Deutschland wird vom schon seit einigen Jahren vom Minivan-Fieber geschüttelt. Seit die zwei großen Jedermann-Marken mit gleichwertigen Angeboten am Markt sind - VW mit dem Touran, Opel mit dem Zafira -, ist der Kampf um die Vorherrschaft als Marktführer bei den Minivans entbrannt. Beide Hersteller haben nun ihre Modelle aufgepeppt.
Während von 1998 bis 2003 der Zafira Marktführer war, überholte VW mit dem Touran die Rüsselsheimer im Jahr 2004 und führt seitdem die Zulassungsstatistik an. Mit dem 150 PS-Diesel kommt der Zafira auf über 200 km/h in der Höchstgeschwindigkeit, verbraucht allerdings mit über acht Litern mehr Sprit als der Touran. Der Preis liegt knapp unter 28.000 in der ,,Catch Me"-Version. Der Touran hat zwar zehn PS weniger als sein Konkurrent, ist aber fast genauso schnell in der Höchstgeschwindigkeit und verfügt über den kräftigeren Antritt. Dafür kostet er aber mit vergleichbarer Ausstattung 900 Euro mehr.
Der aktuelle Zafira ist 15 Zentimeter größer als sein Vorgänger und mit 4,47 Meter auch acht Zentimeter länger als der Touran. Die Ähnlichkeit zum Astra ist Absicht und steht dem Zafira gut. Neu auch die Bi-Xenon Lichter, die sich in Kurven mitbewegen. Am Heck ein schönerer Hintern, da der alte Lastkasten-Look der Klappe verschwunden ist. Opel achtet die Umwelt. Serienmäßig ist ein Partikelfilter an Bord. Seit 2006 gibt es auch einen Antrieb mit Erdgas. Vorbildlich!
[strong]Welcher Van bietet mehr Fahrspaß?[/strong]
Vorne ist der Touran, der sich nun im typischen VW-Style präsentiert, peppiger und damit auch attraktiver geworden als sein unscheinbarer Vorgänger: Der verchromte Kühlergrill und markante Scheinwerfer lassen den Touran ein bisschen edler wirken. Die optischen Veränderungen am Heck fallen gering aus. Geblieben ist die unattraktive Brotkastenform. Der Motor nagelt nach dem Kaltstart nach wie vor wie ein typischer Diesel. Manko: In der Serie gibt es keinen Rußpartikelfilter, gegen Aufpreis von 575 Euro schon! Der TDI-Motor überzeugt dafür mit kultiviertem Fahrverhalten und einem moderaten Verbrauch von 7,5 Litern. Für Fahrspaß sorgt ein kraftvoller Antritt aus niedrigen und mittlerweile auch in höheren Drehzahlen. Der Motor schiebt seine maximal 320 Newtonmeter lässig auf die Kurbelwelle. Das Sechsgang-Getriebe begeistert mit enormer Präzision und knackig-kurzen Schaltwegen. Lediglich sein etwas ruppiger Motorlauf und die eingeschränkte Drehfreude ab 3.500 Umdrehungen lassen zu wünschen übrig.
Besonderheit: Seit diesem Jahr bringt VW im Touran einen Parkassistent auf den Markt, das so genannte computerunterstützte Einparken. Zwei Ultraschall- Sensoren tasten im Stoßfänger ständig Fahrer- und Beifahrerseite ab. Ein Steuergerät berechnet in Sekunden die Größe der Parklücke sowie den idealen Lenkeinschlag. Der Fahrer schaltet durch Einlegen des Rückwärtsgangs den Assistenten ein, nimmt dann die Hände vom Lenkrad und bedient nur noch Gas und Bremse. Der automatische Parkvorgang dauert rund 15 Sekunden. Preis: knapp 1.000 Euro.
