Skoda Fabia: Fade oder Fabelhaft?

, 28.08.2007


Mit einem schickeren Outfit soll der neue Skoda Fabia nicht nur praktisch sein, sondern auch Emotionen wecken. Motorvision klärt auf, ob dem gar nicht mehr so kleinen Tschechen dieser Kompromiss gelingt.

Skoda - das heißt Vernunft, Solidität und Sparsamkeit. Für Emotionalität war in der Modellpalette bisher wenig Platz. Musste es auch nicht, denn als günstigster Vertreter der VW-Markengruppe haben sich die Tschechen inzwischen zum erfolgreichsten Importeur des deutschen Marktes aufgeschwungen. Ein Löwenanteil dieser positiven Entwicklung geht auf das Konto des Fabia, von dem Skoda rund 1,6 Millionen Exemplare verkaufen konnte. Und da Erfolg bekanntlich Auftrieb gibt, wollen die Mannen aus Böhmen jetzt am Biedermann-Image feilen. Nach dem pfiffigen Roomster soll der neue Fabia frische Akzente in der längst nicht mehr so kleinen Kleinwagenklasse setzen. Doch wie stehen die Chancen für dieses Vorhaben? Der Motorvision-Testbericht des Top-Benziners 1.6 16V gibt die Antwort.

[strong]Design[/strong]

Emotionen werden besonders über das Design geweckt. Deshalb hat Skoda seinem Kleinsten ein wesentlich sympathischeres Blechkleid verpasst. Vor allem beim Blick in die treuherzigen Augen und auf den freundlich nach oben gezogenen Mundwinkel (gemeint ist natürlich der Kühlergrill) wird dem Betrachter warm ums Herz. Wenn Skoda da mal nicht vor allem die weibliche Kundschaft im Visier hat... Die Seitenansicht vermittelt mit ihrer klaren Linienführung und der hohen Gürtellinie Solidität. Das Heck dagegen langweilt etwas, mehr gestalterischer Mut hätte hier nicht geschadet. Auf das weiß lackierte Dach (500 Euro Aufpreis) kann man übrigens getrost verzichten, wenn man nicht ständig Sätze wie ,,das haben die doch vom Mini geklaut" hören möchte.

[strong]Karosserie/Innenraum[/strong]

Mit Kleinwagen im ursprünglichen Sinne haben die modernen Vertreter dieser Gattung schon längst nichts mehr zu tun. Auch der Skoda Fabia ist inzwischen fast vier Meter lang. Entsprechend erwachsen präsentiert sich der Tscheche im Innenraum. Man sitzt vergleichsweise hoch (in der Ausstattungslinie ,,Sport" vorne auf exzellenten Sportsitzen), die steil stehende Frontscheibe schafft ein üppiges Raumgefühl. Ein weiterer Vorteil: Dank der fünf serienmäßigen Türen sind Verrenkungen beim Einstieg in den Fond kein Thema, und auch die Übersichtlichkeit stimmt. Nix zu meckern auch in punkto Verarbeitung, Materialauswahl und Bedienungssicherheit: Hier erreicht der Fabia Spitzenpositionen in seiner Klasse, ebenso beim Kofferraumvolumen (300 bis 1.163 Liter). Nur ein wenig mehr Liebe fürs Detail würden wir uns wünschen: Im Vergleich zu einigen peppiger gestylten Konkurrenten wirkt das Cockpit nach wie vor trist. Und dass bei umgeklappter Rücksitzbank der blanke Polsterschaum zum Vorschein kommt, ist kein wirkliches Manko, aber eben auch nicht gerade ein Augenschmaus.

