Er ist der Gymkhana-Held und der Drift-König schlechthin: Wir trafen Ken Block zum Interview - und der US-Amerikaner gab sehr interessante Informationen preis. Uns erzählte Ken Block, wie er tatsächlich auf die Idee zu den Gymkhana-Videos kam und was davor passierte. Aber auch, wie viele Reifen pro Gymkhana-Video drauf gehen, welche Autos zu Hause in seiner Garage stehen und wie er gezwungen wurde, ein Auto zu crashen.
© Foto: Ford
Damit nicht genug: Geboren am 21. November 1967 in Long Beach, Kalifornien, stieg Ken Block als aktiver Fahrer erst spät in den Rallye- und Rallycross-Sport ein. Er machte sich dennoch schnell einen Namen und prägte den Begriff „Hoonigan“ - das aggressive Fahren am Limit auf eigenwillige Art. Da blieb die Frage nicht aus, welche Tipps Ken Block hat, um als Neuling so driften zu lernen wie er. Sogar Ford bat den Auto-Freak bei der Entwicklung des neuen Focus RS um Unterstützung - und Ken Block hatte dabei einen wichtigen Job.
Das Interview führte Speed Heads-Redakteur Christian Brinkmann.
Ken, wie entstand Deine Leidenschaft für Autos?
Ich bin verrückt nach Autos, seitdem ich ein kleines Kind war. Am liebsten schaute ich mir Rallyes an - insbesondere die allradangetriebenen „Gruppe B“-Monster der 1980er-Jahre zogen mich in den Bann. Als ich größer wurde, interessierte ich mich ebenfalls das Design von Autos und ich studierte Produktdesign.
Was war Dein spannendstes automobiles Erlebnis?
Bei den X-Games gegen Colin McRae zu fahren. Ich schaute mit bereits in den 1990er-Jahren mit Begeisterung seine Rennen an. Colin McRae war eine meiner größten Inspirationen im Rallye-Sport. Für mich wurde ein Traum wahr, als ich bei den X-Games 2006 erstmals gegen Colin McRae fahren und 2007 in einem Kopf-an-Kopf-Rennen sogar gegen ihn gewinnen konnte.
Du hast den neuen Ford Focus RS mit entwickelt. Welchen Bereich genau?
Mein Job war es, das Handling zu testen und zu verbessern. Ford setzte die Messlatte sehr hoch und es bereitete Spaß, die Jungs von Ford beim neuen Focus RS zu unterstützen.
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Was sind Deiner Meinung nach die Stärken des neuen Ford Focus RS?
Mich begeistert das Gesamtpaket: der tolle Look, das ziemlich gute Interieur und vor allen Dingen der Motor und der Allradantrieb, der die Dynamik nochmals steigert.
Was würdest Du persönlich am neuen Focus RS noch verbessern?
Was Ford mit dem Vierzylinder-Turbomotor und dem Allradantrieb entwickelte, ist ziemlich gut. Natürlich könnte ich immer mehr Power gebrauchen. Ford gibt dem neuen Focus RS 350 PS, ich hätte am liebsten 450 PS. Aber für die Allgemeinheit muss das Auto bezahlbar bleiben - und was Ford baute, ist richtig gut.
Was ist Dein Lieblingsauto?
Ganz klar der Ford RS200.
Welches war Dein erstes eigenes Auto?
Das war ein Toyota Corolla, den zuvor meine Mutter fuhr.
Welche Autos fährst Du aktuell privat?
Für den Alltag nutze ich einen Ford F-150 Raptor (Pickup mit einem 6,2-Liter-V8 und 416 PS). Ich lebe in den Bergen - und dieser Pickup eignet sich bei Schnee sehr gut. Im Sommer liebe ich Offroad-Touren mit dem Raptor.
Welche Autos stehen bei Dir zu Hause noch in der Garage?
Ein Ford RS200, den ich erst kürzlich kaufte. Der hat 800 PS.
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Was war das bislang schlechteste Auto, das Du gefahren bist?
Ein Reliant Robin. Ein Auto mit drei Rädern, das ich bei Dreharbeiten mir „Top Gear“ in Großbritannien zu Schrott fuhr.
Hat Dir „Top Gear“ erlaubt, den Reliant zu Schrott zu fahren?
Sie erlaubten es mir nicht nur, sie zwangen mich, das Auto zu crashen.
Kannst Du Dich an den ersten Drift Deines Lebens erinnern?
An exakt meinen allerersten Drift kann ich mich nicht erinnern. Ich war 15 oder 16 Jahre alt, als ich heimlich die Schlüssel vom Auto meiner Eltern ergatterte und die Rallye-Fahrer nachahmen wollte. So begann ich mit dem Herumrutschen. Doch ich wusste nicht wirklich, was ich da tat.
