So tief und so aggressiv steht kein Porsche Cayman S in der Serie auf dem Asphalt. Der Kenner sieht sofort: Wir dürfen den TechArt Porsche Cayman S (981) unter die Fittiche nehmen und bei intensivster Fahrt erleben. Es kommt zum großen Kreischen, einem starken Grinsen und eine Jagd auf Kurven. Es geht richtig bissig zu. Doch wie stark dieses Reptil wirklich zupacken und was es besser als der Serien-Bruder kann, soll dieser Test zeigen.
Dem Exterieur-Design des Porsche Cayman S verlieh TechArt mit einem ausgefeilten Aerodynamik-Kit noch mehr Angriffslust. Das Resultat: nicht nur ein optisch kraftvollerer Auftritt, sondern insbesondere noch mehr Anpressdruck, um den Fahrspaß im Grenzbereich weiter zu schärfen. An der aggressiver wirkenden Front gelangt ein neuer, zweigeteilter Frontspoiler mit integriertem Splitter und einer deutlich sportlich betonten Mittelschachtkontur zum Einsatz, die von riesigen, fast martialisch wirkenden Lufteinlässen flankiert wird. Der TechArt-Porsche Cayman S möchte den Asphalt am liebsten sofort verschlingen.
Die Seite besticht durch die mächtigen, gewichtsoptimierten „TechArt Formula III“-Räder in 21 Zoll, die der Tuner in einem matten Titangrau hielt und mit einem orangen Zierstreifen versah. Im Zusammenspiel mit dem neuen Sportfahrwerk kommt der Porsche Cayman S extrem tief um die Ecke. Das Heck erhielt von TechArt ferner einen markanten Spoiler, einen lackierten Diffusor und eine Abgasanlage, die an Lautstärke, Klangfarbe und Optik nahezu unschlagbar ist und bei den Nachbarn für viel Freude sorgen dürfte.
Voll auf das Gas: Das erinnert an den Porsche Carrera GT
Für den Vortrieb unseres Testwagens sorgt ein serienmäßiger 3,4 Liter großer Boxermotor mit 325 PS und 370 Nm maximalem Drehmoment im Heck, der in Kombination mit dem 7-Gang-Porsche-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) eine Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 in nur 4,9 Sekunden ermöglicht. Die serienmäßige Höchstgeschwindigkeit liegt bei 281 km/h. Den Schlüssel umgedreht, startet der Motor mit einem satten Gasstoß, der bereits sehr ordentlich klingt. Unmissverständlich macht der Porsche Cayman S dem Fahrer eins klar: dieser Sportwagen besitzt einen starken Drang nach vorne - und das so schnell wie möglich.
Sofort fällt auf: Das Röcheln aus den Endrohren ist nicht mehr serienmäßig, aber im ersten Moment nicht überwältigend - bis zum Drücken der „Sport Plus“-Taste, welche die Klappenauspuffanlage öffnet. Einmal diesen „magischen“ Knopf betätigt, scheint die Welt hinter dem Heck des weißen Flitzers von TechArt zu explodieren - so unglaublich laut und dennoch straßenlegal. Wenn ein serienmäßiger Porsche auf einer Lautstärke-Skala von 1 bis 10 eine 10 erhält, dann ist es beim Cayman S von TechArt locker eine 15.
Ab in den nächstmöglichen Tunnel: Fenster runter, Gang herunterschalten (geht mit einer herrlichen Portion Zwischengas einher) und mit dem Fuß voll auf das rechte Pedal. Der Klang, der jetzt aus dem 3,4 Liter großen Boxermotor ertönt, gleicht einem unfassbar lauten Kreischen, das kaum an Klangfarbe verliert und an den legendären Porsche Carrera GT erinnert. Mit der Leistung des Supersportwagens kann der Porsche Cayman S leider nicht ganz mithalten, doch die serienmäßigen 325 PS sorgen bei einem Leergewicht von nur 1.385 Kilogramm, dem Mittelmotor-Konzept und den kompakten Maßen ebenso für fulminanten Fahrspaß.
Das bissige Kurventalent mit Besonderheit
Jeder, der nur geradeaus schnell fahren möchte, weiß einen Porsche Cayman S nicht zu schätzen, so dass wir dem Sportler in seinem Revier der Landstraßen genau auf den Zahn fühlen wollen. Der Schwarzwald bietet die idealen Strecken: Vollgaskurven, enge Kehren und sogar Serpentinen. Bereits nach den ersten Kurven lässt sich spüren, wie perfekt das von TechArt verbaute Sportfahrwerk mit den neuen Rädern zusammenarbeitet. Der veredelte Porsche Cayman S von TechArt fährt sich wie auf Schienen und sorgt durch die Mittelmotor-Bauweise mit seinem niedrigen, zentralen Schwerpunkt für ein präzises und direktes Fahrgefühl.
