„Passen Sie bloß auf, wenn Sie auf das Gaspedal treten“, werde ich vom Überbringer des Schweden aufgeklärt, als ich ihn zum Bahnhof bringe. „Der geht ab wie nix gutes!“ Ich bringe ein kleines Lächeln auf, um der lieb gemeinten Warnung Aufmerksamkeit zu zollen. Der Überbringer ist voll des Lobes, geradezu euphorisch. Der Schwede hat bei ihm großes geleistet, wie es scheint. Nun ja, er ist auch nicht der Kleinste. Mit einer recht imposanten Länge von 4,80 m bewegt er sich auf dem Level von A6, 5er und E-Klasse. Mit Audi teilt er sich sogar eine Gemeinsamkeit. In der Basis gibt’s einen dicken Happen mit schlappem Motor und freundlich untersteuerndem Fahrverhalten dank Frontantrieb. Aber in der Vollendung gibt es Hubraum, Sound und Allrad. Quasi existenzielle Grundbedürfnisse eines jeden Mannes. Fakten auf den Tisch, der Schwede hat einen Namen: Volvo S80.
Faszinierend, wie der Freundes- und Bekanntenkreis auf das Fahrzeug reagiert. „Was fährste denn jetzt wieder für eine Protzkarre“ werde ich gefragt. Volvo und mein Bekanntenkreis scheinen irgendwie nicht per Du zu sein, denn kaum erwähnte ich das böse V-Wort, folgte bloß ein: „Aha…“ Noch nicht einmal den Hauch einer Chance bekam ich, um zu erwähnen, dass hier ein schick verpackter V8 unter der Haube wütet. Stattdessen kam eine faszinierende Ansammlung von Desinteresse zum Vorschein. Nun gut, das hält mich aber trotzdem nicht davon ab, den S80 drei Wochen lang auf Herz und Nieren zu testen.
Außen: nordisch kühles Understatement
Das äußere Antlitz ist alles andere als protzig. Man übt sich in nordisch kühlem Understatement. Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten der Oberklasse, möchte der S80 seine Fahrgäste unauffällig von A nach B bringen. Von einer aggressiven Front im Stil von BMW oder vom pompösen Auftritt eines Mercedes, entfernt sich der S80 soweit es geht. Mit diesem Auto darf man den Luxus der Oberklasse genießen, ohne den Neid der Umwelt zu spüren. Das ist gewollt und kommt besonders in den USA, wo der Hauptabsatzmarkt des S80 ist, gut an.
Gleich zu Anfang geht es zu einem Termin nach Süddeutschland. So durfte sich der Achtzylinder sofort einem Reisetest unterziehen. Dabei fiel besonders die Soundkulisse angenehm auf. Der Klang liegt irgendwo zwischen dem sonoren Grummeln eines Mercedes und der faszinierenden Laufruhe eines Lexus. Nicht zu laut und nicht zu leise. Genau der richtige Ton für ein Familienauto. Besonders lustig ist es anzusehen, wenn man den Motor an der Ampel kurz aufheulen lässt. Denn darauf versucht die männliche Gattung dem Sound ein Gesicht zu geben... und sie schauen alle gnadenlos am Volvo vorbei.
Helix
13.03.2010
Bezieht sich der angegebene Verbrauch (12,1 Liter) auf die Werksangabe? Wenn ja, wieviel hat er denn während des Tests konsumiert? Gruß