Wer möchte, kann es auch in der Kleinwagenklasse so richtig krachen lassen. Eine These, die sich zum Beispiel mit diesen beiden Argumenten stützen lässt: VW Polo GTI Cup Edition und Opel Corsa OPC, beides Kontrahenten in unserem Vergleich.
GTI und OPC - zwei Kürzel, die Fahrspaß versprechen. Obwohl - oder gerade weil? - die Träger dieser Buchstabenkombinationen von Haus aus eher biedere Kleinwagenkost verkörpern. Doch welches Haustuner-Team hat nun bessere Arbeit geleistet? Die Antwort kann nur ein Vergleich zwischen VW Polo GTI Cup Edition und Opel Corsa OPC geben.
Design
Glutrot sind sie beide. Doch damit enden bereits die Gemeinsamkeiten. Denn schnell gehen die Philosophien, wie ein Trainingsanzug für einen Kleinwagen auszusehen hat, auseinander. In Wolfsburg bevorzugt man eher den klassischen Schnitt: Mit Lufteinlässen in der in Wagenfarbe lackierten Frontschürze, Wabengrill, 17-Zöllern, Dachspoiler, Doppelrohrauspuff und diversen Schriftzügen haben die Designer versucht, dem biederen Polo-Blechkleid ein Styling zu verpassen, das der Bezeichnung ,,Cup-Edition" gerecht wird. Das ist bedingt gelungen, zumal auch der Innenraum wenig Racingflair versprüht: Sportsitze mit Karomuster, hier und da ein paar rote Nähte, Alu-Pedale und ein GTI-Emblem im Lenkrad müssen als Rennsportzitate reichen.
Opel ist da konsequenter: Hervorragend stützende Schalensitze, ein unten abgeflachtes Volant mit Griffmulden, blau schimmernde Instrumente und Alu-Pedale geben dem OPC-Interieur einen dynamischen, die Klavierlack-Mittelkonsole einen edlen Touch. Außen setzt sich das Bild fort: Schürzen mit angedeuteten Lufteinlässen, eigens gestylte Außenspiegel, Schwellerleisten, 18-Zoll-Felgen (Option) und ein Dachflügel emotionalisieren das Corsa-Design, ohne zu dick aufzutragen. Der wahrer Hingucker folgt am Heck: Ein Diffusor nimmt das zentral angeordnete, dreieckige Auspuff-Endrohr auf. Der OPC macht also auch optisch einen auf Knallbüchse - deshalb geht der erste Punkt nach Rüsselsheim.
Motor
Hier wie dort machen Turbolader den Vierzylindern mächtig Dampf unter dem Hintern - beim VW stehen 180, beim Opel 192 PS im Datenblatt. Leichter Rückstand also für den Polo, der aber überraschend mit dem gleichen Topspeed (225 km/h) aufwarten kann. Allerdings hat der Rüsselsheimer den besseren Antritt und sprintet mit 7,2 Sekunden drei Zehntel schneller von Null auf Hundert als der Wolfsburger. Soweit die Theorie, doch wie sieht die Praxis aus?
Im Drehzahlkeller gönnen sich beide Treibsätze eine kurze Denkpause, doch dann legt der OPC herzhafter los. Nachdem er dank 266 Newtonmetern (im Overboost) beim Antritt freudig mit den Vorderhufen gescharrt hat, jubelt er erregt dem roten Bereich entgegen. Der Vierzylinder artikuliert sich dabei entsprechend markig, ohne aber ein Schreihals zu sein. Anders der GTI: Subjektiv geht der Wolfsburger unaufgeregter zu Werke, wenn auch objektiv kaum bedächtiger. Dafür röhrt er mit seinem lauten Ansauggeräusch kerniger als das Rüsselsheimer Pendant. Spaßig beim Kurvenräubern, aber nervig auf der Autobahn, zumal das Drehzahlniveau dort wegen des fehlenden sechsten Ganges höher liegt als beim Opel.
Trinkfest zeigen sich beide Triebwerke: Wer sich von den Motoren zur sportlichen Gangart verleiten lässt, hat Mühe, unter die Zehn-Liter-Grenze zu kommen - weit entfernt von den 7,9 Litern, die sowohl VW als auch Opel für ihre Knallkisten angeben. Minus beim VW: Der GTI zeigt sich in seinen Trinksitten sehr wählerisch und will mit Super Plus verköstigt werden.
Sportlicherer Antritt, bessere Umgangsformen - der Opel sichert sich auch den zweiten Punkt.
Lenkung/Fahrwerk
Wer beim Polo GTI angesichts des Labels ,,Cup Edition" kompromisslose Härte erwartet, muss sich eines Besseren belehren lassen. Das Fahrwerk präsentiert sich straff, aber keineswegs unkomfortabel abgestimmt. Der Opel fordert da schon mehr Zugeständnisse, nimmt Unebenheiten nicht so souverän wie der VW. Dafür legt er die bessere Agilität an den Tag. Der OPC bleibt länger neutral, dreht zudem beim zackigen Einlecken leicht mit dem Heck ein und hilft dem Auto damit um die Kurve. Die Lenkung präsentiert sich sehr exakt, wenn auch das Lenkgefühl etwas zu synthetisch ist. Polo GTI-Fahrer müssen dagegen mit drei Mankos leben: Der Wolfsburger lenkt im Vergleich zum Corsa träge ein, untersteuert nur allzu gerne und verfügt über ein ESP, dass sehr früh und kompromisslos eingreift. Beim Corsa gehen die elektronischen Wächter harmonischer zu Werke. Ein Grund, warum er den Polo auch in diesem Kapitel abhängt.
Alltagstauglichkeit
Genuss ohne Reue: Fahrspaß geht bei den gedopten Kleinen nicht auf Kosten des Alltagsnutzens. Im Innenraum reist es sich auch zu viert keineswegs beengt, wenn auch der Polo mit den großzügigeren Fensterflächen und weniger wuchtigen Sitzen das bessere Raumgefühl vermittelt. Die Gepäckabteile (270 Liter im Polo, 285 im Corsa) reichen für die meisten Aufgaben aus, können bei Bedarf aber auf 1.030 (Polo) bzw. 1.050 Liter (Corsa) erweitert werden. Da beide Kontrahenten zudem routiniert verarbeitet sind, gibt die um Längen bessere Rundumsicht in diesem Kapitel den Ausschlag zu Gunsten des Polo GTI.
Kosten
Im Vergleich zum GTI bietet der OPC den um 500 Euro günstigeren Grundpreis (22.700 statt 23.500), hat dem Wolfsburger in der Grundausstattung zudem ein CD/MP3-Radio und Kopfairbags voraus. Da sich die Duellanten in punkto Kraftstoffverbrauch, Garantien und Versicherungseinstufung nur um Nuancen unterscheiden, holt sich der Rüsselsheimer den vierten Punkt.
Fazit
Mit 4:1 geht dieser Vergleich klar an den Corsa OPC. Er ist nicht nur dynamischer gestylt, sondern fährt sich auch so und bietet das deutlich harmonischer abgestimmte ESP. Die kleinen Nachteile in Sachen Alltagsnutzen macht er durch den etwas günstigeren Preis und eine bessere Ausstattung mehr als wett. Glückwunsch an die OPC-Mannen: Aus der Rüsselsheimer Backstube kommt die heißere Rennsemmel!
Turbine
25.02.2008
Schöner Vergleich, rein subjektiv betrachtet, gefällt mir hier zum ersten mal auch der Opel optisch besser! Das Polo Heck mag mir so gar nicht gefallen!