Faustdick unter der Haube hat es der neue VW Polo GTI. Doch damit nicht genug: Dank umfangreicher Updates erhält die kleine Rennsemmel jetzt die große Chance, aus dem Schatten seines großen Bruders VW Golf GTI herauszufahren und ihm sogar das Rampenlicht zu klauen. Mehr Hubraum, mehr Power und noch schneller - dazu ein überarbeitetes Sportfahrwerk und eine neue Dynamikfunktion für noch schärfere Kurvenfahrten: Ein Test auf der Rennstrecke und Landstraßen soll zeigen, was der neue VW Polo GTI im Test tatsächlich drauf hat.
Das ikonische GTI-Signet und die rote Zierlinie an der Front setzen unverkennbare Akzente und zeigen, in welcher Tradition der VW Polo GTI steht. Dazu als Zwei- und Viertürer sowie mit einem Doppelkupplungsgetriebe (DSG) und mit einem Handschaltgetriebe erhältlich, deckt der neue VW Polo GTI alles ab, was seine Rivalen nur vereinzelt anbieten.
Seine Angriffslust darf der neue VW Polo GTI bereits optisch zur Schau stellen. Der untere, deutlich größere Lufteinlass erhielt ein neu gestaltetes Gitter in Wabenstruktur, während der Frontspoiler und die serienmäßigen Nebelscheinwerfer, inklusive Abbiegelicht, weitere Ausrufezeichen setzen. Erstmals offeriert Volkswagen den Polo GTI darüber hinaus optional mit LED-Scheinwerfern für das Abblend- und Fernlicht; das Tagfahrlicht wird in diesem Fall ebenfalls durch LEDs erzeugt.
© Foto: Martin Meiners, Volkswagen
Markant ausgestellt sind die Türschweller, die dem VW Polo GTI ebenso ein Plus an Sportlichkeit verleihen wie die neuen 17-Zoll-Leichtmetallräder im GTI-Design und die dahinter durchblitzenden roten Bremssättel. In dieses dynamische Bild passen im Heckbereich der GTI-Dachspoiler mit schwarzer Kante, der schwarz genarbte Diffusor und das verchromte Doppelendrohr.
Polo GTI Fahrbericht: So nah am VW Golf GTI dran
Unter der Motorhaube des VW Polo GTI schlägt ein komplett neues Herz, das die Macher vom 2,0 Liter großen Vierzylinder-Turbobenziner des VW Golf GTI ableiteten. Statt Downsizing erhöhte Volkswagen den Hubraum des Polos von zuvor 1,4 Litern auf jetzt 1,8 Liter. Dazu gibt es eine klare Ansage: Das Triebwerk leistet in der Rennsemmel satte 192 PS und bei der von uns getesteten 7-Gang-DSG-Variante ein maximales Drehmoment von 250 Nm, das zwischen 1.300 und 5.400 Touren anliegt. So ausgerüstet, spurtet der Polo GTI wie beim Handschalter in nur 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erzielt eine Höchstgeschwindigkeit von 236 km/h. Wohl gemerkt: Diese Werte bietet ein Kleinwagen!
© Foto: Martin Meiners, Volkswagen
Ein Blick auf die Daten des VW Golf GTI zeigen, wie nah der kleine Polo am großen Bruder dran ist: Der VW Golf GTI kommt auf 220 PS und 350 Nm, die von 1.500 bis 4.400 Touren anliegen. In der mit einem 6-Gang-DSG ausgestatteten Version absolviert der Golf GTI den klassischen Sprint von 0 auf 100 km/h in 6,5 Sekunden und beendet seinen Vortrieb bei 244 km/h. Der Respektabstand des Polo GTI zum Golf GTI schmilzt auf die Länge eines Wimpernschlages von nur 0,2 Sekunden.
Der Polo GTI mit manuellem Getriebe bietet 320 Nm Drehmoment - das DSG verträgt nicht so viel - und zeigt sich im Durchzug etwas agiler, während die DSG-Version allerdings im Alltag noch effizienter arbeitet. Volkswagen gibt bei einer besonders defensiven Fahrweise den durchschnittlichen Spritverbrauch in Verbindung mit dem 7-Gang-DSG mit 5,6 Litern Benzin auf 100 Kilometern an.
Leistung in Reinform: Das sorgt für den richtigen Fahrspaß
Polo GTI Test: Auf das Gaspedal gedrückt, geht er richtig ab. Die Gangwechsel des Doppelkupplungsgetriebes erfolgen so nahtlos und schnell, dass eine ununterbrochen kraftvolle Beschleunigung stattfindet. Zweifellos baute Volkswagen ein tadelloses Doppelkupplungsgetriebe, das perfekt auf den Polo GTI zugeschnitten ist. Stets liegt in jeder Situation der richtige Gang an, während mit steigenden Drehzahlen der ansprechend kehlige Motorsound immer präsenter wird. Da kommt echter Fahrspaß auf. Alternativ sind manuelle Gangwechsel über Schaltpaddles am Lenkrad möglich.
