Suzuki SX4: Der japanische Zwilling

, 27.08.2007


Der Suzuki SX4 und das italienische Pendant Fiat Sedici gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Der Motorvision-Testbericht zeigt, ob der Japaner trotzdem eigene Akzente setzen kann.

In der nächsten Saison will Suzuki mit dem SX4 in die Rallye-Weltmeisterschaft einsteigen. Das mutet auf den ersten Blick seltsam an: Ein kleines SUV als Basis für ein Rallyeauto, das die reinrassigen Boliden von Citroen, Ford und Subaru schlagen soll? Doch unsere Ausfahrt mit dem Crossover-Bonsai beweist: Der fernöstliche Teil der japanisch-italienischen ,,Urban Cross Car"-Zwillinge Suzuki SX4 und Fiat Sedici verfügt in der allradgetriebenen Dieselversion durchaus über ein ausgeprägtes Sportlerherz.

[strong]Design[/strong]

In Sachen Design profitiert Suzuki vom italienischen Chic, den Fiat und Designer Giugiaro dem Blechkleid mit auf den Weg gegeben haben. Durch seine gedrungene Statur, die ausgestellten Kotflügel und die 16-Zöller mit 205er Bereifung wirkt der SX4 auch im Stand kraftvoll. Mit den großen geschwungenen Scheinwerferaugen und den nach oben gezogenen Mundwinkeln hat der Japaner stets ein Lächeln auf den Lippen. Details wie die ausgeprägte Charakterlinie unter der ansteigenden Fensterkante oder das konträr verlaufende vordere Dreiecksfenster verleihen dem Blechkleid Eigenständigkeit. Die massiven, unlackierten Stoßfänger mit eingearbeitetem Unterfahrschutz sorgen für einen Hauch Offroad-Optik. Nur dem gefällig, aber unspektakulär gezeichneten Heck fehlt der letzte Pfiff.

[strong]Karosserie und Innenraum[/strong]

Ähnliches trifft auch auf das Innenraum-Design zu. Die mehrheitlich graue Plastiklandschaft versprüht wenig Charme, erfreut aber mit einer geschmackvollen Materialauswahl. Auch die Bedienung überzeugt: Knöpfchen, Schalter und Hebel sind logisch angeordnet, die Instrumente sind klar gegliedert und jederzeit gut ablesbar. Auf die Anzeigen in der Mittelkonsole (Bordcomputer und Radio/Navi-Einheit) trifft das so nicht zu: Bei starker Sonneneinstrahlung lassen sich diese schlecht bis gar nicht ablesen. Die Verarbeitungsqualität hinterlässt einen mäßigen Eindruck: Bei unserem Testwagen hat es doch vernehmlich aus dem Bereich des Armaturenträgers geknirscht und geknarzt. Und so manches Spaltmaß des im ungarischen Esztergom gebauten Samurai erinnert an die dunklen Zeiten des japanischen und italienischen Automobilbaus. Suzuki, bitte nachbessern!

Davon abgesehen, fühlt man sich im SX4-Innenraum ordentlich aufgehoben. Die hohe Sitzposition ermöglicht eine gute Übersicht über das Verkehrsgeschehen, die bequemen Sitze bieten guten Seitenhalt und laden auf längere Touren ein. Kleine Abstriche muss man beim Platzangebot machen: Zwar sind Kopf- und Schulterfreiheit üppig, aber die Knie der Hinterbänkler würden sich luftigere Platzverhältnisse wünschen. Recht beengt geht es auch im Kofferraum zu: Mit 270 bis 1.045 Liter (bei umgeklappter Sitzfläche und -lehne) bietet der Japaner in dieser Disziplin gerade einmal Polo-Niveau.