[strong]Antrieb und Fahrwerk[/strong]

Zum Motorvision-Test ist der 1,6-Liter-Top-Benziner angetreten. Die Eckdaten: 105 PS und ein maximales Drehmoment von 153 Newtonmetern, das beides bei 3.800 Touren anliegt. Damit ist man jederzeit souverän unterwegs, aber ein ausgeprägtes Maß an Sportlichkeit darf man nicht erwarten. Gaspedal- Befehle setzt der Vierzylinder unspektakulär um, wobei er sich gerne in Drehzahlbereichen rund um die 4.000er Marke aufhält, um spontan für Vortrieb zu sorgen. Für den Zwischenspurt sollte man im knackig und exakt zu schaltenden Fünfgang-Getriebe also den niedrigeren Gang einlegen. Günstige Verbrauchswerte sind dann aber passé: Mit 7,5 Litern Durchschnittsverbrauch gehört der Fabia so schon nicht zu den Spritknauserern, im ,,Drehorgel-Betrieb" können es auch gerne neun Liter sein. Sein recht lauter Umgangston könnte empfindsame Zeitgenossen auf Dauer nerven.

Zum unaufgeregten Wesen des Motors passt das ausgewogene Fahrwerk, das den Tschechen komfortabel federn und abrollen lässt. Um Kurven sportlich zu durcheilen, ist es aber zu weich abgestimmt. Der Fabia steuert dann mit ausgeprägter Seitenneigung fröhlich mit dem Vorderwagen Richtung Kurvenaußenrand, bleibt dabei aber stets berechen- und gut beherrschbar, was auch an der gut abgestimmten Lenkung liegt. Die Bremse präsentiert sich kräftig und standfest, das Pedalgefühl ist aber ein wenig teigig.

[strong]Kosten[/strong]

Mit dem 1,6-Liter-Benziner kostet der neue Skoda Fabia mindestens 15.290 Euro. Damit erreicht er fast das Niveau des gleich motorisierten, fünftürigen Wolfsburger Bruders VW Polo - auch ein Beleg des neuen Skoda-Selbstbewusstseins. Allerdings ist der Tscheche schon in der Ambiente-Basisvariante besser ausgestattet. Alle in der Kleinwagenklasse obligatorischen Sicherheitsfeatures sind serienmäßig an Bord. In Verbindung mit Motorvarianten über 80 PS gilt das auch für ESP, das sonst 300 Euro Aufpreis kostet. Auf Wunsch gibt es zudem dynamisches Kurven- und Abbiegelicht sowie eine Reifendruckkontrolle. Auch der Komfort stimmt, denn Zentralverriegelung samt Fernbedienung, Klimaanlage, elektrische Fensterheber und Außenspiegel sowie ein CD-Radio mit MP3-Funktion spendiert Skoda ohne Aufpreis.

Wer jeweils 1.200 Euro drauflegt, kann seinen Fabia je nach Geschmack auf sportlich oder luxuriös trimmen. Dann erarbeitet er sich gegenüber dem Wolfsburger Pendant einen erheblichen Preisvorteil, da VW jedes Ausstattungsdetail extra berechnet. Auch in der Versicherung kommt der Tscheche (KH/VK/TK: 14/15/15) günstiger. Da der Fabia dank seines genügsamen und zuverlässigen Charakters inzwischen zu den gefragten Gebrauchten gehört, dürfte sich auch beim Wiederverkauf ein guter Preis erzielen lassen.

[strong]Fazit[/strong]

Die eingangs erwähnten, typischen Skoda-Werte vermag der neue Fabia nicht in ihren Grundfesten zu erschüttern - und das ist auch gut so! Klar, schöner ist er geworden, aber ganz so schick wie so mancher Konkurrent aus Asien, Frankreich oder Rüsselsheim ist er dann auch nicht. Trotzdem wird auch die zweite Fabia-Generation wieder viele Freunde finden, denn der tschechische Polo-Ableger leistet sich einfach keine gravierenden Schwächen. Die einzigen kleinen Kritikpunkte erntet der Motor: Er könnte etwas spritziger, sparsamer und leiser sein. Das war´s dann aber schon. Wir wären nicht verwundert, wenn sich in Zukunft noch mehr ehemalige VW-Fahrer als bisher für den tschechischen Polo entscheiden würden.

[strong]Technische Daten (Werksangaben):[/strong]

Leistung: 77 kW (105 PS) / 3.800/min
Max. Drehmoment: 153 Nm / 3.800/min
Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 10,1 s
Durchschnittsverbrauch: 6,9 l / 100 km
CO2-Emission: 165 g/km
Grundpreis ,,Ambiente": 15.290 Euro

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