Das serienmäßige Sportfahrwerk legt den VW Polo GTI gegenüber dem herkömmlichen Polo vorne um 10 Millimeter und hinten um 15 Millimeter tiefer, was die Wankneigung des Polo GTI reduziert - all das ohne die Härte des Ford Fiesta ST. Für ein weiter optimiertes Fahrverhalten zeichnen die nun 7,5 statt 7,0 breiten 17-Zoll-Leichtmetallräder mit Reifen im Format 215/40 verantwortlich. Das Handling perfektioniert zudem eine neue elektromechanische Lenkung, die ein präzises Lenkverhalten bietet.
© Foto: Martin Meiners, Volkswagen
Die mechanische Vorderachs-Differentialsperre aus dem VW Golf GTI gibt es leider nicht im Polo GTI. Dennoch: Die vom Golf GTI übernommene Fahrdynamikfunktion „XDS +“, die bei schneller Kurvenfahrt die kurveninneren Räder anbremst und so das Lenkverhalten optimiert, befindet sich ebenfalls an Bord. Sobald die Elektronik erkennt, dass eines der kurveninneren Räder zu sehr entlastet wird, baut die Hydraulik der elektronischen Stabilitätskontrolle ESC an diesem Rad gezielt einen Bremsdruck auf, um erneut die optimale Traktion herzustellen.
Die Folge von „XDS+“: Ganz im Gegensatz zum Vorgänger, gibt es in Kurven nur noch ein minimales Untersteuern (Fahrzeug schiebt über Vorderräder und möchte tendenziell geradeaus). In Kurven ist die Leistungsfähigkeit des VW Polo GTI sogar höher als die vieler seiner Rivalen. Erst am Limit ist das Untersteuern vorherrschend, das sich allerdings durch ein spätes Bremsen oder Lupfen des Gaspedals vermeiden lässt. Ebenso positiv: Das Standard-Sportfahrwerk ist straff ausgelegt, bietet jedoch beim Cruisen durchaus Komfort - so vollendet wie beim Golf GTI.
Überraschung: Großer Freiraum für den sportlichen Drang
Wem die elektronische Stabilitätskontrolle ESC zu stark eingreift, kann durch ein kurzzeitiges Drücken der ESC-Taste die Antriebsschlupfregelung (ASR) abschalten. Drückt der Fahrer die ESC-Taste länger als drei Sekunden, aktiviert er das ESC-Sport. In diesem Fall setzt das System die ESC-Regelschwelle erfreulich hoch herauf, was sich insbesondere auf der Rennstrecke bemerkbar macht. Ein komplettes Abschalten des ESC ist nicht möglich. Doch die Überraschung bei Volkswagen folgt: Um im „ESC Sport“-Modus eingebremst zu werden, muss der Fahrer allerdings sehr schnell unterwegs sein.
Am besten fühlt sich der überarbeitete VW Polo GTI auf der Straße an, wo dank des Maximaldrehmomentes über ein breites Drehzahlband Überholmanöver zur Leichtigkeit werden. Dazu spielt die kleine Rennsemmel mit ihren kompakten Dimensionen insbesondere in Kurvenrevieren ihre Agilität vollends aus. Das schönste daran ist: Der VW Polo GTI lässt sich dabei auf leichte Weise schnell fahren.
Polo GTI Innenraum: Sportlichkeit und Komfort ohne Widerspruch
Die GTI-Farbe „Rot“ setzt auch im sportlich gestylten, bestens verarbeiteten Innenraum Akzente. Das vom Golf GTI adaptierte Ledersportlenkrad trägt ebenso rote Kontrastnähte wie der Schalt- und Handbremshebel. Selbst die Fußmatten fassen rote Kedern ein. Fahrer- und Beifahrer nehmen derweil auf höhenverstellbaren und beheizbaren Sportsitzen Platz, die Volkswagen im Bereich der Mittelbahnen im kultigen Karo-Stoff „Clark“ bezog. Die Sitze sind bequem und bieten vor allen Dingen in scharf durchfahrenen Kurven einen guten Seitenhalt. Ein Kombiinstrument im GTI-Design, der schwarze Dachhimmel und Pedalkappen in Alu-Optik runden das dynamisch-exklusive Ambiente ab.
© Foto: Martin Meiners, Volkswagen
Das Cockpit ist klar strukturiert und die Bedienung selbsterklärend. Viele Funktionen lassen sich bequem über das aus dem Golf bekannte 3-Speichen-Lederlenkrad steuern, das ferner durch eine Lenkradspange in Chrom gefällt. Attraktiv gestalteten die Macher außerdem das bestens ablesbare Kombiinstrument in 3D-Tubenoptik, welches alle wichtigen Fahrzeugdaten übersichtlich anzeigt. All das - und auch das Platzangebot vorne - erinnern an die Vorzüge eines Golfs. Rund 1,90 Meter große Fahrer finden bequeme Platzverhältnisse im VW Polo GTI vor. Doch der Polo ist und bleibt ein Kleinwagen, so dass auf den Rücksitzen nur bis zu 1,80 Meter große Personen ausreichend Platz vorfinden.
