Was wäre der Golf ohne die GTI-Version? Kommt der neue VW Golf VII im Herbst 2012 auf den Markt, brauchen die sportlichen Fahrer nicht lange zu warten: Im Frühjahr 2013 bereits rollt der neue Golf GTI zu den Händlern - und das erstmals in zwei Leistungsstufen und einer neuen Progressivlenkung. Dazu konnten die Macher den Verbrauch des noch stärkeren Golf GTI um 18 Prozent senken. Mit einer seriennahen Studie gibt Volkswagen auf dem Pariser Autosalon (29.09.2012 - 14.10.2012) einen heißen Vorgeschmack.
© Foto: Volkswagen
Design: Starke Änderungen im Detail
Wie alle sechs VW Golf GTI zuvor, differenziert sich auch die in Paris als Studie gezeigte 7. Generation durch zahlreiche zusätzliche Ausstattungs-Features. Im Exterieur gehören dazu die rot lackierten Bremssättel, eine GTI-typische Wabenstruktur der Lufteinlassgitter, abgedunkelte LED-Rückleuchten samt LED-Kennzeichenbeleuchtung sowie jeweils links und rechts ein verchromtes Abgasendrohr mit 80 Millimetern Durchmesser.
Charakteristisch seit den Tagen des ersten Golf GTI: die Serienfarben Rot („Tornado Rot“) und „Schwarz“ sowie die optionale Lackierung in Weiß („Pure White“ als Sonderfarbe). Volkswagen entwickelte darüber hinaus die GTI-Felgen „Denver“, Detroit“ und „Glendale“ weiter: Design-Merkmale dieser Räder des Vorgängers flossen in die neu gestalteten, glanzgedrehten 17-Zoll-Leichtmetallräder des Typs „Brooklyn“ ein. Die Macher bestückten die Räder mit Reifen der Dimension 225/45. Optional wird es den GTI mit 18-Zoll-Rädern geben.
Der neue VW Golf GTI sollte flacher, breiter und vom Charakter her herausfordernder als seine Vorgänger wirken. Wichtig dabei ist die Tatsache, dass die GTI-spezifischen Designelemente keine „aufgesetzten“ Lösungen, sondern ein integrativer Bestandteil des Wagens sind. Nicht zuletzt deshalb wurde der GTI parallel zum „normalen“ Golf konzipiert.
Im Frontbereich mit seinen speziell auf den GTI zugeschnittenen LED-Nebelscheinwerfern fällt ein starkes und signifikantes GTI-Element auf, das komplett neu interpretiert wurde: der rote Streifen. Einst umrahmte der Streifen komplett das rechteckige Kühlergrillgitter der ersten Golf-Generation. Beim sechsten GTI waren es zwei rote Streifen, die oben und unten das Gitter einfassten. Nun, in der siebten Generation, schließt der rote Streifen das Kühlergrillgitter an deren unteren Kante ab, erstreckt sich dann aber erstmals weiter nach links und rechts bis in die Gehäuse der Bi-Xenon-Scheinwerfer hinein. Die rote Linie durchläuft die Front so auf der ganzen Seite.
© Foto: Volkswagen
Ganz unten im Stoßfänger, unterhalb der in Wagenfarbe lackierten Querspange, wird der schwarze Lufteinlass mit Gitter in Wabenstruktur nun nicht mehr von einem ebenfalls schwarzen Bereich eingefasst, sondern von in Wagenfarbe lackierten Flächen. Auf diese Weise kommt der Lufteinlass stärker zur Geltung. Gleichzeitig zeichnen sich die jeweils drei seitlichen, schwarzen Aerodynamik-Lamellen unterhalb der Scheinwerfer signifikanter in der Frontpartie ab.
Ein weiteres Detail, das sich in das präzise konturierte Design einfügt, stellt der schwarze Splitter, wie man ihn aus dem Motorsport kennt, dar. Analog ebenfalls in Schwarz gehalten: die Seitenschweller und der Diffusor im Heckbereich. Diese quasi umlaufenden schwarzen Elemente lassen den mit einem GTI-Sportfahrwerk ausgestatteten Golf mit einer um 15 Millimeter abgesenkten Karosserie nochmals satter auf der Straße stehen.
