VW Passat 3.2 V6 FSI: Die schnelle Variant(e)

, 24.08.2007


VW toppt die Passat-Baureihe mit dem 3.2 V6 FSI. Der Motorvision-Fahrbericht klärt, ob der Sechszylinder-Kombi sein Geld wert ist.

Als Volkswagen die aktuelle Generation des Passat samt Blechkleid im Stile des Phaeton vorstellt, steht fest: Die Wolfsburger wollen weg vom Vertreter-Image und ihrer Mittelklasse-Baureihe das Prädikat ,,Premium" verpassen. Mit anderen Worten: VW will kräftig im Revier von BMW, Mercedes und der Konzerntochter Audi wildern. Aktuellster Beweis des Wolfsburger Selbstbewusstseins ist das Topmodell der Passat-Baureihe. Dieses ist mit 250 PS, Allradantrieb, dem Doppelkupplungsgetriebe DSG und reichlich Understatement gesegnet. Reicht das, um der harten Konkurrenz Paroli zu bieten?

[strong]Design[/strong]

Der Passat Variant ist der Mittelklasse eigentlich längst entwachsen. Mit gut 4,77 Meter Länge und 1,82 Meter Breite hat er Gardemaß für das nächsthöhere Level. Wenn man sich den Wolfsburger so anschaut, sieht man ihm jeden Zentimeter an. Lange Überhänge und eine hohe Gürtellinie vermitteln die VW-typische Solidität und Geborgenheit. Das freundlich lächelnde Gesicht sorgt nicht unbedingt für Überholprestige, aber für Sympathien. Richtig schick sind die LED-Rückleuchten im Kreis-Design und der verchromte Kühlergrill. Bei aller Wucht, die das Blechkleid vermittelt, hätten dem Passat aber größere Räder gut getan. Die ab Werk verbauten 17-Zoll-Felgen (mit breiten 235er Reifen) wirken in den riesigen Radkästen ein wenig verloren.

[strong]Karosserie und Innenraum[/strong]

Die ausufernden Maße haben einen positiven Nebeneffekt: Der Passat Variant bietet den größten Innenraum seiner Klasse. Egal, in welcher Reihe die Insassen reisen: Wer sich hier eingeengt fühlt, hat ein Gewichtsproblem. Viel Platz auch im Kofferraum: Das Gepäckabteil schluckt mindestens 588 Liter - ,,dank" 4Motion 15 Liter weniger als die frontgetriebenen Pendants. Klappt man die Rücksitzbank um, stehen 1.716 Liter zur Verfügung. Damit sind der Variabilität allerdings noch keine Grenzen gesetzt. Kleines Transportgut lässt sich unter dem Laderaumboden in einem extra Fach verstauen, das Gepäckmanagement-System mit verschiebbaren ,,Raumtrennern" hilft, Ordnung zu halten. Auch beim Besuch im Möbelhaus ist der Passat Variant ein praktischer Begleiter: Bei umgeklappter Beifahrersitzlehne stehen 2,90 Meter Ladelänge zur Verfügung.

Bei der Materialauswahl der von uns getesteten ,,Highline"-Version kann VW den Premiumanspruch voll erfüllen. Edles Holz geht eine geschmackvolle Liaison mit gebürstetem Aluminium und Nappa-Leder ein. Das Lederlenkrad liegt gut in der Hand, in Chromringe gefasste Instrumente liefern alle nötigen Informationen. Im Gegensatz zur Konkurrenz bedient man den Passat althergebracht mit Knöpfchen und Tasten. Gut so, denn damit geht die Eingewöhnung wirklich schnell. Ablagen gibt es reichlich, das Navigationssystem verwöhnt mit seiner einfachen Menüführung und einer guten Bildschirmausgabe. Ein Sonderlob verdient das Dynaudio-Soundsystem mit CD-Wechsler, zehn Lautsprechern und 600 Watt Leistung. Egal, welche Platte man auflegt - der Passat wird damit zum fahrenden Konzertsaal. Der Haken: Die Sound-Navi-Einheit kostet satte 3.760 Euro Aufpreis.

