-Lader und einen 230-Volt-Anschluss mit 32 Ampere, ist die Batterie bereits nach 3,6 Stunden voll. Über ein Smartphone oder die Apple Watch lässt sich das Laden via App zeitgesteuert starten.
© Foto: Rossen Gargolov, Porsche
Den effizientesten Betrieb und in meinen Augen den besten Kompromiss aus Effizienz und Performance bietet der Modus „Hybrid Auto“, bei dem der Panamera automatisch zwischen Elektromotor, Benziner wechselt oder beide Antriebsquellen kombiniert. Das bewusste Halten des aktuellen Ladezustands ermöglicht der Modus „E-Hold“, um zum Beispiel am Zielort in einer Umweltzone elektrisch fahren zu können. Im Modus „E-Charge“ lädt der V6-Motor die Batterie und generiert dazu eine höhere Leistung, als zum eigentlichen Fahren benötigt wird. Da wir beim Verbrauch sind: Nach dem neuen europäischen Fahrzyklus für Plug-in-Hybrid-Modelle benötigt die Limousine auf dem Papier nur 2,5 Liter Sprit auf 100 Kilometern, was einem CO2-Ausstoß von 56 g/km entspricht.
Kann es der Hybrid-Porsche im Kurvengeläuf krachen lassen?
Wer sich ein 462 PS starkes Auto kauft, möchte es ab und zu richtig krachen lassen. Und auch diese Disziplin beherrscht der Porsche Panamera 4 E-Hybrid. Das umweltfreundliche Gewissen zurückgestellt, steht in den Modi „Sport“ und „Sport Plus“ die höchste Performance zur Verfügung, bei denen das V6-Biturbo-Triebwerk stets aktiv ist. Plötzlich wird der Sound der Abgasanlage emotional und bedrohlich schön. Dazu kommen ein schärferes Ansprechverhalten des Antriebs und ein direkteres Fahrgefühl - und das verbunden mit viel Speed. Die sonst sehr komfortable Luftfederung sorgt zudem für eine sportliche Härte. Man könnte glatt vergessen, eine Hybrid-Limousine zu fahren.
Sogar Kurven kann der Porsche Panamera 4 E-Hybrid im Test. Der Allradantrieb verteilt die Antriebsmomente variabel zwischen der Vorder- und Hinterachse, um für viel Traktion und einen exzellenten Vortrieb zu sorgen. Drehen beim Beschleunigen die Hinterräder durch, wird mehr Antriebskraft nach vorn umgelenkt. Den Fahrspaß steigert die präzise und direkte Lenkung nochmals.
Porsche legt noch einen drauf: Dank der Hinterachslenkung - adaptiert vom Porsche 918 Spyder und Porsche 911 Turbo - bringen die Macher die Lenkpräzision und das Handling von Sportwagen in die Limousine. Bei niedrigen Geschwindigkeiten lenkt das System die Hinterräder entgegen den eingeschlagenen Vorderrädern. Das führt zu einer virtuellen Radstandsverkürzung. Der Wendekreis wird verkleinert und die Agilität erhöht. Der Panamera zeigt sich tatsächlich als waschechter Porsche, mit dem es der Fahrer sogar im Kurvengeläuf richtig krachen lassen kann.
© Foto: Rossen Gargolov, Porsche
Und dann gibt es noch „Porsche InnoDrive“, dass nicht nur sparen kann. Basierend auf den Navigationsdaten sowie der Radar- und Video-Sensorik werden für die nächsten drei Kilometer die optimalen Beschleunigungs- und Verzögerungswerte sowie Gang- und Segelvorgaben errechnet und aktiviert. Dabei berücksichtigt dieser elektronische Co-Pilot Kurven, Steigungen und zulässige Geschwindigkeiten automatisch. Je nach Fahrmodus wählt das System die optimalen Parameter für Motormanagement, Gangwahl und Verzögerung, ergo wird im „Sport“-Modus auch eine sportliche Gangart unterstützt.
Porsche Panamera Innenraum: Purer Luxus - und dennoch gibt es einen Unterschied
Modern und gleichzeitig einladend präsentiert sich der Innenraum des Porsche Panamera 4 E-Hybrid. Die vielfach elektrisch einstellbaren, beheizbaren und belüfteten Vordersitze besitzen eine Massagefunktion, erweisen sich als komfortabel und bieten viel Halt bei dynamischer Kurvenfahrt. Nicht nur auf den Vordersitzen, auch im Fond können es sich locker zwei Meter große Personen bequem machen. Hinten stehen zwei einzelne Sitze mit viel Bein- und Kopffreiheit und sehr gutem Seitenhalt bei flotter Kurvenfahrt zur Verfügung. Auf Wunsch lässt sich der Beifahrersitz vom Fond aus verstellen, um für noch mehr Beinfreiheit zu sorgen. Alles wirkt edel, hochwertig und präzise verarbeitet. Dieses Interieur bietet für mich eine echte Wohlfühlatmosphäre.