Das Opel-Fahrwerk vermittelt ein hohes Maß an Sicherheit. Es gleicht Bodenunebenheiten auf schlechten Straßen mühelos aus und verhindert so störende Wankbewegungen des 1,64 Meter hohen Fahrzeugs. In Kurven zeigt der Van seine Sportlichkeit. Ein Ausbrechen des Hecks ist wegen des ESP kaum möglich. Leider ist die Sicht nach vorne wegen der breiten A-Säulen leicht eingeschränkt. Der 150 PS-Diesel absolviert Überholmanöver auf der Landstraße zügig und sicher. Lob verdienen die direkte Lenkung und Fahrwerk. Der 1.9 CDTI überzeugt mit Kraft und Drehfreude. Nur der Durchschnittsverbrauch von 8, 1 Litern könnte niedriger sein.
[strong]Die inneren Werte[/strong]
Im Zafira hat der Astra-Look Einzug gehalten. Chromumrandete Instrumente, hochwertige Materialien - die Mischung stimmt. Die Serien- ausstattung in der von uns gefahrenen Variante ,,Catch-Me" (darüber rangieren Sport und Cosmo) ist umfangreich und reicht von ABS, über CD-Radio bis hin zur Klimaanlage. Allerdings fehlen im Gegensatz zum VW Ablagefächer im gesamten Innenraum. Die Sitzpolster sind elegant und solide. Aber: Großgewachsene finden auf den Zafira-Sesseln keine entspannte Sitzposition, weil sie zu eng und zu unbequem sind. Dass der Zafira nun um 15 Zentimeter länger ist, kommt dem Laderaum und den Passagieren in der zweiten und dritten Reihe zugute. Berühmt ist der Zafira wegen seines Flex7-Sitzsystem, bei dem die dritte Sitzreihe wie Phönix aus der Asche kommt. Werden die letzten Reihen nicht benötigt, ergibt sich ein voluminöses Gepäckabteil von maximal 1.820 Litern. Manko: Die zweite Reihe ist zwar umklappbar, aber die Sitze lassen sich nicht ausbauen!
Im Innenraum des Touran gibt es für die Familie mehr Serienausstattung. Dennoch verlangt VW für die Klimaanlage, die bei Opel zur Serienausstattung gehört, 400 Euro Aufpreis. Der Innenraum ist gut durchdacht mit vielen Ablagemöglichkeiten. Gut: Im Touran befindet sich der CD-Wechsler in der Mittelkonsole und kann somit auch während der Fahrt mit Musik-Nachschub versorgt werden. Der Touran ist gewohnt geräumig, besonders in der zweiten und dritten Reihe. Auf rund 4,4 Metern finden bis zu sieben Personen Platz. Die nicht gerade hübsche, aber praktische Kastenform macht´s möglich. Selbst in der aufpreispflichtigen dritten Reihe - die Sitze lassen sich im Boden mit einem Handgriff versenken - können Erwachsene auf kurzen Strecken bequem mitfahren, nur dass der Kofferraum dann nahezu verschwindet. Die drei nebeneinander angeordneten Sitze der zweiten Reihe lassen sich mit wenigen Handgriffen umsetzen, in Längsrichtung verschieben, zusammenklappen oder gar ganz ausbauen. Dann entsteht ein Kofferraumvolumen von fast 2.000 Litern. Beim Touran gehen also 180 Liter mehr in den umgeklappten Kofferrraum. Hier hat er also auch die Nase vorn.
[strong]Fazit[/strong]
Der Touran ist in vielen Belangen ein gelungenes Fahrzeug mit viel Platz, Sicherheit und guten Fahreigenschaften. Nur beim Navi und dem Handyanschluss gibt es zeitweise Elektronikprobleme. Der Zafira besticht durch eine gute Serienausstattung und mit einem umweltschonenden Partikelfilter. Zudem begeistert der 1.9-Diesel mit Kraft und Drehfreude. Es gibt - von den Fahrer-Sitzen abgesehen - keine ausgeprägten Schwachpunkte. Nur: Am geräumigeren und spurtstärkeren VW beißt sich der Zafira die Zähne aus und muss sich daher dem VW knapp geschlagen geben. Und das, obwohl der Opel um zirka 1.000 Euro günstiger ist als der VW Touran.