Seat Mii Test: Der Preisbrecher unter den Kleinen

, 29.10.2012


Die kleinen City-Flitzer erobern die Städte - klein, knuffig und ambitioniert ziehen sie agil durch den Großstadtdschungel, während enge Parklücken riesig erscheinen. Einen der emotionalsten Charaktere verkörpert der Seat Mii. Bei Preisen ab 8.890 Euro spricht der spanische Ableger des VW up! zu günstigeren Preisen insbesondere jüngere Zielgruppen an. Doch wie schlägt sich der Mii in der Stadt tatsächlich und was bietet der heiße Spanier für seine attraktiven Verkaufspreise? Wir testeten den Seat Mii 1.0 Style als Dreitürer in der stärkeren 75-PS-Variante.

Im Vergleich zu seinen baugleichen Brüdern VW up! und Skoda Citigo zeigt der Seat Mii am stärksten den sportlichen Chic für junge Fahrer. Der Mii wirkt geradezu nüchtern. Und gerade das macht den Spanier ansehnlich - ohne das „Happy Face“ des VW up! erscheint der Mii nicht so verspielt.

Mit einer Länge von 3,557 Metern ist der Mii wie gemacht für den urbanen Lebensraum unserer Tage. Entscheidend sind die Proportionen, die sich aus der Breite von 1,641 Metern, dem langen Radstand von 2,420 Metern und den auffallend kurzen Überhängen vorne und hinten ergeben - ein Karosserielayout, das den umbauten Raum voll nutzt und auf minimaler Fläche maximalen Raum bietet. In der Höhe misst der Kleine 1,487 Meter.

Dank der besonders kurzen Abmessungen weiß sich der Seat Mii flink im dichten Stadtverkehr zu behaupten. Auch optisch setzt sich der Spanier flott in Szene: Die Front des Mii ist vom Motiv des Pfeils geprägt und zeigt das für Seat typische „Arrow Design“. Sportliche Akzente setzen der Kühlergrill und der untere Lufteinlass mit einem schwarzen Wabenmuster sowie die V-förmig konturierte Motorhaube. Scharfe Kanten prägen das Design ebenso wie die großen, markanten Scheinwerfer.

Den selbstbewussten Look unterstreichen in der Seitenansicht große Fensterflächen und kraftvoll ausgeformte Radhäuser, deren Seitenflächen - die sogenannten Radspiegel - groß dimensioniert sind und so den Durchmesser der durchgestylten 14-Zoll-Felgen unseres Testwagens optisch präsenter erscheinen lassen.

Die Türen unserer dreitürigen Version öffnen sich ca. 130 Zentimeter weit und ermöglichen in den meisten Situationen einen komfortablen Ein- und Ausstieg, in engen Parklücken wird es allerdings aufgrund der konstruktionsbedingten Türengröße leider etwas eng - beim Fünftürer erweisen sich die kleineren und damit bei knappen Parkverhältnissen weiter öffnenden Türen als vorteilhafter. Weiterer Pluspunkt: Der Fünftürer besitzt hinten immerhin Ausstellfenster, beim Dreitürer lassen sich die Fenster im Fond nicht öffnen.

Der Stoßfänger unterstützt durch seine horizontale Linienführung die optische Breite des Hecks, das durch die große, vertikal ausgeführte Heckklappe besticht. Schlank und vertikal geformt schaffen die Heckleuchten mit prägnanten dreieckigen Lichtkammern Platz für die breite Heckklappe, die weit nach unten reicht und auf diese Weise ein einfaches Beladen des Kofferraumes ermöglicht. Trotz der kleinen Außenmaße fasst der Kofferraum 251 Liter, mit umgeklappten Rücksitzen sogar 951 Liter. Durch das steile Heck lässt sich der City-Floh großzügig bis zum Dach beladen. Befestigungsösen am Kofferraumboden und kleine Fächer würden den Laderaum noch zusätzlich aufwerten.

Wer sich das Plus an Sportlichkeit wünscht: Die Style-Version lässt sich - wie bei unserem Testwagen geschehen - auf Wunsch für 800 Euro mit einem Sport-Paket aufrüsten. Die 15 Zoll großen Leichtmetallfelgen im Design „Ania“ (standardmäßig besitzt der Mii nur 14-Zoll-Räder), Nebelscheinwerfer, getönte Scheiben (Heckscheibe und hintere Seitenscheiben) sowie ein Sportfahrwerk, das den Mii um 15 Millimeter tieferlegt, sorgen für einen noch dynamischeren Eindruck. Ebenso im Sport-Paket enthalten sind elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel als auch ein Leder-Lenkrad.

