Volvo stellt seine Tradition auf den Kopf: Viele assoziieren mit einem Kombi der schwedischen Marke vor allem praktische Vorzüge und weniger das Design und den Fahrspaß. Das war einmal: Der jüngste Volvo V60 D4 avanciert zu einem beeindruckenden Rivalen von BMW 3er Touring, Mercedes-Benz C-Klasse T-Modell sowie Audi A4 Avant - und das mit Stil. Unter der Motorhaube sitzt der neue D4-Vierzylinder-Diesel: klein, stark und unglaublich sparsam. 181 PS und nur 4,3 Liter Spritverbrauch mit der neuen 8-Gang-Automatik klingen auf dem Papier zweifellos sehr attraktiv. Daher wollen wir mehr wissen und testeten den neuen Volvo V60 D4 im sportlichen R-Design auf Spaß und Effizienz.
Sportlich provokativ und zugleich stilvoll zeigt sich der Volvo V60 R-Design, den insbesondere eine ausgeprägte Keilform und eine coupéartige Dachlinie prägen. Der schwedische Kombi spielt mit attraktiven Reizen: Die jüngst neu gestaltete Front mit einer stärker konturierten Motorhaube, den waagerechten LED-Tagfahrleuchten und dem Kühlergrill ohne Chrom-Umrandung, der dadurch noch breiter wirkt, gibt es für alle Volvo V60. Durch das R-Design mit großen Lufteinlässen, einem schwarzen Frontgrill und Karosserieelemente mit einem matten Finish setzt sich der schwedische Kombi jedoch noch ausdrucksstärker in Szene, was dem Kombi besten steht.
Betont wird der sportliche Auftritt ferner durch einen Heckdiffusor mit Luftleitlinien, in dem die Macher eine Abgasanlage mit polierten Chrom-Endrohren integrierten, während exklusive 18-Zoll-Leichtmetallfelgen im Fünf-Speichen-Design für den Kontakt zum Asphalt sorgen. Außenspiegel in Chrom-Optik und Chrom-Applikationen an den Seitenfenstern vervollständigen den gelungenen sportlichen Auftritt.
Antrieb: Bei Bedarf richtig sportlich
Für den Vortrieb des frontangetriebenen Volvo V60 D4 sorgt ein hocheffizienter neuer Vierzylinder-Dieselmotor, der aus 2,0 Litern Hubraum satte 181 PS bei 4.250 Touren und ein maximales Drehmoment von 400 Nm generiert, das von 1.750 bis 2.500 U/min anliegt. Entsprechend schnell erfolgt die Beschleunigung unseres mit einer 8-Gang-Autoamtik ausgestatteten Testwagens: Nur 7,6 Sekunden dauert der Spurt von 0 auf Tempo 100. Der Vortrieb endet erst bei 225 km/h. Dem gegenüber steht auf dem Papier ein Durchschnittsverbrauch von nur 4,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern.
Dieser Motor klingt definitiv nicht wie ein Vierzylinder-Aggregat, sondern eher wie ein Sechszylinder-Triebwerk. Mehr Zylinder sind für die meisten Autofahrer nicht nötig, da in nahezu allen Ländern auf der Autobahn ein Tempolimit herrscht. Der Vierzylinder reicht vollkommen aus, kann sparen und bei Bedarf richtig zupacken: Kraftvoll beschleunigt der Volvo V60 D4 aus dem Drehzahlkeller heraus, während die 8-Gang-Automatik geschmeidig und zügig die Gänge wechselt.
Wer es sportlicher mag, übernimmt die Gangwechsel über die Schaltpaddles am Lenkrad. Bei 4.250 Touren geht der Volvo V60 D4 richtig zu Werke. Das Ansprechverhalten ist beeindruckend und selbst bei hohen Geschwindigkeiten legt der Volvo V60 D4 bei Bedarf ohne Mühen noch immer nach.
Seine Top-Speed von 225 km/h erreicht der Kombi forsch und liegt dabei stabil auf der Straße, wozu das im „R-Design“-Paket enthaltene Sportfahrwerk beiträgt, welches die Karosserie um 15 Millimeter tieferlegt. Die Federrate fällt beim Sportfahrwerk ferner steifer aus als in der Serienversion. Dies ermöglicht eine sehr gute Kontrolle und ein Plus an Fahrspaß in Kurvenpassagen, in denen die „R-Design“-Sportsitze für besten Seitenhalt sorgen.
Die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung spricht bei den knackigen Kurvenfahrten sehr gut an und reagiert präzise. Der Grenzbereich in Kurven kündigt sich früh an, so dass der Fahrer durch Wegnahme von Gas besonnen reagieren kann.
Sollt es der Fahrer dennoch übertreiben, greift sicher die Fahrdynamikregelung DSTC (Dynamic Stability and Traction Control), die neben einer Anhänger-Stabilisierungskontrolle (TSA) eine „Corner Traction Control“ für ein optimiertes Kurvenverhalten umfasst. Mit einer Reduzierung der Motorleistung und mit einem gezielten Bremsimpuls an einem oder mehreren Rädern stellt das System die Stabilität des Fahrzeuges wieder her, noch bevor der Fahrer überhaupt eingreifen muss.