Die großen Ablagefächer in beiden Vordertüren bieten Flaschenhalter für je eine 1,5-Liter-PET-Flasche. In die Ablagefächer beider Fondtüren passt darüber hinaus eine 0,5-Liter-PET-Flasche. Zusätzlich verteilte Ablagen und Fächer sowie Schubladen unter den Vordersitzen erhöhen den praktischen Charakter.
Infotainment: Aus dem Golf bekannt - schnell den Anschluss gefunden
Zentral in der Mittelkonsole unseres Testwagens befindet sich der 6,5 Zoll (16,5 Zentimeter) große Farb-Touchscreen des einfach zu bedienenden Top-Radio-Navigationssystems „Discover Media“ mit einem gestochen scharfen Bild. Das Display mit einer Auflösung von 800 x 480 Pixeln - bereits aus dem Golf bekannt - gelangt im großen Bruder jedoch mit 8 Zoll (20,32 Zentimeter) zum Einsatz, um den Abstand zum Polo zu wahren. Selbst im Rückwärtsgang ist der neue VW Polo GTI wegweisend und erleichtert per Rückfahrkamera samt Hilfslinien das Einparken.
Ebenso an Bord des VW Polo GTI befindet sich „MirrorLink“. Dies ermöglicht, auf dem Smartphone angezeigte Inhalte und Funktionen via Touchscreen des Polo-Infotainmentsystems darzustellen und zu bedienen. Schnell heißt es, noch vor der Abfahrt Facebook, YouTube & Co. zu nutzen; denn um eine Ablenkung des Fahrers zu vermeiden, ist es während der Fahrt nur möglich, speziell applizierte Apps zu nutzen. Zu letzteren zählt beispielsweise die Internet-Radio-App „Aupeo“. Über einen Hotspot an Bord vermag jeder Fahrgast sogar per Smartphone und die „Shared Audio“-App seine Songs in eine gemeinsame Playlist einzufügen.
Diese Features erinnern an ein größeres Auto
Klein ist nur noch das Format des neuen VW Polo GTI. Vollgestopft mit modernster Technik aus dem VW Golf, weckt dieser Kleinwagen große Begehrlichkeiten. Die Müdigkeitserkennung registriert beispielsweise eine nachlassende Konzentration und wird nicht müde, den Fahrer wach zu halten.
© Foto: Martin Meiners, Volkswagen
So entspannt kann das Fahren auf der Autobahn oder im zähfließenden Verkehr sein: Die automatische Distanzregelung ACC hält per Radarsensoren bis zu einer Geschwindigkeit von 160 km/h den gewünschten Abstand zum Vordermann. Das System beschleunigt und bremst den Polo automatisch, wenn nötig bis zum Stillstand, ab. Bestandteil von ACC sind das Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ und eine „City Notbremsfunktion“, die bei zu dichtem Auffahren warnen und automatisch bremsen, wenn der Fahrer nicht reagiert.
Polo GTI Kofferraum: Den Alltag locker verstaut
Der Kofferraum mit einem doppelten Ladeboden und einem Volumen von 280 Litern fällt durchschnittlich aus und verstaut locker die täglichen Besorgungen sowie Einkäufe aus dem Supermarkt. Ganz auf die City zugeschnitten, besitzt der Polo angenehmerweise eine niedrige Ladekante und eine ebenso flache Ladestufe, die ein bequemes Be- und Entladen ermöglichen. Die Rücksitze lassen sich einfach umklappen, so dass sich eine fast ebene Ladefläche und ein Stauvolumen von 952 Litern ergeben. Die Länge des Kofferraumes beträgt bei aufgestellter Rücksitzbank knapp 70 Zentimeter, bei umgeklappten Rücksitzen 1,37 Meter.
Fazit:
Traditionell ist ein GTI kein Hardcore-Sportler, so auch nicht der neue VW Polo GTI. Dafür handelt es sich bei dem kleinen Kraftzwerg um einen schnellen und agilen Allrounder, der für viel Spaß beim Kurvenwildern sorgt, aber auch im Alltag Größe zeigt - und genau diese Kombination zeichnet den VW Polo GTI aus.
Technische Daten VW Polo GTI DSG:
Antriebsart: Frontantrieb
Hubraum: 1.798 cm³
Leistung: 141 kW/192 PS bei 5.400-6.200 U/min
Drehmoment: 250 Nm bei 1.300-5.400 U/min
Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG)
Vmax: 236 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 6,7 Sekunden
Durchschnittsverbrauch: 5,6 l/100 km
CO2-Emission: 129 g/km
Preis: ab 23.750 EUR