Wo hast Du das Rallye-Fahren und das präzise Driften gelernt?
Ich nahm erst 2004 an einem Rallye-Lehrgang teil. In den USA gibt es zwei sehr gute Rallye-Schulen: DirtFish und Team O’Neil. Ich lernte das Rallye-Fahren bei Team O’Neil, die auch anderen US-amerikanischen Rallye-Piloten wie Travis Pastrana und Dave Mirra das richtige Fahren beibrachten. Meine Rallye-Karriere startete schließlich 2005.
Wie entstand die Idee für die Gymkhana-Videos?
Ich begann mit Gymkhana-Rennen in Südkalifornien, da die nationale Rallye-Meisterschaft in den USA keine einzige Asphaltstrecke beinhaltet. Allerdings wollte ich den Spaß erleben, mit einem Allradauto auf Asphalt zu driften. Aus diesem Grund startete ich mit Gymkhana. Dann baute ich mir auf Basis des 2006er Subaru WRX STi ein spezielles Auto für die Gymkhana-Events und als es fertig war, hörte der Veranstalter der Gymkhana-Events in Südkalifornien auf.
© Foto: Ford
Ich besaß ein großartiges Auto, konnte damit aber nichts mehr anfangen. So kam es, dass wir für Testläufe zum stillgelegten Flugplatz von El Toro zurückkehrten, auf dem einst ein Gymkhana-Rennen stattfand. Wir filmten einige Tests mit dem Subaru und es packte uns, so dass das erste Gymkhana-Video entstand. Im Grunde genommen waren das Tests und Übungsläufe. Ich konnte mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen, dass das Video eine derartige Bekanntheit erzielt. Aufgrund der Popularität entschlossen wir uns, die Gymkhana-Videos zu drehen.
Wie lange dauert es, ein Gymkhana-Video zu drehen?
Die Planung dauert etwa sechs Monate. Es folgen vier Drehtage und rund acht Wochen für die Postproduktion wie Schnitt, Vertonung etc.
Manchmal sieht man Reifenspuren von vorherigen Versuchen. Wie viele Versuche sind für einen Stunt nötig, dass er für das Video wirklich passt?
Ich könnte die meisten Stunts beim ersten Versuch schaffen. Aber wir möchten, dass es möglichst gefährlich aussieht. Beim Setup schätzen wir, was der perfekte Kamerawinkel ist. Beim Fahren kann das anders aussehen. Um die Dramatik im Bild einzufangen, brauchen wir drei bis fünf Versuche, bis wir zufrieden sind.
Wie viele Reifen gehen pro Video drauf?
Pro Video benötigen wir rund 40 Reifen.
Welchen Ratschlag könntest Du unseren Lesern geben, die lernen möchten, wie Du zu fahren?
Ich lernte viel durch das Rallye-Fahren und den Besuch einer Rallye-Schule. Ich denke, dass Rallye-Fahren der beste Weg darstellt, Fahrzeugkontrolle und Driften zu lernen.
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Wo liegen Deine Stärken und Deine Schwächen?
Ich kann spektakulär fahren und in die Vollen gehen. Allerdings fahre ich bei Rallyes sehr gerne etwas übersteuernd, da es mir auch um den Spaß geht. Es fällt mir schwer, nicht immer seitlich zu fahren. Aber das ist nicht immer schnell.
Dazu kommt, dass viele Top-Fahrer der WRC (Rallye-Weltmeisterschaft) immense Erfahrungen beim Lesen der Straßen und beim Erstellen der Aufzeichnungen über die Streckencharakteristik („Gebetbuch“) besitzen. Aber hier fehlt mir noch die Erfahrung. Um in der WRC ganz vorne mitfahren zu können, musst Du mit Hilfe der Notizen absolut am Limit agieren. Wenn Du keinen herausragenden Aufschrieb hast, kannst Du mit den besten Fahrern in der WRC nicht mithalten.
Hast Du einen Glückbringer im Auto dabei?
Ich bin nicht abergläubisch und habe daher keinen Glücksbringer.
Hast Du Vorbilder? Personen, die Dich und Deine Aktivitäten beeinflussten?
Mein größtes Idol beim Rallye-Fahren ist Colin McRae. Er hatte einen kompromisslosen Fahrstil und wollte immer gewinnen. Aber auch seine Persönlichkeit schätzte ich sehr.
Hast Du ein bestimmtes Hobby zum Ausgleich, um Dich herunterzubringen?
Ich gehe sehr gerne Snowboarden, mache aber auch Downhill-Mountainbiking, Wakeboarden und habe eine Vorliebe für Rennspiele auf der Konsole. Um fit zu bleiben, kommt Kickboxen dazu.
Was war der beste Ratschlag, den Du in Deinem Leben erhalten hast?
Work hard, play hard!