Als weiteres Beispiel für die harmonische Integration der GTI-spezifischen Elemente erweist sich der neu gestaltete Dachkantenspoiler, der - vom Format her deutlich größer als sein Pendant bei den weniger stark motorisierten Golf-Versionen - flächenbündig in die Heckklappe und die Karosserie integriert ist. Erstmals besitzt der sportliche Volkswagen parallel zu den GTI-Zeichen an Front und Heck auf den vorderen Kotflügeln in Höhe der Charakterlinie rote Plaketten mit dem typografisch seit Jahrzehnten bekannten GTI-Schriftzug.
Motor: Performance-Paket zündet zweite Stufe
Ihren Antrieb erhält die Studie des nächsten VW Golf GTI von einem weiterentwickelten Motor der Serie EA888 - ein 2.0-Liter-Turbo-Benzindirekteinspritzer mit 220 PS. Novum: Erstmals in der Geschichte der Ikone wird es für den Golf GTI optional eine Leistungssteigerung ab Werk geben. Das Performance-Paket hebt die maximale Leistung auf 230 PS an.
Beide GTI-Varianten sind serienmäßig mit einem Start-Stopp-System ausgerüstet, erfüllen die erst im Jahr 2014 in Kraft tretende EU6-Abgasnorm und kommen, per 6-Gang-Getriebe geschaltet, auf den gleichen, niedrigen Durchschnittsverbrauch von 6,0 Litern pro 100 Kilometer (CO2-Ausstoß 140 g/km). Den kombinierten Verbrauch des neuen Golf GTI konnten die Macher damit gegenüber dem Vorgänger mit 210 PS um 1,3 Liter respektive 18 Prozent senken. Optional steht für beide Leistungsstufen ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) zur Verfügung.
Stufe 1: Der Serien-GTI mit 220 PS leistet 10 PS mehr als der Vorgänger. Parallel konnte Volkswagen das maximale Drehmoment um 70 Nm auf 350 Nm erhöhen. Damit liegt der neue Golf GTI exakt auf dem Niveau des bisherigen Golf R, der allerdings von einer anderen TSI-Generation angetrieben wurde. So ausgerüstet, setzt sich der Golf GTI in Szene: Von 80 auf 120 km/h beschleunigt der Golf GTI im vierten Gang in 5,0 Sekunden; im fünften Gang sind es 6,0 Sekunden. Weitere Daten, die bei einem GTI nicht fehlen dürfen: Der Neue beschleunigt in 6,6 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 246 km/h.
© Foto: Volkswagen
Stufe 2: Wer sich für einen Golf GTI mit Performance-Paket entscheidet, zündet die zweite Stufe. Wie skizziert, steigt die Leistung hier um 10 PS; das maximale Drehmoment erweist sich als identisch. Die 230 PS ermöglichen voraussichtlich eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und einen Sprint auf 100 km/h in nur 6,5 Sekunden.
Plus an Dynamik: Neue Vorderachsquersperre und Progressivlenkung
Das Performance-Paket beinhaltet allerdings nicht nur ein Plus an Leistung, sondern ebenfalls ein Plus im Bereich des Handlings: Statt mit 16-Zoll-Bremsen ist der GTI in diesem Fall mit 17-Zoll-Bremsen samt GTI-Schriftzug auf den Sätteln und der ebenfalls erstmals in dieser Form angebotenen Vorderachsquersperre (VAQ) ausgestattet.
Die elektronisch geregelte Sperre beeinflusst die aktive Sicherheit und Fahrdynamik positiv, da sie das bei starken Fronttrieblern mitunter auftretende Leistungsuntersteuern nahezu ausschließen, das Fahrverhalten präzisieren und eine stabilisierende Wirkung beim Lastwechselübersteuern haben soll. Die VAQ erhöht die Antriebskraft am kurvenäußeren Rad, wodurch sich zudem optimierte Kurvengeschwindigkeiten realisieren lassen. Ebenfalls verbessert wird die Traktion beim Anfahren auf losem und feuchtem Untergrund sowie in Abbiegesituationen.