Eco+ Funktion: Per Knopfdruck zum Sparmeister
Doch uns interessieren ebenfalls die effizienten Qualitäten des Volvo V60 D4. Ein Druck auf die „Eco+“-Taste, die es in Verbindung mit der 8-Stufen-Automatik gibt, soll es richten. Die „Eco+“-Funktion unterstützt durch eine Optimierung von Motorsteuerung, Getriebeschaltpunkten und Ansprechverhalten einen sparsamen Fahrstil und schaltet den Motor außerdem bei 7 km/h durch das Start-Stopp-System ab, anstatt erst beim Stillstand wie bei den meisten Fahrzeugen.
Wir verabschieden uns für einen ganzen Tag von morgens bis abends bei einer Fahrt über Landstraßen und Autobahnen sowie durch Städte von einer sportlichen Fahrweise, verzichten auf dynamische Zwischenspurts und achten dabei bewusst nicht auf eine extrem effiziente Fahrweise. Das Ergebnis: ein Durchschnittsverbrauch von nur 5,2 Litern Diesel pro 100 Kilometer, das sind lediglich 0,9 Liter mehr als die Werksangabe. Wer besonders effizient fährt, wird noch näher an der Werksangabe liegen. Bei dieser Fahrt fiel besonders die Laufruhe des Motors auf.
Kofferraum: Große Klappe mit Überraschung
Ein wichtiges Merkmal bei einem Kombi: der Kofferraum. Hinter der großen Öffnung verbirgt sich ein 430 Liter großer Gepäckraum. Ein Fach unter dem Boden erhöht das Volumen um weitere 30 Liter und erweist sich als ideal für kleinere Gegenstände. Die Rücksitzlehnen lassen sich dreigeteilt leicht zu einer ebenen Ladefläche umklappen, wodurch das Ladevolumen auf maximal 1.241 Liter wächst.
Das bedeutet leider einen Traditionsbruch und ist dem schnittigen Design geschuldet: Das Mercedes-Benz C-Klasse T-Modell bietet zum Vergleich mit 485 Litern bzw. 1.500 Litern deutlich mehr Gepäckraum. Selbst der Audi A4 Avant kommt auf 430 Liter bzw. 1.430 Liter Ladevolumen. Sogar die Kompaktklasse bietet mehr: Beim VW Golf Variant sind es 605 Liter bzw. 1.620 Liter und beim Honda Civic Tourer 624 Liter bzw. 1.668 Liter.
Dennoch: Für die meisten Nutzer wird beim Volvo V60 der Gepäckraum vollkommen ausreichen. Dafür punktet der Kofferraum des schwedischen Kombis mit einer niedrigen Ladekante, innen keine Ladestufe und einem sehr guten Zuschnitt, was zusammen ein leichtes Beladen ermöglicht. Dazu kommen hilfreiche Ösen zum Festzurren von Ladung.
Innenraum: Betont dynamisch und richtig viel Platz
Bereits der erste Eindruck begeistert: Die Zündung aktiviert beziehungsweise den Motor per Knopfdruck gestartet, erwachen die digitalen Instrumente mit einer scharfen Grafik und in einem futuristischen Look zum Leben. Beim Fahren schieben Diagramme für Drehzahl und Momentanverbrauch ihre Balken rauf und runter.
Zudem erlaubt die digitale Technik ein wechselbares Instrumenten-Layout, inklusive der dargestellten Informationen. Zur Auswahl stehen die Anzeigen „Standard“, „Eco“ und „Performance“, wobei uns die „Performance“-Anzeige mit dem großen Drehzahlmeser und der mittigen Geschwindigkeitsangabe bei dynamischer Fahrt am besten gefiel. Das Anzeigen und Wechseln ist nach einer kurzen Eingewöhnungszeit schnell über Tasten am Lenkrad möglich.
Auch die sportliche „R-Design“-Linie zieht sich im Innenraum konsequent fort und beinhaltet unter anderem serienmäßig komfortable, elektrisch verstellbare Sportsitze aus perforiertem Leder und schwarzem Nubuk samt eingesticktem „R-Design“-Logo. Hinzu kommen weitere spezielle Ausstattungselemente wie das griffige, beheizbare Lenkrad, rutschfeste Sportpedale und ein innenbeleuchteter Aluminium-Schalthebel. Zahlreiche Chrom-Applikationen und Aluminium-Einlagen heben den sportlich-edlen Eindruck weiter hervor.
Der nächste Aha-Effekt: Softtouch-Oberflächen und Leder bestimmen im großen Stil das Interieur und heben den Premium-Charakter deutlich hervor. Ein wenig schade, dass sich neben den zahlreichen ansprechenden Oberflächen auch einige Teile aus hartem Plastik befinden, wie zum Beispiel untere Teil des Armaturenbrettes, was durch die gute Verarbeitung optisch allerdings nicht den hervorragenden Gesamteindruck schmälert.