Mit Speed bis zum Bremspunkt, voll auf die Bremse, ein, zwei Gänge herunterschalten, den Fuß wieder langsam runter von der Bremse, einlenken und geduldig bis kurz nach dem Scheitelpunkt warten, um dann erneut voll auf das Gaspedal zu treten - diese Aktionen zaubern jedem sportlichen Fahrer ein großes Grinsen ins Gesicht, das stets von einem unbändigen, infernalen Kreischen aus dem Heck begleitet wird.
Bissig erobert der TechArt Porsche Cayman S mit seinen konsequent auf den Fahrspaß ausgerichteten Modifikationen eine Kurve nach der anderen und beweist dabei eine besonders hohe Stabilität und Traktion, während das emotionale Fahrvergnügen ins Unermessliche steigt und das TechArt-Multifunktionslenkrad mit Schaltpaddles bestens in der Hand liegt. Letzteres zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Da bei Porsche die Sportlenkräder in Verbindung mit Schaltpaddles keine Multifunktionstasten zur Bedienung des Infotainment-Systems besitzen, setzte TechArt diese Lösung um.
Vorteil: Das System regelt nicht nur die Lautstärke der Musik, sondern erlaubt während der Fahrt den Wechsel zwischen relevanten Motorinformationen, wie zum Beispiel Öldruck und Öltemperatur, um stets auf dem aktuellen Stand zu sein, ob man weiter pushen kann oder aber ein wenig Luft herausnehmen und das Fahrzeug etwas schonen sollte.
Flink und mit Leichtigkeit lässt sich der Cayman S über schmale, kurvige Straßen steuern. Die Lenkung erweist sich als direkt und reaktionsschnell, während die herausfordernden, engen Passagen durch die Präzision des modifizierten Porsches pure Freude bereiten. Das von TechArt gezüchtete Reptil ist so bissig unterwegs, dass es die Gesetze der Kurven im Vergleich zum Serienmodell neu definiert.
Ein anderer Bann: Die sanfte Seite für den Genuss
Gerade noch ein kaum zu bremsender Kurvenjäger, zeigt der TechArt Porsche Cayman S hingegen beim zügigen Gleiten auf der Autobahn seine „sanfte“ Seite, die mit einer beeindruckenden Laufruhe einhergeht und die Reisequalitäten unterstreicht, während sich unser Adrenalinspiegel nach der ausgiebigen Kurvenhatz nun mit Genuss senkt.
Doch eines wollen wir nicht wirklich: aussteigen. Die Mischung aus Alcantara, feinstem Leder, mattem Carbon und orangenen Ziernähten zieht einen regelrecht in den Bann und lässt die Sinne ein großes Begehren aussprechen. Wie detailverliebt TechArt ist, zeigt sich an kleinsten Komponenten wie den Verstellknöpfen der Lüftungsdüsen, die eine spezielle Farbbehandlung erhielten und in einem knalligen Orange erstrahlen. Alles ist möglich - der solvente Kunde braucht nur seine Wünsche zu äußern.
Fazit:
Wer bei einem Porsche mehr Wert auf Performance und Dynamik als auf Prestige legt, trifft mit dem Cayman S eine sehr gute Wahl. Für den aerodynamisch optimierten und optisch letzten Schliff sowie eine deutlich verschärfte Fahrdynamik sorgt jedoch TechArt, die den Cayman in eine noch bissigere Fahrmaschine verwandeln. Darüber hinaus besonders beeindruckend: die umfangreichen, bis ins Detail handwerklich hochwertigen Veredelungen im Innenraum, die individuelle Akzente setzen.
Der einzige Haken an der ganzen Sache ist, wie so oft, der Preis. Zum Basispreis des Porsche Cayman S mit PDK von 66.914,25 Euro kommen bei TechArt noch satte 50.000 Euro hinzu, bis man bei der Ausstattungsvariante unseres Testwagens anlangt. Viel Geld, für das der Kunde jedoch einen umfangreich perfektionierten Sportwagen erhält, den nicht jeder besitzt und der zudem für eine gehörige Portion gesteigerten Fahrspaß sorgt.
Technische Daten Porsche Cayman S PDK (981):
Antriebsart: Heckantrieb | Hubraum: 3.436 cm³ | Leistung: 239 kW/325 PS | Drehmoment: 370 Nm bei 7.400 U/min | Vmax: 281 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 4,9 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 8,0 l/100 km | CO2-Emission g/km: 188