Dazu wirkt das digitalisierte Cockpit sehr aufgeräumt. Statt klassischer Hardkeys gelangen in vielen Bereichen berührungssensitive Flächen zum Einsatz, ergänzt durch drei große, hochauflösende und individuell konfigurierbare Displays. Der Fahrer blickt auf zwei 7 Zoll beziehungsweise 17,8 Zentimeter große Displays hinter dem Lenkrad. Auf den Displays lassen sich je nach Bedarf unterschiedliche Informationen darstellen, wie zum Beispiel die Navigation. Einen Kontrast dazu bildet der nach wie vor analoge Drehzahlmesser in der Mitte, in dem die Macher die digitale Geschwindigkeitsanzeige integrierten.
Der Panamera 4 E-Hybrid differenziert sich über das auf den Hybrid-Betrieb zugeschnittene Power-Meter von den anderen Versionen der Baureihe. Das Power-Meter liefert Informationen zu Fakten wie der aktuell abgerufenen, respektive der via Rekuperation zurückgewonnenen elektrischen Energie.
© Foto: Rossen Gargolov, Porsche
Ein riesiger, 12,3 Zoll beziehungsweise 31,2 Zentimeter großer Touchscreen fungiert derweil als zentrales Bedien- und Anzeigeelement des „Porsche Communication Management“ (PCM), über das sich unter anderem Hybrid-spezifische Informationen abrufen lassen. Der Boost-Assistent zeigt zum Beispiel die zum Boosten verfügbare Energie an. Beim Hybrid-Assistenten dienen währenddessen visuelle Hinweise als Dosierhilfe für die elektrische Antriebsleistung.
In das PCM, das sich so einfach wie Smartphones und Tablets bedienen lässt, integrierte Porsche außerdem Features wie eine Online-Navigation, die Online-Funktionen von „Porsche Connect“ mit Echtzeit-Verkehrsinformationen, „Google Street View“ und "Google Earth“. Dazu kommen die Smartphone-Integration via Apple CarPlay und eine neue, auf natürliche Ansagen reagierende Sprachsteuerung. Selbstverständlich lassen sich WLAN-fähige Endgeräte, wie zum Beispiel Laptops, Tablets oder Smartphones, mit dem Internet verbinden.
Den Fond-Gästen steht in Verbindung mit einer optionalen Vierzonen-Klimaautomatik ein 7 Zoll beziehungsweise 17,8 Zentimeter großes Blackpanel für die Bedienung der Klima- und Infotainment-Funktionen zur Verfügung. Selbstredend, dass sich im großen Ablagefach zwischen den Rücksitzen neben den Becherhaltern noch zwei USB-Anschlüsse befinden.
Kofferraum Porsche Panamera Hybrid: Leicht geschrumpft, aber trotzdem groß
Der Kofferraum des Porsche Panamera 4 E-Hybrid ist durchaus groß, fällt allerdings durch die Hybrid-Technologie etwas kleiner aus als beim herkömmlichen Panamera. Der Hybrid-Panamera besitzt eine Ladevolumen von 405 Litern. Werden die im Verhältnis von 40:20:40 umklappbaren Rücksitzlehnen umgelegt, bietet der Hybrid 1.245 Liter Gepäckraumvolumen. Zum Vergleich: Beim Standard-Panamera sind es 495 Liter beziehungsweise 1.304 Liter. Für zusätzlichen Komfort sorgt bei allen Varianten die serienmäßig elektrisch sich öffnende und schließende Heckklappe.
© Foto: Rossen Gargolov, Porsche
Fazit:
Die Welt ist voller Gegensätze - so auch beim Porsche Panamera 4 E-Hybrid Test. Auf der einen Seite die mächtige Peformance, auf der anderen die pure Effizienz. Doch die wahre Kunst liegt darin, diese Gegensätze zu vereinen. Geschwindigkeitsköpfe bekommen mächtig Spaß. Der Kick von Benzinmotor zusammen mit der E-Maschine ist grandios. Und dann zeigt dieser Panamera seine andere Seite und ist nach Bedarf sehr effizient und sogar rein elektrisch unterwegs. Dazu gibt es jede Menge Luxus und Platz an Bord, um in allen Belangen aufzutrumpfen.
Technische Daten Porsche Panamera 4 E-Hybrid:
Antriebsart: Allradantrieb
Hubraum V6-BiturboBenzinmotor: 2.894 cm³
Leistung Benzinmotor: 243 kW/330 PS bei 5.250-6.500 U/min
Drehmoment Benzinmotor: 450 Nm bei 1.750-5.000 U/min
Leistung Elektromotor: 100 kW/136 PS bei 2.800 U/min
Drehmoment Elektromotor: 400 Nm bei 2.300 U/min
Gesamtsystemleistung: 340 kW/462 PS bei 6.000 U/min
Maximales Systemmoment: 700 Nm bei 1.100-4.500 U/min
Getriebeart: 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK)
Vmax: 278 km/h (rein elektrisch 140 km/h)
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,6 Sekunden
Leergewicht: 2.245 Kilogramm
Energiegehalt Batterie: 14 kWh
Reichweite elektrisch NEFZ: 51 Kilometer
Durchschnittlicher Kraftstoffverbrauch: 2,5 l/100 km
Durchschnittliche CO2-Emission: 56 g/km
Durchschnittlicher Stromverbrauch: 15,9 kWh/100 km
Preis: ab 109.219 EUR