[strong]Antrieb und Fahrwerk[/strong]

Ist man im Suzuki SX4 mit 120 PS starken 1,9-Liter-Commonrail-Diesel unterwegs, kommt durchaus Sportsgeist auf. Das von Fiat entliehene Selbstzünder-Triebwerk gibt sich dank 280 Newtonmetern bei bereits 2.000 Touren erstaunlich antrittsstark und zieht über das gesamte Drehzahlband gut durch. Dabei kommt der altmodisch als Zweiventiler konstruierte Vierzylinder ohne ein besonders ausgeprägtes Turboloch aus. Dafür gibt er sich trinkfest: Mit durchschnittlich 7,8 Litern Diesel genehmigt sich der SX4 1.9 DDiS gut einen Liter mehr als vom Werk versprochen. Dank des serienmäßigen Dieselpartikelfilters bleibt das Umweltgewissen trotzdem rein. Das Sechsgang-Getriebe weiß mit einer exakten Schalthebelführung zu überzeugen, könnte aber kürzere Wege vertragen. Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt auch die Bremse: Sie packt zwar gut zu, bietet aber nur einen schwammigen Druckpunkt und lässt sich deshalb schlecht dosieren.

Wir haben uns für den Test die Allradvariante ausgesucht (Suzuki bietet den SX4 auch als reinen Fronttriebler an). Keine schlechte Wahl, denn in Verbindung mit dem straff abgestimmten Fahrwerk und der zielgenauen Lenkung legt der Japaner ein narrensicheres Fahrverhalten an den Tag. Das ,,Intelligent-All Wheel Drive" genannte System arbeitet mit einer elektromagnetischen Lamellenkupplung, die bei einem durchdrehenden Rad automatisch die Hinterräder zuschaltet. Dadurch ist das serienmäßige ESP praktisch arbeitslos, in brenzligen Situationen aber trotzdem immer auf Zack. Wird es allzu schlüpfrig, beispielsweise in Schlamm oder Schnee, kann der Fahrer den ,,4WD-Lock-Modus" aktivieren, der die Antriebskraft im festen 50:50-Verhältnis zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt. Ein ernstzunehmender Offroader wird der SX4 aufgrund seiner zu geringen Bodenfreiheit und fehlender Getriebeuntersetzung deshalb aber noch nicht.

[strong]Kosten[/strong]

Der Suzuki SX4 mit 1,9-Liter-Dieselmotor und Allradantrieb kostet mindestens 20.300 Euro, in der besser ausgestatteten ,,Comfort"-Ausstattung 21.800 Euro. Überraschend ist er damit nur unwesentlich billiger als der italienische Zwilling Fiat Sedici. Auch bei den Versicherungs-Einstufungen herrscht Gleichstand (KH/VK/TK: 19/20/20), und die Ausstattungen unterscheiden sich nur in Details voneinander. So bleibt es also dem persönlichen Geschmack und der Zu- oder Abneigung zur jeweiligen Marke überlassen, welchen der Zwillinge man letztlich wählt.

[strong]Fazit[/strong]

Im Test hat sich der Suzuki SX4 als schicker Kompakter mit vielen unterschiedlichen Qualitäten bewährt. Er überzeugt als fahrsicherer und agiler Kurvenräuber, der auch auf schlüpfrigem Terrain seinen Mann steht, ist gut ausgestattet und bietet einen kräftigen Motor. Dem stehen einige kleinere Schwächen wie der etwas zu hohe Verbrauch, die teilweise eingeschränkten Platzverhältnisse und der recht hohe Einstiegspreis gegenüber - alles Mankos, die wir dem sympathischen Japaner verzeihen können. Bei der schlechten Verarbeitung wollen wir aber kein Auge zudrücken - die muss besser werden. Auch wenn das einer erfolgreichen Karriere als Rallyeauto sicher nicht im Wege stehen würde.

[strong]Technische Daten (Werksangaben)[/strong]

Leistung: 88 kW (120 PS) / 3.500 U/min
Max. Drehmoment: 280 Nm / 2.000 U/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 11,2 s
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Durchschnittsverbrauch: 6,6 l / 100 km
Grundpreis 1.9 DDiS i-AWD: 20.300 Euro

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