Alle für Bruno? BMW und das Asphaltschach

, 21.10.2012

Welche Möglichkeiten ergeben sich, sollten Gary Paffett oder Bruno Spengler Schützenhilfe benötigen? Markenkollegen geben sich zurückhaltend

Wie in kaum einer anderen Motorsportserie zählt in der DTM die Marke - noch mehr, seitdem drei Hersteller antreten. Logisch wäre es daher, würden die Piloten taktisch fahren und "ihren" Titelkandidaten im Saisonfinale auf dem Hockenheimring unter die Arme greifen. Die beste Ausgangsposition für solche Manöver hat am Sonntag BMW, die inklusive Bruno Spengler mit fünf Autos unter den besten Sieben der Startaufstellung vertreten sind. Gary Paffett hat keinen Wasserträger in seiner Nähe.

Im Weg steht diesem Vorhaben der Artikel 20.2 des Sportlichen Reglements der DTM, der kurioserweise unter dem Punkt "Fahrerausrüstung" zu finden ist. Darin heißt es: "Stallregie (Teamorder), die das Rennergebnis verfälscht, ist verboten." Näher ist diese Bestimmung nicht ausgeführt, vieles bewegt sich in der Grauzone und ist Auslegungssache der Sportkommissare, die an diesem Wochenende durch Ex-Mercedes-Pilot Daniel la Rosa verstärkt werden. Bekommt der Hanauer Arbeit?

Viele Optionen für Marquardt und Co.

Möglichkeiten würden sich bieten, um Spengler mit einer Kollektivaktion an seinem vor ihm startenden Hauptkonkurrenten Paffett vorbeizukommen. Die naheliegende Taktik, wenn der von der Pole-Position startende Augusto Farfus auch nach Kurve eins in Führung ist: Der Brasilianer bremst den Briten ein und ermöglicht Spengler so ein Überholmanöver. Farfus will eigene Ziele verfolgen: "Ich würde mir so wünschen, einfach zu starten und zu verschwinden, das wäre ein Traum."

Auch sonst ist Zurückhaltung Farfus' Maxime: "Ich will um den Rennsieg kämpfen, das ist mein Ziel." Auf den Rängen fünf bis sieben folgt mit Joey Hand, Martin Tomczyk und Dirk Werner eine Phalanx der Münchener - doch auch dieses Trio hält sich bedeckt, obwohl sie über taktische Möglichkeiten verfügen - etwa, wenn Paffett zum Pflichtstopp an die Box kommt. Ein langer erster Stint könnte ein Auto dann vor den Mercedes-Piloten bringen und zur rollenden Schikane machen.

Postkarte statt Teamorder

Hand erklärt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com', dass er daran keinen Gedanken verschwendet: "Das müssen die Jungs unter sich ausmachen. Ich konzentriere mich darauf, Punkte zu holen und mein besten Ergebnis einzufahren", so der US-Amerikaner, der den Wert des Rennes für ihn persönlich unterstreicht: "Als ich mich in Österreich als Fünfter qualifiziert habe, war ich neu in der DTM. Am Start bin ich untergegangen wie ein Stein. Wenn man in den Top 10 liegt, dann ist das ein Grund, eine Postkarte nach Hause zu schicken."

Auch der amtierende Champion betont, dass sein möglicher Nachfolger zunächst auf sich alleine gestellt ist, erwähnt aber auch den Teamgedanken bei BMW: "Ich bin zufrieden, wenn Bruno ganz vorne steht. Das ist dieses Wochenende einfach das wichtigste." So wichtig, dass er für den Gesamterfolg im Championat eigene Ambitionen opfert? "Wenn wir viele Autos vorne haben, dann fühlt sich Bruno wahrscheinlich etwas wohler. Vor allem wenn er im Rückspiegel einen BMW sieht."

Green hält sich bedeckt

Könnte das für BMW heißen: Wir machen Spengler Platz, aber behindern deswegen keine anderen Autos? Eine Marschroute, die einigermaßen konsensfähig klingt und die Fahrer zumindest vor Ärger am Grünen Tisch bewahren könnte. Werner wäre es ohnehin am liebsten, hätte Spengler fremde Hilfe gar nicht nötig: "Damit, dass er im Qualifying vor Gary gelandet ist, hat er die besten Karten. Er hat bewiesen, dass er das Rennen kontrollieren kann, wenn er ein gutes Qualifying hat. Das ist eigentlich das Wunschszenario", erklärt er 'Motorsport-Total.com'.

Vielmehr betont der Würzburger, die günstige Konstellation für andere Ziele nutzen zu wollen: "Für BMW ist es natürlich gut, so viele Autos vorne zu haben. Wir wollen in der Herstellerwertung so viele Punkte wie möglich gutmachen. Auch in der Teamwertung wollen wir es schaffen, die HWA-Mannschaft noch zu schlagen", schielt er darauf, gemeinsam mit Spengler als Team Schnitzer die Spitze zu erobern: "Wenn Bruno gut punktet, wäre es die beste Art und Weise, das zu schaffen."

Bleiben für Mercedes also gar keine Optionen? Der von Rang zehn startende Jamie Green hält sich auf Nachfrage bedeckt, wenn es um die Möglichkeit von Schützenhilfe für seinen Landsmann und Teamkollegen geht: "Gute Frage, wir werden sehen", weicht er nach dem Qualifying aus. Die einzig denkbare Option ist ein langer erster Stint, bei dem ihn die BMW-Truppe ihrerseits mit identischem Vorgehen einbremsen könnte: "Ich habe da jetzt noch keine Ahnung", wiegelt Green ab.

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