[strong]Antrieb und Fahrwerk[/strong]

Sechs Zylinder, 250 PS, 330 Newtonmeter, 243 km/h Topspeed und das variable Allradsystem lassen in punkto Performance einiges erwarten. Dem kann der Top-Passat nicht komplett gerecht werden. Das Manko vorweg: Der kräftige Antritt aus niedrigen Drehzahlen ist nicht seine Stärke. Gibt man dem Motor aber das, was er will - sprich: Drehzahlen -, geht es sehr flott voran. Dabei ist den Sounddesignern eine tolle Geräuschkulisse gelungen. Bei niedrigen Touren hört man den Motor gar nicht, beim kräftigen Tritt auf´s Gaspedal geht er zwar kernig, aber keinesfalls zu laut oder gar nervend zu Werke. Die Kehrseite der Medaille: Der 3,2-Liter-V6 ist sehr trinkfest. Die Werksangabe von gut zehn Litern erreichen nur Zeitgenossen mit federleichtem Gasfuß. Flotte Autobahn- und Landstraßentouren schlagen mit über zwölf Litern zu Buche. Wer den Kickdown überstrapaziert, wird locker mit 15 Litern ,,bestraft". Umso ärgerlicher, dass das Triebwerk wählerisch ist und das teure Super plus verlangt.

Für ein Auto dieser Ausmaße ist der Passat Variant V6 erstaunlich agil. Immerhin trägt unser super ausgestatteter Testwagen knapp 1,9 Tonnen auf den Rippen. Einen Großteil zur guten Fahrdynamik trägt das serienmäßige Allradsystem ,,4Motion" bei. Im Normalbetrieb ist der Allrad-Passat ein 90-prozentiger Fronttriebler, im Extremfall überträgt eine Haldex-Kupplung die komplette Motorpower an die Hinterräder. Mangelnde Traktion ist somit praktisch kein Thema.

Die Lenkung arbeitet zielgenau, aber nicht zu nervös. Das Fahrwerk ist ausreichend straff, trotzdem komfortabel und lässt nur wirklich grobe Querfugen zu den Insassen durch. Das Doppelkupplungsgetriebe DSG ist beim Passat 3.2 V6 FSI obligatorisch. Gut so, denn im ,,D"-Modus sortiert es die Fahrstufen fast unmerklich. Wer zusätzlich 290 Euro investiert, kann die Gänge mittels (allerdings etwas zu kleinen) Lenkrad-Schaltwippen manuell wechseln - ein Spaß, den man sich gönnen sollte.

[strong]Kosten[/strong]

Premium ist der Top-Passat auch beim Preis. Da VW den V6 erst ab der mittleren, dennoch aber recht kargen ,,Comfortline"-Ausstattung anbietet, starten die Preise für die Limousine erst bei 35.200 Euro. Der Variant ist noch einmal knapp 1.300 Euro teurer. Damit lässt er zwar einen Respektsabstand zur süddeutschen Konkurrenz, doch Volkswagens Aufpreispolitik kann leicht einen Strich durch die Rechnung machen. Bringt man die Ausstattung auf das Niveau unseres ,,Highline"-Testwagens samt Rundum-Sorglos-Paket, gerät man locker in die 50.000 Euro-Region.

[strong]Fazit[/strong]

Der neue Top-Passat ist stark, schnell, agil und edel, das dezente Understatement wirkt zudem sehr reizvoll. Doch rechtfertigt das einen Aufpreis von 6.000 Euro im Vergleich zum ebenfalls sehr potenten 2.0 TFSI, der das gleiche Triebwerk wie der Golf GTI an Bord hat? Klar: DSG, 4Motion-Antrieb und Prestige sprechen für den Sechszylinder. Wer darauf pfeift, kann preislich getrost eine Liga niedriger einsteigen. Zumal der Zweiliter-Turbo lange nicht so durstig ist.

[strong]Technische Daten (Werksangaben):[/strong]

Leistung: 184 kW (250 PS) / 6.250/min
Max Drehmoment: 330 Nm / 2.750 - 3.750/min
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 7,2 s
Höchstgeschwindigkeit: 243 km/h
Durchschnittsverbrauch: 10,0 l Super plus / 100 km
Grundpreis Variant: 36.475 Euro

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