Überhaupt erweist sich das aufgeräumte Cockpit als sehr übersichtlich und modern gestaltet und intuitiv bedienbar, während die Insassen sehr angenehme Platzverhältnisse vorfinden. Selbst großgewachsene Menschen mit über 1,90 Metern Länge finden vorne gut Platz. Sogar auf den ausgeformten Rücksitzen können es sich noch locker deutlich über 1,80 Meter lange Personen bequem machen, was den Langstreckenkomfort steigert. Zahlreiche Ablagen bringen Mitbringsel, Becher und kleine Flaschen unter.
Infotainment und Navigation: Per Internet voll vernetzt
Auf Internet braucht im Volvo keiner mehr zu verzichten. Dank „Sensus Connect“ verwandelt sich der schwedische Kombi in eine Infotainment-Zentrale. So lassen sich beispielsweise Webseiten von unterwegs auf dem 7 Zoll großen Farbbildschirm (17,8 Zentimeter Bildschirmdiagonale) darstellen. Spezielle Apps ermöglichen es ferner, zahlreiche Informationen abzurufen und mehr als 80.000 Internet-Radiosender zu nutzen, die praktischerweise im Radio-Menü integriert und nicht in einem Untermenü versteckt sind. Die Internet-Verbindung stellt das System über ein Mobiltelefon oder über eine integrierte SIM-Karte her.
Das zum aktuellen Modelljahr 2014 überarbeitete Sensus-Navigationssystem bietet über den Internet-Zugang eine lokale Suchfunktion, wie zum Beispiel für Tankstellen und Restaurants. Über die Send-to-Car-Funktion können Nutzer zudem bereits zu Hause am Computer oder auf dem Smartphone das Ziel ihrer Reise eingeben und die Daten der geplanten Fahrt vor dem Reiseantritt an das Fahrzeug senden. Neben den Bedientasten am Lenkrad oder an der Mittelkonsole ist die Bedienung per Sprachsteuerung möglich.
Selbst Fahrstatistiken, Informationen zum Antrieb, der aktuelle Reifendruck oder Wartungsinformationen lassen sich im Infotainment-System über „My Car“ abrufen. Hinterlegt ist dort ebenfalls eine digitale Bedienungsanleitung, die ein klassisches Blättern im Handbuch erübrigt.
Sicherheit: Dieses Feature hat weltweit nur der Volvo an Bord
Volvo assoziieren viele mit Sicherheit - und dafür stehen ebenso die modernen Volvos. Serienmäßig besitzt der Volvo V60 das „City Safety System“, das Unfälle bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h verhindert oder zumindest die Unfallfolgen deutlich abschwächen kann. Weltweit einzigartig ist der kamera- und radarbasierte Notbremsassistent mit automatischer Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung, der notfalls automatisch eine Vollbremsung einleitet. Das System beinhaltet optional ein aktives Geschwindigkeits- und Abstandsregelsystem mit Stau-Assistent und Distanzwarner.
Ebenfalls optional erhältlich ist „Driver Alert“, der den Fahrer bei Übermüdung und bei unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrbahn warnt. Der neue Spurhalte-Assistent kann bei Bedarf auch unterstützend eingreifen, um das Fahrzeug zurück in die Spur zu lenken. Hinzu kommen ein neuer Fernlicht-Assistent mit adaptiver Leuchtweitenregulierung, ein Kurven- und Abbiegelicht, das „Blind Spot Information System“ (BLIS) zur Überwachung des toten Winkels mit Warnung vor sich schnell nähernden Fahrzeugen und eine Verkehrszeichenerkennung.
Der neue „Cross Traffic Alert“ warnt ferner beim Rückwärtsfahren - etwa beim Ausparken oder beim Zurücksetzen aus einer unübersichtlichen Toreinfahrt - vor Querverkehr sowie vor Fußgängern und Fahrradfahrern. Neu ist zudem der intelligente Einpark-Assistent, der passende Parklücken findet und das parallele Einparken selbst übernimmt.
Fazit:
Der überarbeitete Volvo V60 D4 des Modelljahres 2014 rüttelt das Segment der Premium-Kombis auf und stellt eine attraktive Alternative zu den deutschen Platzhirschen dar. Besonders der neue Vierzylinder-Diesel der Drive-E-Motorengeneration überzeugt auf ganzer Linie: Der D4 ist wirklich sparsam, bietet bei Bedarf aber auch kraftvollen Fahrspaß - unterstützt durch das Sportfahrwerk des „R-Design“-Ausstattungspaketes. Das große Raumangebot, moderne Sicherheits-Technologien und Online-Dienste an Bord stellen weitere Pluspunkte dar. Manko: der für einen Kombi leider etwas kleine Kofferraum.
Technische Daten Volvo V60 D4 mit 8-Gang Automatik:
Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 1.969 cm³ | Leistung: 133 kW/181 PS | Drehmoment: 400 Nm bei 1.750-2.500 U/min | Vmax: 225 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 7,6 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 4,3 l/100 km | CO2-Emission g/km: 112 | Preis: ab 37.600 EUR