Eine Weltpremiere feiert die neue Progressivlenkung im Golf GTI, die sich bei jeder der zwei Leistungsstufen serienmäßig an Bord befindet. Der Fahrer kommt dank dieser Lenkung mit weniger Lenkradumdrehungen aus, um die gewünschten Radien zu realisieren; er muss also weniger oft umgreifen. Klingt simpel, ist aber revolutionär. Hintergrund: Herkömmliche Lenkungen arbeiten mit einem konstanten Übersetzungsverhältnis. Die neue Lenkung des Golf GTI indes operiert mit einem progressiven Übersetzungsverhältnis. Beim Rangieren und Parken reduziert dies spürbar die Lenkarbeit. Auf kurvenreichen Landstraßen und beim Abbiegen indes wird der Fahrer aufgrund der direkteren Auslegung ein Plus an Dynamik feststellen.
© Foto: Volkswagen
Anders als bei einer konstanten Lenkübersetzung, die immer einen Kompromiss zwischen Fahrdynamik und Komfort realisieren muss, wird hier die Verzahnung der Zahnstange über den Lenkhub deutlich verändert. Folge: Der Übergang zwischen indirektem Lenkverhalten im Mittenbereich (Geradeausfahrt) und direktem Lenkverhalten bei größeren Lenkraddrehwinkeln gestaltet sich progressiv und ermöglicht ein deutlich agileres Lenkverhalten in fahrdynamischen Situationen. Beim Parken ergibt sich indes der kleinere Lenkwinkel und damit ein Komfortgewinn.
Interieur: Moderne Hommage an den ersten GTI
Bereits den ersten VW Golf GTI zierten Bezüge im legendären Karomuster. Der im Golf GTI VI „Jacky“ genannte Stoff wurde - wie beim Wechsel jeder GTI-Generation - neu designt und heißt nun „Clark“. Beim Karomuster ist es selbstverständlich geblieben. Rote Ziernähte im Bereich der Sportsitze und Schalthebelverkleidung sorgen für einen akzentreichen Kontrast, während der schwarze Dachhimmel die sportliche Auslegung des Interieurs unterstreicht.
Neben zahlreichen Serienfeatures wie einer Klimaanlage, der Müdigkeitserkennung und dem Radiosystem „Composition Touch“ mit SD-Karten-Slot und AUX-IN-Schnittstelle verfeinern weitere GTI-spezifische Features das Interieur. Typisch für einen Golf GTI sind das individualisierte Sportlenkrad und ein spezieller Schaltknauf. Letzterer wurde erneut einem Golfball nachempfunden und ist damit ebenso eine Hommage an den ersten GTI wie das neu konzipierte Lederlenkrad.
Der nach unten sportlich abgeflachte Volant mit seinen drei Metallspeichen und Blenden in hochglänzendem Schwarz wirkt leicht, ist ausgesprochen griffig, besitzt auf den zwei Quer-Speichen serienmäßig Multifunktionstasten und in der Mitte im Gegensatz zu allen anderen Golf-Lenkrädern einen runden Pralltopf - so, wie es in ähnlicher Form im ersten GTI der Fall war.
Ein starkes Statement stellt das GTI-Kombiinstrument mit einem Color-Display und einer eigenständigen Grafik der Instrumente dar, die keineswegs zufällig an hochwertige Chronographen erinnern. Abgerundet wird die GTI-spezifische Optik im Interieur durch eine rote Ambiente-Beleuchtung, spezielle Dekorleisten und Blenden, eine Pedalerie und Fußablage aus gebürstetem Edelstahl, Einstiegsleisten vorn mit Edelstahl-Applikation und einer auch hier integrierten Ambiente-Beleuchtung.