Antrieb: Die Qual der Wahl mit 75 PS oder 60 PS

Unser Testwagen ist mit der stärkeren der zwei aktuell erhältlichen Motorisierungen ausgestattet. Für den Vortrieb sorgt unter der kurzen Haube ein Dreizylinder-Motor, der aus 1,0 Litern Hubraum 75 PS generiert. Das maximale Drehmoment von 95 Nm liegt derweil zwischen 3.000 und 4.300 U/min an. So ausgerüstet, beschleunigt der kleine Spanier in 13,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und weiter bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 171 km/h.

Mit 75 PS bewegt sich der Seat Mii flink durch die Großstadt, bestehend aus turbulenten Verkehr im Zentrum mit Ampelphasen und Stop & Go-Verkehr. Frech und zügig lassen sich kleine Schlupflöcher im engen Verkehr nutzen, bei denen eine große Limousine einfach aufgeben muss.

In Kombination mit dem präzise bedienbaren Fünfgang-Handschaltgetriebe verbraucht der Mii - gemäß Angaben von Seat - im Durchschnitt 4,7 Liter pro 100 Kilometer, was einem CO2-Ausstoß von nur 108 g/km entspricht. Ein durchaus ehrlicher Wert: Wir liegen mit durchschnittlich 5,5 Litern pro 100 Kilometer bei einem verstärkten Einsatz in der Stadt nur geringfügig darüber. Unterstützung erhält der Fahrer durch die serienmäßige Schaltempfehlung im Kombiinstrument für eine möglichst verbrauchsoptimale Fahrweise.

Der Seat Mii steht allerdings ebenso mit 60 PS zur Verfügung. Doch welche Motorisierung soll es sein? 60 PS oder 75 PS? Das sind auf den ersten Blick nur 15 PS Differenz. Wir fuhren bereits beide Derivate: Das Drehmoment ist exakt gleich. Der feine Unterschied liegt woanders: Während bei der 60-PS-Version die maximale Leistung bereits bei 5.500 Touren anliegt, ist dies bei der 75-PS-Variante erst bei 6.200 U/min der Fall.

Weist die 60-PS-Motorisierung eine kleine Anfahrschwäche auf, ziehen die 75 PS durch. Außerhalb der Stadt zeigt sich der kleine, auf Effizienz ausgerichtete Motor mit 60 PS etwas schwächelnd. Ab etwa 5.000 Touren, wobei das Aggregat seine maximale Leistung erreicht, lässt die Performance spürbar nach und es fehlt an Durchzug. Hier punktet der Mii mit 75 PS, der sich bereits ab etwa 4.500 U/min von der 60-PS-Variante abzusetzen vermag und auch außerhalb der Stadt im Verkehr locker mitfährt.

Im reinen Stadtverkehr, der primären Heimat des Miis, macht sich bei der 60-PS-Variante der ab rund 5.000 Touren entstehende Leistungsabfall in der Regel nicht bemerkbar, weil in der City ein derartiges Hochdrehen des Motors normalerweise nicht anfällt. Kommt der Seat Mii hauptsächlich in der Innenstadt zum Einsatz, reichen 60 PS vollkommen aus.

Im direkten Vergleich benötigt die 60-PS-Version 0,2 Liter pro 100 Kilometer weniger (Werksangabe). Der Mii mit 75 PS erzielt eine Höchstgeschwindigkeit von 171 km/h, mit 60 PS sind es 160 km/h. Darüber hinaus besitzt der Dreizylinder in beiden Versionen beim Einsatz in der Stadt ein angenehm niedriges Geräuschniveau.

Das Fahrverhalten des Seat Mii erweist sich als souverän, während die direkt ausgelegte Lenkung eine gute Rückmeldung zur Straße bietet. Die aktive Rückstellung der bei der Ausstattungslinie „Style“ serienmäßig elektromechanischen Servolenkung in die Mittellage verbessert den Lenkkomfort, da weniger Lenkkorrekturen erforderlich sind. Insgesamt verhält sich der Seat Mii spurtreu und richtungsstabil. Auch die Bremsen lassen sich gut dosieren.

Notbremsfunktion: Der Mii blickt voraus und bremst von selbst

Für jeden Seat Mii, unabhängig von der Ausstattungslinie, ist gegen einen Aufpreis von nur 225 Euro die aktive, lasergestützte Notbremsfunktion „City Safety Assist“ erhältlich, die sich automatisch bei Geschwindigkeiten von 5 km/h bis 30 km/h aktiviert. Das System scannt per Lasersensor einen Raum von 10 Metern vor dem Mii und erfasst so die Gefahr einer drohenden Kollision. Je nach Tempo und Situation kann die Notbremsfunktion via automatischem Bremseinsatz die Unfallschwere reduzieren und mitunter sogar den Aufprall vermeiden.

