SUVs können alles - aber irgendwie nichts so richtig. Ist das bei den V8-Versionen des VW Touareg und Volvo XC90 anders? Motorvision findet es heraus.
Vau Acht! Treibhausgasen und Spritverbrauch zum Trotz: Acht Zylinder sind das Maß aller Dinge. Der Sound: Ein tiefes, souveränes Brabbeln, dazu eine Sprungkraft wie ein brünstiger Stier. Im Grunde ist es die einzig standesgemäße Motorisierung für Monster wie den VW Touareg und den Volvo XC90.
Drei Viertel aller XC90 V8 gehen in die USA. In Deutschland will Volvo knapp 1.000 Exemplare verkaufen. Erstaunlich: Der von Yamaha entwickelte V8 erreicht bereits heute die EU5-Abgaseinstufung. Der VW Touareg ist das Auto, das es für den Schweden zu schlagen gilt. Der Wolfsburger ist Platzhirsch und Alleskönner. Er taugt für die Autobahn und für den Almaufstieg. Der Topseller hängt die Messlatte verdammt hoch.
Ein Blick auf die Blechkleider verrät: Die designerischen Halbwertszeiten verkürzen sich. Der Touareg kommt langsam in die Jahre. Allmählich sieht er aus wie ein alter Passat auf Stelzen. Da gefällt uns der Volvo mit seinem skandinavischen Design und seiner angriffslustigen Nase besser. Er ist ein Charaktertyp, vor allem wegen seiner Ecken und Kanten.
Der Volvo V8-Sound liegt auf hohem Niveau. Der Motor ist eine Neuentwicklung von Yamaha. Kein Wunder, denn die Japaner sind auch Instrumentenbauer und damit Klangspezialisten. Da kann der VW Touareg mit seinem kernigen Sound nicht ganz mithalten.
[strong]Starker Antritt, hervorragende Bremsen[/strong]
Der Hunderterspurt: Der Touareg hat gegen den XC90 keine Chance. Dank 30 Newtonmetern mehr und 240 Kilo weniger sprintet der Volvo in 7,7 Sekunden auf Hundert und lässt den Wolfsburger mit fast zwei Sekunden Verspätung im Rückspiegel verschwinden. Beim Bremsen herrscht annähernd Gleichstand. Die Stopper des Touareg beißen mit 38,6 Meter sogar noch herzhafter zu. Die 38,7 Meter Bremsweg vom Volvo sprechen für das hohe Sicherheitsniveau unserer schweren Brocken.
Bei einem Leergewicht von etwa 2,5 Tonnen dürfte eines klar sein: Diese Autos können vor allem geradeaus bollern. Deshalb empfiehlt sich Cruisen statt Rasen als bevorzugte Reiseart. Dennoch: Im Touareg sind subjektiv die Wankbewegungen in Kurven geringer - auch dank des 2.950 Euro teuren Luftfahrwerks. Allerdings vermittelt die Lenkung weniger Rückmeldung als im Volvo. Der Volvo legt sich weiter in die Kurven. Dafür ist bei ihm die Gasannahme spontaner und die Lenkung direkter. Außerdem braucht er mit 18,2 Liter über einen Liter weniger Superplus als der VW. Ergo: Man darf sich von den Leistungsdaten nicht täuschen lassen: SUVs vom Schlage unserer Kandidaten werden nie ein sportliches Fahrverhalten an den Tag legen. Der Schwerpunkt liegt dafür zu hoch, die Masse ist einfach zu viel. Ihr Ding ist das souveräne Gleiten.
[strong]Schöner wohnen - die Innenräume[/strong]
Der Innenraum des Touareg ist in der 5.000 Euro teuren Individual-Ausstattung kaum zu toppen. Weder, was das Design, noch was die Verarbeitung angeht. Chapeau! Klar, das meiste, was im Touareg-Interieur glänzt, muss man teuer bezahlen, wie die Klimaanlage hinten für 660 Euro. Da kann der Innenraum des Volvo XC90 nicht mithalten. Für ein 60.000-Euro-Auto ist zuviel Plastik verarbeitet. An das Niveau des Touareg reicht der Schwede somit nicht heran.
[strong]Es wird ernst: Die Geländeprüfung[/strong]
Die Prüfung ohne Asphalt. Das Luftfahrwerk des Touareg hat es in sich: die Endgeschwindigkeit auf der Autobahn erhöht sich gegenüber der Stahlfederung um sieben km/h, die Bodenfreiheit im Gelände auf 30 Zentimeter. Der Touareg hat eine Untersetzung und eine Mitteldifferentialsperre serienmäßig an Bord. Damit ist das Gröbste zu schaffen. Da muss der Volvo passen: Keine Luftfederung, keine Sperre, keine Untersetzung. Entsprechend wenig hat uns der XC90 bisher im Gelände überzeugt. Immerhin ist beim V8 ein überarbeiteter Allradantrieb im Einsatz.
Im Gelände wird schnell klar: Was der Touareg mit Technik schafft, muss der Volvo-Fahrer auf unbefestigtem Geläuf mit Schwung wettmachen. Aber das kann natürlich ins Auge gehen. Das meiste schafft der Touareg jedoch ohne Einsatz von Untersetzung und Sperre. Optional gibt es beim Wolfsburger für 780 Euro sogar eine Hinterachssperre. Und für 1.940 Euro entkoppelbare Stabilisatoren. Dann hält dieses Auto kaum noch was auf. Der Volvo kann da nicht mithalten. Unbeladen hat er knapp 22 Zentimeter Bodenfreiheit. Das ist immerhin soviel wie bei der G-Klasse von Mercedes. Das neue Allradsystem ,,Instant Traction" macht Offroad eine bessere Figur, endlich traut man sich auch mit dem XC90 in leichtes Gelände! Er wirkt zwar nicht souverän, aber er kämpft sich frei.
[strong]Das Fazit[/strong]
Wer von den beiden SUVs ist nun der Bessere? Der Bestseller aus Wolfburg - der VW Touareg. Oder der Herausforderer aus Schweden - der Volvo XC90. Wir kommen zum Gesamtfazit beim großen V8-Wuchtbrummen-Vergleich!
Am Volvo überzeugen uns der Motor, die Beschleunigung und - der Sound. Außerdem braucht er weniger Benzin und ist billiger im Unterhalt. Wer zum Gipfelkreuz lieber geht als fährt, liegt mit diesem Auto goldrichtig. Am Touareg gefallen uns die Offroad-Performance, die Endgeschwindigkeit und das optionale Luftfahrwerk. Weniger gut gefallen uns die Unterhaltskosten und die Aufpreisliste sowie die Lenkung.
Der Volvo gewinnt diesen Vergleich knapp. Wir finden, der Schwedenbrocken ist der bessere V8.