Unter den bisherigen Testfahrern gilt der Elektro-Rolls als „astonishing“
Die Aussichten für den in Zukunft käuflichen Elektro-Rolls stehen gut: Trotz der 640 Kilogramm schweren Akkus unter der Haube ist der 102 EX lediglich 100 Kilogramm schwerer als der aktuelle Serien-Phantom. Und er geht bei den Fahrten als echter Rolls Royce durch: „Astonishing“ (erstaunlich) lautet unter den bisher 230 Testern aus aller Welt am Ende das typische Urteil, so Werner Zagler und Stephan Schmidt, beide Eleltronik-Entwickler Elektronik bei Rolls Royce und für den 102 EX mit verantwortlich.
Zagler ist froh über die bisherigen Erkenntnisse, denn: „Wir müssen herausfinden: Was kommt in Zukunft? Ist ein Phantom mit Elektro-Antrieb für die Kunden noch ein Rolls Royce? Die Akzeptanz zum Beispiel von Elektroantrieb auszuloten, bestimmt unsere Strategie für die Zukunft.“
Unsere nahezu lautlose Testfahrt rund um den Münchner Flughafen bestätigt die bisherige Euphorie der unterschiedlichen Testpersonen absolut. Ganz egal, ob vorn am Steuer, vorn oder hinten auf der chestnut-braunen Sitzgarnitur aus Corinova-Leder: Mit dem 102 EX erregt man nicht nur optisch Aufsehen, sondern hinterlässt einen bleibenden akustischen Eindruck.
Davon zeugen jedenfalls die erstaunten bis ungläubigen Blicke der Passanten, an denen man gespenstisch leise vorbeischwebt - bis etwa 60 km/h ist dies mit dem Elektro-Antrieb noch deutlicher als mit dem relativ leisen V12-Verbrennungsmotor der Fall. Erst danach treten beim 102 EX wie beim V12-Phantom Abroll- und Windgeräusche in den Vordergrund.
Das enorme Drehmoment der beiden Elektromotoren bringt beachtliche Fahrwerte: Von 0 auf Tempo 100 vergehen nur knapp acht Sekunden und 160 km/h Spitze (abgeregelt, um die Akkus nicht zu schnell leerzusaugen). Der lautlose Spuk in Form der Reichweite dauert bis zu 200 Kilometer. Sind die Akkus leer, nimmt die Wiederaufladung an einer normalen Haushaltssteckdose 24 Stunden in Anspruch, mit Starkstrom ist der 102 EX in 8 Stunden wieder voll aufgeladen.
Viele Rolls-Fahrer sind an der leuchtend blauen „Emily“ interessiert
So, wie sich das derzeit weltweite Einzelstück bewegen lässt, wird das Experimentalfahrzeug von Rolls-Royce nie zu kaufen sein. Erkennungsmerkmale des Elektro-Phantoms: Ein Spezial-Instrument links vom Tachometer zeigt dem Fahrer an, wenn dank Pedal-Lupfen Bewegungsenergie in Strom verwandelt wird und die Akkus auflädt. „Rekuperieren“ heißt die Neuheit im Wortschatz eines Rolls-Fahrers.