Serienmäßig besitzt der Seat Mii darüber hinaus ein Antiblockiersystem (ABS) und ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) samt Antiblockiersystem mit elektronischer Bremskraftverteilung, Antischlupfregelung und Bremsassistenten. Ebenfalls ohne Aufpreis stattet Seat den kleinen Mii mit einem Fahrer- und Beifahrer-Airbag sowie Kopf-Thorax-Airbags aus. Sollte ein Passagier im Fond einmal nicht angegurtet sein, wird der Fahrer über eine Anzeige gewarnt.

Mit der Höchstnote von fünf Sternen im renommierten Euro-NCAP-Crashtest würdigten die Prüfer das Gesamtpaket aus Insassenschutz, Kindersicherheit, Fußgängerschutz und Sicherheitsausstattung. Damit beweist der Mii, dass sogar ein Kleinstwagen in puncto Sicherheit groß auftrumpfen kann.

Interieur: Kompromisslos gute Raumausnutzung

Von außen ultrakompakt, bietet der Seat Mii dank seiner optimalen Raumausnutzung dennoch ausreichend Platz für vier Personen. Fahrer, Beifahrer und die Passagiere im Fond fahren damit in einem kompakten, aber keineswegs beengten Fahrzeug, das sogar im Fond für Erwachsene bei Fahrten im urbanen Umfeld ausreichend Platz bietet. Familien mit kleinen Kindern werden sich freuen, dass der Mii sogar eine Isofix-Vorbereitung mit Top-Tether-Befestigungen auf den äußeren Rücksitzen besitzt.

Insgesamt vermittelt das Interieur eine großzügige Atmosphäre mit einer imposanten Innenraumbreite. Derweil bieten die recht komfortablen Sitze mit integrierten Kopfstützen einen guten Seitenhalt. Der Fahrersitz lässt sich ebenso in der Höhe verstellen wie das Lenkrad, um eine gute Sitzposition zu erzielen.

Etliche Ablagen in der Mittelkonsole, im Handschuhfach und den Türen bieten viel Stauraum und unterstützen den funktionellen Anspruch des Seat Mii in der Stadt. In den Türverkleidungen integrierte Seat Ablagen für 1-Liter-Flaschen, während sich in der Mittelkonsole, am Ende des Mitteltunnels und zu beiden Seiten der hinteren Sitzbank insgesamt vier Cupholder befinden. Zudem sitzt eine 12-Volt-Steckdose in der Mittelkonsole. Darüber hinaus verfügt der Mii Style über ein geschlossenes Handschuhfach samt praktischem Halter für Stifte und Brille. Zusätzliche Ablagemöglichkeiten im Fond würden die Funktionalität weiter aufwerten.

Schwitzen oder Frieren braucht niemand im Mii: Gegen einen Aufpreis von 540 Euro steht eine Klimaanlage zur Verfügung. Selbst auf beheizbare Vordersitze braucht der Kunde gegen einen kleinen Aufpreis von 200 Euro nicht zu verzichten.

Gut verarbeitetes und sauber gefertigtes Plastik bestimmt den Innenraum, während die Türen und der Kofferraum keine komplette Verkleidung erhielten. Optisch stört das nicht wirklich und es ist zu bedenken, dass der Seat Mii für unter 9.000 Euro zu erwerben ist. Andererseits kann die Lackschicht dort schnell Schaden nehmen. Als angenehm erweist sich, dass das aufgeräumte und selbsterklärende Cockpit nur mit dem Nötigsten ausgestattet und auf den Einsatz in der Stadt vollkommen passend zugeschnitten ist. Ebenso wohltuend: kein Rappeln und Klappern im Innenraum.

Zu verbessern wäre allerdings auf der Fahrerseite ein Schalter für das elektrische Fenster des Beifahrers zusammen mit einer Ab-/Aufautomatik. Aktuell muss sich der Fahrer dazu umständlich auf die andere Seite beugen, um dort den Schalter zu betätigen. Keine unwichtige Funktion: Wer war nicht bereits alleine unterwegs und hat in einer Stadt angehalten, um einen Passanten auf dem Gehweg nach dem Weg zu fragen?

Die Rundumsicht ist gut. Beim Blick nach hinten lässt sich das Fahrzeugende während des Einparkens bestens erkennen. Da die Motorhaube steil abfällt, erweist sich das an der Front etwas schwieriger. Optional erhältlich ist allerdings im Rahmen eines „Comfort“-Paketes für den Seat Mii Style ab 350 Euro hinten eine Einparkhilfe; ebenso enthalten sind ein Tempomat und eine Multifunktionsanzeige.

Infotainment: Beste Eigenschaften an Bord

Für einen Aufpreis von lediglich 350 Euro ist das „Seat Portable System“ erhältlich, ein portables Infotainment-System mit Navigation, Media-Player, Bordcomputer und eine Bluetooth-Telefonfreisprecheinrichtung. Das zusammen mit dem deutschen Navigationssystemhersteller Navigon entwickelte System weist nicht nur im Auto zuverlässig den Weg, sondern auch mobil außerhalb des Fahrzeuges. Dazu lässt sich das Gerät mit nur einem Handgriff herausnehmen.

Die Steuerung des Infotainment-Systems erfolgt bequem und einfach über einen 5 Zoll großen, gestochen scharfen Farb-Touchscreen, der durch das Einklicken in eine stabile Halterung auf der Mittelkonsole befestigt und dabei mit der Elektronik des Fahrzeugs vernetzt wird. Die Position lässt sich vom Fahrer bestens einsehen und bedienen.

Im Menübereich „Navigation“ befindet sich das Navigationssystem, das Kartenmaterial für insgesamt 37 Länder beinhaltet. Der Menübereich „Fahrzeug“ bietet alle relevanten Informationen des Bordcomputers wie Reichweite, Verbrauchsdaten, Fahrzeit und Geschwindigkeit. Eine digital erzeugte, aber analog erscheinende Instrumententafel zeigt Drehzahlmesser, Öl- und Kühlmitteltemperatur an. Sogar Daten wie den Füllstand des Wischwassers hält das System bereit.

Bei einer Kombination mit dem Sound-Paket, das für den Mii Style 400 Euro kostet, erfolgt im Menübereich „Media“ die Steuerung von Radio und CD bzw. MP3-Player ebenfalls über das „Seat Portable System“. Musik lässt sich dann per Radio, Micro-SD-Kartenleser (für Karten bis 32 Gigabyte) oder den CD/MP3-Player des Musik-Systems hören und steuern. Via Bluetooth ist sogar das Abspielen von mobilen Musikträgern möglich.

Als Herzstück des Menübereiches „Telefon“ erweist sich die Freisprechanlage, die in Verbindung mit einem Bluetooth-fähigen Telefon das freie Sprechen ermöglicht. Der Touchscreen bietet neben einer Tastatur das komplette Telefonbuch des angeschlossenen Telefons und die zuletzt angerufenen Telefonnummern. Auch eine Sprachsteuerung und das Vorlesen von SMS während der Fahrt wird ermöglicht.

Per Online-Download lässt sich das „Seat Portable System“ auf aktuellem Stand halten. Über maßgeschneiderte Apps möchte Seat in Zukunft zusätzliche Funktionen anbieten.

Fazit:

Der Mii hat das Zeug dazu, die City aufzumischen. Er ist klein, besitzt aber dennoch große Qualitäten und ist ebenso geräumig wie praktisch. Zu Einstiegspreisen ab nur 8.890 Euro bietet der markante Spanier einen besonders attraktiven Preis für junge Kunden. Das geht nicht zu Lasten der Wertigkeit: Der Seat Mii weiß mit einer guten Verarbeitung, einem überzeugenden Fahrwerk und einer hohen Sicherheit bereits in der Basis zu überzeugen.

Der Seat Mii mag in der Einstiegsvariante in puncto Komfort-Features etwas karg ausgestattet sein. Wer auf das Geld schaut, wird allerdings beim Seat Mii landen und ein überzeugendes wie auch spritsparsames Fahrzeug mit hochwertiger Technik aus dem Volkswagen-Konzern erhalten.

Um sich das Leben zu erleichten, lässt sich der Seat Mii auch mit gehobenen Ausstattungslinien und Zusatzpaketen ausstatten, die das Plus an Komfort bieten. Der Seat Mii ist in der Top-Ausstattung „Style“ bereits ab 9.975 Euro (60 PS) erhältlich bzw. mit 75 PS ab 10.575 Euro.


Technische Daten Seat Mii 1.0 Style:

Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 999 cm³ | Leistung: 55 kW/75 PS | Drehmoment: 95 Nm bei 3.000-4.300 U/min | Vmax: 171 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 13,2 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 4,7 l/100 km | CO2-Emission: 108 g/km | Preis: ab 10.575 EUR

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